Jürgen Goslar

Jürgen Goslar

Jürgen Goslar (* 26. März 1927 in Oldenburg) ist ein deutscher Schauspieler und Regisseur. Nach dem Krieg studierte er Theaterwissenschaften und gab dann in Köln 1948 in Heinrich von Kleists Der zerbrochne Krug sein Bühnendebüt. Rasch avancierte Goslar am Theater sowohl in klassischen als auch modernen Stücken zu einem bedeutenden Darsteller.

Inhaltsverzeichnis

Theater-Darsteller

Seine Theaterstationen als Schauspieler waren Köln, Neuss, Krefeld, Bonn, Baden-Baden, Hamburg (Thalia Theater) und München (Residenztheater). Rollen-Auswahl u.a.: Titelrolle in Hamlet, Petruccio in Der Widerspenstigen Zähmung, Proctor in Hexenjagd, Titelrolle in Ein Mann Namens Judas, Pelegrin in Santa Cruz. Außerdem: Jason, Orest, Pylades, Bassanio, Cassio, Benvolio und viele mehr.

Auf Tournee ging er zuletzt als Schauspieler mit den Stücken: Kennen Sie die Milchstraße? (1988) mit Hans Jürgen Diedrich als Partner und Wer hat Agatha Christie ermordet? (1990) mit Klaus Wennemann als Partner.

Theater-Regisseur

Zwischendurch inszenierte er am Theater (Bonn, München, Hamburg), dort zuletzt Friedrich Hebbels Maria Magdalena (1987), Johann Wolfgang von Goethes Egmont (1989), Arthur Millers Der Preis (1990).

Kino-Darsteller

Einem breiten Publikum bekannt wurde er ab Mitte der 50er Jahre durch Rollen in verschiedenen Kinoproduktionen. Er spielte unter anderem in den Filmen Wo der Wildbach rauscht (1956), Wir Wunderkinder (1958), Und ewig singen die Wälder (1959), Der letzte Zeuge (1960) und in dem österreichischen Film Fegefeuer.

Kino-Regisseur, Produzent

Für einige erfolgreiche Kinoproduktionen und Fernsehspiele mit renommierten deutschen und internationalen Schauspielern zeichnete Goslar als Regisseur verantwortlich; so entstanden unter anderem Kinoproduktionen wie Das Mädchen und der Staatsanwalt (1962) mit dem jungen Götz George und Elke Sommer, der Thriller Neunzig Minuten nach Mitternacht (1962) mit Christine Kaufmann und Martin Held.

Später folgte die Literaturverfilmung Und die Nacht kennt kein Erbarmen (1976) nach dem Roman Entmündigt von Heinz Günther Konsalik, der Abenteuerfilm Albino (1976) mit Christopher Lee und Die Sklavenjäger (1976) mit Trevor Howard. Bei den drei letztgenannten Filmen war er auch der Produzent.

Fernseh-Darsteller

Für das Fernsehen übernahm er einige Rollen: 1956 besetzte ihn John Olden in Keiner stirbt leicht, 1959 stand er für Hans Lietzau mit der Titelrolle des Herbert Engelmann vor der Kamera.

Unter der Regie von Hans Quest spielte er die Hauptrolle des Atomforschers Clive Freeman in dem sechsteiligen Krimi Es ist soweit (1960), eine der ersten Francis Durbridge-Verfilmungen im deutschen Fernsehen (später auch noch als Robert Drury in der Durbridge-Verfilmung Der Besuch).

In „Die Zeit und die Conways“ (1960) spielte er den Gerald Thornton an der Seite von Inge Meysel.

Im Gedächtnis bleiben auch Rollen wie der Hektor (Jean Giraudoux: Der trojanische Krieg findet nicht statt, Regie: R. G. Sellner), der Söller in Goethes Die Mitschuldigen (Regie: Hans Schweikart) und Mozarts Figaro (Regie: K. Wilhelm), Playback live, Weihnachten 1956.

Er übernahm Gastauftritte in Krimi-Reihen wie Die fünfte Kolonne, Der Kommissar, Der Alte, Derrick oder Das Kriminalmuseum, Serien für die er unter anderem dann auch Regie führte.

Fernseh-Regisseur

Seine Laufbahn als Fernsehregisseur begann 1958 mit Romeo und Jeanette (Jean Anouilh), damals noch live. Zu Goslars Regiearbeiten für das Fernsehen zählen neben den erwähnten Krimi-Serien beispielsweise: Fast ein Poet (O’Neill, 1961), Klabunds Der Kreidekreis (1962) und in Mexiko acht Folgen von B. Travens Baumwollpflücker (1963), Jörg Preda reist um die Welt (1965), mit Pinkas Braun, Der Rivonia-Prozeß (1966), Mexikanische Revolution (1968), 52 Folgen Gestern Gelesen mit Erik Schumann, die Krimi-Serie Diamantendetektiv Dick Donald (1971), mit Götz George als Titelheld, und Ende der 80er Jahre, in Zusammenarbeit mit Gero Erhardt, der Quotenrenner Das Erbe der Guldenburgs, in der Goslar auch die Rolle des Dr. Max von Guldenburg verkörperte.

