Kanaresisch

Kanaresisch
Kannada (ಕನ್ನಡ)

Gesprochen in

Indien (Karnataka und angrenzende Bundesstaaten)
Sprecher 38 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Indien, Bundesstaat Karnataka
Sprachcodes
ISO 639-1:

kn

ISO 639-2:

kan

ISO 639-3:

kan

Kannada (ಕನ್ನಡ kannaḍa), auch Kanaresisch, ist eine Sprache aus der dravidischen Sprachfamilie. Sie wird in Südindien, hauptsächlich im Bundesstaat Karnataka, von etwa 38 Millionen Muttersprachlern gesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Sprachverwandtschaft

Kannada gehört zur Familie der hauptsächlich in Südindien verbreiteten dravidischen Sprachen. Neben Tamil, Telugu und Malayalam ist Kannada eine der vier großen dravidischen Sprachen. Innerhalb dieser Sprachfamilie gehört Kannada zum süddravidischen Zweig. Der nächste Verwandte des Kannada ist Badaga. Diese unter der Stammesbevölkerung des Nilgiri-Gebirges in Tamil Nadu gesprochene Sprache wird teilweise auch als Kannada-Dialekt aufgefasst.[1]

Mit den in Nordindien gesprochenen indoarischen Sprachen ist Kannada nicht verwandt. Es ist aber recht stark durch Sanskrit, die klassische Sprache des Hinduismus, beeinflusst worden und hat neben einer großen Zahl an Lehnwörtern auch strukturelle Merkmale aus dieser indoarischen Sprache übernommen.

Geografische Verbreitung

Ungefähres Verbreitungsgebiet des Kannada

Kannada hat 38 Millionen muttersprachliche Sprecher.[2] Die Sprecher des Kannada bezeichnet man als Kannadiga. Das Verbreitungsgebiet der Sprache deckt sich weitgehend mit den Grenzen des indischen Bundesstaates Karnataka. Daneben gibt es kannadasprachige Minderheiten in den angrenzenden Gebieten der Nachbarbundesstaaten Andhra Pradesh, Tamil Nadu und Maharashtra. Seit jüngerer Zeit wird Kannada auch unter Auslandsindern in den USA, Großbritannien, Kanada und Australien gesprochen.

Von der Bevölkerung Karnatakas sprechen 66 % Kannada als Muttersprache.[3] Die meisten nicht-kannadasprachigen Einwohner des Bundesstaates, etwa die Sprecher von Tulu und Kodava, beherrschen Kannada als Zweitsprache. Im Bundesstaat Karnataka ist Kannada alleinige Amtssprache. Auf überregionaler Ebene ist es als eine von 22 Nationalsprachen Indiens anerkannt.

Sprachformen

Kannada teilt sich in vier Dialektgruppen ein, die aus weiteren Unterdialekten bestehen. Der südliche Dialekt wird in und um die beiden größten Städte Karnatakas, Bangalore und Mysore gesprochen. Im Raum Mangalore ist der westliche Dialekt verbreitet. Der nördliche Dialekt wird in der Gegend von Dharwad gesprochen, der nordöstliche Dialekt in und um Bijapur. Der nördliche und nordöstliche Dialekt sind von Marathi, der indoarischen Sprache des Nachbarbundessstaates Maharashtra, beeinflusst worden.

Parallel zu den geografischen Dialekten existieren Kastendialekte beziehungsweise Soziolekte. Die Hauptunterscheidung liegt hierbei zwischen den Dialekten der Brahmanen, Nichtbrahmanen und Dalit-Dialekten. In jüngerer Zeit treten aber auch bei den Soziolekten verstärkt Klassenunterschiede an die Stelle der Kastenzugehörigkeit.[4]

Geschriebene und gesprochene Sprache unterscheiden sich im Kannada recht stark voneinander, wenn auch die Diglossie weniger stark ausgeprägt ist als etwa im verwandten Tamil. Als überregionale Standardumgangssprache hat sich die gesprochene Sprache der gebildeten Stadtbevölkerung Bangalores und Mysores eingebürgert.

