- Magnus Carlsen
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Magnus Carlsen, 2008 Name Magnus Øen Carlsen Land Norwegen Geboren 30. November 1990
Tønsberg, NorwegenTitel Großmeister (2004) Aktuelle Elo-Zahl 2826 (November 2011) Beste Elo-Zahl 2826 (Juli 2010, November 2011) Karteikarte bei der FIDE (englisch) Magnus Øen Carlsen (* 30. November 1990 in Tønsberg) ist ein norwegischer Schachspieler und Großmeister, der zurzeit auf Platz 1 der FIDE-Weltrangliste steht.[1]
Im Januar 2010 wurde er als bisher jüngster Spieler erstmals die Nummer 1. Seine dritte Großmeisternorm erspielte er sich im Alter von 13 Jahren, 3 Monaten und 27 Tagen. Damit ist er der drittjüngste Spieler überhaupt, der je Großmeister wurde, nach dem Ukrainer Serhij Karjakin und dem Inder Parimarjan Negi. Seine bisher höchste Elo-Bewertung im Juli 2010 mit 2826 ist die zweithöchste in der Geschichte nach Garri Kasparow.
Inhaltsverzeichnis
Frühe Erfolge
Carlsen erlernte die Schachregeln im Alter von fünf Jahren von seinem Vater, interessierte sich aber zunächst nicht sonderlich für das Spiel. Bereits als Kind fiel er durch sein ausgezeichnetes Gedächtnis auf. Sein erstes Schachturnier spielte er dann im Juli 1999. Ein Jahr später gewann er die norwegische Meisterschaft der Unter Elfjährigen. Sein erstes internationales Turnier spielte er im Oktober 2000 beim Open in Bad Wiessee, wo er 4,5 Punkte aus 9 Partien errang. Im September 2001 spielte er für seinen Verein Asker SK bei der Europäischen Mannschaftsmeisterschaft in Panormos. Bei der Weltmeisterschaft U12 in Iraklio 2002 kam er mit 9 Punkten aus 11 Partien auf Platz zwei. Die erste Norm für den Titel eines Internationalen Meisters erzielte er im Januar 2003 beim Turnier in Gausdal. Im gleichen Jahr belegte er Platz drei bei der Jugendeuropameisterschaft und Platz 9 bei der Jugendweltmeisterschaft.
Erreichen des Großmeistertitels
Alle drei Großmeisternormen sicherte sich Magnus Carlsen innerhalb von vier Monaten Anfang 2004 in einer Serie hervorragender Turnierergebnisse. Seine erste GM-Norm erzielte er mit einem überragenden Sieg und 10,5/13 Punkten in der Gruppe C des renommierten Corus-Schachturniers in Wijk aan Zee. Es war der erste aufsehenerregende Auftritt des jungen Schachtalentes.
Seine beiden weiteren GM-Normen erzielt Magnus Carlsen beim Aeroflot Open in Moskau im Februar sowie bei den Dubai-Open im April 2004.
Bei einem Blitzturnier in Reykjavík im März 2004 sorgte er auch durch einen Sieg gegen Exweltmeister Anatoli Karpow für Schlagzeilen. Durch diese Leistung qualifizierte er sich für das anschließende Turnier, das im K.O.-System ausgetragen wurde. In der ersten Runde traf der dreizehnjährige Carlsen auf Kasparow, der mit einer Elo-Bewertung von 2831 überlegen die Weltrangliste anführte. In der ersten Partie mit Weiß hatte er einen Mehrbauern und erzielte ein Remis, verlor aber danach mit Schwarz in nur 32 Zügen.[2][3][4]
Im Juni 2004 nahm Carlsen an der FIDE-Weltmeisterschaft in Tripolis teil, verlor dort jedoch in der ersten Runde 1,5:2,5 gegen Lewon Aronjan. Im Juli 2005 teilte er in Sandnes den ersten Platz bei der norwegischen Landesmeisterschaft mit seinem Trainer Simen Agdestein, verlor jedoch den Stichkampf um den Titel (2006 kam es bei der norwegischen Meisterschaft wieder zum Stichkampf Carlsen-Agdestein; Carlsen, der zu dem Zeitpunkt schon vor Agdestein in der Weltrangliste stand, gewann; dies war Carlsens bisher letzte Teilnahme an norwegischen Meisterschaften). Beim nach K.o.-System ausgespielten Schach-Weltpokal 2005 im Dezember in Chanty-Mansijsk wurde er beim nach einem Platzierungskampf gegen Gata Kamsky, den er mit 1:3 (1:1 nach Turnierpartien, 0:2 nach Schnellschachstechen) verlor, Zehnter und qualifizierte sich mit diesem Resultat für das von der FIDE wieder eingeführte Kandidatenturnier zur Schachweltmeisterschaft 2007. Carlsen traf in der ersten Runde der Kandidatenkämpfe in Elista auf Lewon Aronjan und verlor mit 5:7 nach Stichkampf.
