Kalinowo

Kalinowo
Kalinowo
Wappen fehlt
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Kalinowo (Polen)
Kalinowo
Kalinowo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Landkreis: Ełk
Geographische Lage: 53° 52′ N, 22° 40′ O53.87361111111122.671666666667Koordinaten: 53° 52′ 25″ N, 22° 40′ 18″ O
Einwohner:

-
(31. Dez. 2010)[1]

Postleitzahl: 19-314
Telefonvorwahl: (+48) 87
Kfz-Kennzeichen: NEL
Wirtschaft und Verkehr
Schienenweg: Kleinbahn Ełk
Nächster int. Flughafen: Danzig
Szczytno-Szymany
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 41 Schulzenämter
Fläche: 285,2 km²
Einwohner:

6854
(31. Dez. 2010) [2]

Bevölkerungsdichte: 24 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 2805032
Verwaltung (Stand: 2008)
Bürgermeister: Andrzej Bezdziecki
Adresse: ul. Mazurska 11
19-314 Kalinowo
Webpräsenz: www.kalinowo.pl
Feldsteinkirche von 1926 in Kalinowo

Kalinowo [kaliˈnɔvɔ] (deutsch Kallinowen, 1938–1945 Dreimühlen) ist ein Dorf und Sitz einer Landgemeinde im nordöstlichen Masuren in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, Powiat Ełcki (Landkreis Ełk). Das Dorf liegt 20 Kilometer nordöstlich der Stadt Ełk (deutsch Lyck).

Die Landgemeinde umfasste etwa 7.000 Einwohner und eine Fläche von 285,17 km². Sie ist vor allem landwirtschaftlich geprägt. Das Dorf Kalinowo selber hat 750 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Dorf Kallinowen entstand vermutlich im 15. Jahrhundert. Die Herkunft des Namens ist nicht eindeutig geklärt. Vermutlich stammt er vom slawischen Wortstamm kalina für einen Hügel ab, wobei zugleich aber Kalina auch ein Vorname ist.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde es 1499 durch einen Pfarrer Mathias in Calinowo, was als offizielles Gründungsdatum der Gemeinde Verwendung findet, so auch 1999 zur 500-Jahr-Feier der Gemeinde. Aufgrund dieser ersten Erwähnung eines Pfarrers ist anzunehmen, dass zu diesem Zeitpunkt schon eine Kirche im Ort bestanden hat.

1656 fielen die mit Polen verbündeten Tataren in weite Teile Masurens und damit Kallinowen ein und sorgten für eine nahezu vollständige Zerstörung des damals preußischen Dorfes. Ein großer Teil der 800 Personen umfassenden Dorfbevölkerung kam dabei auch ums Leben oder wurde für Zwecke der Sklaverei in die Tatarei verschleppt. Überliefert ist, dass es dem damaligen Pfarrer Baranowski gelang mit seiner Frau und einem zweijährigen Sohn zu fliehen. Dieser wurde dann aber in Czychen von einbrechenden Tataren gefangen genommen, verschleppt und versklavt. Er verstarb als Galeerensklave auf Kreta. Sein für tot gehaltener Sohn wurde in Czychen gefunden, nach Lyck verbracht und überlebte. Der ebenso in die Tatarei verschleppte Kallinower Lehrer Zaborovius konnte von dort entkommen, kehrte nach langem Fußmarsch nach Kallinowen zurück und wurde als Nachfolger von Baranowski Pfarrer.

Mit dem Wiederaufbau nach 1656 entstand im Zentrum des Ortes schließlich eine neue Holzkirche. Diese brannte in den Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieges abermals komplett ab. Von 1924 bis 1926 entstand an deren Stelle nach Plänen von Kirchenbaumeister Arthur Kickton ein Neubau aus Feldsteinen, die bis heute so weitgehend unverändert erhalten ist, bis auf die 1945 vorgenommene Umwidmung von einer evangelischen in eine katholische Kirche.

Mai 1874 kam es zur Bildung des Amtsbezirks Kallinowen aus den elf Landgemeinden Alt Czymochen, Dorschen, Gingen, Iwaschken, Kallinowen, Kokosken, Kowahlen, Maschen, Marczynowen, Pientken und Trentowsken (11 Gemeinden). Er wurde zunächst verwaltet vom Amtsvorsteher in Marczynowen.

1908 kam es zu einer Gemeindereform, in der die Dörfer Kowahlen und Trentowsken einem anderen Amtsbezirk zugeschlagen wurden, so dass neun Dörfer weiter im Amtsbezirk Kallinowen verblieben.

1926 wurde das darin befindliche an Kallinowen angrenzende Dorf Pientken in Blumental umbenannt. 1928 erfolgte die Umbenennung von Marczynowen in Martinshöhe. 1929 bekam Alt Czymochen den neuen Namen Finsterwalde. 1931 wurde der Amtsbezirk Kallinowen neu strukturiert mit den nun dazugehörigen Dörfern Blumental, Dluggen, Dorschen, Finsterwalde, Gingen, Hennenberg, Iwaschken, Kallinowen, Kolleschnicken, Kreuzborn, Maaschen, Martinshöhe und Prawdzisken. Der bisher in Marczynowen (Martinshöhe) ansässige Amtsvorsteher von Kallinowen hatte seinen Sitz fortan in Dluggen.

