Pesterwitz

Pesterwitz
Pesterwitz
Große Kreisstadt Freital
ehemaliges Wappen der Gemeinde Pesterwitz
Koordinaten: 51° 2′ N, 13° 39′ O51.02805555555613.653888888889219Koordinaten: 51° 1′ 41″ N, 13° 39′ 14″ O
Höhe: 219 m
Einwohner: 3.000
Eingemeindung: 1. Jan. 1999
Postleitzahl: 01705
Vorwahl: 0351
Karte

Lage von Pesterwitz in Freital

Pesterwitz ist ein Ortsteil der sächsischen Großen Kreisstadt Freital im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Karte von Pesterwitz 1821
St.-Jakobus-Kirche (1992)
St.-Jakobus-Kirche (2004)
Rittergut
Weinbergschlösschen Jochhöh, im Hintergrund der Windberg
„Das Sechsfache Tränenopfer“ der Familie Opitz auf dem Friedhof

Der Ort liegt auf einer Anhöhe zwischen dem Tal der Weißeritz mit Freital und dem Tal der Elbe mit Dresden. Die anliegenden Stadt- oder Ortsteile sind Altfranken, Gorbitz, Roßthal, Dölzschen (alle zu Dresden), Potschappel, Zauckerode, Wurgwitz (alle zu Freital).

Wappen

Das Pesterwitzer Wappen zeigt auf weiß/weinrotem Grund eine Weintraube, eine Hacke, sowie Schlägel und Eisen.

Dies verweist auf die wichtigsten Einnahmequellen des Ortes: Den Weinbau, die Landwirtschaft, die bis heute betrieben werden, und den Bergbau, welcher aber seit dem 19. Jahrhundert ruht.

Geschichte

Der Ort wurde angeblich 1068 erstmals in einer Urkunde von Heinrich IV. erwähnt. Darin wird der Burgward Bvistrici (siehe Bystritza) erwähnt, den Generationen von Forschern zum „Burgward Pesterwitz“ erklärten. Bei näherem Hinsehen erweist sich das aber als konstruiert. Der scheinbar bezeichnende Flurname „Burgwartsberg“ entstand erst im 19. Jahrhundert und der Ortsname Pesterwitz hat etymologisch mit dem Flussnamen Weißeritz/Bvistrizi nichts zu tun. Das hat Manfred Kobuch erkannt, und seine Ansicht hat sich heute bei allen Fachleuten durchgesetzt. Der Mittelpunkt von Bvistrizi, dem heute so genannten Weißeritzburgward, wird nun verstärkt in der Gemarkung Plauen gesucht (Burgwall am Hohen Stein).

Stattdessen wird der Burgberg heute als Standort der Burg Thorun betrachtet, die der Burggraf von Dohna erbauen ließ und die den Anlass zur Ersterwähnung der Stadt Dresden gab, denn Markgraf Dietrich von Meißen entschied 1206 in einer zu Dresden datierten Urkunde, dass die Burg auf bischöflich-meißnischem Territorium stand und abgerissen werden musste. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde 2006 ein Gedenkstein auf dem Burgberg eingeweiht.

Der Geheimsekretär Christian Reichbrod von Schrenkendorf (1613–1660) des Kurfürsten Johann Georg I. erwarb 1649, 1650 und 1653 drei Güter in Pesterwitz und wurde Rittergutsbesitzer von Pesterwitz. Seine Nachfahren teilten sich in zwei Linien, die Klingenberger und Pesterwitzer Linie. Die Pesterwitzer Linie erlosch mit Christian Ehrenreich Reichbrod von Schrenkendorf († 29. September 1735 in Teplitz) und seine Schwester und Universalerbin Christiane Hedwig von Hohberg auf Börna behielt das Rittergut noch bis 1737.

1737 ging das Rittergut in den Besitz des Reichsgrafen Heinrich von Brühl über. 1740 erwarb es Friederica Sidonia von Nimptsch. 1794 ließ Günter Carl Albrecht von Nimptsch (Nimptsch (Adelsgeschlecht)) das barocke Schlösschen „Jochhöh“ erbauen. Dieses wurde 1848 als Hochzeitsgeschenk von Karl Friedrich von Burgk an Carl Friedrich August Freiherr Dathe von Burgk verschenkt.

In den Jahren 1817 bis 1837 wurde der Tiefe Elbstolln angelegt, der auch unter der Gemeinde Pesterwitz durch den Berg geht. In diesem 6,5 Kilometer langen Stollen sollte die abgebaute Kohle aus den Zauckeroder Bergwerken per Schiff zur Elbe transportiert werden. Der Tiefe Elbstolln wurde in jüngster Zeit aufwändig saniert.