Sprach- und Literaturgeschichte

Kannada-Inschrift im Tempel von Basaral (Hoysala-Dynastie, 13. Jhd.)

Kannada wird in drei Sprachstufen eingeteilt: Altkannada (bis 1200), Mittelkannada (1200–1700) und modernes Kannada (seit 1700). Das älteste erhaltene Sprachzeugnis des Kannada ist eine im Distrikt Hassan gefundene Inschrift, die auf die Zeit um 450 datiert wird.

Kannada ist nach Tamil die zweitälteste dravidische Literatursprache. Das älteste bekannte Werk der Kannada-Literatur, das dem Rashtrakuta-König Amoghavarsha I. zugeschriebene Kavirajamarga, eine in Versform geschriebene Abhandlung über die Dichtkunst, wird auf das erste Viertel des 9. Jahrhunderts datiert. Im 10.–12. Jahrhundert entstanden Gedichte, epische Dichtungen und Fabeln vornehmlich aus der Feder der jainistischen Autoren Pampa, Ponna und Ranna. Das erste Prosa-Werk auf Kannada ist das Lokopakara des Chavundaraya aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Wichtige Autoren des ausgehenden 12. Jahrhunderts sind die hinduistischen Dichter Harihara und Raghavanka. Während der Zeit des Vijayanagar-Königreichs im 14.–16. Jahrhundert erlebte die Kannada-Literatur durch die Patronage des Hofes einen Aufschwung. Die bekanntesten Autoren dieser Periode sind Chamarasa und Kumara Vyasa.

Nachdem Indien zu einer britischen Kolonie geworden war, versiegte die Kannada-Literatur. Erst Ende des 19. Jahrhunderts setzte eine Renaissance der Kannada-Literatur ein, die nun auch aus westlichen Einflüssen schöpfte und neue Genres wie den Roman und die Kurzgeschichte einführte. Insgesamt siebenmal konnte ein kannadasprachiger Autor den Jnanpith Award, den wichtigsten indischen Literaturpreis, gewinnen, zuletzt Girish Karnad (1998) und U. R. Ananthamurthy (1994).

Schon früh hatte sich eine einheimische Kannada-Grammatiktradition entwickelt. Deren wichtigste Werke sind das Shabdamanidarpana des Keshiraja aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und das Shabdanushasana des Bhattakalanka (1604). Die erste westliche Kannada-Grammatik erschien 1820. Im 19. Jahrhundert beschäftigten sich vornehmlich christliche Missionare mit dem Kannada. Vor allem der Deutsche Missionar Ferdinand Kittel erwarb sich mit seinem Kannada-Englisch-Wörterbuch (1894) und seiner Grammatik (1903) große Verdienste.

Schrift

Zweisprachiges Straßenschild (Kannada/Englisch) in Bangalore
Hauptartikel: Kannada-Schrift

Wie viele indische Sprachen verfügt Kannada über eine eigene Schrift, die Kannada-Schrift. Diese ähnelt der Telugu-Schrift sehr und gehört zur Familie der indischen Schriften. Mit den übrigen Schriften Indiens, Tibets und Südostasiens teilt sie den gemeinsamen Ursprung von der Brahmi-Schrift aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. und ein gemeinsames Funktionsprinzip: Es handelt sich bei ihnen um eine Zwischenform aus Alphabet und Silbenschrift, sogenannte Abugidas, bei denen jedes Konsonantenzeichen einen inhärenten Vokal a besitzt, der durch diakritische Zeichen modifiziert werden kann. Typisch für eine südindische Schrift zeichnet sich die Kannada-Schrift durch ihre runden Formen aus.

