- Legio V Alaudae
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Die Legio V Alaudae (auch Alauda oder Alaudarum) war eine Legion der römischen Armee, die um das Jahr 52 v. Chr. von Gaius Iulius Caesar aufgestellt wurde und in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. unterging.
Inhaltsverzeichnis
Namensgebung und Emblem
Der Beiname Alaudae geht auf eine keltische, von den Römern übernommene Bezeichnung für die Haubenlerche zurück und wurde bereits unter Caesar verwendet. Damit wurde wohl auf die ungewöhnliche Crista (Helmzier) der Legion angespielt. Der Name wurde inschriftlich nur selten und außerhalb Galliens verwendet. Meist wurde die Legion einfach als Legio V bezeichnet. Das Legionssymbol war der Elefant.[1]
Die seit langer Zeit geführte Diskussion, ob die Legio V Alaudae möglicherweise mit der Legio V Gallica identisch sei, ist noch nicht abgeschlossen.[2]
Geschichte der Legion
Späte Republik
Die Legion V Alaudae geht auf die Miliztruppen zurück,[3] die Caesar im Jahr 52 v. Chr. zunächst privat und auf eigene Kosten aus „Ausländern“ in der Provinz Gallia Transalpina[4] aufstellte. Nach der Anerkennung der Legion durch den Senat erhielten die Legionäre das römische Bürgerrecht.[1]
Die Legion nahm unter Caesar am Bürgerkrieg teil und eroberte im Jahr 49 v. Chr. die von Lucius Domitius Ahenobarbus verteidigte Stadt Corfinium (heute Corfinio).[5] Im weiteren Verlauf des Jahres 49 v. Chr. setzte Caesar die Legion gegen die pompeianischen Legionen in Spanien ein. Möglicherweise war die Legion 48 v. Chr. an der Schlacht von Pharsalos beteiligt.[6] Im Jahr 47 v. Chr. wurde die in Messana liegende Legion von Caesar mobilisiert und zeichnete sich in der Schlacht bei Thapsus 46 v. Chr. im Kampf gegen die Elefanten des Königs Juba aus. Der Elefant war fortan das Emblem der Legion.[1] Nach der Schlacht von Munda (45 v. Chr.) wurde die Legion nach Italien verlegt.[6]
Nach dem Tod Caesars kämpfte die Legion auf der Seite des Marcus Antonius[7] in den Schlachten von Forum Gallorum (43 v. Chr.),[6] Mutina (43 v. Chr.) und Philippi (42 v. Chr.) und vermutlich gegen die Parther. Nach der Niederlage des Antonius in der Schlacht von Actium im Jahr 31 v. Chr. wurde die Legio V Alaudae vom siegreichen Octavian, dem späteren Augustus, in seine reguläre Armee übernommen.[1][8]
Julisch-claudische Dynastie
Zwischen 30 und 25 v. Chr. wurde die Legion auf die iberische Halbinsel versetzt, wo sie am Kantabrischen Krieg (29–19 v. Chr.) teilnahm. Das Standlager der Legion ist unbekannt. Fehlende Inschriften aktiver Legionäre legen die Vermutung nahe, dass die Legion nur kurzzeitig in Hispania stationiert war. In augusteischer Zeit wurden Veteranen der Legion bei Ligures Baebiani (Süditalien), Thuburnica (Sidi Ali Ben Kassem/Tunesien) und in den spanischen Städten Emerita Augusta (Mérida), Corduba (Córdoba) und Hispalis (Sevilla) angesiedelt.[1][9]
Die Legion wurde zwischen 19 v. Chr. und 9 n. Chr. an die Rheingrenze verlegt. Die Versetzung kann mit dem Ende des Kantabrischen Krieges, aber auch im Zusammenhang mit den Feldzügen unter Drusus und Tiberius gegen die Germanen ab 12 v. Chr. oder nach der Varusschlacht 9 n. Chr. erfolgt sein.[1]
Nicht geklärt ist, ob sie oder eine andere 5. Legion, z.B. die Legio V Gallica (die aber von einigen Wissenschaftlern mit der V Alaudae gleichgesetzt wird), bei der Niederlage des Lollius 17 oder 16 v. Chr. ihren Adler verlor.[10]
