Jeremejewit

Jeremejewit
Jeremejewit
Jeremjevite colorless needles - Ochtendung, Eifel, Germany.jpg
Farbloser, nadeliger Jeremejewit aus Ochtendung in der Eifel
Chemische Formel Al6[(F,OH)3|(BO3)5]
Mineralklasse Borate (ehemals „Carbonate, Nitrate und Borate“, siehe Klassifikation)
6.AB.15 (8. Auflage: V/G.05-30) (nach Strunz)
25.08.01.01 (nach Dana)
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse hexagonal-dipyramidal \ 6/m[1]
Farbe farblos, weiß, gelblich, blau
Strichfarbe weiß
Mohshärte 6,5 bis 7,5
Dichte (g/cm3) 3,28 bis 3,29[2]
Glanz Glasglanz
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch muschelig
Spaltbarkeit fehlt
Habitus nadelige, prismatische Kristalle
Häufige Kristallflächen \lbrace 1 1 \bar{2} 0 \rbrace
Kristalloptik
Brechungsindex nω = 1,653 nε = 1,640[3]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ = 0,013 ; einachsig negativ
Pleochroismus farblos bis hellblauviolett
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale Fluoborit, Hydroxylborit

Jeremejewit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Borate“ (ehemals „Carbonate, Nitrate und Borate“, siehe Klassifikation). Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Al6[(F,OH)3|(BO3)5][4] und entwickelt meist nadelige bis prismatische Kristalle mit hexagonalem Habitus, die entweder farblos oder durch Fremdbeimengungen von blauer oder gelbbrauner Farbe sind.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Jeremejewit hat piezoelektrische Eigenschaften, das heißt durch wechselnde elastische Verformung baut sich wie auch beim bekannten Quarz im Kristall eine elektrische Spannung auf.[2]

Etymologie und Geschichte

Erste farblose Kristalle wurden im Pegmatit des Soktuj Gora im Adun-Cholon-Gebirge bei Nertschinsk in der russischen Region Transbaikalien gefunden und 1883 von dem französischen Mineralogen Augustin Alexis Damour beschrieben, der das Mineral zu Ehren des russischen Mineralogen, Kristallographen und Ingenieurs Pawel Wladimirowich Jeremejew (1830–1899) nach diesem benannte.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Jeremejewit zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Inselborate“, wo er zusammen mit Fluoborit, Karlit und Painit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Jeremejewit in die neue Klasse der „Borate“ und dort in die Abteilung der „Monoborate“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach dem Aufbau des Boratkomplexes und der möglichen Anwesenheit weitere Anionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „BO3 mit zusätzlichen Anionen; 1(D) + OH usw.“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 6.AB.15 bildet.

Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Jeremejewit wie die alte Strunz'sche Systematik in die Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“, dort allerdings in die Abteilung der „Wasserfreien Borate mit Hydroxyl oder Halogen“. Hier ist er einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 25.08.01 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Borate mit Hydroxyl oder Halogen“ zu finden.


Bildung und Fundorte

Jeremejewit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge in granitischen Pegmatiten. Begleitminerale sind unter anderem Albit, Turmaline, Quarz und Gips.

Weltweit konnte Jeremejewit bisher an 13 Fundorten nachgewiesen werden. In Deutschland trat das Mineral an mehreren Orten der Eifel zutage: Am Nickenicher Sattel bei Eich (Andernach), am Emmelberg bei Üdersdorf, am Niveligsberg bei Drees, am Rothenberg bei Bell, am Herchenberg bei Burgbrohl und am Wannenköpfe bei Ochtendung.

Weitere Fundorte sind neben der Typlokalität Soktuj Gora in Russland noch die „Pantahole Mine“ bei Momeik in der burmesischen Mandalay-Division; Madagaskar; mehrere Orte in der namibischen Region Erongo sowie Chorugh (Khorog) in Tadschikistan.[3]

Morphologie

Blauer Jeremejewit in seltener, klarer Kristallform

Die meisten der intensiv blauen Jeremejewite haben keine exakten Kanten und Kristallflächen. Jeremejewit-Kristalle können bis zu ca. 6 cm lang und ca. 5 mm dick sein, aber auch nadelartig und ca. 1 mm dünn. Viele Kristalle werden zum oberen Ende hin etwas schmaler. Größere Kristalle, die noch auf der Matrix sitzen, sind selten. Der Grund hierfür ist noch unbekannt.

