Niedersachswerfen

Niedersachswerfen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Niedersachswerfen
Niedersachswerfen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Niedersachswerfen hervorgehoben
51.55388888888910.765277777778210
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Nordhausen
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Hohnstein/Südharz
Höhe: 210 m ü. NN
Fläche: 11,79 km²
Einwohner:

3.257 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 276 Einwohner je km²
Postleitzahl: 99762
Vorwahl: 036331
Kfz-Kennzeichen: NDH
Gemeindeschlüssel: 16 0 62 038
Adresse der Verbandsverwaltung: Ilgerstraße 23
99768 Ilfeld
Bürgermeister: Ullrich Wilke
Lage der Gemeinde Niedersachswerfen im Landkreis Nordhausen
Thüringen Bleicherode Buchholz Ellrich Etzelsrode Friedrichsthal Görsbach Großlohra Hainrode (Hainleite) Harzungen Heringen/Helme Herrmannsacker Hohenstein Ilfeld Kehmstedt Kleinbodungen Kleinfurra Kraja Lipprechterode Neustadt/Harz Niedergebra Niedersachswerfen Nohra Nordhausen Sollstedt Urbach Werther Wipperdorf WolkramshausenKarte
Über dieses Bild

Niedersachswerfen ist eine Gemeinde im Landkreis Nordhausen (Thüringen) und gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Hohnstein/Südharz.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Niedersachswerfen liegt zwischen Nordhausen im Süden und Ilfeld im Norden, nordwestlich der Rüdigsdorfer Schweiz, einem Teil der Gipskarstlandschaft des Südharzes. Durchflossen wird es vom Helme-Zufluss Zorge.

Geschichte

Nach lokaler Überlieferung markiert der Ortsname Sachswerfen die südliche Grenze des Gebietes, welches nach dem Sieg über das Königreich der Thüringer im Jahre 531 von den Sachsen eingenommen wurde.[2] Die um Niedersachswerfen gelegenen Anhöhen – der Kohnstein und Mühlberg waren durch ihre natürlichen Gegebenheiten bereits in frühgeschichtlicher Zeit als Siedlungsplatz willkommen und wurden durch den Aufbau von Befestigungsanlagen gesichert.[3][4]

Im 16. Jahrhundert wurde der Ort von einem als „Mortbrenner“ erwähnten Brandstifter, den man im Juli 1537 auf dem Scheiterhaufen in Wernigerode verbrannte, in Schutt und Asche gelegt.

Während des Siebenjährigen Krieges musste Niedersachswerfen 1757 eine etwa 2500 Mann starke französische Besatzung versorgen, diese war nach der verlorenen Schlacht von Roßbach in das Gebiet Südharz – Eichsfeld zurückverlegt worden.[2]

Im 20. Jahrhundert befand sich südwestlich von Niedersachswerfen das KonzentrationslagerDora-Mittelbau“, in dessen überwiegend unterirdischen Anlagen Zwangsarbeiter Waffen produzieren mussten. Im Ort selber mussten Frauen und Männer aus Polen im Gipswerk Probst und auf Baustellen am Mühlberg Zwangsarbeit verrichten. Zwischen 300-700 Zwangsarbeiter aus verschiedenen Ländern mussten für die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft (Wifo) und die Leuna Werke (Ammoniakwerk Merseburg) Zwangsarbeit bei der Errichtung von Stollen für ein Treibstofflager der Wehrmacht leisten.[5]

Zum 1. Dezember 2011 gibt Niedersachswerfen seine Eigenständigkeit auf und schließt sich mit Ilfeld zur Landgemeinde Ilfeld-Niedersachswerfen zusammen.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (Stand: 27. Juni 2011):

  • 1994: 3.610
  • 1995: 3.540
  • 1996: 3.541
  • 1997: 3.541
  • 1998: 3.493
  • 1999: 3.476
  • 2000: 3.487
  • 2001: 3.470
  • 2002: 3.407
  • 2003: 3.354
  • 2004: 3.349
  • 2005: 3.323
  • 2006: 3.281
  • 2007: 3.286
  • 2008: 3.241
  • 2009: 3.258
  • 2010: 3.257

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Wallburg Konstein (abgetragen)

Seit der Jungsteinzeit siedelten Menschen im Tal der Zorge und nutzten den Kohnstein mit seinen steil zum Tal abfallenden Hängen als natürlich geschützten Platz. In der Hallstattzeit wurde auf der Hochfläche mit dem Bau einer Wallburg begonnen, doch noch vor der Fertigstellung wurde die Anlage durch Feuer zerstört. Weil der Konstein geologisch aus Anhydrit besteht und dieses Gestein einen hohen Wert für die Bau- und Grundstoffindustrie besitzt, wurde bereits vor Jahrhunderten mit dem Abbau des Gesteins an der Nordostseite des Berges begonnen. Inzwischen hat der Tagebaubetrieb die Fläche der einstige Wallburg restlos abgetragen.[3]

Faciusgraben

Eine weitere, in Fragmenten erhaltene, Wallburg wird als Faciusgraben bezeichnet. Er befindet sich auf dem nördlich des Kohnstein gelegenen Mühlberg. Der Name soll sich auf einen römischen Feldherren beziehen, welcher dort begraben liege.