Am 16. Juli 1938 erfolgte die Umbenennung der Ortschaft Kallinowen in Dreimühlen. Weitere Dörfer des Amtsbezirks mit masurischen Ortsnamen wurden eingedeutscht bzw. umbenannt: Dluggen in Langenhöh, Iwaschken in Hansbruch, Kolleschnicken in Jürgenau, Maaschen in Maschen und Millewen in Millau. Am 15. November 1938 erfolgte auch die Umbenennung des dazu gehörigen Amtsbezirks Kallinowen in Amtsbezirk Dreimühlen.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 gehörte Dreimühlen (Kallinowen) zum Deutschen Reich (Ostpreußen), Landkreis Lyck, und fiel dann an Polen, in dessen Grenznähe es sich schon vorher befand. Die ursprünglich in Dreimühlen (Kallinowen) ansässige deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht geflüchtet war, nach 1945 größtenteils vertrieben bzw. ausgesiedelt und durch Neubürger aus anderen Teilen Polens, insbesondere aus der Region Raczki stammend, ersetzt. Dreimühlen erhielt seinen alten masurischen Namen in der polnischen Form Kalinowo zurück.

1975 bis 1998 gehörte Kalinowo zur Woiwodschaft Suwałki. Im Rahmen einer polnischen Gebietsreform entstand zum 1. Januar 1999 neu die Woiwodschaft Ermland-Masuren, die territorial im Wesentlichen dem ehemaligem Ostpreußen (ohne den russischen Teil Oblast Kaliningrad) entspricht.

Sehenswürdigkeiten

Zu den Sehenswürdigkeiten zählt die nach mittelalterlichem Vorbild 1924 bis 1926 errichtete Feldsteinkirche in Kalinowo, die im Inneren eine bemalte Holzdecke des Künstlers Fey aus Berlin aufweist. Der Altarschrein weist die Figur des gekreuzigten Heilands, der Maria und des Johannes als Werk eines Bildhauers aus München auf.

Neben der Kirche befindet sich das Grab und eine zweisprachige Gedenktafel für den früheren Pfarrer Michael Pogorzelski, der hier von 1780 bis 1798 in Deutsch wie Masurisch predigte. Dieser wurde in der Komödie "Zauberer Gottes" von Paul Fechter aus Elbing beschrieben. Darüber hinaus gibt es dort eine Gedenktafel für Bernhard Rostock, der von 1739 bis 1759 Pfarrer in Kallinowen war und das Kirchenlied "Das Feld ist weiß, die Ähren neigen sich" schrieb.

Ab 1918 führte von Lyck (Ełk) nach Turowen / Auersberg (Turowo) mit einem Bahnhof in Kallinowen (Kalinowo) eine Schmalspurstrecke der Lycker Kleinbahnen, die seit 1992 auch unter Denkmalschutz steht. Der reguläre Personenverkehr wurde 2001 von der Polnischen Staatsbahn PKP eingestellt. Eine Wiederherstellung der Strecke zumindest zwischen Ełk und Sypitki wird für touristische Zwecke durch einen privaten Verein betrieben. Eine Verlängerung nach Kalinowo ist dabei in Planung.

Gemeinde

Zur Landgemeinde Kalinowo zählen neben dem Dorf Kalinowo selber heute nachfolgende Ortschaften (deutsche Namen bis 1945)[3]:

  • Borzymy (Borszymmen, 1938–1945: Borschimmen)
  • Czyńcze (Czynczen, 1938–1945: Zinschen)
  • Długie (Dluggen, 1938–1945: Langenhöh)
  • Dorsze (Dorschen)
  • Dudki (Duttken, 1938–1945: Petzkau)
  • Golubie (Gollubien A, 1938–1945: Gollen)
  • Golubka (Gollupken, 1938–1945: Lübeckfelde)
  • Ginie (Gingen)
  • Grądzkie (Gronsken, 1938–1945: Steinkendorf)
  • Iwaśki (Iwaschken, 1938–1945: Hansbruch)
  • Jędrzejki (Jendreyken, 1938–1945: Andreken)
  • Koleśniki (Kolleschnicken, 1938–1945: Jürgenau)
  • Krzyżewo (Krzysewen, 1928–1945: Kreuzborn)
  • Kucze (Kutzen)
  • Kulesze (Kulessen)
  • Ryczywół (Marienhof)
  • Skomętno (Skomentnen, 1938–1945: Skomanten)
  • Skrzypki (Skrzypken, 1926–1945: Geigenau)
  • Stacze (Statzen)
  • Stare Cimochy (Alt Czymochen, 1929–1945: Finsterwalde)
  • Stożne (Stoosznen, 1938–1945: Stosnau)
  • Sypitki (Sypittken, 1938–1945: Vierbrücken)
  • Szczudły (Szczudlen, 1938–1945: Georgsfelde)
  • Turowo (Thurowen, 1938–1945: Auersberg)
  • Wierzbowo (Wierzbowen, 1938–1945: Waldwerder)
  • Wysokie (Wyssocken, 1938–1945: Waltershöhe)
  • Zaborowo (Saborowen), 1938–1945: Reichenwalde)
  • Zanie (Sanien, 1938–1945: Berndhöfen)
  • Zocie (Soczien, 1938–1945: Kechlersdorf)

Ehemalige, nach 1945 aufgegebene Dörfer im Bereich der Landgemeinde sind darüber hinaus noch Kokoszki (Hennenberg) und Przepiórki (Wachteldorf).

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 23. Juni 2011.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 23. Juni 2011.
  3. Das Genealogische Orts-Verzeichnis

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