- Schwarzburg-Rudolstadt
-
Schwarzburg-Rudolstadt Wappen Flagge Lage im Deutschen Reich Landeshauptstadt Rudolstadt Regierungsform Monarchie, Republik Staatsoberhaupt Fürst (bis 1918) Dynastie Haus Schwarzburg Bestehen 1599 - 1920 Fläche 941 km² (1910) Einwohner 100.702 (1910) Bevölkerungsdichte 107 Einwohner/km² Entstanden aus Grafschaft Schwarzburg Aufgegangen in Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt Stimmen im Bundesrat 1 Stimme Kfz-Kennzeichen SR Karte Schwarzburg-Rudolstadt ist der Name eines Fürstentums in Thüringen, das 1599 zunächst als Grafschaft Schwarzburg-Rudolstadt gebildet wurde und ab 1697 bis 1918 ein Fürstentum war.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Geschichte des Fürstentums geht auf das Geschlecht der Grafen von Schwarzburg zurück, die erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt wurden. Durch verschiedene Erbteilungen und Erwerbungen veränderte die Grafschaft Schwarzburg bis zum 16. Jahrhundert häufig ihre Gestalt. Nach dem Tod von Graf Günther XLI. im Jahr 1583 teilten seine beiden Brüder die Grafschaft Schwarzburg und bildeten ab 1584 die beiden Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt und Schwarzburg-Rudolstadt. Mit dem Stadtilmer Vertrag vom 21. November 1599 wurden die schwarzburgischen Territorien neu aufgeteilt und die beiden Grafschaften und späteren Fürstentümer erhielten ihre Gestalt, die bis 1920 im Wesentlichen unverändert blieb.
1815 trat das Fürstentum dem Deutschen Bund bei, nachdem es 1807 Mitglied des Rheinbunds geworden war und damit bis 1813 unter der Protektion Napoleons gestanden hatte. 1816 trat die erste Verfassung des Landes im Kraft. 1835 fand der Beitritt des Landes zum Deutschen Zollverein statt.
1848 gab es auch im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt Unruhen, welche zur Folge hatten, dass Bürgerwehren gebildet wurden und im Herbst des Jahres Bundestruppen einrückten. Das neue Wahlrecht mit einem allgemeinen, gleichen und indirekten Wahlsystem wurde erst 1854 durch ein neues Wahlgesetz für den Landtag mit Dreiklassenwahlrecht, die liberalen Gesetze von 1848 und ein neues Grundgesetz für das Fürstentum außer Kraft gesetzt.
Nachdem 1866 Schwarzburg-Rudolstadt gegen die von Österreich im Bundestag des Deutschen Bundes beantragte Mobilmachung gegen Preußen gestimmt hatte, trat das Fürstentum dem neuen Norddeutschen Bund bei, wodurch 1867 die Militärhoheit an Preußen überging. Seit dem 18. Januar 1871 gehörte das Land dann dem Deutschen Reich an.
Nach wiederholter Zurückweisung von Steuererhöhungen durch den Landtag war Schwarzburg-Rudolstadt 1870 in einer Staatskrise und musste beim Bundespräsidium seinen Konkurs anzeigen. Das Bürgertum war zu finanziellen Mehrbelastungen nur bei gleichzeitig größeren politischen und wirtschaftlichen Freiheiten bereit. Kosteneinsparungen durch Einschränkung der Ministerialbürokratie und des Hofstaates waren dem Ministerium nicht möglich, so dass durch den Landtag Ende 1870 eine Wahlrechtsreform erreicht wurde. Danach setzte sich der Landtag aus vier Abgeordneten der Höchstbesteuerten und 12 Abgeordneten zusammen, die aus allgemeinen gleichen Wahlen der männlichen Staatsangehörigen in 12 Wahlbezirken hervorgingen. Das fortschrittliche Landtagswahlrecht bewirkte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine hohe Anzahl von Landtagsabgeordneten der SPD, welche 1911 erstmals die absolute Mehrheit im Landtag besaß und mit Franz Winter den ersten sozialdemokratischen Landtagspräsidenten in Deutschland stellte.
Die französischen Kriegsentschädigungen, höhere Steuereinnahmen durch einen Wirtschaftsaufschwung sowie ein neues Einkommensteuergesetz von 1876 beendeten die Krise der Staatsfinanzen, änderten aber nichts an den 1910 mit 48 Mark pro Einwohner höchsten Staatsschulden in Thüringen.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs dankte mit zwei Wochen Verspätung am 23. November 1918 Fürst Günther Victor, der in Personalunion seit 1909 auch das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen regierte, als letzter deutscher Monarch ab. Ohne Änderung der Verfassung, meinte er, lasse sich die Monarchie nicht abschaffen - ein Argument, dem sich auch die SPD-Mehrheit im Landtag nicht verschließen mochte. Ende November 1919 entstand der Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt, der 1920 im neuen Land Thüringen aufging.
