Ludwig Albert Ganghofer

Ludwig Albert Ganghofer
Ludwig Ganghofer im Jahre 1899
Ganghofer-Denkmal in Egern

Ludwig Albert Ganghofer (* 7. Juli 1855 in Kaufbeuren; † 24. Juli 1920 in Tegernsee) war ein deutscher Schriftsteller, der durch seine Heimatromane bekannt geworden ist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine Eltern waren der Ministerialrat August Ganghofer (später Leiter der Königlich Bayerischen Forstverwaltung, dem 1887 der nicht erbliche Adelstitel Ritter verliehen wurde) und dessen Frau Karolina (Rufname Charlotte), geb. Louis.

Einen Teil seiner Kindheit (1859–1865) verbrachte Ludwig Ganghofer in Welden bei Augsburg. Nach dem Abitur am Königlich-Bayerischen Gymnasium im Jahr 1873 in Regensburg arbeitete er ein Jahr als Schlosser und Monteur in einer Augsburger Maschinenfabrik. 1875 begann er ein Maschinenbaustudium am Polytechnikum in München, wechselte jedoch später zu Literaturgeschichte und Philosophie in München, Berlin und Leipzig. 1879 promovierte er in Leipzig.

Sein erstes Schauspiel „Der Herrgottschnitzer von Ammergau“ schrieb Ganghofer 1880 für das Münchner Gärtnerplatztheater. Es wurde dort 19 Mal aufgeführt. Ein Gastspiel dieses Stücks erlebte dann in Berlin immerhin über 100 Aufführungen. Es folgten Tätigkeiten als Dramaturg am Wiener Ringtheater (1881), als freier Mitarbeiter für das Familienblatt Die Gartenlaube und Feuilletonredakteur des Neuen Wiener Tagblatt (1886-1891). Seinen Durchbruch hatte er als Schriftsteller mit seinen Hochlandgeschichten bzw. Hochlandromanen, als erstes mit der Prosafassung des bis dahin erfolglosen Bühnenstücks Der Jäger von Fall (1883). Ab 1891 legte er dann seinen Schwerpunkt auf die Schriftstellerei, inszenierte jedoch z.B. 1898 in München noch Hugo von Hofmannsthals „Tor und Tod“. Darüber hinaus gründete er die Münchner literarische Gesellschaft.

Ganghofer führte mit seiner Familie ein gastfreies Haus. Sowohl in München, als auch auf seinem großzügig ausgebauten Jagdhaus „Hubertus“ bei Leutasch in Tirol, wo er mit einigen Mitpächtern (Gutsbesitzer Carl von Eynern, die Generalkonsuln Carl Reiß aus Mannheim und Paul Wedekind aus Palermo sowie Geheimer Kommerzienrat Richard Zanders aus Bergisch Gladbach) ein Jagdrevier von über 20.000 Hektar im Gaistal gepachtet hatte, waren bekannte Persönlichkeiten der Zeit aus den unterschiedlichsten Bereichen seine Gäste, so u.a. Ludwig Thoma, Friedrich August von Kaulbach, Franz von Stuck, Franz von Defregger, Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal, Leo Slezak oder Richard Strauss. Freundschaftlich verbunden war er in seiner Wiener Zeit auch mit Johann Strauß (Sohn), der ihm seine Polka „Auf zum Tanze“ op.436 widmete.

Weniger bekannt ist seine Arbeit als freiwilliger Kriegsberichterstatter zwischen 1915 und 1917 im Ersten Weltkrieg. In dieser Zeit berichtete Ganghofer von verschiedenen Kriegsschauplätzen aus der Frontlinie. Hierbei schrieb er neben propagandistischen und wenig objektiven Kriegsberichten wie „Reise zur deutschen Front“ auch eine Vielzahl von Kriegsgedichten, die in Sammelbänden wie „Eiserne Zither“ und „Neue Kriegslieder“ erschienen. Die Werke sind durch patriotische Gesinnung geprägt. Ganghofer war ein persönlicher Freund und Lieblingsschriftsteller von Kaiser Wilhelm II. Seine Kriegsberichte sind nicht selten Lobeshymnen auf den Kaiser und die Kriegsführung. Noch bis kurz vor Kriegsschluss veröffentlichte Ganghofer Durchhalteparolen.