Phonologie

Konsonantenphoneme des Kannada
  labial dental retroflex palatal velar
Plosive stl. unasp. p [p] t [] ṭ [ʈ] c [ʧ] k [k]
stl. asp. ph [] th [t̪ʰ] ṭh [ʈʰ] ch [ʧʰ] kh []
sth. unasp. b [b] d [] ḍ [ɖ] j [ʤ] g [g]
sth. asp. bh [] dh [d̪ʱ] ḍh [ɖʱ] jh [ʤʱ] gh []
Frikative stl. (f [f]) s [s] ṣ [ʂ] ś [ɕ] h [h]
sth.   (z [z])      
Nasale m [m] n [] ṇ [ɳ] (ñ [ɲ]) (ṅ [ŋ])
Laterale   l [l] ḷ [ɭ]    
Halbvokale v [ʋ]     y [j]  
Tap   r [r]      

Kannada besitzt 34 konsonantische Phoneme. Typisch für die indischen Sprachen ist die Unterscheidung nach fünf Artikulationsorten: velar, palatal, retroflex, dental und labial. Bei den Plosiven (Verschlusslauten) kontrastieren stimmlose und stimmhafte Laute. Durch die zahlreichen Lehnwörter aus dem Sanskrit haben die aspirierten Plosive (sowohl stimmlose als stimmhafte) im Kannada Phonemstatus erlangt, so dass die Plosive wie in den indoarischen Sprachen in Viererreihen auftreten (z. B. k, kh, g, gh). In ererbten dravidischen Wörtern kommen keine aspirierten Konsonanten vor. Bei nachlässiger Aussprache und in bestimmten Dialekten können sie durch die entsprechenden unaspirierten Laute ersetzt werden. Die Konsonanten f und z kommen nur in jüngeren Lehnwörtern, etwa aus dem Englischen, vor, deshalb wird ihnen nicht immer ein Phonemstatus zugestanden. Die beiden Nasale ñ und sind Allophone von n, die nur vor den entsprechenden Plosiven vorkommen. In der Kannada-Schrift werden Nasale vor Plosiven durchgängig mit dem Anusvara wiedergegeben, das je nach folgendem Konsonant für m, n, , ñ oder stehen kann.

Vokalphoneme des Kannada
  vorne zentral hinten
kurz lang kurz lang kurz lang
geschlossen i [i] ī []     u [u] ū []
mittel e [e] ē []     o [o] ō []
offen     a [ʌ] ā []    

Im Kannada kommen zehn Vokalphoneme vor. Die Vokale a, i, u, e und o kommen jeweils in Paaren von langem und kurzem Vokal vor. Dazu kommen die phonematischen Diphthonge ai und au. Ferner gibt es den Vokal /ǣ/, der auf englische Lehnwörter beschränkt ist (z. B. ಬ್ಯಾಂಕು /bǣnku/ von engl. bank), und daher meist nicht als vollwertiges Phonem gezählt wird. In bestimmten Dialekten kommt er aber auch in echten Kannada-Wörtern vor.

Fast alle Kannada-Wörter enden auf einen Vokal. Bei Lehnwörtern, die auf einen Konsonanten enden, wird oft ein sogenannter enunziatorischer Vokal u oder i angehängt (z. B. ಬಸ್ಸು bassu von engl. bus). Am Wortanfang können alle Konsonanten außer retroflexem ḷ und ṇ vorkommen. Konsonantencluster (Aufeinanderfolgen von zwei oder mehr Konsonanten) am Wortanfang kommen nur bei Lehnwörtern vor (z. B. ಪ್ರಿತಿ priti „Liebe“, aus dem Sanskrit). Vor allem ungebildete Sprecher fügen aber oft einen Sprossvokal ein und sprechen z. B. /piriti/. Die Betonung liegt im Kannada stets auf der ersten Silbe eines Wortes. Sie ist also nicht bedeutungsunterscheidend und auch nicht allzu stark ausgeprägt.

