Karl Holl (Historiker)

Karl Holl (Historiker)
Karl Holl, 2007

Karl Holl (* 22. Juni 1931 in Altendiez) ist ein deutscher Historiker und „Nestor der deutschen historischen Friedensforschung“.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aufgewachsen in Bremberg als Sohn eines Volksschullehrers, studierte Holl nach dem Abitur (1950 in Bad Ems) mit dem Berufsziel Gymnasiallehrer die Fächer Geschichte, Germanistik und Romanistik in Mainz und Tübingen. Noch während der Arbeit an der Dissertation über Die irische Frage in der Ära Daniel O’Connells und ihre Beurteilung in der politischen Publizistik des deutschen Vormärz (1958 bei Leo Just in Mainz) war er zunächst Lehrer an Gymnasien in Mainz, wechselte aber bald in die Lehrerausbildung für Geschichte an die Pädagogische Hochschule in Neuwied, dann an die Erziehungswissenschaftliche Hochschule (EWH) in Koblenz.

Von dort wurde Holl 1971 als einer der ersten Professoren an die neu gegründete Universität Bremen berufen, wo er Neuere, Neueste und Zeitgeschichte mit besonderer Berücksichtigung der Parteiengeschichte lehrte. Er unterrichtete 1985 für ein Trimester als Fulbright-Professor am Gettysburg College. Neben den Forschungsinteressen zum 19. Jahrhundert und zur Weimarer Republik bildeten sich Schwerpunkte in der Geschichte der Friedensbewegung und des Pazifismus sowie der Exilforschung. Die Historische Friedensforschung in Deutschland prägte er von ihren Anfängen in den 1970er Jahren an. Bereits vor seiner maßgeblichen Beteiligung an der Gründung des Arbeitskreises Historische Friedensforschung (AKHF) 1984 stand Holl im Zentrum eines Netzwerks junger Forscher, die sich um die Geschichte des organisierten liberal-demokratischen bürgerlichen Pazifismus und Antimilitarismus bemühten.[2] Für seine Arbeit Pazifismus in Deutschland wurde er 1988 mit dem Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik der Stadt Oldenburg ausgezeichnet.[3]

Politisch war Holl nach seinem Engagement im Liberalen Studentenbund Deutschlands zuerst bei den Deutschen Jungdemokraten aktiv, der damaligen FDP-Jugendorganisation, deren Bundesvorsitzender er 1964 bis 1966 war. Zu dieser Zeit begann auch seine siebenjährige Mitgliedschaft im Stadtrat von Mainz für die Freie Demokratische Partei. Nach dem Wechsel nach Bremen wurde er 1979 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft (10. Legislaturperiode), legte jedoch 1982 wegen des Endes der Sozialliberalen Koalition auf Bundesebene (→Wende) sein Mandat nieder und kehrte in die universitäre Lehre zurück.

Holl wurde 1996 emeritiert und trieb in der Folgezeit sein lange verfolgtes Projekt einer Biografie des Friedensnobelpreisträgers Ludwig Quidde voran, das 2007 als Holls opus magnum[4] erschienen ist. Mit der umfassenden Biografie setzte er nach Meinung der Rezensenten „Ludwig Quidde, dem großen deutschen Pazifisten, ein bleibendes Denkmal“.[5] Holl lebt und forscht weiter in Bremen.

Werke (Auswahl)

  • Die irische Frage in der Ära Daniel O’Connells und ihre Beurteilung in der politischen Publizistik des deutschen Vormärz. Diss., Mainz 1958.
  • Hrsg. unter Mitwirkung von Helmut Donat: Ludwig Quidde. Der deutsche Pazifismus während des Weltkrieges 1914–1918. Boldt, Boppard am Rhein 1979, ISBN 3-7646-1647-4.
  • Hrsg. zusammen mit Wolfram Wette: Pazifismus in der Weimarer Republik. Beiträge zur historischen Friedensforschung. Schöningh, Paderborn 1981, ISBN 3-506-77457-3.
  • Hrsg. zusammen mit Helmut Donat: Die Friedensbewegung. Organisierter Pazifismus in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Econ, Düsseldorf 1983, ISBN 3-612-10024-6 (Hermes Handlexikon).
  • Pazifismus in Deutschland. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-11533-2.
  • Ludwig Quidde (1858–1941). Eine Biografie. Droste, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-1622-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Roger Chickering: Rezension zu Karl Holl: Ludwig Quidde (1858–1941). Eine Biografie. Droste, Düsseldorf 2007. In: H-Soz-u-Kult, 19. Oktober 2007.
  2. Zur Geschichte des Arbeitskreises Historische Friedensforschung auf der Website des AKHF, 2005.
  3. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger des Carl-von-Ossietzky-Preises (seit 1984) auf www.oldenburg.de.
  4. Gottfried Niedhart: Lavieren als Lebensprinzip. [Rezension zu Karl Holl: Ludwig Quidde (1858–1941). Eine Biografie. Droste, Düsseldorf 2007]. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 145 vom 26. Juni 2007, S. 7.
  5. Volker Ullrich: Fremd im eigenen Land . [Rezension zu Karl Holl: Ludwig Quidde (1858–1941). Eine Biografie. Droste, Düsseldorf 2007]. In: Die Zeit Nr. 50 vom 6. Dezember 2007. Weitere Rezensionen erschienen in der HZ 285, 2007, Heft 3 (von Reinhold Lütgemeier-Davin), sowie in der Süddeutschen Zeitung vom 2. November 2007 (von Benjamin Ziemann).

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