Kristallstruktur

Jeremejewit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe \ P 6_3 /m (Raumgruppen-Nr. 176) mit den Gitterparametern a = 8,56 Å und c = 8,18 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Verwendung als Schmuckstein

Jeremejewit-Kristalle können farblos, hautfarben, gelblich, blaugrün, violett oder blau sein. Die seltenste und wertvollste Farbe ist ein sattes Kornblumenblau. Hell- oder mittelblaue Kristalle sind ebenfalls sehr gesucht. Einige farblose oder hellblaue Kristalle gehen im unteren Bereich allmählich in ein tieferes Blau über.

Wie bei anderen Schmucksteinen hängt der Wert eines Jeremejewiten vor allem von der Reinheit, der Farbe und dem Gewicht ab: Die wertvollsten Steine sollten augenrein bzw. lupenrein sein, eine intensiv kornblumenblaue Farbe haben und groß (> 1 Karat) sein. Jeremejewite werden üblicherweise im Baguette- oder Smaragdschliff facettiert.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Webmineral - Jeremejevite (englisch)
  2. a b Handbook of Mineralogy - Jeremejevite (englisch, PDF 65,9 kB)
  3. a b Mindat - Jeremejevite (englisch)
  4. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 331.

Weblinks

 Commons: Jeremejevite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Minerale — Die Liste der Minerale ist eine alphabetisch geordnete Übersicht von Mineralen, Synonymen und bergmännischen Bezeichnungen. Ebenfalls aufgeführt werden hier Mineral Varietäten, Mineralgruppen und Mischkristallreihen, zu denen teilweise bereits… …   Deutsch Wikipedia

  • Hexagonales Kristallsystem — Das hexagonale Kristallsystem gehört zu den sieben Kristallsystemen der Kristallographie. Es umfasst alle Punktgruppen mit einer sechszähligen Dreh oder Drehinversionsachse. Das hexagonale Kristallsystem ist mit dem trigonalen Kristallsystem eng… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Hugo Strunz — Karl Hugo Strunz, kurz Hugo Strunz (* 24. Februar 1910 in Weiden in der Oberpfalz; † 19. April 2006 in Unterwössen), war ein deutscher Mineraloge, Hochschullehrer und Entwickler der modernen Klassifikation der Minerale. (siehe auch: Systematik… …   Deutsch Wikipedia

  • Painit — Dunkelvioletter Painitkristall aus Mogok, Distrikt Sagaing, Myanmar Chemische Formel CaZrAl9[O15|BO3] Mineralklasse Borate (ehemals „Carbonate, Nitrate und Borate“, siehe Klassif …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) — Dies ist eine systematische Liste aller Minerale auf der Grundlage der Systematik von Hugo Strunz und anerkannt durch die International Mineralogical Association (IMA) (Stand 2004). Seit 2001 gilt die neue und in weiten Teilen überarbeitete… …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) — Dies ist eine systematische Liste aller zur Zeit bekannten Minerale (Stand 2008) auf der Grundlage der neuen Systematik (9. Auflage) von Hugo Strunz, die größtenteils auch von der International Mineralogical Association (IMA) als eigenständige… …   Deutsch Wikipedia

  • Bor [1] — Bor B, chemisch einfacher Körper, findet sich in der Natur nur mit Sauerstoff verbunden als Borsäure (Sassolin) und in Borsäuresalzen, von denen die wichtigsten sind: borsaures Natron (Tinkal, Borax), borsaures Ammoniak (Larderellit), borsaurer… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Augustin Alexis Damour — (* 19. Juli 1808 in Paris; † 22. September 1902 ebenda) war ein französischer Mineraloge. Er war zunächst im Außenministerium tätig, wo er zum Untersekretär aufstieg und 1854 seinen Abschied nahm um sich der mineralogischen Forschung zu widmen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Hugo Strunz — est un minéralogiste allemand, né le 24 février 1910 à Weiden in der Oberpfalz et mort le 19 avril 2006 à Unterwössen. Il a développé la classification moderne des minéraux, dite classification de Strunz. Sommaire 1 Études et… …   Wikipédia en Français

  • єремєєвіт — еремеевит jeremejevite Jeremejewit – мінерал, борат алюмінію острівної будови – Al6[(OH)3 (BO3)5]. Сингонія гексагональна. Гексагональні призми, видовжені з округлими неправильними або зазубленими кінцевими гранями і призматичними гранями,… …   Гірничий енциклопедичний словник

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”