Ludwig Heilmeyer

Ludwig Heilmeyer
Ludwig Heilmeyer

Ludwig Heilmeyer (* 6. März 1899 in München; † 6. September 1969 in Desenzano am Gardasee) war ein deutscher Internist, Forscher und Hochschullehrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Besuch des Maxgymnasiums in München und dem Notabitur 1917 wurde er zum Militär eingezogen. 1919 begann er in München das Medizinstudium, das er nach bestandenem Staatsexamen 1925 mit der Promotion und der ärztlichen Approbation abschloss. Nach einer kurzen Assistentenzeit in München wurde er ab 1926 an der Medizinischen Universitätsklinik Jena tätig, wo er schon 1927 die Lehrberechtigung erhielt.

Heilmeyer war Mitglied des Stahlhelms und wurde nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten und der Gleichschaltung des Stahlhelms Mitglied der SA.[1] 1937 wurde er zum außerordentlichen Professor für Luftfahrtmedizin und Blutkrankheiten ernannt.[1]

1941 wurde Heilmeyer als Luftwaffenarzt einberufen. Er war zunächst in einem Lazarett in Halle, ab 1943 in Rowno (Ukraine) und schließlich 1944 als Leiter der Inneren Abteilung der ehemaligen Universitätskliniken Krakau tätig. Daneben war er seit 1944 Beratender Internist bei der Luftflotte 4.

Nach vorübergehendem Wirken an der medizinischen Akademie in Düsseldorf und Wuppertal-Barmen übernahm er 1946 den Lehrstuhl für Innere Medizin am Universitätsklinikum Freiburg i. Br., den er bis 1967 innehatte. Heilmeyer begann seine Tätigkeit mit zwei Oberärzten und wenigen Assistenten. Zum Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Klinik trug er ausschlaggebend bei.

Im Nürnberger Ärzteprozess 1946/47 trat Heilmeyer als entlastender Gutachter bei der Verhandlung der Menschenversuche an sogenannten „Zigeunern“ im Konzentrationslager Dachau auf.[1]

1948 und 1949 war er in Freiburg Dekan der medizinischen Fakultät.

1967 wechselte er nach seiner Emeritierung in Freiburg als Gründungsrektor an die medizinisch-naturwissenschaftliche Hochschule Ulm.

Heilmeyer starb an einem Spannungspneu in Südtirol.

Leistungen

Ab dem Wintersemester 1946/1947 führte Heilmeyer die Psychosomatik in den Unterricht und in den Alltag der Medizinischen Klinik ein und förderte psychotherapeutische Behandlungsverfahren, für die damalige Zeit eine ungewöhnliche Neuerung.

Ludwig Heilmeyer begründete die quantitativ-chemische Hämatologie. Neben der Eisenmangelanämie gehörten zu seinen Hauptarbeitsgebieten die Leukämien, bei denen er die Behandlung mit Zytostatika einführte. Er war auch der Erstbeschreiber der chronischen Erythroblastose, die unter dem Namen „Heilmeyer-Schöllersche Erkrankung“ bekannt ist.

In der Tuberkulose-Therapie setzte Heilmeyer mit der Anwendung von Tuberkulostatika wichtige Impulse.

1949 verwandte er als einer der Ersten Radio-Isotope mit der dazu gehörenden Diagnostik und Therapie in der klinischen Forschung. Später schuf er eine Abteilung für Nuklearmedizin innerhalb der Medizinischen Klinik. 1963 gründete er in Freiburg die Gesellschaft für Nuklearmedizin und wurde deren Erster Vorsitzender.

Ehrungen

Ludwig Heilmeyer hatte Ehrendoktortitel der Universitäten Athen, Frankfurt am Main, Löwen, Santiago de Chile und Wien. 1960 erhielt er die Robert-Koch-Medaille. Er war Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes.

Die Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin vergibt alle zwei Jahre für grundlegende wissenschaftliche Arbeiten über aktuelle Themen der Inneren Medizin an verdiente Forscher den „Ludwig-Heilmeyer-Preis“.

In Freiburg ist die kardiologische Intensivstation der Medizinischen Universitätsklinik nach Ludwig Heilmeyer benannt. Die Stadt Ulm ehrt Heilmeyer mit der Straße "Heilmeyersteige", an der sich das größte Studentenwohnheim der Stadt befindet.

Veröffentlichungen

  • H. Löffler, J. Rastetter, T. Haferlach; Ludwig Heilmeyer (Begr.): Atlas der klinischen Hämatologie, Springer, Berlin, 2004. ISBN 3-540-20645-0
  • H. A. Kühn, J. Schirmeister (Hrsg.); Ludwig Heilmeyer (Begr.): Innere Medizin : ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte, Springer, Berlin, 1989. ISBN 3-540-19395-2
  • A. Sundermann (Hrsg.), Ludwig Heilmeyer (Begr.): Rezepttaschenbuch : mit ausgewählten Hinweisen auf die nichtmedikamentöse Therapie, Fischer, Jena, 1987. ISBN 3-334-00031-1

Literatur

  • Ingeborg Heilmeyer (Hrsg.), Ludwig Heilmeyer: Lebenserinnerungen, Schattauer, Stuttgart, 1971. ISBN 3-7945-0243-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 238.

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