Panitzsch

Panitzsch
Panitzsch
Gemeinde Borsdorf
Koordinaten: 51° 22′ N, 12° 32′ O51.36332212.532346Koordinaten: 51° 21′ 48″ N, 12° 31′ 56″ O
Einwohner: 3.090
Eingemeindung: 1. Jan. 1999
Postleitzahl: 04451
Vorwahl: 034291

Panitzsch ist ein Ortsteil der Gemeinde Borsdorf im Landkreis Leipzig in Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie und Verkehr

Panitzsch auf einer Karte von Hermann Oberreit (1836/39)

Der Ort liegt in der Leipziger Tieflandsbucht zwischen Borsdorf im Süden und Taucha im Nordosten. Die A 14 verläuft etwa 3 Kilometer westlich von Panitzsch und ist über die Anschlussstelle Leipzig Ost zu erreichen. Die B 6 Leipzig-Wurzen (hier ursprünglich: Via Regia) verläuft etwa 1 Kilometer südlich des Ortszentrums in Ost-West-Richtung.

Durch den Ort fließt die Parthe. Der Parthewanderweg, von Zweenfurth über Borsdorf, Taucha und Leipzig-Plaußig nach Leipzig-Schönefeld, verläuft ebenfalls durch Panitzsch.

Nachbarorte

Plösitz Sehlis
Heiterblick Nachbargemeinden Cunnersdorf
Sommerfeld Borsdorf

Geologie

Der Kirchberg, von der Parthenaue gesehen

Die landschaftlichen Formen um Panitzsch entstanden vor etwa vor 130 000 Jahren mit dem Ende der Saalekaltzeit. Durch den etappenweisen Eisrückgang bildeten sich Endmoränen, zu denen der Panitzscher Kirchberg gezählt werden kann. Das Schmelzwasser der zurückgehenden Eismassen floss ursprünglich in Ost-Westrichtung am Eisrande entlang.
Anfang der zweiten Eiszeitperiode ist auch die heutige Mulde in dieser Richtung geflossen. Diese wurde zur Saalekaltzeit durch Gletscherablagerungen abgeriegelt und fließt seitdem nach Wurzen und Eilenburg. Mächtige Schotterablagerungen um Naunhof stammen aus dieser Zeit. Im ehemaligen Muldeschotter entstand die Parthe, die heute größtenteils im alten Gebiet der Mulde fließt.
Im Norden der Panitzscher Flur herrscht Geschiebesand vor, während im Westen im Wesentlichen Geschiebelehm mit inselartigen Vermischungen von Geschiebesand vorzufinden ist. Der Geschiebelehm zeigt eine schwache Decke Lößlehm. Die jüngeren Bodenbildungen, besonders Auelehm, finden sich naturgemäß entlang des Parthelaufes.[1]

Geschichte

Wohnanlage in der Lange Straße – früher Standort des Gutshof mit Schenke „Blauer Engel“

Am 14. Februar 1267 wird im Zusammenhang mit der Teilung des damaligen Friedeburger Besitzes erstmals Villa Bansc erwähnt, welches nunmehr vom Bischof Friedrich von Merseburg, der als Schiedsmann anwesend war, Hoyer dem Jüngeren von Friedeburg zugesprochen wurde. Villa bezeichnet das Dorf und Bansc ist möglicherweise der polnischen Sprache entnommen. Bana = Tal oder Grube. Villa Bansc lässt sich demnach als „Dorf im Tal -“ oder „- in der Grube der Parthenaue“ deuten.
Am 29. April 1269 verkaufte dieser das Villa Bansc an den Bischof Friedrich von Merseburg. Damit geht Panitzsch in kirchlichen Besitz über, nachdem es bisher der Verwaltung des Markgrafen von Landsberg unterstand.

Portal des ehemaligen Gutshof „Blauer Engel“ – höchstwahrscheinlich von 1692, integriert in heutiges Wohnhaus an altem Standort

Die Ortsgrenze der Mark Landsberg bildete nunmehr die Parthe. Bald jedoch - 1270 - kam es auf Grund dieses Verkaufes zu zahlreichen Gewalttätigkeiten in den Besitzungen des Bistumes, die vom Markgrafen Dietrich geschürt wurden. weil sie kein Ende nahmen, verhängte der Bischof von Merseburg am 10. November 1270 über das seiner Diözese gehörende Gebiet des Markgrafen das Interdikt (Kirchenstrafe, wonach sämtliche kirchlichen Amtshandlungen zu unterbleiben haben). 1272 sollen dann die Streitigkeiten endlich beigelegt worden sein.
Panitzsch war eine Siedlung von wirtschaftlicher Bedeutung. Es lag am Weg nach Leipzig, wo sich Kaufleute zur Messe trafen, hier durchzogen und dabei mitunter im „Blauen Engel“ Rast machten. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Panitzsch keine Wüstung geworden ist und sich immer behaupten konnte.
Das Gasthaus, auch Schenke „Blauer Engel“, befand sich etwa in Dorfmitte am Steinweg. Jener Post- und Handelsstraße, die damals eine wichtige Verbindung vom Osten über BautzenGroßenhain nach der Messe- und Handelsstadt Leipzig und weiter über Merseburg nach Westen darstellte, wobei der „Blaue Engel“ die letzte Raststätte vor Leipzig war. Aufgrund seines großen Hofes sowie der geräumigen Stallungen, wurde er nicht nur von Fuhrleuten, sondern auch von fremden Reisenden gern aufgesucht.

