- Niederschelden
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Niederschelden Stadt SiegenKoordinaten: 50° 51′ N, 7° 58′ O50.857.9666666666667220Koordinaten: 50° 51′ 0″ N, 7° 58′ 0″ O Höhe: 220–330 m ü. NN Fläche: 4,66 km² Einwohner: 5.298 (31. Dez. 2010) Eingemeindung: 1. Juli 1966 Eingemeindet nach: Eiserfeld Postleitzahl: 57080 Vorwahl: 0271 Lage von Niederschelden innerhalb Siegens
Niederschelden (auch Schelden genannt) ist ein Stadtteil von Siegen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Der Stadtteil liegt im Südwesten der Stadt, ist Teil des Stadtbezirks VI (Süd) und bildet die Landesgrenze zum Landkreis Altenkirchen in Rheinland-Pfalz. Niederschelden ist mit dem benachbarten Mudersbacher Ortsteil Niederschelderhütte längst zu einem Ort zusammengewachsen. Der Ort liegt im Siegtal zwischen 220 und 330 m Höhe. An der Grenze zu Niederschelderhütte mündet der Gosenbach in die Sieg. Nördlich liegt der 413 m hohe Rothenberg.
Niederschelden grenzt an Gosenbach und Siegen im Norden, an Eiserfeld im Osten und Südosten, an Niederschelderhütte (Mudersbach) im Westen und im äußersten Westen an Oberschelden.
Geschichte
Die Besiedlung im Ortsgebiet fand in der „Fränkischen Landnahme“ zwischen 720 und 800 nach Christus statt.[1] Die erste schriftlich überlieferte Erwähnung des Ortes Niederschelden als „Schelte“ ist auf den 22. Februar 1330 datiert.[2] Im Jahr 1342 wurde der Mühlengraben ausgehoben, gleichzeitig wurde die alte Mühle erstmals erwähnt. 1682 wurde eine neue Kapellenschule auf dem Gelände der Burgschule mit einem Klassenzimmer erbaut und eingeweiht. Sie wurde 1907 abgerissen. 1695 verließ Georg Giebeler aufgrund hoher Schulden den Ort und siedelte sich im heutigen Niederschelderhütte an. Dort konnte er nicht verfolgt werden. Er ist der erste Einwohner von Niederschelderhütte.
Wie auch das restliche Siegerland, war der Ort in den letzten zwei Jahrtausenden sehr vom Eisenerzabbau geprägt. 1417 bestand bereits eine Hütte in Niederschelden. 1742 wurde erstmals eine Kupferhütte oberhalb des Dorfes an der Stelle des heutigen Pocheweihers erwähnt. 1863 erfolgte die Grundsteinlegung der Charlottenhütte, später eine der bedeutendsten Hütten im Siegerland. Sie wurde erst 1981 stillgelegt. Ab 1465 lässt sich auch der Erzbergbau in Niederschelden bezeugen. Die Grube Alte Dreisbach wurde erstmals genannt. In ihr wurden bis 1928 aus einer Teufe von bis zu 850 m hauptsächlich Eisenerz gefördert. 1885 waren es 22.534 t. Sie war auch die tiefste und gleichzeitig auch die letzte Grube im Ortsgebiet, die geschlossen wurde. Die meisten anderen Gruben wurden im 19. Jahrhundert verliehen. Der zweitgrößte Betrieb war die Konsolidationsgrube Vereinigte Henriette nahe der Grenze zu Niederschelderhütte. Sie entstand am 23. Juli 1870 durch die Konsolidation mehrerer kleiner Betriebe. Gefördert wurden bis Ende 1923 ca. 400.000 t Eisenerz. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert blühte auch in Niederschelden der Kobaltbergbau an der Sieg. Die bedeutendsten Gruben waren Bunte Kuh (1780–1903) und Junkernburg (um 1770–1903). Letztere gehörte später zur Gosenbacher Eisenerzgrube Storch & Schöneberg.
1839 wurde mit dem Bau der Straße zwischen Siegen und Niederschelden begonnen. Sie konnte 1844 dem Verkehr übergeben werden. 1856 erfolgte der erste Spatenstich für die neue Eisenbahnlinie, die 1861 eröffnet wurde. Eine Fahrt von Niederschelden nach Siegen kostete 15 Pfennige in der vierten Wagenklasse.
1870/71 wurde eine neue Schule erbaut, die heutige Alte Burgschule. 1963 beschloss der Gemeinderat den Bau einer Volksschule mit 14 Klassen. Die Baukosten wurden auf 2,5 Mio. DM geschätzt. Nur vier jahre später konnte sie eingeweiht werden. Ebenfalls 1963 konnte der achtklassige Anbau der Dreisbachschule eingeweiht werden. 1973 folgte der Bau des Gymnasiums, ein Jahr später der Bau der Rundturnhalle. 1892 konnte eine neue evangelische Kirche eingeweiht werden. 1957 wurde die katholische St. Liborius–Kirche eingeweiht.
Am 20. Juli 1881 richtete ein Unwetter nach wochenlang anhaltender Hitze schwere Schäden im Ort an.[3]
Die Gründung der Erzquell Brauerei Siegtal von Hermann Burgmann und Heinrich Wildenberg erfolgte 1885.