Im Februar 2006 gewann er zusammen mit Alexander Motyljow das B-Turnier in Wijk aan Zee. Einen Monat später gewann er ein sehr stark besetztes Blitzturnier in Reykjavík, bei dem er unter anderem Viswanathan Anand ausschaltete. Bei der Schacholympiade in Turin spielte er am Spitzenbrett für Norwegen und erzielte 6 Punkte aus 8 Partien. Im August erzielte er beim NH Chess Tournament in Amsterdam, bei dem junge Talente gegen erfahrene Großmeister antraten, mit 6,5 Punkten aus 10 Partien das beste Ergebnis der Junioren und erhielt dafür eine Einladung zum hochdotierten Turnier Melody Amber in Monaco. Im September kam er bei der norwegischen Landesmeisterschaft in Moss wie im Vorjahr punktgleich mit Agdestein auf Platz 1, gewann aber diesmal den Stichkampf. Im April 2007 gewann er die Gausdal Chess Classics mit 7 Punkten aus 9 Partien.
Zugehörigkeit zur Weltspitze
Im August 2007 gewann er das GM-Turnier in Biel nach einem Stichkampf um den ersten Platz gegen Alexander Onischuk. Im Dezember 2007 erreichte er das Halbfinale im FIDE-Weltpokal, schied dann aber gegen Gata Kamsky aus. Mit dem Erreichen des Halbfinals qualifizierte er sich für den FIDE Grand Prix 2008–2010.
Im Januar 2008 gewann Carlsen zusammen mit dem Armenier Lewon Aronjan das Corus-Turnier in Wijk aan Zee, unter 14 Teilnehmern mit einem Elo-Schnitt von 2742 (Kategorie 20) erzielten beide 8 Punkte aus 13 Partien. Beim Schachturnier in Linares belegte Carlsen mit einer Elo-Leistung von über 2800 hinter Weltmeister Anand den zweiten Platz. Im Juni 2008 gewann Carlsen das Aerosvit-Turnier in Foros (Elo-Durchschnitt 2711, Kategorie 19) mit einem ganzen Punkt Vorsprung vor seinen elf Wettbewerbern.
Carlsen beendete das Chess Masters Bilbao 2008 in Spanien (2. bis 13. September) mit 3 Siegen, 2 Niederlagen und 4 Remis auf dem zweiten Platz hinter Wesselin Topalow. Während dieses Turniers war Carlsen nach inoffiziellen Berechnungen fünf Tage lang vor Anand die Nummer 1 der Weltrangliste, was in zahlreichen Presseberichten thematisiert wurde. Zwischen Anfang 2009 und März 2010 wurde der junge Norweger von Ex-Weltmeister Garri Kasparow trainiert und beraten.[5][6]
Im Oktober 2009 gewann Carlsen das Superturnier in Nanjing (Kategorie 21) mit 8 Punkten aus 10 Partien, ungeschlagen, mit 2,5 Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Topalow und einer Elo-Leistung von 3002. Mit diesem Turniersieg kam er über 2800 auf der inoffiziellen Live-Weltrangliste. Im November belegte er beim Tal-Memorial in Moskau den geteilten 2. Platz und gewann die im Anschluss ausgetragene Blitzschach-Weltmeisterschaft. Im Dezember belegte er beim London Chess Classic (Kategorie 18) mit 5 Punkten aus 7 Partien (+3 =4) den ersten Platz.[7] Im Januar 2010 gewann er das Corus-Turnier in Wijk aan Zee (Kategorie: 19) mit 8,5 Punkten aus 13 Partien. Im Juni 2010 siegte er beim Kings Tournament (Kategorie 20) im rumänischen Bazna mit 7,5 Punkten aus 10 Partien.
Die FIDE-Weltrangliste von Juli 2010 führte Carlsen mit einem Rating von 2826 auf Platz 1 an, damit ist er der jüngste Spieler seit Einführung der Weltrangliste, dem dies gelang. Unter seinen Erwartungen schnitt Carlsen kurz darauf bei der Schacholympiade in Khanty-Mansisk ab, wo er für Norwegen am ersten Brett spielte und einen Score von 4,5 aus 8 Partien erreichte. Auch bei den Grand Slam Final Masters in Bilbao im Oktober 2010 blieb seine Performance relativ deutlich unter seinem Rating, so dass er bei vier Teilnehmern hinter dem Sieger Kramnik und Anand nur den dritten Platz erreichte. Beim Turnier in Nanjing überwand er seine kurzfristige Formkrise, blieb ungeschlagen und siegte mit 7 Punkten aus 10 Partien vor Anand.
