- Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand
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Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand ist ein Schauspiel in fünf Aufzügen von Johann Wolfgang von Goethe. Als Vorbild der Hauptfigur galt der schwäbische Reichsritter Gottfried (genannt: Götz) von Berlichingen zu Hornberg, den Goethe in Jagsthausen leben und mit jungen Jahren sterben ließ, während der historische Götz über 80 Jahre alt wurde und die meiste Zeit seines Lebens auf seiner Burg Hornberg verbrachte.
Inhaltsverzeichnis
Personen, Handlungsort und -zeit
- Kaiser Maximilian
- Götz von Berlichingen
- Elisabeth, seine Frau
- Maria, seine Schwester
- Carl, sein Söhnchen Andreas und Ammer
- Georg, sein Bube
- Bischof von Bamberg
- Adelbert von Weislingen (mit Berlichingen aufgewachsen)
- Adelheid von Walldorf
- Liebetraut
- Abt von Fulda
- Bruder Martin
- Hanns von Selbitz
- Franz von Sickingen
- Lerse
- Franz, Weislingens Bube
- Kammerfräulein der Adelheid
- Metzler, Sievers, Link, Kohl, Wild, Anführer der rebellischen Bauern
- Hoffrauen, Hofleute am bambergschen Hof
- Kaiserliche Räte
- Ratsherren von Heilbronn
- Richter des heimlichen Gerichts
- Zwei Nürnberger Kaufleute
- Max Stumpf, pfalzgräflicher Diener
- Ein Unbekannter
- Bäuerlicher Brautvater
- bäuerlicher Bräutigam
- Berlichingsche, weislingsche, bambergische Reiter
- Hauptleute, Offiziere, Knechte der Reichsarmee
- Schenkwirt
- Gerichtsdiener
- Heilbronner Bürger
- Stadtwache
- Gefängniswärter
- Bauern
- Zigeunerhauptmann
- Zigeuner, Zigeunerinnen
Ort und Zeit: Franken, Bayern, Württemberg, Anfang des 16. Jahrhunderts
Handlung
Das so genannte Götz-Zitat findet sich im Dritten Aufzug.
Erster Aufzug
Götz von Berlichingen liegt in Fehde mit dem Bischof von Bamberg, weil dieser einen seiner Knechte gefangen hält und foltert. Ihm gelingt es, Adelbert von Weislingen, einen Jugendfreund im Dienst des Bischofs, gefangen zu nehmen und auf seine Burg Jagsthausen zu bringen, wo er ihn beeinflusst, die Seiten zu wechseln.
Weislingen verlobt sich mit Berlichingens Schwester Maria.
Die Reaktion Bambergs lässt nicht lange auf sich warten. Liebetraut, ein Höfling, überredet Weislingen zurück nach Bamberg zu gehen. Er lockt mit „Weiber-, Fürstengunst und Schmeichelei“. Weislingen wird unsicher und will einen kurzen Besuch in Bamberg wagen.
Zweiter Aufzug
In der Bischofsresidenz verliebt sich Weislingen in Adelheid von Walldorf. So nimmt er seinen Dienst beim Bischof wieder auf, während Berlichingen daraufhin (im 3. Aufzug) seine Schwester mit Franz von Sickingen verbindet.
Dritter Aufzug
Berlichingen überfällt weitere reiche Kaufleute und wird von dem von Weislingen verführten Kaiser daraufhin gebannt; es wird Jagd auf ihn gemacht, Berlichingen verschanzt sich in seiner Burg – an diesem Punkt des Dramas steht das berühmte Götz-Zitat (→Schwäbischer Gruß), das sich auf einen Hauptmann und nicht auf den Kaiser bezieht:
„Mich ergeben! Auf Gnad und Ungnad! Mit wem redet Ihr! Bin ich ein Räuber! Sag deinem Hauptmann: Vor Ihro Kaiserliche Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag's ihm, er kann mich im Arsche lecken!“
Als er der Belagerung doch nachgeben muss, handelt er freien Abzug aus, wird aber entgegen der Abmachung dabei festgenommen.
Vierter Aufzug
Berlichingen wird im Rathaus von Heilbronn vor Gericht gestellt, wo er seine Unschuld beteuert. Sickingen befreit ihn mit Gewalt, indem er mit 200 Mann auf die Stadt zurückt und sie anzuzünden droht. Berlichingen zieht sich erneut auf seine Burg zurück.
Fünfter Aufzug
Aufständische Bauern wollen Berlichingen nach den ersten Morden und Bränden zu ihrem Hauptmann machen. Er lässt sich überreden, die Aufgabe auf kurze Zeit und unter Verzicht auf Gewalttaten zu übernehmen, muss dann aber erleben, dass kurz darauf Miltenberg überfallen und niedergebrannt wird (Hier irrte Goethe: Die Bauern brannten die Burg Wildenberg nieder, die Bürger der Stadt Miltenberg sympathisierten mit den Bauern). Berlichingen wird von Weislingens Reitern gefangen genommen.
