- Josef Keilberth
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Joseph Keilberth (* 19. April 1908 in Karlsruhe; † 20. Juli 1968 in München) war ein deutscher Konzert-und Operndirigent.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Seine Familie stammte aus der Oberpfalz. Der Großvater war Militärmusiker in München, der Vater Solocellist an der Badischen Hofkapelle Karlsruhe. Auch Joseph Keilberth begann 1925 seine Karriere in Karlsruhe, zunächst als Korrepetitor am Badischen Staatstheater, bevor er zum Kapellmeister ernannt wurde.
Keilberth gehörte bereits vor der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten dem völkisch gesinnten, antisemitischen Kampfbund für deutsche Kultur und später der Nachfolgeorganisation, der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde an.[1] 1935 wurde er in Karlsruhe zum Generalmusikdirektor ernannt. 1940 wurde Keilberth Chefdirigent der Deutschen Philharmonie im besetzten Prag. Von 1942 bis 1945 war er Landesleiter der Reichsmusikkammer im sogenannten Reichsprotektorat Böhmen und Mähren.[1] In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm ihn Adolf Hitler im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Dirigenten auf, was ihn von einem Kriegseinsatz, auch an der Heimatfront bewahrte.[2]
Von 1945 bis 1951 war Keilberth musikalischer Oberleiter der Sächsischen Staatsoper. 1950 wirkte er als Gast an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. 1951 wurde Keilberth Leiter der Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. Von 1950 bis 1968 war er Chef der Bamberger Symphoniker. Dieses Orchester ging nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Prager Philharmonie hervor, und somit war Keilberth wieder bei seinem ehemaligen Orchester. Er verstand es, mehrere verantwortungsvolle Funktionen nebeneinander wahrzunehmen. Ab 1959 übernahm er das Amt des Generalmusikdirektors an der Bayerischen Staatsoper in München. Von 1952 bis 1956 dirigierte er insgesamt 56 Mal bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth. Außerdem war er mehrmals Gast bei den Salzburger Festspielen. Joseph Keilberth starb am 20. Juli 1968 während einer Aufführung von Wagners „Tristan und Isolde“ am Münchener Nationaltheater.
Er ist auf dem Waldfriedhof in Grünwald bei München beigesetzt.
Bedeutung
Joseph Keilberth wurde insbesondere durch seine Mozart- und Wagnerinterpretationen sowie durch Aufführungen der Werke von Anton Bruckner, Johannes Brahms, Bedřich Smetana, Antonín Dvořák, Max Reger und Hans Pfitzner bekannt. Auf zahlreichen Gastspielreisen war er außerordentlich erfolgreich. Er hat mit den namhaftesten Orchestern sowie Gesangs- und Instrumentalsolisten eine beachtliche Zahl von Schallplatten produziert, die eine wichtige Epoche deutscher Musikkultur dokumentieren.
Der Joseph-Keilberth-Saal in Bamberg ist die neue Heimstatt der seit 2003 in Bayerische Staatsphilharmonie umbenannten Bamberger Symphoniker. Auch ein Saal im Wohnstift Karlsruhe-Rüppurr ist nach ihm benannt. Eine Grundschule im Norden Münchens trägt ebenfalls den Namen des Dirigenten.
Diskografie
(Auswahl, alphabetisch nach Komponisten)
- Beethoven: Sinfonie Nr. 1 (Bamberger Symphoniker / 1959)
- Beethoven: Sinfonie Nr. 2 (Bamberger Symphoniker / 1968 live in Tokio)
- Beethoven: Sinfonie Nr. 3 (Bamberger Symphoniker / 1968 live in Tokio)
- Beethoven: Sinfonie Nr. 4 (Bamberger Symphoniker / 1968 live in Tokio)
- Beethoven: Sinfonie Nr. 5 (Bamberger Symphoniker / 1961)
- Beethoven: Sinfonie Nr. 6 (Bamberger Symphoniker / 1961)
- Beethoven: Sinfonie Nr. 7 (Berliner Philharmoniker / 1960)
- Beethoven: Sinfonie Nr. 8 (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks / 1967 live im Herkulessaal München)
- Beethoven: Sinfonie Nr. 9 (NHK-Sinfonieorchester / Ito / Kurimoto / Mori / Ohashi / 1965 live in Tokio)
- Brahms: Sinfonie Nr. 1 (NHK-Sinfonieorchester / 1968 live in Tokio)
- Brahms: Sinfonie Nr. 2 (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks / 1966 live im Herkulessaal München)
