Norderoog

Norderoog
Norderoog
Die Brandseeschwalbe ist auf Norderoog mit mehreren Tausend Brutpaaren vertreten
Die Brandseeschwalbe ist auf Norderoog mit mehreren Tausend Brutpaaren vertreten
Gewässer Deutsche Bucht, Nordsee
Inselgruppe Nordfriesische Inseln
Geographische Lage 54° 31′ 41″ N, 8° 30′ 45″ O54.5280555555568.51251Koordinaten: 54° 31′ 41″ N, 8° 30′ 45″ O
Norderoog (Schleswig-Holstein)
Norderoog
Länge 640 m
Breite 210 m
Fläche 9 ha
Höchste Erhebung m
Einwohner (unbewohnt)
Hauptort (Jens-Wandt-Hütte)
Die Inseln und Halligen im Nordfriesischen Wattenmeer
Die Inseln und Halligen im Nordfriesischen Wattenmeer

Norderoog (dänisch Nørreog, friesisch Noorderuug) ist eine Hallig im Wattenmeer, vor der Westküste von Schleswig-Holstein mit einer Größe von 0,09 km². Abgesehen vom zeitweiligen Aufenthalt von Vogelwarten ist sie unbewohnt. Verwaltungsmäßig ist sie Teil der zum Kreis Nordfriesland gehörenden Gemeinde Hooge. Sie bildet eine der beiden Gemarkungen der Gemeinde Hooge[1] und trägt als (meist unbewohnter) Wohnplatz der Gemeinde die offizielle Wohnplatznummer 6.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Norderoog 1597 als „Norder Ough“. Im Jahre 1630 befand sich auf der Hallig ein Festgut, das von einem Strandvogt bewohnt und 1634 durch die Burchardiflut zerstört wurde. Später siedelte sich eine Familie wieder an, deren Haus in der Februarflut 1825 ein Raub des Meeres wurde. Von diesem Zeitpunkt an war Norderoog unbewohnt. Als einzige Hallig weist heute Norderoog keine Warft mehr auf. Die frühere Warft ist weggespült. Seit 1909 ist die Hallig Eigentum des Verein Jordsand, dessen Ziel die Begründung von Vogelfreistätten an der deutschen Nordseeküste ist.

Fauna und Flora

Norderoog dient vielen teils seltenen Seevögeln als Brut- und Rastplatz. Von größter Bedeutung ist die Kolonie der Brandseeschwalbe (Sterna sandvicensis). Im Frühjahr und Frühsommer brüten hier jährlich bis zu 4.000 Brutpaare, 2007 wurden 2800 Brutpaare registriert. Besonders Landunter im Frühsommer wirken sich jedoch negativ auf das Brutgeschäft aus und können starke statistische Schwankungen bewirken.

Daneben brüten auf Norderoog auch Fluss- und Küstenseeschwalben. Lange Zeit kam der Austernfischer auf Norderoog in der höchsten Brutpaardichte der ganzen Deutschen Bucht vor, sein Bestand hat jedoch über die vergangenen Jahre abgenommen. Die Bedeutung Norderoogs für die Vogelwelt ergibt sich jedoch nicht nur als Brut-, sondern auch als Rastgebiet für den Vogelzug. Zeitweise halten sich auf der Hallig und dem vorgelagerten Norderoogsand über 50.000 Seevögel auf.

Brutpaaraufstellung

Deutsche Bezeichnung Lateinische Bezeichnung 2005
Brandgans Tadorna tadorna 4
Stockente Anas platyrhynchos 14
Eiderente Somateria mollissima 30
Mittelsäger Mergus serrator 3
Austernfischer Haematous ostralegus 90
Rotschenkel Tringa totanus 10
Lachmöwe Larus ridibundus 950
Sturmmöwe Larus canus 4
Heringsmöwe Larus fuscus 12
Silbermöwe Larus argentatus 180
Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis 2400
Flussseeschwalbe Sterna hirundo 51
Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea 109
Wiesenpieper Anthus pratensis 7

Quelle: Seevögel, Zeitschrift des Verein Jordsand. Bd. 27 (2006), Heft 1, S. 14ff.