Beim Auftreffen von Morphemen innerhalb eines Wortes oder Wörtern untereinander können Sandhi-Prozesse auftreten. So wird zwischen dem Wortstamm ಹೂ „Blume“ und dem Instrumentalsuffix -iṃda ein Gleitlaut v eingefügt: ಹೂವಿಂದ hūviṃda. Werden zwei Wörter aneinandergefügt, kann der stimmlose Anfangskonsonant des zweiten Worts stimmhaft werden. Diese Erscheinung kommt aber in der Schrift meist nicht zum Ausdruck: ಕೆಲತುಟಿ keḷatuṭi, gesprochen /keladuṭi/ „Unterlippe“. Ein phonologischer Prozess, der nur in der Umgangssprache vorkommt, ist der Ausfall (Synkope) eines Vokals in der zweiten Silbe von drei- oder mehrsilbigen Wörtern (z. B. schriftsprachlich ಹೆಸರು hesaru, umgangssprachlich ಹೆಸ್ರು hesru „Name“).

Grammatik

Kannada ist eine agglutinierende Sprache und drückt die Beziehungen von Wörtern untereinander durch Suffixe (Nachsilben) aus.

Nomina

Genera

Kannada kennt drei Genera: Maskulinum (männlich), Femininum (weiblich) und Neutrum (sächlich). Die Genuseinteilung beruht dabei auf dem natürlichen Geschlecht: Für männliche Personen oder Götter benutzt man das Maskulinum, für weibliche Personen oder Göttinnen das Femininum und für Tiere oder Dinge in der Regel das Neutrum. Bei den Stämmen auf -a und den Personen bezeichnenden Stämmen auf -u ist das Genus an den Suffixen des Nominativs Singular erkennbar: vgl. ಸೇವಕನು sēvaka-nu (mask.) „Diener“, ಸೇವಕಳು sēvaka-ḷu (fem.) „Dienerin“ und ಮರವು mara-vu (neutr.) „Baum“.

Pluralbildung

Die Nomina im Kannada kommen in zwei Numeri vor: Singular und Plural. Der Plural wird agglutinativ durch eines von vier möglichen Suffixen gebildet:

  • -aru bei männlichen und weiblichen Stämmen auf -a (z. B. ಹುಡುಗ huḍuga „Junge“ – ಹುಡುಗರ huḍugaru „Jungen“).
  • -aṃdiru bei männlichen und seltener weiblichen Verwandtschaftsbezeichnungen (z. B. ಅಣ್ಣ aṇṇa „älterer Bruder“ – ಅಣ್ಣಂದಿರು aṇṇaṃdiru „ältere Brüder“).
  • -avaru für die sogenannte Respektform. Formal steht das Wort im Plural, die Bedeutung bleibt aber singularisch. (z. B. ತಾಯಿ tāyi „Mutter“ – ತಾಯಿಯವರು tāyiyavaru etwa „Frau Mutter“).
  • -gaḷu bei sämtlichen Neutra und teilweise bei männlichen Personenbezeichnungen (z. B. ಮರ mara „Baum“ – ಮರಗಳು maragaḷu „Bäume“, ಶತ್ರು śatru „Feind“ – ಶತ್ರುಗಳು śatrugaḷu „Feinde“).

Deklination

Substantive werden im Kananda in sieben Kasus dekliniert: Nominativ, Genitiv, Akkusativ, Dativ, Instrumental, Vokativ und Lokativ.

Adjektive

Adjektive können entweder einfach (z. B. ಒಳ್ಳೆ oḷḷe „gut“) oder von Substantiven abgeleitet (z. B. ಬಲವಾದ balavāda „stark“ von ಬಲ bala „Stärke“) sein. Als Attribut steht das Adjektiv stets in seiner unveränderten Stammform vor seinem Bezugswort, d. h. es wird nicht mitdekliniert: ಸಣ್ಣ ಮನೆ saṇṇa mane „ein kleines Haus“ – ಸಣ್ಣ ಮನೆಗಳು saṇṇa manegaḷu „kleine Häuser“. Bisweilen verschmilzt das Attribut auch mit seinem Bezugswort zu einem Kompositum: ಎಳೆಮಗು eḷe-magu „kleines Kind“. An ein prädikativ verwendetes oder substantiviertes Adjektiv wird das Personalpronomen der 3. Person Singular angehängt (z. B. ಈ ಕುದುರೆ ಒಳ್ಳೆದು ī kudure oḷḷe-du „dieses Pferd ist gut“).

