Scharbeutz

Scharbeutz
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Scharbeutz
Scharbeutz
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Scharbeutz hervorgehoben
54.02138888888910.74555555555612
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Ostholstein
Höhe: 12 m ü. NN
Fläche: 51,78 km²
Einwohner:

11.710 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 226 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 23683–23684,
23629 (Sarkwitz)
Vorwahlen: 04503, 04524, 04563
Kfz-Kennzeichen: OH
Gemeindeschlüssel: 01 0 55 044
Gemeindegliederung: 10 Dorfschaften
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Bahnhofstraße 2
23683 Scharbeutz
Webpräsenz: www.gemeinde-scharbeutz.de
Bürgermeister: Volker Owerien (parteilos)
Lage der Gemeinde Scharbeutz im Kreis Ostholstein
Karte

Scharbeutz ist eine Gemeinde im Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Scharbeutz liegt unmittelbar an der Lübecker Bucht der Ostseeküste Schleswig-Holsteins. Landschaftlich gehört das Gebiet zum glazialen Östlichen Hügelland.

Nachbargemeinden

Gemeindegliederung

Die Großgemeinde Scharbeutz besteht aus zehn Dorfschaften: den beiden Hauptorten Scharbeutz und Pönitz, dem Kirchdorf Gleschendorf sowie den Orten Haffkrug, Gronenberg, Klingberg, Sarkwitz, Schulendorf, Schürsdorf und Wulfsdorf.

Geschichte

Slawische Vorläufersiedlungen des Ortes bestanden schon vor mehr als 1000 Jahren. Der Name Scharbeutz geht auf das slawische Dorf Scorbuze oder Schoreboce zurück. Diese Bezeichnung heißt so viel wie „der Hof des Skorobyc”; letztgenannter Name zerfällt in die Teile skorz (slaw. „schnell, flink”) und bytz (slaw. „sein, bestehen”).

Unter Graf Adolf II. von Schauenburg und Holstein fanden ab 1150 Landnahmen durch die Friesen, Sachsen, Westfalen und Holsten statt. Erste urkundliche Erwähnung finden Pönitz 1221 als Penze, Scharbeutz 1271 als Scarbuce und Gleschendorf 1259 als Golesko.

Im 15. Jahrhundert wurde der Raum von der Kartause Ahrensbök beherrscht, im 17. Jahrhundert von den Dänen beeinflusst; Staatsgüter, wie der Gronenberger Hof (errichtet 1408 in Nachfolge der Burg Snykrode / Snikrode), wurden gegründet. Erst im 19. Jahrhundert kam es im Küstenbereich zu einer eigenständigen Entwicklung.

Im Jahre 1850 lebten in Scharbeutz weniger als 200 Menschen, Haffkrug hatte etwa 200 und Gleschendorf etwa 300 Einwohner. In Haffkrug entwickelte sich ab 1812, in Scharbeutz ab 1837 der Badetourismus. Trotzdem wurde das Elisabethbad in Haffkrug erst 1840, das Augustusbad in Scharbeutz erst 1850 durch den Hamburger Kaufmann Charles Kelley fertiggestellt.[2] (Die Geschichte der Gemeinde wird anschaulich und umfangreich im Museum für Regionalgeschichte des Heimatvereins in Pönitz dargestellt.) Bis zum Groß-Hamburg-Gesetz gehörte das heutige Gemeindegebiet zum Land Oldenburg. Am 3. Mai 1945 wurden vor der Küste von Scharbeutz die Cap Arcona und die Deutschland IV durch britische Luftangriffe versenkt. Dabei starben 7.000 Menschen, die meisten davon Häftlinge des KZ Neuengamme. (Auch zu dem Ereignis sind im Museum in Pönitz zahlreiche Fundstücke und Fotos ausgestellt.)

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Haffkrug durch Polen, Scharbeutz durch Großbritannien besetzt. Die Bevölkerungszahl hatte sich durch zahlreiche Flüchtlinge aus den Ostgebieten und dem Baltikum verdoppelt. Die Touristen blieben aus, eine Wiederbelebung setzte erst in den 1950er Jahren ein.