Riesenhaupt

Das Riesenhaupt in Niedersachswerfen (51° 32′ 52″ N, 10° 46′ 5″ O51.54776388888910.768027777778) ist ein geschütztes Bodendenkmal. Es handelt sich hierbei um einen ovalen, 26 x 38 Meter in der Ausdehnung messenden und bis zu vier Meter hohen, künstlich aufgeschütteten Erdhügel. Seit dem Spätmittelalter diente er noch als Gerichtsplatz. Ursprünglich soll sich auf der Anhöhe ein steinerner Wehrturm befunden haben, damit entspricht dieses Bauwerk dem Burgentyp einer Hochmotte.[3]

Gedenkstätten

Sport

Der SV Hannovera Niedersachswerfen kann 2011 auf 100 Jahre Fußballgeschichte zurückblicken. Am 14.Juni 1911 gegründet nahm der Verein noch im selben Jahr den Spielbetrieb auf einem Sportplatz „Am Zoll“ auf. Später nach dem Ersten Weltkrieg, ab ca. 1922 wurde auf dem in Eigenleistung angelegten Sportplatz „Am Hegerasen“ gespielt, wo zu den Nachbarschafts - Derby`s gegen Ilfeld schon mal 1000 Zuschauer am Spielfeldrand standen ! Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden mit der Bildung Volkseigener Betriebe parallel dazu Betriebssportgemeinschaften. Trägerbetrieb des Vereins waren nun die VEB Leuna Werke. Der SV Hannovera wurde zur „BSG Chemie Niedersachswerfen“, und spielte auf einem neuen Sportplatz „Am Kupferhammer“. Unter dem Namen „BSG Chemie Niedersachswerfen“spielte man bis 1990. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands spielt der Verein wieder unter dem Namen seiner Gründung.

Letzte große Erfolge waren der Kreispokalsieg und die Kreismeisterschaft Ende der 90er

Politik

Gemeinderat

Seit der Kommunalwahl vom 7. Juni 2009 setzt sich der Gemeinderat wie folgt zusammen:

  • CDU: 10 Sitze (63,4 %)
  • Die Linke: 2 Sitze (12,2 %)
  • SPD: 4 Sitze (24,5 %)

Die Wahlbeteiligung lag bei 48,1 %.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Haltepunkt der HSB

Niedersachswerfen liegt an der Bundesstraße 4 und besitzt zwei Haltepunkte der Eisenbahn, einen an der Südharzstrecke von Nordhausen nach Ellrich (Niedersachswerfen), und einen an der Linie der Harzer Schmalspurbahnen (Niedersachswerfen Ost). Die Fahrzeit nach Nordhausen liegt mit den Zügen der HSB bei 18 Minuten (2003). Des Weiteren befinden sich entlang der HSB-Strecke noch zwei Bedarfshalte: Niedersachswerfen Herkules Markt und Niedersachswerfen Ilfelder Straße. Täglich fährt ein Dampfzug (10:25 Uhr) zum Brocken. Die Fahrzeit nach Nordhausen mit der Deutschen Bahn beträgt lediglich 6 Minuten(2006). Weiterhin verkehren täglich Regionalbahnen nach Ellrich, Northeim, Göttingen und Braunschweig.

Sonstiges

Als Zeugnisse eines derben Volkshumors bildeten sich bereits vor Jahrhunderten Besonderheiten des jeweiligen Dorfes charakterisierende Neck- und Spitznamen heraus. Demnach wurde der Ort auch „Arrehausen“ benannt – eine Anspielung auf die Franzosenzeit 1757, als über Monate der Zugang in das Dorf durch die französischen Posten mit ihrem Befehl „Arrez !“ (Halt – Stehenbleiben !) verweigert wurde.[2]

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
  2. a b c Hilmar Römer: Niedersachswerfen – Versuch einer Namensdeutung. In: Meyenburg-Museum (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen. Heft 11, Nordhausen 1986, S. 40-42.
  3. a b c Hilmar Römer: Bodendenkmale in und Niedersachswerfen. In: Meyenburg-Museum (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen. Heft 12, Nordhausen 1987, S. 32.
  4. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 98, 161.
  5. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 191f., ISBN 3-88864-343-0

Weblinks

 Commons: Niedersachswerfen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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