Markus Scherer

Markus Scherer

Markus Scherer (* 20. Juli 1962 in Ludwigshafen am Rhein) ist ein ehemaliger deutscher Ringer. Er war olympischer Silbermedaillengewinner 1984 und Europameister 1989 im griechisch-römischen Stil im Papiergewicht.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Markus Scherer ist der jüngste von drei Brüdern (Freddy, Bernd, Markus), die gegen Ende der 1960er Jahre in Ludwigshafen am Rhein bei Walter Gehring, einem Erfolgstrainer, der in den 1970er und 1980er Jahre eine Reihe von Ringern aus dem Ludwigshafener Raum zu Weltklasseathleten formte, mit dem Ringen begannen. Wie seine älteren Brüder gehörte Markus schon als Jugendlicher in den jeweiligen Altersgruppen zur deutschen Spitzenklasse im griechisch-römischen Stil. 1973 belegte er mit 12 Jahren bei den deutschen Schülermeisterschaften (Altersgruppe bis 14 Jahre) in der Klasse bis 25 kg Körpergewicht den 3. Platz und 1975 wurde er deutscher Schülermeister in der Klasse bis 31 kg Körpergewicht. Deutscher Jugendmeister in der Klasse bis 44 kg Körpergewicht wurde er 1980 und deutscher Juniorenmeister 1981 und 1982 jeweils in der Klasse bis 48 kg Körpergewicht. Im Jahre 1983 wurde Markus erstmals deutscher Meister bei den Senioren im Papiergewicht (Halbfliegengewicht). Er gehörte inzwischen dem „Dietrich“-Klub VfK Schifferstadt an.

Die drei Scherer-Brüder wogen als Erwachsene in der Regel zwischen 50 kg und 55 kg. Da sie alle nur im griechisch-römischen Stil rangen, machten sie sich praktisch immer gegenseitig Konkurrenz. Um internationale Erfolge zu erzielen, mussten sie in das Papiergewicht (bis 48 kg Körpergewicht) abtrainieren, da sie mit ihren körperlichen Voraussetzungen nur in dieser Gewichtsklasse diese Erfolge erzielen konnten.

Von den drei Gebrüder Scherer erzielte Markus auf internationaler Ebene wohl die größten Erfolge. Es begann bereits 1982 in Leipzig, als er dort Junioren-Europameister im Papiergewicht vor Bratan Zenow aus Bulgarien und Magyatdin Allachwerdijew aus der UdSSR wurde. 1983 wurde Markus Militär-Weltmeister (CISM-Organisation) und belegte bei der Europameisterschaft in Budapest im Papiergewicht einen guten 4. Platz. Im Herbst des gleichen Jahres schloss er dann mit dem Gewinn der Vizeweltmeisterschaft in Kiew das Jahr 1983 fulminant ab.

1984 konzentrierte er sich ganz auf die Olympischen Spiele in Los Angeles. Er rang dort ganz hervorragend und unterlag im Papiergewicht erst im Finale gegen den Italiener Vincenzo Maenza.

In den nächsten Jahren rang er, um dem ständigen kräfteraubenden Abtrainieren zu entgehen, bei den internationalen Meisterschaften auch öfters im Fliegengewicht. Er gewann in jenen Jahren zwar keine Medaillen mehr, doch erreichte er noch einige ausgezeichnete Platzierungen, z. B. den 6. Platz bei der Weltmeisterschaft 1985 in Kolbotn, den 4. Platz, bei der Europameisterschaft 1987 in Tampere und den 6. Platz bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul.

Ein ganz großer Erfolg gelang Markus dann bei der Europameisterschaft 1989 in Oulu im Papiergewicht. Mit Siegen über drei hervorragende Ringer aus den Ostblock-Staaten, die damals ganz allgemein das Ringen beherrschten, wurde er Europameister.

Danach war Markus auf internationaler Ebene noch bis 1991 aktiv, konnte aber nicht mehr an diese großen Erfolge anknüpfen. Als er sich 1992 nicht mehr für die Olympischen Spiele in Barcelona qualifizieren konnte, beendete er seine internationale Ringerlaufbahn.

Markus Scherer war Angestellter in der Stadtverwaltung Schifferstadt und schaffte dann, nachdem er sich auf dem zweiten Bildungsweg dafür qualifiziert hatte, das Studium zum Sportlehrer und ist jetzt Trainer bzw. Leiter des Olympiastützpunktes Schifferstadt.

Die Legende lebt weiter... Im November 1988 wurde Markus Scherer Vater von Sohn Marvin. Zwanzig Jahre später wird dieser Deutscher Meister der Junioren in der Gewichtsklasse bis 50 Kg.

Internationale Erfolge

(alle Wettbewerbe im griechisch-römische Stil, OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, Papiergewicht, damals bis 48 kg, Fliegengewicht, damals bis 52 kg Körpergewicht)