Die Familie der Freiherren von Burgk sind von 1847 bis 1945 die letzten Besitzer des Ritterguts. Im Mai 1945 wird das Rittergut beschlagnahmt und ab Juli 1945 Versorgungsgut der Roten Armee. Von Herbst 1949 bis 1991 wird es zum Volkseigenem Gut Pesterwitz.

Der Landwirtschaftliche Betrieb wird nach der Wende zum „Gut Pesterwitz“ und die Gebäude des ehemaligen Ritterguts umgebaut in Wohnungen und Geschäftsräume. Im Gemeindegebiet werden mehrere Neubaugebiete ausgeschrieben. Eines davon ist zum Beispiel das „Beamtenviertel“. Dieses Viertel liegt nah am Ortskern und ist zum größten Teil für Beamte gedacht. 1994 wurde es vom damaligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf eingeweiht. Nach einem Bürgerentscheid gegen eine Eingemeindung in die Stadt Dresden wurde am 1. Januar 1999 die Gemeinde Pesterwitz in die Stadt Freital eingemeindet.[1]

Politik

Von 1991 bis 2000 war Klaus Mättig (CDU) Bürgermeister beziehungsweise Ortsvorsteher von Pesterwitz. Seit 2001 ist er Oberbürgermeister von Freital.

Wirtschaft

Zahlreiche Bewohner sind in Freital und in Dresden beschäftigt. Der Hauptwirtschaftszweig in Pesterwitz ist die Landwirtschaft und der Obstanbau, vorrangig Äpfel. Im Gut Pesterwitz kann man dann die landwirtschaftlichen Erzeugnisse kaufen. Neben dem Gut gibt es noch einige Geschäfte, die die Grundversorgung der Bewohner übernehmen.

Pesterwitz ist auch ein Ort des sächsischen Weinanbaus, der hier bereits für das Jahr 1552 nachweisbar ist. Heute baut das Gut Pesterwitz auf den Hängen um Pesterwitz rote und weiße Reben an. Sie bilden die Lage Pesterwitzer Jochhöhschlößchen, welche zur Dresdner Bearbeiten] Öffentliche Einrichtungen

  • Grundschule Pesterwitz
  • Kindergarten
  • Bürgerbüro Pesterwitz
  • Feuerwehr Freital, Löschzug Pesterwitz

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswert ist die St.-Jakobus-Kirche (Lage51.02763055555613.651138888889), deren Architekt der sächsische Kirchenbaumeister Woldemar Kandler ist, und die alte Pesteiche (Lage51.02679722222213.649566666667). Auf dem Friedhof des Ortes gibt es das „Das Sechsfache Tränenopfer“ zu sehen. Dieses Denkmal erinnert an die Pfarrersfamile Opitz, die um 1760 sechs Familienmitglieder innerhalb kurzer Zeit verlor (Lage51.02770833333313.650752777778). Außerdem steht auf dem Friedhof die Lucknerkapelle, der Familie Luckner, Verwandte des Seeteufel Felix Graf von Luckner (Lage51.02844722222213.650477777778).

An einigen Aussichtspunkten hat man einen sehr schönen Blick über Dresden oder Freital. Etwas außerhalb des Ortes liegt das Weinbergschlösschen Jochhöh (Lage51.01972222222213.663141666667), das lange Zeit als Alten- und Pflegeheim diente. Sehenswert ist ebenfalls der Burgwartsberg (249,4 m), um den sich mehrere Sagen ranken und der Standort der Burg Thorun gewesen sein soll.

Der Schatz im Burgwartsberg

Es ist nicht belegt, aber die Sage berichtet, dass in grauer Vorzeit eine mit starken Waffen geschützte Burg auf dem Berg stand, die das von den Deutschen eroberte Gebiet vor Überfällen schützen sollte. Auf der Burg lebte der Burgwart. Noch heute heißt die Erhebung Burgwartsberg. Der Sage nach befindet sich im Inneren des Berges ein Schloss mit riesigen Schätzen. Unter anderem sei da eine Braupfanne voller Gold. Einstmals wollte die Burgwartstochter Edelgard den Schatz heben und ließ sich, um die unterirdischen Gänge benutzen zu können, in eine Kröte verwandeln. Noch heute bewacht sie, in diesen hässlichen Körper gepresst, den Schatz. Nur alle 300 Jahre zeigt sie sich in ihrer wirklichen Gestalt und bittet junge, uneigennützige Männer um Erlösung. Aber bis heute ist es niemanden gelungen, das Krötenungeheuer dreimal zu küssen. So liegt der Reichtum nach wie vor im Berg. In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts haben Bergleute versucht, unter dem Plateau des angenommen Burgplatzes einen Stollen zu graben, um in den Besitz des Goldes zu gelangen, leider vergeblich. So soll noch heute in der Johannisnacht ein blaues Licht aus dem Berg leuchten und den Weg zum Schatz zeigen. Wer hat das Licht gesehen?

