Konstantinsthermen

Konstantinsthermen
Kaiserthermen (2003), von innen

Die Kaiserthermen in Trier sind die Überreste einer großflächigen römischen Badeanlage, die heute noch als eindrucksvolle Ruine besichtigt werden kann. Sie ist zusammen mit den anderen sehenswerten Bauwerken des römischen Trier zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden.

Die erhaltenen Apsiden zeigen noch die römische Bauweise aus Lagen von hellem Stein und roten Ziegeln (sog. Ziegeldurchschuss), die neben Stabilität auch ästhetischen Zielen diente. Dieser Stil wurde in Trier nicht nur für die Kaiserthermen eingesetzt und unter anderem beim Bau des mittelalterlichen Frankenturms kopiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kaiserthermen (Stadtmodell 4.Jh.n.Chr.)
Kaiserthermen (2005), von der Nachmittagssonne angestrahlt
Kaiserthermen (2004), von außen

Errichtet wurde die Anlage um und nach 300 n. Chr. als ein monumentaler Repräsentationsbau der Kaiser Constantius Chlorus und seines Sohnes Konstantin, die Trier zu ihrer Residenz gemacht hatten. Die Thermen erheben sich etwa südlich der Mitte des kaiserlichen Palastbezirkes, der sich vom Bereich des Domes (ehem. Palast) über den Kernbau des mächtigen Ziegelbaus der Konstantinischen Palastaula bis zum Tempelbezirk im Altbachtal erstreckte. Östlich der Kaiserthermen errichtete man das Amphitheater, das gleichzeitig in die römische Stadtmauer integriert war.

Der Ort dieses Bauwerks und seiner Vorgänger wurde wahrscheinlich gewählt aufgrund seiner guten Wasserversorgung durch Altbach und Herrenbrünnchen sowie durch die spätere Ruwerwasserleitung vom Petrisberg über zwei Viadukte. Das belegen auch zahlreiche Funde von Holzrohrleitungen, Bleirohren, Trinkwasserkanälen und Brunnen. Aus dem 1. bis 3. Jh. stamme n auch drei große Wasserbecken, die auf dem Gelände der späteren Thermen lagen.

Die Kaiserthermen bilden auch den östlichen Abschluss der Mittelachse (decumanus maximus) des römischen Straßensystems in der Augusta Treverorum, beginnend an der Römerbrücke mit der porta inclyta (heute etwa im Bereich Wall-/Bollwerkstraße) über das Forum mit dem Palast des Victorinus (heute Bereich Rathaus/Augustinerhof).

Der Thermenbau bestand unter anderem aus einer freitragenden Halle ähnlich der Konstantinbasilika, die dieser in Größe kaum nachstand. Dem römischen Standard bei solch großen Gebäuden entsprechend, wurde eine Vielzahl von Kellergängen zum Beheizen und Entwässern unterhalb der Anlage angelegt. Der Durchmesser der Betonkuppel über dem Tepidarium betrug 16,45 m.[1]

Anhand dieser Gänge und Versorgungsinfrastruktur konnte festgestellt werden, dass die Innenausstattung und technische Ausrüstung der Badeanstalt in den Thermen jedoch nie vollendet und somit der Badebetrieb auch nicht aufgenommen wurde. Nach der Verlegung von Konstantins Amtssitz nach Byzanz blieb der Rohbau unter Konstantin II. ungenutzt und begann zu verfallen, bis Kaiser Valentinian (364-375) um das Jahr 360 die Anlage in eine Kaserne umbauen ließ. Die neue Kaserne bot Platz für etwa 800 bis 1.000 Mann der berittenen kaiserlichen Leibgarde. Die riesige freitragende Westhalle wurde abgerissen und die unterirdischen Anlagen im Westteil des Gebäudes zugeschüttet. Übrig blieben das ehemalige Caldarium (Warmbad), also der Ostsaal mit seinen drei Apsiden und dessen Vorraum, welche mit Säulenhallen umgeben fortan als Gerichtssitz und Justizforum dienten.

Im Mittelalter wurden die Thermen wie auch die Barbarathermen, die Porta Nigra, die Palastaula und der Dom von der Bevölkerung wenigstens teilweise weiterbenutzt. Als die Einwohnerzahl im Mittelalter bis auf einen Bruchteil der alten Kaiserstadt zurückging, wurde das städtische Areal von ca. 285 Hektar zu groß für eine erfolgreiche Verteidigung. Daher wurden die Süddteile der Stadt ab der Linie der heutigen Südallee, also zwischen Kaiserthermen und Barbarathermen, aufgegeben. Auch der alte römische Mauergürtel, der weit im Süden, etwa auf der Höhe der heutigen Matthiasbasilika, verlief, war dem Verfall preisgegeben. Nun wurde unter Erzbischof Bruno von Lauffen (1102-1124) im Süden die neue Stadtmauer vom Moselufer bis zu den Kaiserthermen errichtet. Es folgten die Bauten der östlichen und nördlichen Stadtmauer unter den Erzbischöfen Albero (1131-1152) und Arnold II. von Isenburg (1242-1259). Noch heute sind Teile dieser Stadtmauer im Bereich der Süd-, Ost- und Nordallee zu sehen.