Jahr Platz Wettbewerb Gewichtsklasse
1982 1. Junioren-EM in Leipzig Papier vor Bratan Zenow, Bulgarien und Magyatdin Allachwerdijew, UdSSR
1983 4. EM in Budapest Papier mit Siegen über Bürk, Schweden und Krysztof Mudrecki, Polen und Niederlagen gegen Awdeychew, UdSSR und Csaba Vadász, Ungarn
1983 1. Militär-WM (CISM) in Villeurbanne, Frankreich Papier vor James Jones, USA, Safarnajad, Iran, Saleh, Ägypten, Renna, Italien und Quinot, Frankreich
1983 2. WM in Kiew Papier mit Siegen über Krysztof Mudrecki, Miti, Rumänien, Sasaki, Japan und einer Niederlage gegen Bratan Zenow
1984 Silber OS in Los Angeles Papier mit Siegen über Lars Rønningen, Norwegen, Delgado, Mexiko, Jun Dae-Je, Korea und Ikuzo Saito, Japan und einer Niederlage gegen Vincenzo Maenza, Italien
1985 9. EM in Leipzig Fliegen nach Niederlagen gegen Minsait Tatsetdinow, UdSSR und Jon Rønningen, Norwegen
1986 6. WM in Kolbotn/Norwegen Papier mit Siegen über Ikuzo Saito und James Jones und Niederlagen gegen Bratan Zenow und Raynaldo J. Verona, Kuba
1986 unpl. EM in Athen Papier nach einem Sieg (Punktsieg mit 17:15 Punkten) über Iwan Samtajew, UdSSR, einer Niederlage gegen Lars Rønningen und einem Schultersieg über Giorgios Nikitas, Griechenland, erlitt Markus einen Schwächeanfall. Der deutsche Arzt kümmerte sich um ihn und konnte so ein Attest für die Jury nur verspätet abgeben. Die Funktionäre der FILA nahmen daraufhin Markus mit der Begründung aus der Wertung das Attest wäre verspätet abgegeben worden. Eine wenig sportlerfreundliche Entscheidung
1986 10. WM in Budapest Fliegen mit einem Sieg über László Bíró, Ungarn und Niederlagen gegen Mihai Cișmaș, Rumänien, Walentin Krumow, Bulgarien und Esa Murtuaro, Finnland
1987 1. Grand-Prix-Turnier in Budapest Papier vor László Bíró, Andrzej Głąb, Polen und Jozsef Farago, Ungarn
1987 4. EM in Tampere Papier mit Siegen über Jozsef Farago, Patrick Magnusson, Schweden und Georgios Nikitas und Niederlagen gegen Bratan Zenow und Sergei Suworow, UdSSR
1987 13. WM in Clermont-Ferrand Papier nach Niederlagen gegen Lars Rønningen und Li Haisheng, Volksrepublik China
1987 4. FILA-Grand-Prix-Turnier in Budapest Papier hinter Vincenzo Maenza, Bratan Zenow und Andrzej Głąb und vor Raynaldo Jimenez, Kuba und Magyatin Allachwerdijew
1988 6. EM in Kolbotn/Norwegen Fliegen mit Siegen über Haaparanta, Finnland und Öztürk, Türkei und Niederlagen gegen Mihai Cișmaș, Jon Rønningen und Peter Stjernberg, Schweden
1988 6. OS in Seoul Papier mit Siegen über Majid Sinkhah, Iran und Yang Zhizhong, China und Niederlagen gegen Bratan Zenow, Vincenzo Maenza und Khaled Al-Faraj, Syrien
1989 1. EM in Oulu Papier mit Siegen über Jozsef Farago, Oleg Kutscherenko, UdSSR und Daniel Jankow, Bulgarien
1989 11. WM in Martigny/Schweiz Fliegen mit einem Sieg über Csaba Vadasz und Niederlagen gegen Jon Rönningen und Alexander Ignatenko, UdSSR
1990 2. Großer Preis der BRD in Saarbrücken Papier hinter Wilber Sanchez, Kuba und vor Fuat Yildiz, BRD, Iliuţă Dăscălescu, Rumänien und Mortera Papynaiefaro, Iran
1990 10. WM in Rom Papier mit einem Sieg über Hu, Taiwan und Niederlagen gegen Raiko Marinow, Bulgarien und Ebnia Koishi, Japan
1991 11. WM in Warna Papier mit einem Sieg über Dov Grobemann, Israel und Niederlagen gegen Hu Ri-Cha, China und Min Kyung-Gab, Korea

Anm: In vielen Statistiken werden die Platzierungen der drei Gebrüder Markus, Freddy und Dieter Scherer vermischt. Selbst in der Internationalen Wrestling Database der Universität Leipzig sind solche Fehler enthalten.

Deutsche Meisterschaften

Jahr Platz Gewichtsklasse Ergebnis
1981 2. Papier hinter Christoph Hellmann, Köllerbach und vor Volker Eller, Mülheim-Styrum
1982 2. Papier hinter Freddy Scherer, Wiesental und vor Volker Eller
1983 1. Papier vor Peter Behl, Mömbris-Königshofen und Achim Heugabel, Mömbris-Königshofen
1984 1. Fliegen vor Jürgen Kleer, Köllerbach und Peter Behl
1985 1. Fliegen vor Christian Eglseer, Bad Reichenhall und Udo Schmitt, Nürnberg
1986 1. Fliegen vor Bernd Scherer, Wiesental und Karl Waller, Regensburg
1987 1. Fliegen vor Frank Flohr, Graben-Neudorf und Andreas Loyal, Freiburg-Haslach
1988 2. Fliegen hinter Bernd Scherer und vor Rosario Schmitt, Schifferstadt
1989 1. Fliegen vor Christian Fabisz, Bad Reichenhall und Holger Rauscher, Goldbach
1990 1. Fliegen vor Rosario Schmitt, Reilingen und Andreas Loyal
1991 1. Papier vor Fuat Yildiz und Rainer Oehme, Mömbris-Königshofen
1992 3. Fliegen hinter Olaf Brandt, Witten und Jan Ulbrich, Mömbris-Königshofen
1993 1. Fliegen vor Juri Kohl, Köllerbach und Frank Richter, Bad Reichenhall
1994 1. Fliegen vor Rainer Oehme und Alexander Deibert, Witten

Quellen

  • Div. Ausgaben der Fachzeitschrift „Der Ringer“ aus den Jahren 1973 bis 1992,
  • „Hundert Jahre Ringen in Deutschland“, Verlag „Der Ringer“, Niedernberg, 1991,
  • Datenbank des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaften der Universität Leipzig

Weblinks


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