- Matthöfer
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Hans Hermann Matthöfer (* 25. September 1925 in Bochum) ist ein deutscher Politiker (SPD).
Er war von 1974 bis 1978 Bundesminister für Forschung und Technologie, von 1978 bis 1982 Bundesminister der Finanzen und 1982 Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Matthöfer zunächst eine kaufmännische Lehre und nahm dann von 1943 bis 1945 als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg bestand er 1946 die Dolmetscher-Prüfung für Englisch. 1948 begann er nach einer Zulassungsprüfung ein Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Frankfurt am Main und Madison (Wisconsin), USA, welches er 1953 als Diplom-Volkswirt beendete. Während seines Studiums in den USA war er durch seinen Lehrer Jack Barbash mit den Ideen und der Praxis der betriebsnahen Gewerkschaftsarbeit (workplace unionism) vertraut gemacht worden, die er bei seiner späteren Tätigkeit bei der IG Metall zu nutzen verstand. Er war bis 1957 in der Abteilung Wirtschaft beim Vorstand der IG Metall tätig. Danach arbeitete er bis 1961 für die Organization for European Economic Cooperation (OEEC) in Washington D. C. und Paris. Er kehrte dann zur IG Metall zurück und leitete bis 1972 die Abteilung Bildung beim Vorstand der IG Metall. Dort war er an der Entwicklung und Erprobung der betriebsnahen Bildungsarbeit und betriebsnahen Tarifpolitik beteiligt. In der ersten Hälfte der 1960er Jahren leitete er die „Ford-Aktion“, eine in Kooperation mit Industriesoziologen durchgeführte Schwerpunktaktion zur Verbesserung der gewerkschaftlichen Präsenz in dem damals nicht tarifgebundenen und weitgehend gewerkschaftsfreien Autokonzern. Von 1987 bis 1997 war er Vorsitzender des Vorstandes der gewerkschaftlichen Vermögensholding BGAG.
Politische Tätigkeiten
Seit 1950 ist Matthöfer Mitglied der SPD. Von 1973 bis 1984 gehörte er dem SPD-Parteivorstand an. Von 1985 bis 1987 war er Bundesschatzmeister der SPD. Von 1961 bis 1987 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Nach der Bundestagswahl 1972 wurde er als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit in die von Bundeskanzler Willy Brandt geführte Bundesregierung berufen. Nach dem Rücktritt von Willy Brandt übernahm er in der von Helmut Schmidt geleiteten Bundesregierung am 16. Mai 1974 die Leitung des Bundesministeriums für Forschung und Technologie. Bei der Kabinettsumbildung im Frühjahr 1978 wurde Matthöfer dann am 16. Februar 1978 zum Bundesminister der Finanzen ernannt. Aus gesundheitlichen Gründen verzichtete er bei der Kabinettsumbildung im Frühjahr 1982 auf dieses Amt und wurde stattdessen zum Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen ernannt. Mit der Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler schied Matthöfer am 1. Oktober 1982 aus der Bundesregierung aus.
Sonstiges
Nach den Unruhen anlässlich der Besetzung des AKW-Bauplatzes bei Wyhl im Breisgau ab 18. Februar 1975 machte er am 6. März das Angebot eines „vertrauensvollen Dialogs mit dem mündigen Bürger“ und willigte konkret als Reaktion auf den unbefristeten Hungerstreik des Tübinger Pädagogen Hartmut Gründler im Juli 1975 in den sogenannten Bürgerdialog Kernenergie mit etwa 10 öffentlichen seminaristischen Diskussionen ein, in der Erwartung, so die Bedenken gegen die Atomenergienutzung zerstreuen zu können. Der Auftakt war ein über drei Stunden langes Gespräch zwischen ihm und 21 Sprechern von Bürgerinitiativen am 22. Juli 1975 in Bonn. Im Juni 1976 erwies sich der Bürgerdialog aus der Sicht der ohnehin skeptischen AKW-Gegner als gescheitert, als er Hartmut Gründler gegenüber brieflich die Unverbindlichkeit des Bürgerdialogs einräumte.
Am 19. Februar 1982 erregte er in der Fernsehsendung 3 nach 9 Aufsehen, in der er mit Fritz Teufel über gutes Benehmen diskutierte. Im Gespräch mit dem Moderator zog Teufel eine Wasserpistole und spritzte ihn mit Zaubertinte nass. Matthöfer reagierte, indem er ihm ein Glas Wein übergoss.
2002 wurde Hans Matthöfer mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille, der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen geehrt.