Kulturelles Leben

Lucknerkapelle

Regelmäßig werden in der St.-Jakobus-Kirche seit Jahren die „Pesterwitzer Konzerte“ veranstaltet. Unter anderem spielte hier 1993 der Liedermacher Gerhard Schöne.

Seit 1999 probt und konzertiert in Pesterwitz der inzwischen fest in der Dresdner Chorlandschaft etablierte „Kammerchor Pesterwitz“. 2009 feierte er sein zehnjähriges Bestehen mit einem fulminanten Jubiläumskonzert in der St.-Jakobus-Kirche.

Weitere Veranstaltungen sind die Aprés-Ski-Party im Januar, Fasching, im Juni das Sport- und Vereinsfest des SV Pesterwitz und im September das Herbst- und Weinfest.

Sport

Sportlich kann man sich beim SV Pesterwitz e. V. betätigen. Dort kann man dank gut ausgebauter Sportanlagen Fußball, Tennis, Volleyball, Beachvolleyball, Basketball, Callanetics, Gerätturnen oder Kegeln betreiben. Beim Schützenverein wird das Schießen geübt. Seit 2003 besitzt Pesterwitz eine BMX-Bahn für alle Interessierten. Im gleichen Jahr gründete sich übrigens auch der 1. Pesterwitzer Ski-Club.

Verkehr

Postkutschenhalt am Weingut, im Hintergrund die ehem. Pesterwitzer Weinstuben

Regelmäßige Busverbindungen bestehen mit der DVB-Linie 90 nach Dresden, sowie mit den RVD-Linien D und 337 nach Freital.

Die A 17 führt zwar zwischen dem Tunnel Altfranken und dem Dölzschener Tunnel durch das Gebiet der Gemeinde, aber hat hier keinen Anschluss. Die nächste Anschlussstelle ist in ca. 5 km Entfernung Dresden-Gorbitz, an der B 173. Der nächste Verkehrsflughafen ist der Flughafen Dresden in Dresden-Klotzsche, er ist über die A 17/A 4 in etwa 20 Minuten zu erreichen.

Sehr umstritten war lange Zeit der Neubau der Kohlsdorfer Straße, einer weiteren Verbindung neben der bestehenden Otto-Harzer-Straße von der Kesselsdorfer Straße nach Pesterwitz. Die Auseinandersetzung über diese Straße gingen bis vor das Bundesverwaltungsgericht und die Ausgaben von 1,7 Millionen Euro für diesen Straßenneubau wurden im Schwarzbuch des sächsischen Steuerzahlerbundes angeprangert. Ende März 2007 wurde mit dem Bau begonnen[2]. Im September 2008 wurde sie als Kohlsdorfer Landstraße für den Verkehr freigegeben.

Persönlichkeiten

In Pesterwitz wurden

  • der Bildhauer Johann Benjamin Thomae (1682–1751)
  • der Zoologe Hans Pretzsch (* 27. März 1910; † 10. November 1974 in Dresden)

geboren.

Hier starb der Volkskünster Rolf Becker (* 6. März 1929 in Dresden; † 4. März 2008), genannt „Knete-Becker“.

Literatur

  • Manfred Kobuch: Der Burgward Pesterwitz – ein Irrtum. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte. Bd. 86, 1997, S. 313–326.
  • André Thieme, Manfred Kobuch: Die Landschaft Nisan vom 10. bis 12. Jahrhundert – Siedlung, Herrschaft und Kirche. In: Karlheinz Blaschke (Hrsg.), Uwe John: Von den Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-8062-1906-7, S. 63–88 und 645–649 (Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1).
  • Cornelius Gurlitt: Oberpesterwitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 24. Heft: Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1904, S. 91.

Quellen

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  2. Neue Kohlsdorfer wird gebaut in der Sächsischen Zeitung vom 4. April 2007

Weblinks

 Commons: Pesterwitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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