Insbesondere Karl Kraus diente er als Opfer satirischer Attacken, unter anderem in seinem Werk Die letzten Tage der Menschheit.

Nach Beendigung seiner Tätigkeit als Kriegsberichterstatter war er bis zu seinem Tod 1920 als Schriftsteller tätig. Sein letztes Werk, „Das Land der Bayern in Farbenphotographie“, widmete er König Ludwig III. von Bayern.

Ganghofers Werke, vor allem die Romane, werden noch heute verlegt. Weltweit wurden insgesamt mehr als 30 Millionen Werke verkauft (geschätzt, Stand 2004). Daneben ist Ganghofer einer der meist verfilmten deutschen Autoren.

Ganghofer Grab auf dem Egerner Friedhof

Ganghofers Heimatromane haben ihm den Ruf des „Heile Welt“-Schreibers eingebracht. Nicht selten werden seine Werke, die meist vom Leben einfacher, tüchtiger, ehrlicher Leute handeln, als Kitsch bezeichnet, zumal die Handlungen hauptsächlich in der übertrieben dargestellten Idylle der bayerischen Alpen spielen.

Viele Werke Ganghofers greifen Geschehnisse aus der Geschichte Berchtesgadens auf, wo er sich regelmäßig aufhielt, und wurden im Berchtesgadener Land auch verfilmt. Ein von Ganghofer selbst geplantes Theater für seine Werke – am Originalschauplatz in Berchtesgaden – wurde nicht realisiert.

Von den Enkeln Ganghofers sind der Schriftsteller Bernhard Horstmann, der unter dem Pseudonym Stefan Murr Kriminalromane und Thriller schrieb, und der Publizist Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing bekannt geworden. Ganghofers Schwager war der Geologe und Geograph Albrecht Penck, sein Neffe der Geomorphologe Walther Penck.

Ganghofers Grab befindet sich auf dem Friedhof von Rottach-Egern neben dem seines Freundes Ludwig Thoma.

Die Bedeutung Ganghofers – auch für die Landbevölkerung selbst – lässt sich auch anhand einer kleinen Anekdote in diesem Zusammenhang belegen. 1920, kurz nachdem Ganghofer gestorben war (also während der Erntezeit), lief ein Bauer aus dem Zillertal, nachdem er in der Zeitung die Nachricht gelesen hatte, zu Fuß an den Tegernsee, um der Beerdigung „seines Schriftstellers“ in Rottach-Egern beiwohnen zu können.

Werke (Auswahl)

  • Der Herrgottschnitzer von Ammergau (Volksstück, 1880 (1890 a.a.Q.))
  • Der Jäger von Fall (Hochlandroman, 1883)
  • Die Sünden der Väter, (Roman, 1886)
  • Edelweißkönig (Hochlandroman, 1886)
  • Der Unfried (Roman, 1888)
  • Der Klosterjäger (Historischer Roman, 1892)
  • Die Martinsklause (Historischer Roman, 1894)
  • Die Fackeljungfrau (Roman, 1894)
  • Schloss Hubertus (Roman, 1895)
  • Die Bacchantin (Roman, 1897)
  • Das Schweigen im Walde (Roman, 1899)
  • Das Gotteslehen (Historischer Roman, 1899)
  • Der Dorfapostel (Hochlandroman, 1900)
  • Das neue Wesen (Historischer Roman, 1902)
  • Der Hohe Schein (Roman, 1904)
  • Der Besondere, (Erzählung, 1904)
  • Gewitter im Mai (Kurzgeschichten/Novellen, 1904)
  • Der Mann im Salz (Historischer Roman, 1906)
  • Damian Zagg (Kurzgeschichten / Novellen, 1906)
  • Waldrausch (Roman, 1907 (1908 a.a.Q.))
  • Lebenslauf eines Optimisten (Autobiographie, 3 Bde., 1909-1911)
  • Der Ochsenkrieg (Historischer Roman, 1914)
  • Die Trutze von Trutzberg (Historischer Roman 1915)
  • Reise zur deutschen Front (Bericht, 1915)
  • Das große Jagen (Roman, 1918)
  • Der laufende Berg (Hochlandroman, 1920 (1897 a.a.Q.))
  • Hochlandzauber (Kurzgeschichten / Novellen, 1931 posthum (?))
  • Bergheimat (Kurzgeschichten / Novellen, 1933 posthum (?))
  • Die Fuhrmännin (Roman, 1942 posthum (?))