Lucius Nonius Asprenas befehligte, als Legat seines Onkels Publius Quinctilius Varus, ab dem Jahr 7 n. Chr. die Legionen Legio I und Legio V Alaudae in Germanien. Während Varus und sein Heer aus drei Legionen (Legio XVII, XVIII, XIX) im Jahr 9 von den Germanen unter der Führung des Cheruskers Arminius in der Schlacht im Teutoburger Wald vernichtend geschlagen wurde, gelang es Asprenas, mit einem Zweilegionenheer (Legio I und V) in das Winterlager am Niederrhein (Vetera beim heutigen Xanten) zu entkommen und die Rheinlinie für Rom zu sichern.[11][12] Laut Cassius Dio eilte Asprenas nach der Varusniederlage den aus dem Kastell Aliso an der Lippe flüchtenden Legionären und Zivilisten vom Rhein her entgegen.[13]
Die untergegangenen Verbände aus Vetera wurden durch die Legio V Alaudae und die Legio XXI Rapax ersetzt. Vetera wurde Hauptort des um die Jahre 11/12 n. Chr. neu eingerichteten niedergermanischen Heeresbezirks (Exercitus Germanicus Inferior).[14]
14 n. Chr. ist die Legio V Alaudae wieder sicher belegt. Sie hatte ihre Garnison in der rechten (vornehmeren) Hälfte des Doppellegionslagers von Vetera.[15] Sie nahm an der Meuterei der Legionen nach dem Tod des Augustus[16] und an den Feldzügen des Germanicus teil.[17] in den folgenden Jahrzehnten blieb die Legion in Vetera. Spuren der Bautätigkeit der Legion sind in Sentiacum (Sinzig), Ulpia Noviomagus Batavorum (Nijmegen), Vechten, Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) und Kleve aufzufinden.[1]
Im Jahr 21 n. Chr. wurden Vexillationen der vier niedergermanischen Legionen I Germanica, V Alaudae, XX Valeria Victrix und XXI Rapax gemeinsam unter der Führung des Tribuns der Legio I Germanica, Torquatus Novellius Atticus,[18] gegen die aufständischen gallischen Stämme der Andecavi und Turonen eingesetzt.[19]
Lucius Apronius, der Statthalter der Provinz Germania inferior, brach mit seinen Legionen, unterstützt von Vexillationen aus Germania superior und Auxiliartruppen im Jahr 28 auf, um einen Aufstand der Friesen niederzuschlagen. Unter dem Befehl ihres Legaten Cethegus Labeo zeichnete sich die Legion in diesen Kämpfen aus.[20] Vermutlich nahm die Legion 39/40 an Caligulas Germanienfeldzug teil. Die Mitwirkung einer Vexillation bei der Eroberung Britannien durch Claudius im Jahr 43 ist nicht belegt, aber möglich.[1]
Vierkaiserjahr und Flavische Dynastie
Am 1. Januar 69 rebellierten die Rheinlegionen gegen Galba, wobei die V Alaudae eine führende Rolle einnahm.[21] Die Legion unterstützte die Erhebung des Vitellius zum Kaiser; ein großer Teil mit der Aquila (Legionsadler) marschierte nach Italien und nahm an den Kämpfen gegen Otho[22] und später im Jahr gegen die Streitkräfte Vespasians teil. Legat der Legion zur Zeit der Niederlage in der zweiten Schlacht von Bedriacum war Fabius Fabullus.[23] Die in Niedergermanien zurückgebliebenen Reste der Legion wurden in den Bataveraufstand verwickelt und in Vetera von Iulius Civilis belagert.[24]
Ein Entsatzheer aus Soldaten der Legio XXII Primigenia unter dem Kommando des Gaius Dillius Vocula wurde von Süden her in Marsch gesetzt, vereinigte sich in Novaesium mit der Legio XVI Gallica, wagte aber nicht, weiter in den Raum um das belagerte Vetera vorzudringen, sondern schlug bei Gelduba (Krefeld-Gellep) ein Lager auf.[25] Vetera konnte kurzfristig „befreit“ werden, bevor die Aufständischen den Belagerungsring wieder schlossen. Die im Legionslager Vetera verbliebenen Truppen, Teile der Legio XV Primigenia, der Legio V Alaudae und möglicherweise der Legio XVI Gallica, kapitulierten, nachdem die Vorräte aufgezehrt waren, im März 70. Den Legionären wurde freier Abzug gewährt. Sie wurden jedoch fünf Meilen südlich Veteras von Germanen aus dem Hinterhalt überfallen und niedergemacht.[26] Einigen wenigen gelang die Flucht zurück nach Vetera, wo sie in dem Feuer, das die Aufständischen im Zuge der Plünderung legten, umkamen.[27][28]