Reliefstein in nachgebautem Torbogen zur Wohnanlage

Wie alte Zinsregister nachweisen, wirkte sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts die übereilte Siedlungspolitik negativ durch starkes Absinken der Bevölkerungszahl aus und führte zu Abwanderungen der Ansiedler, auch aus der unmittelbaren Umgebung von Panitzsch. Es entstanden Wüstungen. Im Westen das nach 1349 verlassene Dorf Wilwisch (zwischen Panitzsch und Sommerfeld, heute existiert noch der Wilwischgraben) und im Osten etwa 1350 Cunradisdorf oder auch Conratsdorf (das heutige Cunnersdorf), deren Bewohner nach Panitzsch übersiedelten.[1]

August Schumann nennt 1821 im Staatslexikon von Sachsen Panitzsch betreffend u. a.:

„Panitzsch hat in 70 Häusern gegen 306 Bewohner, viel starke Güter mit 36 Hufen, einen sehr geringen Gasthof, eine Windmühle in West und eine Wassermühle in Ost, eine Brücke über den Fluß. Die geistlichen Gebäude u. s. w. Die Parochie begreift noch die Filiale Athen [sicher Althen] und Sommerfeld (weshalb der Pfarrer an manchen Festtagen 4mal zu predigen hat) und gehört Tauchaischen Kreise der Leipziger Ephorie, die Collaturen übt der Leipziger Rath.
In Panitzsch wohnen viele Landfleischer (70 an der Zahl) welche Dienstags und Sonnabends in Leipzig bis um 4 Uhr nachmittags feil haben dürfen, und Sonnabends meist alle, Dienstags aber gewöhnlich nur zu kleinen Hälfte sich einfinden. Sie haben von jedem Stück Vieh unterm Thore eine Abgabe an den Stadtrath zu entrichten, und müssen auch die Taration des Fleisches annehmen, welche die Obermeister des Leipziger Handwerks anstellen, wobei diese berechtigt sind, die Tare um 1 Pf. pr. Pfd. niedriger zu stellen, als für die Stadtfleischer; auch sind die Landfleischer an einen bestimmten Platz in der Stadt gebunden."
[2]

Erst mit der Umlegung der Landstraße und dem Bau der Staatsstraße Leipzig-Dresden über das südliche Borsdorf, sowie der Eröffnung der ersten Ferneisenbahn von Leipzig nach Dresden im Jahre 1837, verlor Panitzsch seine Verkehrsbedeutung.[1]

1921 wurde das östlich gelegene Cunnersdorf eingemeindet. Seit 1990 hat sich die Bevölkerungszahl von Panitzsch durch den Bau neuer Wohngebiete mehr als verdoppelt und zählt 3090 Einwohner.

Seit 1999 ist Panitzsch mit Cunnersdorf ein Ortsteil von Borsdorf.[3]

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl [4]
1551 34 besessene Mann, 5 Häusler, 5 Inwohner
1764 35 besessene Mann, 12 Häusler, 36 Hufen
1834 403
1871 514
Jahr Einwohnerzahl
1890 651
1910 833
1925 1205
1939 1359
Jahr Einwohnerzahl
1946 1520
1950 1634
1964 1253
1990 1230

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die barocke Kirche

Sehenswürdigkeiten

Vereine

  • Reit- und Fahrsportgemeinschaft Panitzsch e. V.
  • Traberverein e.V.
  • SV Panitzsch/Borsdorf 1920 e. V.
  • Leipziger Communalgarde e. V.
  • Freiwillige Feuerwehr Panitzsch
  • Förderverein Dr.-Margarete-Blank-Haus e. V.
  • Hundesportverein Panitzsch 1996 e. V.

Bildung

Persönlichkeiten

Literatur

  • Heinz Quirin: Panitzsch. Eine Heimatgeschichte. Ursprünglich erschienen als Broschüre (116 Seiten) ohne Verlagsangabe (gedruckt von „Karl Lange, Leipzig O 5“), Panitzsch 1937. Erneut veröffentlicht in: Heydick, Lutz; Schirmer, Uwe; Cottin, Markus (als Herausgeber): Zur Kirchen- und Siedlungsgeschichte des Leipziger Raumes (erschienen als Reihentitel „Leipziger Land. Jahrbuch für Historische Landeskunde und Kulturraumforschung 2/2001“), S. 181-234. Beucha 2001
  • Panitzsch. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 8. Band, Zwickau 1821, S. 104 f.
  • Cornelius Gurlitt: Panitzsch. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 89.

Weblinks

 Commons: Panitzsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Chronik 700 Jahre Panitzsch 1267-1967, abgerufen am 20. Oktober 2010
  2. vgl. Panitzsch. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 8. Band, Zwickau 1821, S. 105.
  3. Gebietsänderungen ab 1. Januar 1999 bis 31. Dezember 1999 auf der Internetpräsenz des Statistisches Landesamt des Freistaats Sachsen, abgerufen am 22. Oktober 2010
  4. vgl. Panitzsch im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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