Die heutige Großgemeinde Scharbeutz wurde als Zusammenschluss der Gemeinden Haffkrug-Scharbeutz und Gleschendorf im Zuge der Gebietsreform im Jahre 1974 gegründet.

Konfessionen

Die Einwohner von Scharbeutz sind zum größten Teil evangelisch-lutherischer Konfession. Auf dem Gebiet der weltlichen Gemeinde existieren zwei Kirchengemeinden: Scharbeutz – mit der Strandkirche Scharbeutz und der Geroldkirche Klingberg als Gebäuden – und Gleschendorf mit der Feldsteinkirche Gleschendorf. Sie gehören zum Kirchenkreis Eutin im Sprengel Holstein-Lübeck der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche.

Eine römisch-katholische Minderheit ist der Katholischen Kirchengemeinde St. Marien Ahrensbök zugeordnet. Die Gemeinde gehört zum Dekanat Eutin des Erzbistums Hamburg.

Politik

Gemeindevertretung

Von den 23 Sitzen in der Gemeindevertretung hatte die Wählergemeinschaft WUB nach der Kommunalwahl 2008 ursprünglich neun Sitze, die CDU sechs, die SPD vier und die FDP drei Sitze. Inzwischen haben zwei Gemeindevertreter die WUB verlassen und unter dem Namen Pro Scharbeutz eine eigene Fraktion gegründet. Ein weiterer Sitz wird von einem Einzelbewerber gehalten.

Wappen

Blasonierung: „Von Silber und Rot sechzehnfach geständert und ein goldener Herzschild, darin ein abgerissener, rotbezungter blauer Bärenkopf.“[3]

Die sechzehnfache Ständerung steht für die Vielzahl (heraldisch symbolisiert durch mehr als neun Trennungslinien) von Dorfschaften und Wohnplätzen der Gemeinde. Ihre Farben sind einerseits die des alten Reiches, andererseits auch die Holsteins, die auf das gräfliche Geschlecht derer von Lauenburg zurückgehen.

Der Herzschild mit dem abgerissenen Bärenkopf lässt sich auf das Rittergeschlecht der Familie von Buchwaldt zurückzuführen, dessen Besitz im Mittelalter auch das spätere Ortsgebiet von Scharbeutz umfasste. Um Verwechslungen mit dem Hauswappen der Familie auszuschließen, ist der Bärenkopf blau und nicht – wie dort – schwarz.

Die Farben des Herzschildes entstammt dem schleswigschem Landesteil Schleswig-Holsteins, so dass die Farben in ihrer Gesamtheit die Lage in Schleswig-Holstein anzeigen.

Gemeindepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bastei/Am Hang
Seebrücke und Wasserski-Seilbahn am Scharbeutzer Strand im Juli 2010
Seebrücke

Theater

  • Laienspielgruppen

Museen

  • Museum für Regionalgeschichte des Vereins für Heimatgeschichte der Gemeinde Scharbeutz e. V. in Pönitz mit Museumswerkstatt und historischer Bibliothek

Musik

  • Timmerhorst – Haffkruger Kultband und Kulturpreisträger 2001
  • GlenfiddleIrish-Folk-Band
  • Kantorei der Kirchengemeinden
  • mehrere freie Chöre

Bauwerke

  • Alte Wassermühle in Schulendorf
  • Gutsanlage Gut Garkau in Klingberg von Bauhaus-Architekt Hugo Häring (erbaut 1922 bis 1926)
  • Das hohe geschwungene Dach des ehemaligen Wellenbades ist ein markanter „Mittelpunkt“ von Scharbeutz. Es steht direkt an der Strandpromenade.

