Koźle

Koźle
Koźle
Wappen von Koźle
Koźle (Polen)
Koźle
Koźle
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Stadtteil von: Kędzierzyn-Koźle
Geographische Lage: 50° 20′ N, 18° 9′ O50.33361111111118.145833333333Koordinaten: 50° 20′ 1″ N, 18° 8′ 45″ O
Einwohner:

14.780 (2005)

Postleitzahl: 47-200
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OK
Wirtschaft und Verkehr
Straße: GłuchołazyPyskowice
Nächster int. Flughafen: Kattowitz

Koźle (deutsch Cosel) ist ein Stadtteil der Stadt Kędzierzyn-Koźle (Powiat Kędzierzyńsko-Kozielski) in der Woiwodschaft Oppeln, Polen. Die zuvor eigenständige Stadt verschmolz 1975 mit den am rechten Oderufer und der Klodnitz gelegenen Industriestädten Kędzierzyn, Kłodnica und Sławięcice zu einer Stadt mit dem Namen Kędzierzyn-Koźle.

Koźle liegt am linken Ufer der Oder gegenüber der Einmündung der Klodnitz und war Ausgangspunkt für den Klodnitzkanal und den späteren Gleiwitzer Kanal. Der Oder-Donau-Kanal, der nur begonnen wurde, sollte die Oder bei Cosel mit der Donau in Wien verbinden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mittelalter

Die erste urkundliche Erwähnung der sicherlich älteren Burg Cosel datiert auf das Jahr 1104, als der Versuch eines mährischen Heeres unter Führung von Fürst Svatopluk II. von Olmütz scheiterte, die piastische Burg Cosel einzunehmen. Allerdings wurde die Burg 1108 in den Grenzkriegen zwischen Polen und Mähren zerstört und 1133 auch die Stadt von den Mährern völlig verwüstet und niedergebrannt. 1163 wurde Cosel Teil des Herzogtums Ratibor-Oppeln. Im Jahre 1229 bestätigte Papst Gregor IX. dem Abt von Tyniec das Zehntrecht von jenen Grundstücken in Cosel, die zur Burg Ratibor gehörten. Nach dem Tode des Oppelner Herzogs Mieszko II. bestätigte Papst Innozenz IV. 1253 den deutschen Ordensrittern ihren Anspruch auf die Burgen Ratibor, Cosel und Tost. 1283 gewährte Herzog Kasimir II. von Beuthen zu Cosel den Ansiedlern von Kandrzin Zinsfreiheit und unterstellt sie einer Gerichtsbarkeit. 1334 verpfändete Wladislaw II. von Beuthen die Herrschaft Cosel dem Herzog Ratiborer Herzog Lestko, der zwei Jahre später starb. Dessen Nachfolger, Herzog Bolko von Beuthen und Cosel (1339–1355) residierte meistens in Cosel. 1355–1360 kam die Herrschaft Cosel zum Herzogtum Oels.

1342 bestätigte Vogt Nikolaus von Sygin den Verkauf seiner Ratiborer Wassermühle. An dieser Urkunde, die sich früher im Besitz des Brünner Ständearchivs befand, hing das älteste übernommene Coseler Stadtsiegel.

Im Jahre 1367 bestätigte der böhmische Landesherr Karl IV. dem Oelser Herzog Konrad II. den Besitz von Cosel und Beuthen als ein ein böhmisches Lehen.

Durch Feuerbrünste wurde Cosel 1417 und 1454 vollkommen zerstört.[1]

1431 gründeten die Brüder Konrad V. „der Kanthner“ († 1452) und Konrad VII. „der alte Weiße“ († 1452), außerhalb der Stadt Cosel ein Minoritenkloster. In Cosel wurde 1477 durch den böhmischen König Matthias von Ungarn Johann Bielek von Kornitz als Landeshauptmann von Oberschlesien eingesetzt.

Im Jahre 1490 bestätigte König Wladislaus von Böhmen dem Puta von Riesenberg und Swihow das Lehen an Burg und Stadt Cosel, die 1509 Putas Sohn Wilhelm dem Oppelner Herzog Johann II. verkaufte.

