Ruth Metzler-Arnold

Ruth Metzler-Arnold
Ruth Metzler-Arnold (2003)

Ruth Metzler-Arnold (* 23. Mai 1964 in Sursee) ist eine Schweizer Politikerin (CVP) und Managerin. Sie war von 1999 bis 2003 Mitglied des Bundesrats und führte das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung, Beruf und Privates

Metzler absolvierte von 1977 bis 1984 das Gymnasium in Willisau und Sursee. Von 1984 bis 1989 studierte sie Rechtswissenschaft an der Universität Freiburg und schloss mit dem Lizenziat und als eidg. diplomierte Wirtschaftsprüferin ab. 1991 heiratete sie Lukas Metzler, nach dem Studium zogen sie in den Kanton Appenzell Innerrhoden. Von 1990 bis 1999 war Ruth Metzler als Wirtschaftsprüferin bei PricewaterhouseCoopers in St. Gallen tätig. Im Mai 2010 wurde bekannt, dass sich das Ehepaar getrennt hat.[1]

Sie ist Bürgerin von Richenthal, Willisau und Balgach.

Kantonspolitikerin

Nebenamtlich war Metzler von 1992 bis 1995 als Bezirksrichterin und von 1995 bis 1996 Kantonsrichterin tätig. 1996 wurde sie von der Landsgemeinde in die Standeskommission des Kantons Appenzell Innerrhoden gewählt und zur «Säckelmeisterin» (Vorsteherin des Finanzdepartements) bestimmt. Auch das war eine nebenamtliche Tätigkeit.

Bundesrätin

Aufgrund ihrer schwindenden Wählerstärke musste die CVP 1999 befürchten, nach den im Oktober fälligen Parlamentswahlen eigentlich nicht mehr Anspruch auf zwei Sitze im Bundesrat zu haben. Deshalb traten die beiden CVP-Bundesräte Arnold Koller und Flavio Cotti schon im Frühling, neun Monate vor dem ordentlichen Auslaufen ihrer Amtszeit, zurück, um unverbrauchten Kräften als Wahllokomotiven Platz zu machen, und in der Hoffnung, dass es das Parlament nicht wagen würde, bei der Gesamterneuerungswahl der Landesregierung im Herbst ein eben erst gewähltes Mitglied der Landesregierung nicht im Amt zu bestätigen.

Für die Nachfolge des Appenzeller Bundesrates Arnold Koller trat dabei schon früh eine Frauenkandidatur in den Vordergrund. Die ausserhalb Appenzells gänzlich unbekannte Ruth Metzler galt zunächst aufgrund ihrer geringen Erfahrung und ihrer fehlenden Kenntnisse des eidgenössischen Politbetriebes nur als Aussenseiterin. Jedoch vermochte sie mit ihrer Jugend und ihrem unbekümmerten, sympathischen Auftreten bald eine positive Grundstimmung aufzubauen. So wurde sie von der CVP neben der St. Galler Volkswirtschaftsministerin Rita Roos als offizielle Kandidatin aufgestellt.

Bei den Ersatzwahlen vom 11. März 1999 wurde Ruth Metzler im vierten Wahlgang und mit acht Stimmen Mehrheit (126:118) von der Schweizerischen Bundesversammlung in den Bundesrat gewählt. Die Stimmen kamen dabei hauptsächlich aus dem rechten Parteienspektrum, da Ruth Metzler als technokratischer und weniger sozial eingestellt galt als Rita Roos. Bei den Gesamterneuerungswahlen vom 15. Dezember 1999 wurde sie bestätigt.

In der Landesregierung übernahm sie das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement. Dort hatte sie sogleich mehrere aktuelle Dossiers zu bearbeiten, vor allem im Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle im Gefolge des Kosovokrieges. In den folgenden Jahren wurden die vom EJPD eingebrachten Vorlagen des Parlamentes in der Volksabstimmung angenommen. 2003 war Metzler Vizepräsidentin des Bundesrats.

Die Schweizer Parlamentswahlen 2003 führten zu weiteren Stimmenverlusten der CVP. Dagegen legte die Schweizerische Volkspartei wieder stark zu und erhob Anspruch auf einen zweiten Sitz in der Landesregierung. Bei den Gesamterneuerungswahlen des Bundesrats vom 10. Dezember 2003 wurde Ruth Metzler als erstes amtierendes Regierungsmitglied seit 1872 nicht wiedergewählt. An ihrer Stelle wählte das Parlament Christoph Blocher von der SVP. Ruth Metzler-Arnold war nach Ulrich Ochsenbein und Jean-Jacques Challet-Venel erst das dritte Mitglied des Bundesrates, das nicht wiedergewählt wurde.

Weitere berufliche Karriere

Im April 2005 wurde Ruth Metzler Chefjuristin und Mitglied der Geschäftsleitung von Novartis Frankreich in Paris. Von November 2006 bis Ende März 2010 war sie bei der Novartis als Leiterin des Bereichs Investor Relations für die Beziehungen des Unternehmens zu Analysten und Grossinvestoren mit Arbeitsort Basel zuständig. Seit 1. Januar 2008 befindet sie sich im Verwaltungsrat der SIX Group, seit Mai 2011 ist sie Präsidentin des Verwaltungsrats des Aussenwirtschaftsförderers Osec.[2]

Literatur

  • Marc Comina: Macht und Zwietracht im Bundeshaus. Die Hintergründe zur Abwahl von Ruth Metzler. Werd-Verlag, Zürich 2004, ISBN 3-85932-476-4
  • Ruth Metzer-Arnold: Grissini und Alpenbitter. Meine Jahre als Bundesrätin. Appenzeller Verlag, Herisau 2004, ISBN 3-85882-388-0

Weblinks

 Commons: Ruth Metzler-Arnold – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alt Bundesrätin Ruth Metzler: Trennung vom Mann in: Glanz & Gloria vom 2. Mai 2010
  2. Ruth Metzler ist zurück im Rampenlicht in: Tages-Anzeiger vom 28. Mai 2011


Vorgänger Amt Nachfolger
Arnold Koller Mitglied im Schweizer Bundesrat
1999–2003
Christoph Blocher

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