- Historisches Städtchen Greifensee
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ZH dient als Kürzel für den Schweizer Kanton Zürich und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Greifensee zu vermeiden. Greifensee Basisdaten Kanton: Zürich Bezirk: Uster BFS-Nr.: 0194 PLZ: 8606 Koordinaten: (693682 / 246912)47.3663878.678887439Koordinaten: 47° 21′ 59″ N, 8° 40′ 44″ O; CH1903: (693682 / 246912) Höhe: 439 m ü. M. Fläche: 2.30 km² Einwohner: 4861
(31. Dezember 2007)[1]Website: www.greifensee.ch Das historische Zentrum von Greifensee Karte Greifensee ist eine politische Gemeinde im Bezirk Uster des Kantons Zürich in der Schweiz.
Inhaltsverzeichnis
Wappen
- In Gold ein steigender roter Greif
Geographie
Greifensee liegt im Zürcher Oberland. Als einziger Ort am Greifensee liegt die alte Stadt direkt am Ufer. An die Gemeinde grenzen die Orte Niederuster im Süden, Nänikon (Uster) im Südosten, Volketswil im Nordosten, Schwerzenbach im Nordwesten, sowie am gegenüberliegenden Ufer des Greifensees im Westen Fällanden und Maur im Südwesten.
Geschichte
Frühzeit
Die Umgebung der heutigen Gemeinde Greifensee ist nachweislich seit der Jungsteinzeit (Keramikfunde um 4000 v. Chr.) besiedelt, und auf Gemeindegebiet sind vier Fundstellen früherer Pfahlbausiedlungen bekannt. Das spätbronzezeitliche Pfahlbaudorf am Nordufer des Greifensees im Ortsteil Böschen wurde 1975 entdeckt. Sporttaucher fanden zunächst Keramik, die von aufwändig verzierten Töpfen und Schalen bis hin zu einfachen, grossen Vorratsbehältern reichte. Bei den wissenschaftlichen Tauchgängen wurden die Strukturen eines Dorfes mit 24 Hütten aufgedeckt. Der Zustand der Hölzer erlaubte eine präzise dendrochonologische Datierung auf das Jahr 1051 v. Chr. Die Baugeschichte und Konstruktionsweise konnten detailliert erforscht werden. Merkmal der Gebäude war ein Rahmen, der auf Schwellen auf dem Untergrund ruhte. Eine Plattform, die über den Rahmen hinausragte und von Pfählen gestützt wurde, trug die Hütten. Die Wände bestanden aus Brettern oder Rutengeflecht, das mit Lehm verstrichen war. Auch Webgewichte, Spinnwirtel aus Ton, Werkzeuge, Nadeln und Angelhaken aus Bronze sowie verkohlte Wildäpfel und Getreide wurden geborgen. Die Feuchtbodensiedlung wurde zehn Jahre nach Baubeginn durch ein Feuer zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Aus den nachfolgenden Jahrtausenden konnte die Kantonsarchäologie Zürich verschiedene Funde, wie schwere bronzene Armreifen, dicke Glasreifen und vor allem bronzene Fibeln sicherstellen, vereinzelt Dolche mit vermutlich aus dem Mittelmeerraum und Frankreich stammenden Feuersteinklingen. Funde aus römischer Zeit wurden in Nachbargemeinden gemacht, in Riedikon am Greifensee und im rund neun Kilometer entfernten Pfäffikon beim Kastell Irgenhausen. Aufgrund der hohen Besiedlungsdichte der Region sind aber die eingangs erwähnten zusammenhängenden Fundstellen, im Gegensatz zu zufälligen Einzelfunden, eher seltene Glücksfälle.
Mittelalter
Der Ort selber ist rund um das Schloss Greifensee entstanden, dessen Vorgängerbau vermutlich bereits im 12. Jahrhundert durch einen Grafen von Rapperswil errichtet wurde. Der Name Greifensee erscheint als «R. et H. minstri de Grifense» erstmals in einer Urkunde vom 29. April 1260, in der zwei adlige Ritter die Schlichtung eines Streites bezeugen. Nach einer anderen Quelle wurde Greifensee im Jahre 1261 erstmals urkundlich erwähnt. Seit dieser Zeit ist die Bezeichnung Greifensee für Burg, Städtchen und den anliegenden See gleichermassen gebräuchlich, auch wenn der See um 1300 zuweilen weiterhin Glattsee nach seinem Abfluss genannt wurde. Am 7. Januar 1300 verpfändete Gräfin Elisabeth von Rapperswil, verheiratet mit Graf Rudolf von Habsburg-Laufenburg, Greifensee an den Ritter Hermann II. von Landenberg: «Wir Elizabethe greuenne von Habsburch unt frowe ze Raprechtswile künden allen ... dc wir mit graue Ruodolfs von Habsburch ünsers wirtes hant ... gesezzet han ze rechtem phande Grifense die burg unt die stat mit dem sewe, dem man sprichet Glatse». Zum Pfand gehörten nicht nur Burg, Städtchen und der See, sondern eine grössere Zahl von Höfen samt dazugehörigen Aeckern, Wiesen, Wäldern und gar auch die Hofleute selbst. Mitverpändet wurden ebenfalls dazugehörige niedere und mittlere Gerichtsrechte und das Recht (Kirchensatz), den Pfarrer in Uster zu ernennen.[2]
Das Zwergstädtli vermochte sich aber wirtschaftlich nie richtig zu entwickeln, da es kein Marktrecht besass und verkehrstechnisch schlecht erschlossen blieb. Infolge Überschuldung verkauften die Landenberger 1369 Burg und Herrschaft Greifensee an die Grafen Friedrich Donat und Diethelm von Toggenburg für 7'219 rheinische Gulden. Bereits 1402 gelangte Greifensee von Friedrich VII., dem letzten Grafen von Toggenburg, für 6'000 Gulden als Pfand an die Stadt Zürich. 1419 kam Zürich in den definitiven Besitz der Herrschaft, und so wurde die einstige Herrschaft Greifensee – de facto war Heinrich Biberli bereits ab 1403 Landvogt der Herrschaft – zur ersten Landvogtei der Stadt Zürich. Berühmt ist der Landvogt Salomon Landolt, der von 1781 bis 1786 hier herrschte. Das Schloss Greifensee wurde im Alten Zürichkrieg 1444 zerstört: Von den 64 Verteidigern überlebten nur zwei, 62 Männer wurden von den Eidgenossen enthauptet (siehe Mord von Greifensee).