Pronomina

Zahlwörter

Die Zahlwörter von 1 bis 10 lauten:

1 ಒಂದು oṃdu
2 ಎರಡು eraḍu
3 ಮೂರು mūru
4 ನಾಲ್ಕು nālku
5 ಐದು aidu
6 ಆರು āru
7 ಎಳು eḷu
8 ಎಂಟು eṃṭu
9 ಒಂಭತ್ತು oṃbhattu
10 ಹತ್ತು hattu

Die Zahlwörter von 11 bis 19 werden gebildet, indem die Zahlwörter für die Einer an han- oder hadi- angehängt werden (11 ಹನ್ನೊಂದು hannoṃdu , 12 ಹನ್ನೆರಡು hanneraḍu, 13 ಹದಿಮೂರು hadimūru etc.). 20 hat die besondere Form ಇಪ್ಪತ್ತು ippattu Die Zahlwörter von 30 bis 90 werden durch Zusammensetzung der Zahlwörter von 3 bis 9 und hattu für 10 gebildet (30 ಮೂವತ್ತು mūvattu, 40 ನಾಲ್ವತ್ತು nālvattu etc.). Die Wörter für 100 und 1000 lauten ನೂರು nūru und ಸಾವಿರ sāvira. Wie in Südasien üblich, gibt es für spezielle Zahlwörter für 100.000 (ಲಕ್ಷವು lakṣavu, vgl. Lakh) und 10.000.000 (ಕೋಟಿ kōṭi, vgl. Crore).

Verben

Ähnlich wie im Deutschen besteht das Verb aus Stamm + Tempuszeichen + Personalendung.

Das Verb kennt im Kannada drei Tempora:

  • Das Präsens wird durch Anfügung des Morphems -(u)tt- an den Stamm gebildet (ಮಾಡುತ್ತೇನೆ māḍuttēne „ich tue“).
  • Das Futur wird durch Anfügung des Morphems -(u)v- an den Stamm gebildet. (ಮಾಡುವೆನು māḍuvenu „ich werde tun“). Außer der Zukunft können Futurformen auch regelmäßig in der Gegenwart vorkommende Handlungen ausdrücken („ich pflege zu tun“). In der Umgangssprache wird statt Futur wie im Deutschen oft Präsens verwendet.
  • Das Präteritum wird durch Anfügung des Morphems -(i)d- an den Stamm gebildet (ಮಾಡಿದೆನು māḍidenu „ich tat“). Jedoch gibt es nicht wenige unregelmäßige Verben, deren Präteritum man lernen muss, z. B. ಕೊಂದೆನು kondenu von ಕೊಳ್ಳು koḷḷu „stellen“, ಜಂದೇನು bandenu von ಜಕು baru „kommen“, ಇದ್ದೆನು iddenu von ಇಕು iru „da sein“ usw.

Mit dem Partizip Präsens auf -uttā + iru „sein“ lassen sich Verlaufsformen bilden: ಮಾಡುತ್ತಾ ಇಕುತ್ತೇನೇ māḍuttā iruttēne „ich tat gerade“, ಮಾಡುತ್ತಾ ಇದ್ದೆನು māḍuttā iddenu „ich tat gerade“.

Ebenso entstehen Perfektformen aus dem Partizip Perfekt + iru. Das Partizip Perfekt wird gebildet:
1) bei den regelmäßigen Verben mit -i (ಮಾಡಿ māḍi „gemacht“)
2) bei den unregelmäßigen Verben tritt -u an den Perfektstamm (ಜಂದು bandu „gekommen“).

Zusammen mit iru entsteht so ein Perfekt (ಜಂದಿಕುತ್ತೇನೆ band’ iruttēne „ich bin gekommen“) und ein Plusquamperfekt (ಜಂದಿದ್ದೇನು band’ iddenu „ich war gekommen“).