1925 starb der kinderlose Fürst Günther Victor. Nachfolger als Chef des Hauses Schwarzburg wurde der 1896 als erbberechtigt erklärte Prinz Sizzo von Leutenberg, aus einer morganatischen Ehe des 1867 verstorbenen Fürsten Friedrich Günther von Schwarzburg-Rudolstadt mit Gräfin Helene von Reina stammend. Als dessen Sohn Friedrich Günther im Jahr 1971 kinderlos starb, erlosch das Haus Schwarzburg. Es existiert noch ein Namensträger (Erwachsenenadoption 1969).
Weitere Daten
Orte mit über 2000 Einwohnern im Jahr 1910:
Ort Einwohner
1. Dez. 1910Rudolstadt 12.937 Bad Frankenhausen 6.566 Stadtilm 3.798 Bad Blankenburg 3.450 Königsee 3.209 Schlotheim 3.104 Neuhaus am Rennweg 2.553 Oberweißbach 2.117 Meuselbach 2.049 Gesamtbevölkerung:
- 1871: 75.523 Einwohner
- 1900: 93.059 Einwohner
- 1910: 100.702 Einwohner
Etwa 98,5 % bekannten sich zur evangelisch-lutherischen Kirche.
Oberherrschaft
- Fläche: 735 km²
- Städte: Rudolstadt, Bad Blankenburg, Königsee, Oberweißbach, Schwarzburg, Stadtilm
- Landratsämter: Rudolstadt und Königsee
- Exklaven: Angelroda, Elxleben, Leutenberg, Weisbach bei Leutenberg
Siehe auch: Schwarzburger Oberherrschaft
Unterherrschaft
- Fläche: 206 km²
- Städte: Frankenhausen, Straußberg
- Landratsamt: Frankenhausen
- Exklaven: Schlotheim, Immenrode
Regierende Grafen und Fürsten
Mit der Teilung der schwarzburgischen Ländereien 1599 bildet sich die Hauptlinie Schwarzburg-Rudolstadt.
- 1574–1605 Graf Albrecht VII. (1537–1605), Sohn Günthers XL.
- 1605–1630 Graf Karl Günther (1576–1630)
- 1630–1646 Graf Ludwig Günther I. (1581–1646)
- 1646–1662 vormundschaftlich; Emilie von Delmenhorst (1614–1670)
- 1662–1710 Graf Albrecht Anton (1641–1710)
- 1710–1718 Fürst Ludwig Friedrich I. (1667–1718)
- 1718–1744 Fürst Friedrich Anton (1692–1744)
- 1744–1767 Fürst Johann Friedrich (1721–1767)
- 1767–1790 Fürst Ludwig Günther II. (1708–1790)
- 1790–1793 Fürst Friedrich Carl (1736–1793)
- 1793–1807 Fürst Ludwig Friedrich II. (1767–1807)
- 1807–1814 vormundschaftlich; Karoline von Hessen-Homburg (1771–1854)
- 1814–1867 Fürst Friedrich Günther (1793–1867)
- 1867–1869 Fürst Albert (1798–1869)
- 1869–1890 Fürst Georg Albert (1838–1890)
- 1890–1918 Fürst Günther Victor (1852–1925)
Siehe auch
- Schwarzburg (Schloss)
- Schloss Frankenhausen
- Ämilie Juliane Reichsgräfin zu Schwarzburg-Rudolstadt (1637-1706), Liederdichterin.
Literatur
- Die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt, Thüringer Landesmuseum Heidecksburg 2000, ISBN 3-910013-40-6
- Die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, Thüringer Landesmuseum Heidecksburg, Rudolstadt 1997 (3. Auflage 2001), ISBN 3-910013-27-9
Weblinks
- Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt 1700–1918
- Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt (Landratsämter und Gemeinden) 1910
- Schwarzburg-Rudolstadt. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, S. 690.