Adelheid ist Weislingens überdrüssig geworden, strebt nach der Gunst des neuen Kaisers. Weislingens Knappe Franz, Adelheids Geliebter, steht so unter ihrem Einfluss, dass er sich dazu überreden lässt, Weislingen zu vergiften; die Verzweiflung über die Tat lässt ihn indes Selbstmord begehen. Adelheid wird von einem Femegericht wegen Ehebruchs und Mord zum Tode verurteilt.
Berlichingen ist im Turm zu Heilbronn gefangen, wo auch er - in Anwesenheit seiner Frau und seiner Schwester - stirbt. Seine letzten Worte sind: „Himmlische Luft - Freiheit! Freiheit!“ Elisabeths Antwort (die er nicht mehr hören kann): „Nur droben, droben bei dir. Die Welt ist ein Gefängnis.“
Entstehungsgeschichte
Das Konzept des Stückes hat Goethe bereits in Straßburg entwickelt, wovon aber keine Zeugnisse mehr bekannt sind. 1771 hat er in Frankfurt am Main ein erstes Manuskript niedergelegt (der sogenannte „Urgötz“), das aber erst nach seinem Tod im Jahr 1832 veröffentlicht wurde und dem die Autobiographie des Titelhelden zugrunde liegt. Des weiteren gibt es eine zweite Fassung von 1773, die in Berlin am 14. April 1774 im Kochschen Gesellschaftbund uraufgeführt wurde, die gegenüber der ersten glatter und konzentrierter ist. Es gibt auch noch eine dritte Fassung von 1804, die für das Weimarer Theater gedacht war; die Aufführung derselben dauerte seinerzeit fünf Stunden. Die inhaltlichen Unterschiede der drei Fassungen betreffen in erster Linie die Rolle der Adelheid von Walldorf.
Rezeption
In der literarischen Heimatstadt Götz von Berlichingens, Jagsthausen, werden regelmäßig in dem Schloss, in welchem er frühe Jahre seiner Kindheit zubrachte, Open-Air-Burgfestspiele mit dem Theaterstück aufgeführt, bei dem jeweils bedeutende Schauspieler die Rolle verkörpern, wie z.B. Benno Sterzenbach, Max Reimann, Hermann Schomberg u.a. Einer der profiliertesten Götz-Darsteller in Jagsthausen in der Nachkriegszeit war Alexander Golling.
In Heilbronn, wo der historische Götz eine Nacht im Bollwerksturm gefangen war, wurde in Anlehnung an das Ende des Götz in Goethes Schauspiel ein weiterer Turm der Stadt „Götzenturm“ genannt.
Ausgaben (Auswahl)
- 1. Fassung: Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, Bd. 39. Weimar 1897.
- 2. Fassung: Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, Bd. 8. Weimar 1889.
- 3. Fassung: Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, Bd. 13,1 und 13,2. Weimar 1894 und 1901.
- Leseausgabe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel. Mit Anmerkungen von Volker Neuhaus. Stuttgart: Reclam, 2002 (=Reclams Universal-Bibliothek Nr. 71). ISBN 3-15-000071-8.
- Hörspiel: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Bayerischer Rundfunk, 1958. Bearbeitung: Leopold Ahlsen, Heinz von Cramer. Musik: Bernd Scholz. Regie: Heinz-Günter Stamm.
Literatur (Auswahl)
- Ekkehart Mittelberg (Hrsg.): Johann Wolfgang Goethe: Götz von Berlichingen. Text und Materialien, bearbeitet von Heinz Joachim Schüßler. Reihe "Klassische Schullektüre". Berlin: Cornelsen 1997 ISBN 3-464-12132-1
- Ekkehart Mittelberg: Johann Wolfgang Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Lehrerheft. Reihe "Klassische Schullektüre". Berlin: Cornelsen, 1999, ISBN 3-464-12133-X
- Ilse Appelbaum-Graham: Vom Urgötz zum Götz. In: Jahrbuch der deutschen Schiller-Gesellschaft 6, 1965, S. 245-282.
- Bernhardt, Rüdiger: Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen. Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 8). Hollfeld: Bange Verlag 2002. ISBN 978-3-8044-1696-3
- Walter Hinderer (Hrsg.): Goethes Dramen. Interpretationen. Stuttgart: Reclam, 1993 (=Reclams Universal-Bibliothek Nr. 8417). ISBN 3-15-008417-2.
- Volker Neuhaus: Johann Wolfgang Goethe, Götz von Berlichingen. Erläuterungen und Dokumente. Erweiterte und bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart: Reclam, 2003 (=Reclams Universal-Bibliothek Nr. 8122). ISBN 3-15-008122-X.
- Zur historischen Person Götz von Berlichingen zu Hornberg siehe dort.
Weblinks
- zeno.org nach der Hamburger Ausgabe
- Götz von Berlichingen (Goethe) als Online-Text im Project Gutenberg ohne Angabe der Vorlage
- Literaturgeschichtliches Referat über den historischen "Götz" und seine Epoche
- Franz Pforrs Zeichnungen zu Goethes "Götz von Berlichingen"
- Goethes "Götz von Berlichingen" in Illustrationen von J. H. Ramberg
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