16. Jahrhundert

1532 erbt Georg, Markgraf von Brandenburg-Ansbach, nach dem Tode Johanns von Oppeln die Herrschaft Cosel. (Erste Anlage von Urbarien-Grundbüchern.) 1558 verpfändete Kaiser Ferdinand I. zu Prag die Herrschaft Cosel an den kaiserlichen Rat Otto von Zedlitz auf Parchwitz. Johann Freiherr von Oppersdorf wurde 1563 Pfandinhaber von Schloss und Stadt Cosel.1570 wurde die Stadtkirche mit Unterstützung von Hans von Oppersdorf aufgeführt und erweitert. (Der Kanonikus Hyvalo von Cosel und die Hofkapläne – Burgkapläne – Johann und Albert werden bereits 1239 in einer Czissek betreffenden Urkunde erwähnt.)

17. Jahrhundert

1617 kaufte Andreas Freiherr von Kochtizky die Herrschaft Cosel. Johann Ernst, Herzog von Sachsen-Weimar, eroberte am 10. Juli 1627 mit der dänischen Armee die Festung Cosel[2] und baut sie anschließend weiter aus. Im selben Jahr noch kapituliert die dänische Besatzung unter Oberst Carpezan vor Wallenstein. Plünderungen und Seuchen dezimierten die Einwohnerzahl und beendeten damit die Blütezeit der Stadt. Von 1629 bis 1645 war die Herrschaft Cosel ein kaiserliches Kammergut. 1642 eroberten die Schweden unter Lennart Torstensson Cosel und äscherten die Stadt völlig ein, nur Kirche und Schloss blieben erhalten. Von 1645 bis 1660 war Cosel Teil der Fürstentümer Oppeln-Ratibor und von 1666 bis 1735 erneut kaiserliches Kammergut.

18. Jahrhundert

Cosel zu Anfang des 18. Jahrhunderts
Wilhelm von Kobell: Belagerung von Cosel im Jahr 1760 (1808)

Von 1735 bis 1737 stand Cosel unter Lehnsherrschaft der Grafen von Plettenberg. 1741 besetzten preußische Truppen Friedrichs des Großen (Artillerie-Train des Regiments la Motte) Stadt und Festung Cosel und nahmen hier Winterquartier. General von Marwitz nahm 1743 im Namen des Königs den Huldigungseid der Oberschlesier zu Neisse entgegen. (Unter den Deputierten der Coseler Bürgermeister Anton Peisker und zwei weitere Coseler Abgeordnete.) 1744 legte Generalmajor von Walrawe Friedrich II. den Befestigungsentwurf für Cosel vor, der vom König genehmigt wurde. durch Verrat fiel 1745 die nur teilbefestigte, schlecht ausgerüstete Festung Cosel den kaiserlichen Panduren in die Hände. 1746 eroberten die preußischen Truppen unter Generalleutnant Ernst Christoph von Nassau Cosel zurück, die Stadt wird während der Beschießung bis auf die Pfarrkirche, Schloss und 16 Bürgerhäuser niedergebrannt. Der österreichische General Laudon belagerte 1760 vergeblich Cosel, sein Hauptquartier lag in Krzanowitz. Friedrich der Große besuchte im Jahr 1784 zum letzten Male Cosel.

19. Jahrhundert

Innenstadt von Koźle

Von 1806 bis 1807 wurde Cosel durch napoleonische Truppen und ihre bayrischen Verbündeten unter General Deroy belagert. Am 22. Januar 1807 lehnte der Festungskommandant Generalmajor David von Neumann die Übergabe der Festung ab. Am 16. April 1807 stirbt der General von Neumann, unter seinem Nachfolger Oberst Ludwig Wilhelm von Puttkamer wurde die Festung weiter erfolgreich verteidigt bis zum Frieden von Tilsit am 9. Juli 1807. 1864 wurde die Festungsgarnison zum letzten Male auf Kriegsbereitschaft verstärkt. Durch ein Reichsgesetz 1873 wurde auch Cosel als Festung aufgehoben.

20. Jahrhundert

Postkarte aus Cosel zur Volksabstimmung

Von 1891 bis 1908 wird der Coseler Oderhafens im Anschluss an den friderizianischen Klodnitzkanal, der vor dem Ersten Weltkrieg größerer Verkehraufkommen als die Binnenhäfen in Stettin und Ludwigshafen aufwies, ausgebaut. 1901 wird die Caesar Wollheim-Werft, die sich schnell zu einer der führenden Binnenschiffswerften Deutschlands entwickelt, gegründet.