Imperative gibt es :

  • Den unhöflichen Du-Imperativ, nämlich die Grundform: ಮಾಡು! māḍu! „mach!“
  • Den höflichen Sie-Imperativ, der -iri anhängt: ಮಾಡಿರೀ! māḍirī „machen Sie!“
  • Die Aufforderung an die Gruppe (Hortativ), die -ōṇa anhängt: ಮಾಡೋಣ māḍōṇa! „machen wir!“
  • Schließlich gibt es eine Aufforderung an sich selbst mit -ali: ಮಾಡಲಿ māḍali „ich mach dann mal“.

Die Modalverben „können“, „sollen“ und „müssen“ werden durch Verberweiterungen ausgedrückt: ಮಾಡಬಲ್ಲೆನು māḍaballenu „ich kann machen“, ಮಾಡಲಾರೆನು māḍalārenu „ich kann nicht machen“, ಮಾಡಬೇಕು māḍabēku „ich muss machen“, ಮಾಡಬಹುದು māḍabahudu „ich sollte machen“ usw.

Syntax

Die feste Satzstellung im Kannada ist Subjekt-Objekt-Verb (SOV). Demnach steht das Subjekt an erster Stelle im Satz (ihm können höchstens noch Umstandsbestimmungen der Zeit und des Ortes vorangehen) und das Prädikat stets am Satzende. Wie es für SOV-Sprachen charakteristisch ist, stehen im Kannada Attribute stets vor ihrem Bezugswort, untergeordnete Sätze vor Hauptsätzen, Vollverben vor Hilfsverben und es werden Postpositionen statt Präpositionen eingesetzt.

Komplexe Sätze bestehen aus einem Haupt- und einem oder mehreren Nebensätzen. Generell kann ein Satz nur ein finites Verb enthalten. Das Kannada kennt keine Konjunktionen, Nebensätze werden ebenso wie Parataxen durch infinite Verbformen gebildet. Dazu gehören der Infinitiv, das Gerundium (Verbalpartizip) und das Partizip.

Daher stehen ähnlich (aber nicht gleich!) wie im Türkischen statt Wörtern wie „dass“, „wenn“ oder „um zu“ diese infiniten Verbformen. Zum Beispiel heißt „Ich gehe hinaus, um einen Kaffee zu trinken“: ಒಂದು ಕಾಫೀ ಕುಡಿಯುವಕೇ ಹೊರಗೆ ಹೇಗುತ್ತೇನೆ Ondu kaphi kudiyuvake horage hōguttēne, wörtlich: „Zum Einen-Kaffee-Trinken hinaus gehe ich“. „Wenn“ ist die Verb-Endung -are: ನೀನು ಅವನನ್ನು ನೋಡಕೆ ನಮ್ಮಗೆ ಹೆಳೀ Nīnu avanannu nōḍ-are, nammage heḷi, wörtlich: „Du ihn seh-wenn, mir sag (es)“, also: „Sag mir, wenn du ihn siehst“. Usw.

Auch in Relativsätzen stehen keine Relativpronomen, sondern Partizipien. Zum Beispiel: ನಳೆ ಜಂದು ಹುಗುಗ ನಮ್ಮ ಕಮ್ಮ ಇದ್ದೆ Naḷe bandu huduga namma tamma idde, wörtlich: „Der gestern gekommene Junge mein Bruder war“, also: „Der Junge, der gestern gekommen ist, war mein Bruder.“

Wortschatz

Die einheimische Grammatik teilt die Kannada-Wörter in vier Kategorien ein:

  • Als dēśya (ದೇಶ್ಯ „lokal“) bezeichnet man echte Kannada-Wörter ohne Entsprechung im Sanskrit. Zu dieser Kategorie gehören dravidische Erbwörter wie ತಾಯಿ tāyi „Mutter“ (vgl. Tamil தாய் tāy), ಕಾಲು kālu „Fuß“ (vgl. Tamil கால் kāl) oder ನಡೆ naḍe „gehen“ (vgl. Tamil நட naṭa).
  • Als tatsama (ತತ್ಸಮ „dasselbe wie das [d. h. ein Sanskritwort]“) bezeichnet man Sanskrit-Wörter, die in unveränderter Form im Kannada vorhanden sind. Ein Großteil von ihnen wie ಚಂದ್ರ caṃdra „Mond“ (von चन्द्र candra), ಮುಖ mukha „Gesicht“ (von मुख mukha) oder ಗೃಹ gr̥ha „Haus“ (von गृह gr̥ha) ist aus dem Sanskrit ins Kannada übernommen worden. Bei einigen wenigen Wörtern ist die Richtung umgekehrt gewesen: ಬಲ bala „Stärke“ (Sanskrit वल bala), ಮಣಿ maṇi „Juwel“ (Sanskrit मणि maṇi) und ಮಾಲೆ māle (Sanskrit माला mālā) sind Kannada-Wörter, die ins Sanskrit entlehnt wurden.
  • Als tadbhava (ತದ್ಭವ „daraus [d. h. aus einem Sanskritwort] entstanden“) bezeichnet man Wörter, die ursprünglich aus dem Sanskrit stammen, aber lautlichen Veränderungen unterlegen sind, z. B. ಅಕ್ಕರ akkara „Buchstabe“ (von akṣara), ಅಗಸ agasa (von akāśa) „Himmel“ oder ಕತಿ kati „Geschichte“ (von kathā).
  • Als anyadēśya (ಅನ್ಯದೇಶ್ಯ „fremdländisch“) bezeichnet man Lehnwörter aus anderen Sprachen. Diese können ihren Ursprung in folgenden Sprachen haben:
    • Hindustani (Hindi bzw. Urdu), z. B. ತಯಾರು tayāru „fertig“ (von तैयार taiyār), ಸರ್ಕಾರ sarkāra „Regierung“ (von सरकार sarkār), ಮಾಲೀಕ mālīka „Besitzer“ (von मालिक mālik). Diese Hindustani-Wörter können wiederum ursprünglich aus anderen Sprachen stammen. Teils sind sie auch über Vermittlung des Telugu oder Marathi ins Kannada gelangt.
    • Englisch, z. B. ನಂಬರು naṃbaru „Nummer“ (von number), ಟಿಕೀಟು ṭikīṭu „Fahrkarte“ (von ticket), ಡಾಕ್ಟರು ḍākṭaru „Arzt“ (von doctor).
    • Portugiesisch, z. B. ಮೇಜು mēju „Tisch“ (von mesa).
    • Französisch, z. B. ಕುಸೀನಿ kusīni „Küche“ (von cuisine).

Quellen und weiterführende Informationen

Einzelnachweise

  1. Sanford B. Steever: Introduction to the Dravidian Languages. In: Sanford B. Steever: The Dravidian Languages, London 1998. Hier S. 7.
  2. Indischer Zensus 2001: Scheduled languages in descending order of speakers' strength
  3. Indischer Zensus 2001: Distribution of 10,000 persons by language − India, states and union territories
  4. Sanford B. Steever: Kannada. In: Sanford B. Steever: The Dravidian Languages, London 1998. Hier S. 129.

Literatur

Allgemeine Beschreibungen

  • Sanford B. Steever: Kannada. In: Sanford B. Steever (Hrsg.): The Dravidian Languages. London 1998, S. 129–157.

Grammatiken

  • M. S. Andronov: The Kannada Language. Übers. V. Korotky. Moscow 1969.
  • Hans Jensen: Grammatik der kanaresischen Schriftsprache. Leipzig 1969.
  • Ferdinand Kittel: A Grammar of the Kannada Language in English. Mangalore 1900.
  • Harold F. Schiffman: A Reference Grammar of Spoken Kannada. Washington D.C. 1979.

Lehrbücher

  • L. Halemane & M.N. Leelavathi: An Intensive Course in Kannada. Mysore 1983.
  • Bando Bhimaji Rajpurohit: An Intensive Course in Kannada. Rev. 2. ed. Thiruvananthapuram 2006.
  • Harold Spencer, W. Perston (Bearb.): A Kanarese Grammar with Graduated Exercises. Mysore 1950.

Weblinks

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Synonyme:

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