Sport

  • Reitstall Friedrichshof
  • Surfschulen während der Saison in Haffkrug und Scharbeutz
  • Segelschule Sailing-Point
  • Sportplätze und -hallen in mehreren Ortsteilen
  • Tauch-Sport-Zentrum Scharbeutz
  • Sportvereine (darunter der Ostseesportverein Scharbeutz e. V.; SVG Pönitz e. V. und der YCSO Yacht Club Scharbeutz Ostsee e. V.)
  • Karate Dojo Yoshino e. V.
  • Turnvereine
  • TTS (Tennis Treff Scharbeutz)
  • Wasserski/Wakeboard-Anlage „Blue Monkey Beachclub“

Natur

Freizeiteinrichtungen

  • Erlebnisbad Ostsee-Therme am Ortsausgang Richtung Timmendorfer Strand
  • Kino Beach Club
  • Wasserski direkt an der Seebrücke Scharbeutz
  • Dünen Minigolf
  • Minigolfanlage in Haffkrug (Kurpark)

Erwähnung in Medien

Scharbeutz findet Erwähnung im Lied Aber zu Haus kann ich nur in Berlin sein von Reinhard Mey (Album Alleingang, 1986), der – so ein Vers – dort gern im Sommer friert.

Die Schriftstellerin und gebürtige Hamburgerin Barbara Krohn hat einen Kriminalroman verfasst, der in Scharbeutz spielt. (Barbara Krohn: Rosas Rückkehr. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-7466-1941-6). Martin Enlens Film Der Tote am Strand, Drehbuch von Daniel Douglas Wissmann, basiert auf dem Roman von Barbara Krohn.

Heinz Strunks Roman Fleckenteufel spielt größtenteils in Scharbeutz.

Wirtschaft und Infrastruktur

Scharbeutz ist ein beliebtes Strandbad und seit 1970 staatlich anerkanntes Seeheilbad. Im Jahre 2002 gehörte der Ort zu den zehn wichtigsten Zentren im Schleswig-Holsteinischen Fremdenverkehr. 45.314 Gäste, davon 1.366 (2,92 %) aus dem Ausland, buchten 292.468 Übernachtungen, der Ort verfügte über 3.940 Gästebetten.

An der B 432/K 45, Fierthstraße, liegt das 26 ha große Gewerbegebiet Gleschendorf mit Sitz von rund 20 Firmen, unter anderem einem großen Zentrallager von Aldi GmbH & Co.KG und einem Frischelager der Bartels-Langness Handels GmbH.

Verkehr

Das neue Empfangsgebäude des Scharbeutzer Bahnhofs
Bahnhof Pönitz (Holst)

Durch Scharbeutz führen die Bahnstrecke Lübeck–Puttgarden mit den Bahnhöfen Scharbeutz und Haffkrug sowie die Bahnstrecke Kiel–Lübeck mit dem Bahnhof Pönitz. Der Bahnhof Scharbeutz wurde zwischen 2003 und 2007 modernisiert. 2007 entstand am nördlichen Bahnsteigende ein neues Empfangsgebäude.

Der Ort liegt unmittelbar an der Autobahn A 1. Die Bundesstraße 432, die in Scharbeutz endet, stellt eine Verbindung nach Bad Segeberg und Hamburg her. Über die B 76 (LübeckKiel) werden die Seebäder der Lübecker Bucht und die Holsteinische Schweiz erschlossen.

Derzeit wird die Strandallee südlich des Ortsteils Haffkrug modernisiert und die Düne betoniert, so dass in naher Zukunft damit zu rechnen ist, dass die teilweise unter dem Meeresspiegel liegenden Teile der Gemeinde (das ehemalige Haffkruger Haff) besser vor Sturmfluten geschützt sind.

Bildung

  • Ostseegrundschule Scharbeutz
  • Grund- und Gemeinschaftsschule Pönitz
  • Volkshochschule in der Gemeinde Scharbeutz e. V.
  • Volkshochschule Klingberg e. V.

Persönlichkeiten

  • Wolfgang de Boor (* 23. Februar 1917 in Schürsdorf), deutscher Psychiater, Professor für forensische Psychiatrie und Kriminologie
  • Willi Lemke (* 19. August 1946 in Pönitz), deutscher Politiker (SPD) und Sport-Funktionär

Berühmte Besucher

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe dazu)
  2. Dr. Kersten Jungk - Geschichtliches zur Gemeinde Scharbeutz. Abgerufen am 11. Mai 2011.
  3. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein

Weblinks

 Commons: Scharbeutz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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