Es gibt eine typische Salzwiesenvegetation auf Norderoog. Weite Teile der Hallig sind mit Strandaster und Halligflieder bewachsen. In der Verlandungszone am Halligrand dominieren Queller und Schlickgras als Pionierpflanzen. In den höchsten Bereichen im Osten der Hallig beherrscht der für Dünen typische Strandroggen das Bild.

Schutz

Norderoog gehört seit 1985 zur Schutzzone 1 des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Offiziell steht die Hallig seit 1939 unter Naturschutz. Jedoch ist die Hallig bereits seit 1909 Vogelfreistätte, als der Verein Jordsand sie für 12.000 Goldmark vom Landmann J. Feddersen für den Vogelschutz erwarb. Davor erzielte Feddersen durch Sammeln von Vogeleiern und Heugewinnung einen Ertrag. Norderoog ist damit die einzige deutsche Insel in Privatbesitz. Von Mai 1909 mit einigen längeren Unterbrechungen, jedoch von 1932 bis 1950 durchgängig, lebte Jens Sörensen Wand als Vogelwart auf Norderoog. Nach ihm ist die Vogelschutzstation am Nordostufer der Hallig benannt.

Bei dieser Station handelt es sich um ein Bauwerk, das durch seine Pfahlbaukonstruktion vor Sturmfluten geschützt ist. Die von Jens Wand im Jahr 1909 erbaute Hütte wurde 1995/96 durch die Neue Jens Wand Hütte ersetzt. Zusätzlich hierzu wurde 1964 eine zweite Hütte erbaut, die jedoch im Januar 1976 durch eine Sturmflut zerstört und im Folgejahr durch eine Containerkonstruktion ersetzt wurde. Der Container wurde Ende 2004 abgerissen. An seiner Stelle wurde die im Jahre 2005 fertig gestellte Vogelwärterhütte in Blockhaustechnik aufgebaut, in der sich auch der für Besucher zugängliche Inforaum befindet.

Der Schutz erfolgt durch Zivildienstleistende des Verein Jordsand sowie durch freiwillige Vogelwarte. Die Station ist regelmäßig besetzt von Anfang März bis Ende Oktober. Seit den 1950er Jahren wird auf Norderoog Uferschutz durchgeführt. Im Sommer 1977 wurde an der Westspitze eine Steinkante angelegt, um die stetigen Landverluste aufzuhalten. Sie wurde 2000 durch eine Steinbuhne ergänzt.

Workcamps auf Norderoog

Norderoog ist auch bekannt für die internationalen Jugendworkcamps, die seit den 1970er Jahren durch den Verein Jordsand durchgeführt werden. Die bis zu 20 Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren führen verschiedene Arbeiten zum Erhalt der Hallig durch, im Wesentlichen durch Instandhaltung der Lahnungen zum Landerhalt. Daneben müssen auch Grüppen ausgehoben werden, um einen besseren Abfluss des Wassers aus den Lahnungsfeldern zu gewährleisten. Durch diese Einsätze ist es mittlerweile gelungen, die Halligfläche auf einer Größe von etwa 10 Hektar zu stabilisieren.

Film

Am 7. Dezember 2008 strahlte der NDR den Dokumentarfilm Die Vogelmutter. Videotagebuch 2008 - aufgezeichnet von Anna B. aus, der von einer jungen Frau gedreht wurde. Sie verbrachte im Rahmen eines freiwilligen ökologischen Jahrs beim Verein Jordsand drei Wochen als Vogelwart auf Norderoog. [2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.schleswig-holstein.de/KA/DE/Katasteraemter/KatasteramtNordfriesland/ZahlenFakten/Gemeinden/nfZahlenFaktenGemeinden__node.html__nnn=true
  2. Die Vogelmutter. Videotagebuch 2008 - aufgezeichnet von Anna B. des NDR bei Sevenload anschauen

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