Einige Historiker gehen davon aus, dass die Legion 69/70 ausgelöscht wurde,[29] während andere ihr Fortbestehen postulieren.[1]
Die geschlagene Legio V Alaudae wurde nach der Schlacht nach Moesia Superior abkommandiert, um die im Bürgerkrieg entblößte Grenze gegen Sarmaten und Daker zu schützen. Ihr Legionslager ist unbekannt.[30] In Moesia kam es im Jahr 70 unter dem Statthalter Fonteius Agrippa zu verlustreichen Kämpfe gegen die Scythen (Sammelbegriff für die osteuropäische Barbarenvölker, gemeint sind die Sarmaten).[31] Vermutlich überstand die Legion auch diese Verluste.[1]
Domitian (81–96) siedelte zu Beginn seiner Herrschaft Veteranen der Legionen I Italica, III Augusta, IV Macedonica, V Macedonica, V Alaudae, IIII Flavia und VII Claudia in der neugegründeten Stadt Scupi (Skopje) an.[32] Im Winter 85/86 drangen starke dakische Kriegerhorden des Königs Diupaneus von Norden über die Donau in die römische Provinz Mösien ein und trafen die Römer völlig unerwartet. Ihr Statthalter, Gaius Oppius Sabinus, fiel im Kampf und die Angreifer konnten fast zügellos plündern und brandschatzen.[33] 86/87 befehligte Cornelius Fuscus eine Armee im Kampf gegen die Daker unter deren König Decebalus. Er erlitt zu Beginn der Dakerkriege eine vernichtende Niederlage, bei der die V Alaudae vermutlich aufgerieben wurde.[1][34]
Grabmal des Poblicius
Epigraphisch sind mehrere Militärtribunen und Soldaten der Legio V Alaudae belegt. Ein Veteran der Legion, Lucius Poblicius, errichtete sich in der Mitte des 1. Jahrhunderts ein prächtiges Grabmal bei Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln), das wiederaufgebaut im Römisch-Germanischen Museum Köln steht.
Literatur
- Emil Ritterling: Legio (V Alaudae). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XII,2, Stuttgart 1925, Sp. 1564–1571.
Weblinks
Commons: Legio V Alaudae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Jona Lendering: Legio V Alaudae. In: Livius.org (englisch)
- Emil Ritterling: Legio V Alaudae (englische Übersetzung)
- Artikel bei imperiumromanum.com
- Homepage der Fifth Legion Reenactment Group
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k Emil Ritterling: Legio (V Alaudae). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XII,2, Stuttgart 1925, Sp. 1564–1571.
- ↑ Brian W. Jones: The Emperor Domitian, Routledge, 1992, ISBN 0-415-04229-1, S. 226; vgl.: Victor Gardthausen: Augustus und seine Zeit, 2. Teil, 3. Band, Teubner, Leipzig 1904, S. 678 (online; Nachdruck: Bibliobazaar, 2008, ISBN 0-554-51293-9); Alfred von Domaszewski: Abhandlungen zur römischen Religion, Leipzig 1909, Nachdruck Olms, Hildesheim, New York 1977, S. 8-9
- ↑ Lawrence Keppie: The making of the Roman Army. From Republic to Empire, University of Oklahoma Press, Oklahoma 1998, ISBN 978-080613014-9, S. 98.
- ↑ Sueton, Caesar 24; vgl. Plinius der Ältere, naturalis historia 11, 121.
- ↑ Lawrence Keppie: The making of the Roman Army. From Republic to Empire, University of Oklahoma Press, Oklahoma 1998, ISBN 978-080613014-9, S. 104.
- ↑ a b c Lesley Adkins: Handbook to Life in Ancient Rome, Sonlight Christian, 2004, ISBN 0-8160-5026-0, S. 59.
- ↑ Vgl. Marcus Tullius Cicero, Ad Atticum 16, 8.
- ↑ Zur Rolle der Legion im Bürgerkrieg gegen Octavian siehe: Ulrich Gotter: Der Diktator ist tot!, Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06815-5.
- ↑ Die Veteranensiedlungen werden sehr ausführlich behandelt in: Sabine Panzram: Stadtbild und Elite: Tarraco, Corduba und Augusta Emerita zwischen Republik und Spätantike (Historia, Einzelschriften 161), Steiner, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-08039-2, S. 233 und 267; Rezension bei sehepunkte und Rezension von Joachim Gruber).