- Brahms: Sinfonie Nr. 3 (Bamberger Symphoniker / 1964)
- Brahms: Sinfonie Nr. 4 (Bamberger Symphoniker / 1968 live in Tokio)
- Bruckner: Sinfonie Nr. 4 (NHK-Sinfonieorchester / 1968 live in Tokio)
- Bruckner: Sinfonie Nr. 6 (Berliner Philharmoniker / 1963)
- Bruckner: Sinfonie Nr. 7 (NHK-Sinfonieorchester / 1968 live in Tokio)
- Bruckner: Sinfonie Nr. 9 (Philharmonisches Staatsorchester Hamburg / 1960)
- Furtwängler: Sinfonie Nr. 3 (Berliner Philharmoniker / 1956)
- Händel: Concerto grosso B-Dur op. 3-2 (NHK-Sinfonieorchester / 1968 live in Tokio)
- Hindemith: Cardillac (Gesamtaufnahme / Kölner Rundfunk-Sinfonieorchester / Kölner Rundfunkchor / Fischer-Dieskau / Kirschstein / Grobe / Kohn / Söderström / 1961)
- Mahler: Das Lied von der Erde (Bamberger Symphoniker / Fischer-Dieskau / Wunderlich / 1964)
- Marschner: Hans Heiling (Gesamtaufnahme / WDR-Sinfonieorchester / Franzen / Plumacher / Prey / Synek / Kirschstein / Hering / Meister / 1966 live in Köln)
- Mozart: Die Zauberflöte (Gesamtaufnahme / WDR-Sinfonieorchester / Greindl / Schock / Hotter / Lipp / Sert / Kunz / 1954)
- Mozart: Die Zauberflöte (Wiener Philharmoniker / Chor der Wiener Staatsoper / Wunderlich / Frick / Wächter / Köth / Berry / 1960 Salzburger Festspiele)
- Mozart: Sinfonie Nr. 17, G-Dur, KV 129 (Bamberger Symphoniker / 1968)
- Mozart: Sinfonie Nr. 40 g-moll, KV 550 (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks / 1966)
- Mozart: Sinfonie Nr. 41 C-Dur “Jupiter”, KV 551 (NHK-Sinfonieorchester / 1968 live in Tokio)
- Pfitzner: Von deutscher Seele (Gesamtaufnahme / Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks / Giebel / Töpper / Wunderlich / Wiener / 1965)
- Reger: Variationen und Fuge über ein Thema von J. A. Hiller, op. 100 (Bamberger Symphoniker)
- Reger: Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart, op. 132 (Philharmonisches Staatsorchester Hamburg)
- Reger: Ballettsuite für Orchester, op. 130 (Philharmonisches Staatsorchester Hamburg)
- Rossini: Der Barbier von Sevilla (Gesamtaufnahme / Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper / Wunderlich / Prey / Hotter / Köth / Proebstl / 1959)
- Schubert: Sinfonie Nr. 8 h-moll, “Unvollendete”, (Bamberger Symphoniker / 1965)
- Schumann: Konzert für Klavier und Orchester (Anni Fischer / WDR-Sinfonieorchester / 1961)
- Smetana: Die Moldau (Bamberger Symphoniker / 1965)
- Smetana: Aus Böhmens Hain und Flur (Bamberger Symphoniker / 1965)
- Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche (Bamberger Symphoniker / 1968 live in Tokio)
- Strauss: Der Rosenkavalier (Gesamtaufnahme / Orchester der Bayerischen Staatsoper / Watson / Böhme / Töpper / Wiener / Köth / Waas / Stolze / 1965)
- Wagner: Tristan und Isolde (Gesamtaufnahme / Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper / Bjoner / Uhl / Töpper / Wiener / Frick / 1965)
- Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg (Gesamtaufnahme / Wiener / Hotter / Thaw / Hoppe / Kusche / Metternich / Chor und Orchester der Bayerischen Staatsoper / 1963)
- Weber: Der Freischütz (Gesamtaufnahme / Berliner Philharmoniker / Grümmer / Otto / Schock / Kohn / Prey / Wiemann / Frick / 1959)
Auszeichnungen
Literatur
- Thomas Keilberth: Joseph Keilberth. Ein Dirigentenleben im XX. Jahrhundert. Hrsg. von Hermann Dechant. Phonographie von Edeltraut Schneider. Apollon-Musikoffizin Austria, Wien 2007, ISBN 395011906X.
Weblinks
- Literatur von und über Joseph Keilberth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Einträge zu Joseph Keilberth im Katalog des Deutschen Musikarchivs
- Eintrag über Joseph Keilberth im Bayerischen Musiker-Lexikon Online (BMLO)
- Joseph Keilberth Discography
Einzelnachweise
- ↑ a b Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 3.603.
- ↑ Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 299.
Personendaten NAME Keilberth, Joseph KURZBESCHREIBUNG deutscher Konzert- und Operndirigent GEBURTSDATUM 19. April 1908 GEBURTSORT Karlsruhe STERBEDATUM 20. Juli 1968 STERBEORT München
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