Lehrer, Maler, Dichter

Darüber hinaus lehrte Jürgen Goslar als Schauspiellehrer, unter anderem an der Ludwig-Maximilians-Universität München und als Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Gleichzeitig entwickelte Jürgen Goslar eine Leidenschaft zum Malen und für das Schreiben von Gedichten. Es folgten einige Ausstellungen und ein Buch zu seinen Bildern.

Deshalb trat Goslar in den 90er Jahren nur sporadisch vor die Kamera, so unter anderem in Ein Unvergessliches Wochenende in Venedig (1993), in der Serie Der Nelkenkönig (1994) oder in dem humorigen Stück Tote sterben niemals aus (1996), bei dem er auch Regie führte.

Auftritte seit 2000

Zu seinen jüngsten Auftritten als Darsteller zählt die Rolle des Rainer Pohl in T.E.A.M. Berlin – Der Kreuzzug (2000), die Rolle des Arno von Stahl in Medicopter 117 – Jedes Leben zählt (2002) sowie die 2004 gedrehten Fernsehspiele Georgisches Liebeslied (Regie: Tatiana Brandrup), die Inga Lindström-Verfilmung Sterne über dem Liljesund (2005) und die Rolle des Vaters in der Serie Siska (2006).

Sprecher, Rezitator

Seit 1950 war Goslar in Hörspielen an allen deutschen Sendern zu hören. Nicht nur als Hamlet, Orest, Clavigo usw., sondern auch als Ödipus in deutsch und altgriechisch. Bei Ariola erschienen damals die ersten Schallplatten (Berühmte Balladen, Berühmte Monologe).

Neben seiner umfangreichen Arbeit für Theater, Film und Fernsehen hält Jürgen Goslar bis heute Rezitationsabende ab, wobei er sich zum Rilke-Spezialisten entwickelt hat; schon als junger Schauspieler präsentierte er in Rezitationsabenden die „Duineser Elegien“, so auch während der Salzburger Festspiele 1980. Er arbeitete und arbeitet weiterhin als Sprecher an zahlreichen Hörbuchproduktionen: Werke von Rilke, Goethe, Schiller, Heine, Morgenstern, Ringelnatz, Tucholsky in eigenen CDs.

Er machte sich auch als Synchronsprecher einen Namen: Er sprach u.a. Taki Ome in Rashomon, Peter O’Toole in Beckett, Stephen Boyd in Ben Hur.

Außerdem ist er Autor verschiedener Bücher, bearbeitete Romane und Theaterstücke und schrieb diverse Film-Drehbücher.

Hörspiele unter Mitwirkung von Jürgen Goslar (Auswahl)

Wohnort, Familie

Jürgen Goslar lebt heute in Salzburg; seine Tochter Isabel aus erster Ehe war mit dem Schauspieler Jürgen Prochnow verheiratet. Aus zwei weiteren Ehen stammen zwei Söhne.

Jürgen Goslar im südlichen Afrika

In den damals von weißen Siedlerregimen regierten Ländern des südlichen Afrikas, Rhodesien (heute: Simbabwe) und Südafrika, betätigte Goslar sich mehrfach als Filmschaffender, obwohl diese Regime generell für restriktive Zensurbestimmungen bekannt waren.[1] Auffällig viele Filme realisierte Goslar vor Ort mit offensichtlicher Unterstützung der dortigen Machthaber: der als Abenteuerfilm vermarktete Streifen Albino (1976) – auch bekannt als Whispering Death und basierend auf dem gleichnamigen Roman des rhodesischen Siedlers Daniel Carney[2] – wurde während der völkerrechtswidrigen Kriegshandlungen[3] der weißen Siedler gegen die Oppositionsbewegung der afrikanischen Mehrheitsbevölkerung gedreht und vom Siedlerregime finanziert,[4][5] als Regisseur arbeitete Goslar in Apartheid-Südafrika an der Serie Diamantendetektiv Dick Donald (1971) mit Götz George in der Hauptrolle oder für den Apartheid befürwortenden Film Der Rivonia Prozess (1966), in dem er neben der Regie auch die Rolle des Mandela Anklägers Dr Percy Yutar übernahm.

Auszeichnungen

Zu seinen Auszeichnungen, die er während seines Schaffens erhalten hat, zählt der 1. Preis des São Paulo International Film Festivals sowie drei Goldene Bildschirme der Zeitschrift TV Hören und Sehen als beliebtester Darsteller (1959 – 1961).

Einzelnachweise

  1. [1]. Wikipedia, Media of South Africa. Abgerufen am 13. Mai 2011.
  2. [2]. Anthony Chennells, Professor of English, University of Zimbabwe. Abgerufen am 14. Mai 2011.
  3. Wikipedia, Rhodesia, End of the Bush War. Wikipedia. Abgerufen am 13. Mai 2011.
  4. Google Books, The cinema of apartheid: race and class in South African film, Keyan G. Tomaselli. Google Books. Abgerufen am 12. Mai 2011.
  5. Wikipedia, Albino (Film). Wikipedia. Abgerufen am 12. Mai 2011.

Weblinks


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