Neuzeit
Erst 1520 beschloss der Zürcher Rat den Wiederaufbau, wobei der angesehene Zürcher Chronist und Landvogt (1504–1506) Gerold Edlibach eine tragende Rolle spielte «Anno domi 1520 jar um sant michelstag da wurdent min herren von Zürich zu ratt dz schloss griffensee wider zu erbuwen unn fienge man die hoffstatt zuo rumen von stunden an jm jar wie obstat.» 1831 wurde der Bezirk Uster geschaffen, wodurch Greifensee seine politische Bedeutung als Verwaltungszentrum verlor.
Das historische Städtchen Greifensee
Greifensee hat noch heute einen sehenswerten historischen Ortskern, den es den Freiherren von Landenberg zu verdanken hat: Hermann II. von Landenberg nannte sich ab 1300 von Landenberg-Greifensee und erlebte in den Diensten von König Albrecht I. als Secretarius (Verwaltungssekretär) und Marschall einen bemerkenswerten gesellschaftlichen und politischen Aufstieg. Urkundlich erwähnt wird sein Name in Herzog Albrechts Diensten in der sogenannten «Güssinger Fehde» um 1281, bevor Hermann II. meist ausserhalb seiner Heimat 1306 in Böhmen als treuer Gefolgsmann von Habsburg-Österreich verstarb.
Sein Sohn, Hermann IV. (der jüngere Marschall) – Hofmeister von Herzog Otto – baute das Städtchen mit einem Festungsgürtel aus. Für sein und das Seelenheil seiner Gemahlin stiftete er die noch weitgehend in der originalen Bausubstanz von 1330/40 erhaltene Gallus-Kapelle.[3] Sie gilt als das älteste intakte gotische Baudenkmal des Städtchens: Ursprünglich in den östlichen Winkel der dreiecksförmigen Wehrmauer des Städtchens integriert, wiederholt die in den inneren Mauerring einbezogene Wehrkirche in ihrem Grundriss ungefähr den Stadtgrundriss mitte des 14. Jahrhunderts. Im Schloss Greifensee wurde eine kleine, der heiligen Katharina geweihte Burgkapelle errichtet.
Gar in die Gründungszeit von Greifensee fällt wohl das Landenberghaus – eines der seltenen sogenannt profanen romanischen Bauwerke im Kanton Zürich. Durch die Landenberg-Gasse und den einstigen Burggraben vom Schloss getrennt, wurde der Wohn- bzw. Saalbau für die Burgherrschaft rund 10 Meter entfernt vermutlich bereits um 1250 erbaut.[4] Das südliche und westliche Mauerwerk ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Das mit dem Landenberghaus zusammengebaute Pfarrhaus – der Kern des Gebäudes könnte ebenfalls auf die Gründungszeit des Städtchens zurückgehen – bildete mit seiner seeseitigen Fassade einen Teil der 1444 zerstörten Ringmauer.[5]
Politik
Gemeindepräsident ist Beat Brand. Er gehört der politischen Gruppierung "Aktion G" an, die ausschliesslich in Greifensee Politik betreibt.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung Jahr Einwohner 1634 133 1799 278 1836 406 1900 289 1950 279 1960 421 1970 2674 1980 5440 1990 5300 1995 5038 2000 5202 2001 5256 2002 5219 2003 5210 2004 5198 2005 5111 2006 5049 2007 4816 Persönlichkeiten
- Johann Jakob Bodmer (1698-1783), Philologe und Schriftsteller
- Adrian Weyermann, Indiepop-Sänger
Einzelnachweise
- ↑ Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
- ↑ Webseite der Gemeinde Greifensee: Geschichte
- ↑ Gallus-Kapelle auf der Website von Greifensee
- ↑ Landenberghaus auf der Website von Greifensee
- ↑ Pfarrhaus auf der Website von Greifensee
Literatur
Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 38: Das spätbronzezeitliche Dorf von Greifensee-Böschen. 2007. ISBN 978-3-905681-27-7
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Greifensee
- Statistische Daten des Kantons zur Gemeinde Greifensee
- Artikel Greifensee (Gemeinde) im Historischen Lexikon der Schweiz
- Schloss Greifensee
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