- ↑ Rainer Wiegels: Von der Niederlage des M. Lollius bis zur Niederlage des Varus; In Helmuth Schneider: Feindliche Nachbarn: Rom und die Germanen, Böhlau, Köln 2008, ISBN 978-3-412-20219-4, S. 50-51; vgl.: Velleius Paterculus 2, 97,1: accepta in Germania clades sub M. Lollio … amissaque legionis quintae aquila vocavit ab urbe in Gallias Caesarem „die in Gallien unter M. Lollius erlittene Niederlage … und der Verlust des Adlers der 5. Legion rief Caesar (= Augustus) von Rom nach Gallien“.
- ↑ Jona Lendering: Legio V Alaudae In: Livius.org (englisch).
- ↑ Velleius Paterculus 2,120,3 (lateinischer Text).
- ↑ Cassius Dio 65,18-23: „Und sie wären alle zugrunde gegangen oder auch in Gefangenschaft geraten, wenn sich die Barbaren nicht zu sehr mit dem Erraffen der Beute aufgehalten hätten. Denn so gewannen die Stärksten einen großen Vorsprung, und indem die Trompeter, die bei ihnen waren, das bei schnellem Marsch übliche Signal bliesen, erweckten sie beim Feinde den Glauben, dass sie von Asprenas geschickt seien. Daher ließen diese von der Verfolgung ab, und als Asprenas von dem Vorfall hörte, kam er ihnen tatsächlich zu Hilfe.“.
- ↑ Die Niederlage des Lollius und die augusteischen Feldzüge auf der privaten Webseite des Archäologen Jürgen Franssen.
- ↑ Tacitus, Annales 1, 45.
- ↑ Tacitus, Annales 1, 31 und 1, 45,
- ↑ Tacitus, Annales 1, 51 und 1, 64.
- ↑ CIL 14, 3602.
- ↑ Tacitus, Annales 3, 41ff. vgl.: Emil Ritterling: Legio (V Alaudae).
- ↑ Tacitus, Annales 4, 73. vgl.: Emil Ritterling: Legio (V Alaudae).
- ↑ Tacitus, Historien 1, 55.
- ↑ Tacitus, Historien 1, 61; 2, 43; 2, 100.
- ↑ Tacitus, Historien 3, 14 und 22.
- ↑ Tacitus, Historien 4, 35.
- ↑ Tacitus, Historien 4, 26.
- ↑ Tacitus, Historien 4, 60.
- ↑ Jürgen Kunow: Die Militärgeschichte Niedergermaniens. Das Vierkaiserjahr und der Bataveraufstand. In: Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Lizenzausgabe der Auflage von 1987. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-59-7, S. 59–63.
- ↑ Dirk Schmitz: Der Bataveraufstand im Kontext des römischen Bürgerkrieges 68-70 n. Chr. In Martin Müller, Hans-Joachim Schalles und Norbert Zieling (Hrsg.): Colonia Ulpia Traiana. Xanten und sein Umland in römischer Zeit. Zabern, Mainz 2008, ISBN 978-3-8053-3953-7, S. 117–140.
- ↑ Brian W. Jones: The Emperor Domitian, Routledge, 1992, ISBN 0-415-04229-1, S. 139; Alfred von Domaszewski: Abhandlungen zur römischen Religion, Leipzig 1909, Nachdruck Olms, Hildesheim, New York 1977, S. 8-10.
- ↑ András Mócsy: Pannonia and Upper Moesia: History of the Middle Danube Provinces of the Roman Empire, Routledge, 1974, ISBN 978-071007714-1, S. 81f.
- ↑ Flavius Josephus, Jüdischer Krieg 7, 4, 3.
- ↑ M. Mirkovic: Einheimische Bevölkerung und römische Städte in der Provinz Obermösien, in: Hildegard Temporini (Hrsg.): Aufstieg und Niedergang der römischen Welt (ANRW), Teil II, Band 6, Politische Geschichte (Provinzen und Randvölker: Lateinischer Donau-Balkanraum). Walter de Gruyter & Co., Berlin & New York 1977, ISBN 978-3-11-006735-4, S. 831; ebenso Lawrence Keppie: The making of the Roman Army. From Republic to Empire, University of Oklahoma Press, Oklahoma 1998, ISBN 978-080613014-9, S. 214.
- ↑ Brian W. Jones: The Emperor Domitian, Routledge, 1992, ISBN 0-415-04229-1, S. 138.
- ↑ Miriam Griffin: The Flavians. In: Alan K. Bowman, Peter Garnsey, Dominic Rathbone (Hrsg.): The Cambridge Ancient History. Vol. 11: The High Empire, A.D. 70-192. University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-26335-2, S. 73
- ↑ AE 1979, 412.
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