Am 20. März 1921 wurde die Volksabstimmung in Oberschlesien durchgeführt. Vom 4. bis zum 6. Juni 1921 kam es im Rahmen des im Dritten Schlesischen Aufstandes es zu den "Umgehungskämpfen Slawentzitz-Cosel" der Gruppe Süd des Oberschlesischen Selbstschutzes unter (Generalleutnant a.D. von Hülsen).

Von 1933 bis 1944 wurden viele jüdische Familien aus Cosel durch die Nationalsozialisten verschleppt und ermordet, die letzten jüdischen Bürger von Cosel wurden 1944 vor ihrem Abtransport nach Auschwitz 1944 im Leichenkeller des jüdischen Friedhofes arrestiert.

Vom 21. Januar bis zum 18. März 1945 kam es zu Angriffen der Roten Armee auf den Brückenkopf Cosel. Am 21./22. Januar 1945 überschritten sowjetische Spitzengruppen nördlich Rogau die gefrorene Oder. Am 16. März kam es zum Durchbruch der Roten Armee in Langlieben in Richtung Gnadenfeld/Bauerwitz. In der Nacht vom 18. auf den 19. März kam es gegen zwei Uhr zur Sprengung der Oderbrücken und zur Bereitstellung zum Durchbruch der deutschen Kampfgruppe (344. Infanterie-Division, Generalmajor Kosmala). Schließlich brach die deutsche Kampfgruppe mit Verwundeten, Frauen und Kindern in Richtung Deutsch Rasselwitz durch. Hier fiel der Kampfgruppenkommandant und letzte Kommandant von Cosel, Major Werner.

Einwohnerzahlen

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung als Diagramm

Die Einwohnerzahlen von Cosel nach dem jeweiligen Gebietsstand:[3]

Jahr Einwohner
1532 ~800[4]
1640 <300
1756 598
1766 956
1777 1.156
1782 1.249
1802 1.457
1825 1.604
1829 1.973
1836 1.968
1846 2.515
Jahr Einwohner
1855 2.651
1858 2.628
1861 2.851
1890 5.761
1905 7.499
1910 7.832
1933 10.766
1939 11.896
1961 11.581
1970 13.300

Söhne und Töchter der Stadt

  • Nicolaus von Cosel (1390), Historiker, Musiker
  • Markus Anton Wittola (1736–1797), Theologe
  • Ferdinand von Reitzenstein (1838–1905), Reichstagsabgeordneter (Zentrum)
  • Karl Kunze (1840–1895), Pädagoge und Herausgeber von Kunzes Kalender
  • Theodor von Scheve (1851–1922), Schachspieler
  • Max Grundey (1856–1946), Geologe und Fossiliensammler
  • Alfred Streit (1866–1912), Volksschullehrer, Dichter
  • Georg Kaul (1873–1933), Fraktionsvorsitzender der SPD im hessischen Landtag
  • Georg Rasel (1882–1945), deutscher Maler, Grafiker und Zeichner
  • Georg Wahl (* 1920), Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule, Dressurreiter und -trainer
  • Ullrich Libor (* 1940), deutscher Olympiateilnehmer im Segeln

Verweise

Literatur

  • Augustin Weltzel: Geschichte der Stadt, Herrschaft und Festung Cosel, Berlin 1866
  • Dr. Erich Lipok (in: Coseler Heimatblatt Nr. 9/1954)

Weblinks

Fußnoten

  1. Bericht des bekannten Franziskanermönchs Nikolaus von Cosel. Er war vor 1400 in Cosel geboren und ist der früheste deutsche Dichter Oberschlesiens. Herausgeber des ersten latein-deutsch-tschechischen Wörterbuches. Lieder- und Predigtsammlungen.
  2. Neuere Geschichte der Deutschen von der Reformation bis zur Bundes-Acte, Band 7 von Karl Adolf Menzel (1837) S. 133, Online
  3. Quellen der Einwohnerzahlen:
    1532–1861: [1] - 1890, 1933, 1939: [2] - 1910: [3]
  4. Laut dem Urbarium aus dem Jahr 1532 besaß die Stadt 170 Bürgerhäuser. Vgl. Augustin Weltzel: Geschichte der Stadt, Herrschaft und Festung Cosel, Berlin 1866,134–140

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