Rezeption

Verfilmungen und Aufführungen

Ein Teil der Romane Ganghofers wurde bereits in den 1930er Jahren verfilmt. Zahlreiche Heimatfilme der 1950er Jahre – im Zuge des Kinowunders – sind Verfilmungen seiner Romane und erhöhten Ganghofers Popularität enorm. Die bisher letzten großen Ganghofer-Filme entstanden in den 1970er Jahren (Schloß Hubertus, Der Jäger von Fall, Waldrausch). Ein weiterer Film folgte noch im Jahr 1987 (Gewitter im Mai).

Im Schönau am Königssee fanden im Sommer 2003 in einem großen Theaterzelt 180 Aufführungen der Salzsaga statt, einem Musical auf der Basis von Ganghofers Roman Der Mann im Salz nach einer Idee des Rosenheimer Autors und Titelurhebers Nikolaus Bielka - in dieser ersten zur Aufführung gelangten Version mit Musik des Allgäuer Bigband-Leaders Klaus Ammann und Texten der Regisseurin Barbara Mende.

Benennungen nach Ganghofer

In Wien ist im 11. Bezirk eine Gasse nach Ganghofer benannt. Deutsche Städte und Orte mit Ganghofer-Straßen sind Augsburg-Pfersee, Berchtesgaden, Berlin-Steglitz, Berlin-Neukölln, Dresden-Meuslitz, Frankfurt-Dornbusch, Grünwald, Kaufbeuren, Leipzig, Leonberg, Ludwigshafen/Rhein, Mammendorf, Münchberg, Pforzheim, Potsdam-Neu Fahrland, Rott am Inn, Stuttgart, Teltow, Waldkraiburg.

In München (Schwanthaler Höhe bis Sendling) gibt es auch eine Ganghoferstraße, jedoch ist diese nach Jörg von Halsbach, genannt Jörg Ganghofer benannt. Auch die Ganghoferstraße in Welden bei Augsburg ist nicht Ludwig Ganghofer, sondern seinem Vater August gewidmet.[1]

Die österreichische Party- und Volksmusikgruppe Die Klosterjäger hat ihren Bandnamen von einem Roman Ganghofers abgeleitet.

Jedes Jahr Anfang März findet im Leutasch-Tal in Tirol der Internationale Ganghofer-Lauf statt. An diesem offenen Wettbewerb im Skilanglauf für alle Alters- und Leistungsklassen nehmen über 1000 Sportler aus aller Welt teil.

Quellen

  1. http://www.ganghofer-welden.de/ganghofer-welden/spuren.htm

Literatur

  • Leonhard Lenk: Ganghofer, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 60 f.
  • Franz Loquai (Hg.): Die Alpen. Eine Landschaft und ihre Menschen in Texten deutschsprachiger Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts. Zitat von Ludwig Ganghofer: Die Begegnung aus Der Klosterjäger sowie kritisches Nachwort zu Ganghofer siehe Seite 477–480. Goldmann Verlag, München 1996. ISBN 3-442-07659-5
  • Kehrseite eines Klischees – Der Schriftsteller Ludwig Ganghofer von Astrid Pellengahr und Jürgen Kraus, Band 6 der Kaufbeurer Schriftenreihe von Stadtarchiv und Heimatverein Kaufbeuren, erschienen im Bauer-Verlag Thalhofen, ISBN 978-3-934509-36-8

Weblinks


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