Ost- und Südmauer treffen beim ehemaligen Caldarium der Kaiserthermen zusammen, das nun als südöstlicher Eckpfeiler (Torburg) in den Mauerbering der mittelalterlichen Stadtmauer einbezogen war, wobei als Durchfahrt und somit „Stadttor“ eines der Fenster der Südapsis verwendet wurde, nachdem es nach unten hin tiefer ausgebrochen worden war. 1808 stieß man beim Abriss der Wehrmauer auf die Fundamente der ehemals viel größeren Badeanlage[2]. Die viel größeren römischen Fensteröffnungen wurden zugemauert und durch kleinere ersetzt wie in der Palastaula. Im ehemaligen Caldarium - jetzt Torburg - residierte der Burggraf als Inhaber des städtischen Militärkommandos.

In einer Urkunde von 1238 wird eine Dreifaltigkeitskapelle erwähnt, die im Caldarium errichtet war, aber den Kämpfen zwischen den Trierern und den Truppen des Kurfürsten Jakob von Eltz im Jahre 1568 zum Opfer fiel. An ihrer Stelle erbaute man einen Wachtturm, der im Jahr 1808 restlos abgebrochen wurde. Wie im Mittelalter oftmals üblich, wurde immer wieder, so auch in Trier, auf vorhandenen Schutt gebaut, so dass der Boden Triers um mehrere Meter gestiegen war. Das ist an den Kaiserthermen und der Porta Nigra besonders deutlich zu sehen. Somit konnte das Fenster in der Südapsis auch als Stadttor ("Altport") benutzt werden. Nachdem das Caldarium ab 1816 völlig geräumt wurde, musste die Altport 1817 geschlossen werden.

Der Westteil der Kaiserthermen mit Nord-, West- und Südflügel und dem Gymnastikplatz (Palästra) dienten im Mittelalter als "Steinbruch" für die Hausbauten und wurden weitgehend abgetragen. Hier entstanden kirchliche Gebäude, so die Pfarrkirche Alt-St.-Gervasius im Bereich der Palästra (um 1100) und die Klosterkirche St. Agnes im Nord- und Westflügel (um 1295). Heute bestehen diese Gebäude nicht mehr, sie wurden im Zuge der Säkularisation abgerissen bzw. weltlichen Zwecken zugeführt. Später ließ sich hier auch eine Gerberei nieder, vermutlich wegen der oben beschriebenen Wasserversorgung. Heute erinnern noch einige Straßennamen an diese Zeit: z.B. Weberbachstraße, Gerberstraße und Gervasiusstraße.

Aus Anlass der 2000-Jahrfeier der Stadt Trier wurden die Kaiserthermen vor dem Jahr 1984 renoviert. Vor Beginn der Arbeiten waren nur die unteren Fensterbögen der Apsiden erhalten; von den oberen Bogenreihen waren nur unverbundene Mauerreste erhalten. Als Teil der Renovierungsarbeiten wurden die oberen Fensterbögen wiederaufgebaut, was als Stabilisierungsmaßnahme begründet wurde. Regionale Kritiker halten diese Maßnahme für unnötig und beanstanden, dass der Wiederaufbau touristischen Zwecken gedient habe und das Erscheinungsbild der Ruinen durch die neu eingefügten (helleren) Steine und Ziegel und den künstlich glatten Abschluss an der Oberkante der Ostapsis dauerhaft beeinträchtigt worden ist.

2005 bis 2006 wurde über dem Nordteil der Ruinen ein vom Architektenbüro von Oswald Mathias Ungers entworfenes Gebäude errichtet, das für den Einlass von Touristen und Besuchern der in den Ruinen stattfindenden Veranstaltungen (vor allem Konzerte, Antikenfestspiele) benutzt wird.

Die große Palästra (nicht überdachter Ringplatz) im Westteil der Kaiserthermen ist heute ein öffentlich zugänglicher Rasenplatz, der noch von den bis ca. ein Meter hohen erhaltenen Ruinen der westlichen Thermenbauten umsäumt wird. Die Palästra wird zum Teil als Circus-Standort, für die Römerspiele Brot & Spiele oder für andere Veranstaltungen verwendet und in der verbleibenden Zeit von der Trierer Bevölkerung für Spiel und Amateursport genutzt.

Tourismus

Heute kann man Mauerreste des Ostsaals und einige freigelegte unterirdische Gänge besichtigen. Einen vergünstigten Eintritt ermöglicht das Römerticket, eine Sammeleintrittskarte für mehrere römische Anlagen in Trier und Umgebung.

Im Sommer werden Führungen durch die Kaiserthermen angeboten, bei denen ein kostümierter Schauspieler in die Rolle des fiktiven Tribuns Mallobaudes schlüpft und von seinem Leben in der Antike erzählt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jürgen Rasch: Die Kuppel in der römischen Architektur. Entwicklung, Formgebung, Konstruktion, in: Architectura, Bd. 15 (1985), S. 117–139 (124)
  2. Renate Rahmel: Trier - Farbbild-Führer durch die Stadt. Rahmel-Verlag, Pulheim. ISBN 3-926526-33-5

Literatur

  • Klaus-Peter Goethert: Römerbauten in Trier: Porta Nigra, Amphitheater, Kaiserthermen, Barbarathermen, Thermen am Viehmarkt. Verlag Schnell + Steiner, ISBN 3-7954-1445-8. 

Weblinks

49.7497222222226.64222222222227Koordinaten: 49° 44′ 59″ N, 6° 38′ 32″ O


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