- Hessesche Collectaneen Die Sammlung umfasst ganz Thüringen übergreifende landesgeschichtliche Darstellungen mit dem Schwerpunkt der Geschichte des Schwarzburgischen Gesamtterritoriums
Mitgliedstaaten des Rheinbundes (1806–1813)Rang erhöht durch Napoleon → Königreiche: Bayern | Sachsen | Württemberg | Großherzogtümer: Baden | Hessen
Napoleonische Staaten → Königreiche: Westphalen | Großherzogtümer: Berg | Würzburg | Fürstentümer: Aschaffenburg (ab 1810 als Großherzogtum Frankfurt) | Von der Leyen | Regensburg (bis 1810)
Unverändert → Herzogtümer: Anhalt-Bernburg | Anhalt-Dessau | Anhalt-Köthen | Arenberg-Meppen | Mecklenburg-Schwerin | Mecklenburg-Strelitz | Nassau | Oldenburg | Sachsen-Coburg-Saalfeld | Sachsen-Gotha-Altenburg | Sachsen-Hildburghausen | Sachsen-Meiningen | Sachsen-Weimar, Sachsen-Eisenach (seit 1741 Personalunion, ab 1809 Realunion), Sachsen-Weimar-Eisenach | Fürstentümer: Hohenzollern-Hechingen | Hohenzollern-Sigmaringen | Isenburg-Birstein | Liechtenstein | Lippe | Reuß-Ebersdorf | Reuß-Greiz | Reuß-Lobenstein | Reuß-Schleiz | Salm-Kyrburg | Salm-Salm | Schaumburg-Lippe | Schwarzburg-Rudolstadt | Schwarzburg-Sondershausen | Waldeck
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Schwarzburg-Rudolstadt — Schwarzburg Rudolstadt, deutsches Fürstentum (s. Karte »Sächsische Herzogtümer«), dessen Gebiet aus zwei getrennten Teilen, nämlich der am Thüringer Wald gelegenen Oberherrschaft und der von der preußischen Provinz Sachsen umschlossenen… … Meyers Großes Konversations-Lexikon
Schwarzburg-Rudolstadt — Schwarzburg Rudolstadt, Fürstentum und Bundesstaat des Deutschen Reichs [Karte: Mittleres Westdeutschland I, bei Rheinprovinz], 941 qkm, (1900) 93.059 (1905: 96.830) E. [s. Beilage: ⇒ Deutschland], besteht aus der Oberherrschaft (Rudolstadt, 733… … Kleines Konversations-Lexikon
Schwarzburg-Rudolstadt — Schwarzburg Rudolstadt, deutsches Fürstenthum, hat auf 15 etc. QM. 69000 protest. Einw., besteht aus mehren Stücken, die an Preußen und die meisten thüringischen Kleinstaaten anstoßen, wird von der Schwarza, Ilm u. Saale bewässert. Participirt im … Herders Conversations-Lexikon
Schwarzburg-Rudolstadt — Infobox Former Country native name = Grafschaft (Fürstentum) Schwarzburg Rudolstadt conventional long name = County (Principality) of Schwarzburg Rudolstadt common name = Schwarzburg Rudolstadt continent = Europe region = Central Europe country … Wikipedia
Schwarzburg-Rudolstadt — Principauté de Schwarzbourg Rudolstadt La principauté de Schwarzbourg Rudolstadt était un État du Saint Empire romain germanique, puis de de la confédération du Rhin, de la confédération germanique et de l empire allemand. D une superficie de 940 … Wikipédia en Français
Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt — Schwarzburg Rudolstadt Wappen Flagge … Deutsch Wikipedia
Princess Marie of Schwarzburg-Rudolstadt — Marie of Schwarzburg Rudolstadt Grand Duchess of Mecklenburg Schwerin Tenure 4 July 1868 – 15 April 1883 Spouse Frederick Francis II, Grand Duke of Mecklenburg Schwerin Issue Elisabeth Alexandrine, Grand Duchess of Oldenburg Duk … Wikipedia
Friedrich Karl (Schwarzburg-Rudolstadt) — Friedrich Karl von Schwarzburg Rudolstadt Friedrich Karl von Schwarzburg Rudolstadt (* 7. Juni 1736 in Rudolstadt; † 13. April 1793 ebenda) war ein deutscher Naturaliensammler und von 1790 bis zu seinem Tod regierender Fürst von Schwarzburg… … Deutsch Wikipedia
Günther Victor (Schwarzburg-Rudolstadt) — Günther Victor von Schwarzburg Rudolstadt (* 21. August 1852 in Rudolstadt; † 16. April 1925 in Sondershausen) war von 1890 bis 1918 Fürst von Schwarzburg Rudolstadt und von 1909 bis 1918 in Personalunion auch Fürst von Schwarzburg Sondershausen … Deutsch Wikipedia
Ludwig Friedrich I. (Schwarzburg-Rudolstadt) — Ludwig Friedrich I. von Schwarzburg Rudolstadt … Deutsch Wikipedia