1815 wurde Niederschelden preußisch. 1878 wurde Niederschelden vom Amt Weidenau abgetrennt und dem neu gebildeten Amt Eiserfeld zugeordnet.[4] Bis 1966 gehörte Niederschelden dann dem Amt Eiserfeld an, wurde im Zuge der kommunalen Neugliederung am 1. Juli 1966 der selbständigen Stadt Eiserfeld angeschlossen[5] und gehört seit dem 1. Januar 1975 der Stadt Siegen an.[6] Der Ort feierte im Jahr 2005 sein 675-jähriges Bestehen.
Es gibt immer wieder Bestrebungen, den Doppel-Ort Niederschelden/Niederschelderhütte durch Umgliederung Niederschelderhüttes nach Siegen auch politisch zu vereinigen. Sie scheiterten bisher aber am fehlenden politischen Willen in Mainz und Düsseldorf.
Einwohnerzahlen
Einwohnerzahlen des Ortes:[7][8]
Jahr 1818 1860 1885[9] 1905 1910[10] 1931[11] 1933[12] 1939[12] 1950 2008 2009 2010[13] Einwohner 289 1173 1751 2909 3138 3524 3437 3664 5028 5445 5314 5298 Religion
Der Ort, dessen Einwohnerschaft mehrheitlich evangelischer Konfession ist, verfügt neben einer evangelischen Kirche (mit Kriegerdenkmal) auch über eine katholische Kirchengemeinde. Die schon in den späten 1940er Jahren bestehende Kirche wurde aufgrund des vermehrten Zuzuges katholischer Bevölkerung im Jahre 1957 neu erbaut und ist dem heiligen Liborius geweiht. Die evangelische Kirche wurde am 23. November 1892 eingeweiht.
Infrastruktur
Niederschelden verfügt über einen großen Industrieanteil im Industriegebiet Marienhütte an der Eiserfelder Straße sowie an der westlichen Grenze zu Niederschelderhütte. Im Gebiet hat auch die Utsch AG, der weltweit führende Produzent von Kraftfahrzeugkennzeichen, ihren Sitz.
Verkehrsanbindung
Niederschelden liegt an der Bundesstraße 62, die von Siegen nach Mudersbach und Kirchen in Rheinland-Pfalz führt. An der Grenze zu Niederschelderhütte zweigt die Landstraße 283 in Richtung Gosenbach ab und dort die Kreisstraße 96, die wiederum über die Landesgrenze führt. Der Ort ist über die Siegener Auffahrt an die Autobahn 45 angeschlossen. Im Jahr 2010 wurden die Weiterbaupläne der Hüttentalstraße, die noch vor Eiserfeld endet, wieder aufgegriffen. Diese Pläne sehen für Niederschelden einen Tunnel, den Bühltunnel und zwei eigene Abfahrten vor. Die Schnellstraße soll weiter in Richtung Rheinland-Pfalz verlaufen und in Niederschelderhütte in die B 62 übergehen.
Schule und Freizeit
Schule
In Niederschelden gibt es vier Kindergärten; einen im äußersten Süden an der B 62, zwei befinden sich in der Ortsmitte, der vierte ist in der Dreisbachsiedlung. Dort befindet sich auch eine Grundschule. In der Ortsmitte sind das Gymnasium Auf der Morgenröthe mit der Abendschule bzw. der Realschule und die Eiserfelder Hauptschule sowie die Burgschule (Grundschule) angesiedelt.
Sport
Der Niederschelder Verein „Sport“ sowie der im gleichen Jahr gegründete FC Borussia und der Verein „Einigkeit“ aus Gosenbach wurden 1908 gegründet und 1911 zur „Spielvereinigung Niederschelden“, aus dem 1925 der SuS Niederschelden/Gosenbach wurde. Die erste Fußballmannschaft des Vereins spielte zwischen 1947 und 1960 in der seinerzeit höchsten Amateurklasse Westfalens.
Am westlichen Ortsende befindet sich der Sportplatz Rosengarten sowie ein Sportheim und ein Schießstand. In der Ortsmitte ist die markante und weit sichtbare Rundturnhalle sowie eine Schulsportanlage gelegen.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Wilhelm Meißner, (verliehen 18. November 1961)[14]
- Albert Schneider, (verliehen 18. November 1961)[14]
Söhne und Töchter Niederscheldens
- Charlotte Petersen (1904–1994), Journalistin
- Karl Althaus (1924–1989), Politiker
- Charlotte Böhmer (* 1933), Leichtathletin
Einzelnachweise
- ↑ Dieter Pfau: Zeitspuren in Siegerland und Wittgenstein – Früh- und Hochmittelalter 750-1250, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2009
- ↑ Siegener Urkundenbuch Band I, Siegen, 1887, S. 111–112, Nr. 186.
- ↑ Zurückgeblättert..., Siegener Zeitung vom 30. Juli 2011, S. 43
- ↑ Niederschelden-Chronik 675 Jahre Niederschelden
- ↑ Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817 – 1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.
- ↑ Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
- ↑ Otto Schaefer: Der Kreis Siegen, Siegen 1968
- ↑ Siegen-Info: Einwohnerzahlen Gosenbach
- ↑ Westfälisches Gemeindelexikon 1887, S. 110 / 111
- ↑ gemeindeverzeichnis.de - Landkreis Siegen
- ↑ Genalogy.net: Amt Eiserfeld
- ↑ a b verwaltungsgeschichte.de - Stadt und Landkreis Siegen
- ↑ "Hauptwohnsitzbevölkerung nach Stadtteilen am 31.12.2010" auf www.siegen.de
- ↑ a b "Zurückgeblättert...", Siegener Zeitung vom 4. Dezember 2010
Siehe auch
Weblinks
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