Veröffentlichungen
- Aus dem Kohlenpott in den Bundestag: meine Jahre von 1925 bis 1961. Kronberg im Taunus 2006.
Literatur
- Werner Abelshauser: Nach dem Wirtschaftswunder. Der Gewerkschafter, Politiker und Unternehmer Hans Matthöfer. Bonn 2009 (J.H.W.Dietz Nachf.).
- Helmut Schmidt; Walter Hesselbach (Hrsg.): Kämpfer ohne Pathos: Festschrift für Hans Matthöfer. Bonn 1985.
- Klaus Peter Wittemann: Ford-Aktion. Zum Verhältnis von Industriesoziologie und IG Metall in den sechziger Jahren. Marburg 1994 (Schüren).
Weblinks
Franz Josef Strauß | Siegfried Balke | Hans Lenz | Gerhard Stoltenberg | Horst Ehmke | Hans Matthöfer | Volker Hauff | Andreas von Bülow | Heinz Riesenhuber | Matthias Wissmann | Paul Krüger | Jürgen Rüttgers | Edelgard Bulmahn | Annette Schavan
siehe auch: Amtsinhaber seit 1933
Fritz Schäffer | Franz Etzel | Heinz Starke | Rolf Dahlgrün | Kurt Schmücker | Franz Josef Strauß | Alexander Möller | Karl Schiller | Helmut Schmidt | Hans Apel | Hans Matthöfer | Manfred Lahnstein | Gerhard Stoltenberg | Theodor Waigel | Oskar Lafontaine | Hans Eichel | Peer Steinbrück
siehe auch: Amtsinhaber seit 1880
Hans Schuberth | Siegfried Balke | Ernst Lemmer | Richard Stücklen | Werner Dollinger | Georg Leber | Lauritz Lauritzen | Horst Ehmke | Kurt Gscheidle | Hans Matthöfer | Christian Schwarz-Schilling | Wolfgang Bötsch
siehe auch: Amtsinhaber seit 1803
Kabinett Schmidt I – 16. Mai 1974 bis 14. Dezember 1976Helmut Schmidt (SPD) | Hans-Dietrich Genscher (FDP) | Werner Maihofer (FDP) | Hans-Jochen Vogel (SPD) | Hans Apel (SPD) | Hans Friderichs (FDP) | Josef Ertl (FDP) | Walter Arendt (SPD) | Georg Leber (SPD) | Katharina Focke (SPD) | Kurt Gscheidle (SPD) | Karl Ravens (SPD) | Egon Franke (SPD) | Hans Matthöfer (SPD) | Helmut Rohde (SPD) | Erhard Eppler (SPD) | Egon Bahr (SPD)
Kabinett Schmidt II – 16. Dezember 1976 bis 4. November 1980Helmut Schmidt (SPD) | Hans-Dietrich Genscher (FDP) | Werner Maihofer (FDP) | Gerhart Baum (FDP) | Hans-Jochen Vogel (SPD) | Hans Apel (SPD) | Hans Matthöfer (SPD) | Hans Friderichs (FDP) | Otto Graf Lambsdorff (FDP) | Josef Ertl (FDP) | Herbert Ehrenberg (SPD) | Georg Leber (SPD) | Antje Huber (SPD) | Kurt Gscheidle (SPD) | Karl Ravens (SPD) | Dieter Haack (SPD) | Egon Franke (SPD) | Volker Hauff (SPD) | Helmut Rohde (SPD) | Jürgen Schmude (SPD) | Marie Schlei (SPD) | Rainer Offergeld (SPD)
Kabinett Schmidt III – 6. November 1980 bis 1. Oktober 1982Helmut Schmidt (SPD) | Hans-Dietrich Genscher (FDP) | Gerhart Baum (FDP) | Hans-Jochen Vogel (SPD) | Hans Apel (SPD) | Hans Matthöfer (SPD) | Manfred Lahnstein (SPD) | Otto Graf Lambsdorff (FDP) | Josef Ertl (FDP) | Björn Engholm (SPD) | Herbert Ehrenberg (SPD) | Heinz Westphal (SPD) | Antje Huber (SPD) | Anke Fuchs (SPD) | Volker Hauff (SPD) | Kurt Gscheidle (SPD) | Dieter Haack (SPD) | Egon Franke (SPD) | Andreas von Bülow (SPD) | Jürgen Schmude (SPD) | Rainer Offergeld (SPD)
Personendaten NAME Matthöfer, Hans Hermann KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker GEBURTSDATUM 25. September 1925 GEBURTSORT Bochum
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