Anfang November 2010 gab Carlsen seinen Verzicht auf die Teilnahme am Kandidatenturnier 2011 bekannt.[8]
Carlsen gewann das vom 8. bis 15. Dezember 2010 dauernde London Chess Classic[7] mit 4 Siegen, 2 Niederlagen und einem Remis nach Wertung vor Anand und McShane. Nachdem er in der ersten Runde gegen McShane und in der dritten gegen Anand, jeweils mit Schwarz, verloren hatte, steigerte er sich und befreite sich in der vorletzten Runde im Spiel gegen Kramnik - wieder mit Schwarz - noch aus einer äußerst schwierigen Lage, so dass diese Partie remis endete.[9]
Auf der FIDE-Weltrangliste vom Januar 2011 konnte Carlsen mit 2814 Elo erneut den ersten Platz belegen.
Bei der letzten Auflage des Turniers Melody Amber in Monaco 2011 erreichte Carlsen den zweiten Platz in der Gesamtwertung (hinter Aronjan) und gewann den Schnellschachteil. Im Juni 2011 gewann er mit 6,5 Punkten aus 10 Partien erneut das Turnier in Bazna, aufgrund besserer Wertung vor dem punktgleichen Sergei Karjakin. Im Juli 2011 gewann er das Turnier in Biel mit 7 Punkten aus 10 Partien. Im Oktober 2011 siegte er beim 4. Final Masters, das in Sao Paulo und Bilbao ausgetragen wurde, nach Stichkampf gegen Wassyl Iwantschuk.
Sonstiges
In der Schachbundesliga spielt Carlsen für die OSG Baden-Baden, in Frankreich für Clichy.
Bereits im März 2005 hatte Garri Kasparow ihn neben Sergej Karjakin und Hikaru Nakamura als den seiner Meinung nach hoffnungsvollsten Spieler der Zukunft bezeichnet.[10] Im Dezember 2009 lobte Kasparow insbesondere Carlsens Intuition und sein natürliches Talent, die optimale Position der Figuren weit im voraus zu erkennen.[11]
Carlsen lebt in Haslum, Bærum, 15 km von Oslo entfernt, und spielt in seiner Freizeit gerne Fußball.[12]
2010 erhielt er einen Vertrag als Model für die niederländische Bekleidungsfirma G-Star.[13]
Einzelnachweise
- ↑ FIDE-Weltrangliste
- ↑ "Boy meets Beast in Reykjavik", ChessBase News, 19. März 2004
- ↑ Interaktive Notation beider Partien gegen Kasparow, Reykjavík, 18. März 2004
- ↑ Carlsen hatte bei dieser denkwürdigen Begegnung nicht nur die niedrigere Elo-Zahl - 2484 gegenüber 2831 von Kasparow, sondern war auch mehr als einen Kopf kleiner als der Weltranglistenerste.
- ↑ “My job is to improve my chess”, Interview mit Magnus Carlsen, Chessvibes.com, 7. September 2009
- ↑ Goals met – Kasparov and Carlsen's new strategy - Pressemitteilung vom 4. März 2010 bei chessbase.com, aufgerufen am 25. Juni 2010.
- ↑ a b Beim London Chess Classic werden die Partien nach der Drei-Punkte-Regel wie im Fußball bewertet. Carlsen hätte das Turnier sowohl 2009 als auch 2010 auch nach der üblichen Punkteregel gewonnen.
- ↑ Magnus Carlsen drops out of World Championship cycle, Chessbase.com, 5. November 2010
- ↑ Alexandra Kostenjuks Chessblog
- ↑ The Garry Kasparov ChessBase Interview
- ↑ A Bold Opening for Chess Player Magnus Carlsen
- ↑ Thomas Lelgemann für derwesten.de: Magnus Carlsen: Frühreif auf dem Schach-Gipfel. 6. Januar 2010
- ↑ Magnus Carlsen als Model, Chessbase.de, 7. Juli 2010
Literatur
- Simen Agdestein: Wunderjunge: wie Magnus Carlsen der jüngste Schachgroßmeister der Welt wurde. Alkmaar 2004, ISBN 90-5691-134-1
Weblinks
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Commons: Magnus Carlsen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
- Magnus Carlsen official website
- Blog in English, auf den Seiten seines Sponsors Arctic Securities, ständig aktuell
- Magnus Carlsen Fansite
- Interview with Magnus Carlsen after completing his final GM norm, Chessbase.com, 30. April 2004
- „Ich bin chaotisch und faul“, Interview mit Magnus Carlsen im Spiegel, 19. März 2010
- My perfekt Weekend: Magnus Carlsen, Telegraph, 2. Dezember 2010
- Small Talk with Magnus Carlsen, The Guardian, 10. Dezember 2010
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