- SBB RABDe 500
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SBB RABDe 500 Nummerierung: RABDe 500 000–043 Anzahl: 44 Hersteller: 1. Serie: Adtranz Zürich Oerlikon und Pratteln, FIAT-SIG Neuhausen
2. Serie: Bombardier Transportation Zürich Oerlikon und Pratteln, Alstom NeuhausenBaujahr(e): 1999–2005 Achsformel: 1A'A1'+1A'A1'+2'2'+2'2'+
+2'2'+1A'A1'+1A'A1'Länge über Puffer: 188'800 mm Höhe: 3'950 mm Breite: 2'830 mm Dienstmasse: 355,0 t Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h Stundenleistung: 5'200 kW Anfahrzugkraft: 210 kN Stundenzugkraft: 210 kN Stromsystem: 15 kV 16,7 Hz AC Stromübertragung: Oberleitung Sitzplätze: 477
125 (1. Klasse)
322 (2. Klasse)
20 (Speisewagen)
6 (Klappsitze)Der RABDe 500 ist ein elektrischer Triebzug mit aktiver gleisbogengesteuerter Neigetechnik, der im Personenfernverkehr der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) in der Zuggattung ICN (für InterCity-Neigezug) eingesetzt wird. Obwohl RABDe 500-Garnituren vereinzelt auch in Interregio- und RegioExpress-Kursen zum Einsatz kommen, werden die Zuggattungsbezeichnung Intercity-Neigezug und das Kürzel ICN häufig auch zur Bezeichnung des Fahrzeugtyps RABDe 500 verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nach dem ursprünglich 1987 beschlossenen Konzept Bahn & Bus 2000 sollten die nötigen Reisezeitverkürzungen ausschliesslich durch Infrastrukturmassnahmen ermöglicht werden. 1992 zeigte sich jedoch, dass die Kosten für Neubaustrecken unterschätzt wurden. Eine generelle Prüfung und Überarbeitung des Konzepts war notwendig. Im Juli 1993 wurde eine überarbeitete Version des Konzepts vorgestellt. Neue Strecken sollten nur noch dort gebaut werden, wo eine Erhöhung der Kapazität zwingend war, oder wo Tunnelprofile den Anforderungen nicht mehr genügten. Am Jurasüdfuss sowie zwischen Winterthur und St. Gallen mussten die nötigen Fahrzeitverkürzungen daher durch den Einsatz von Neigezügen erreicht werden.
Statt den ursprünglich vorgesehenen mit Lokomotiven bespannten Zügen mit Re 460-Lokomotiven und neu zu beschaffendem einstöckigen Wagenmaterial wurden nun einerseits Neigezüge, andererseits aus Kapazitätsgründen Doppelstockwagen benötigt. Für den Bau der Neigezüge wurden erstmals nicht genaue technische Anforderungen vorausgesetzt, vielmehr musste sich nun der Hersteller an bestimmte Normen halten. Auch wurde nicht mehr eine bestimmte Anzahl Fahrmotoren einer bestimmten Bauart verlangt, dem Hersteller wurde nun vorgegeben, welche Streckenprofile zu berücksichtigen sind. Auch bei der Zugsicherung und beim Zugfunk wurden den Herstellern Vorgaben gemacht. Somit wurde das Pflichtenheft umfangreicher. 1995 stellte die SBB ein Ausschreibungsverfahren aus, das mit einem grossen Medienecho erfolglos abgebrochen werden musste. In einem zweiten Ausschreibungsverfahren konnten fünf Firmen bessere Angebote bringen, so dass die SBB am 2. Juli 1996 für das Konzept Bahn & Bus 2000 in der ersten Serie 24 siebenteilige Intercity-Neigezüge mit der Bezeichnung RABDe 500 bei Adtranz, FIAT-SIG und SWG für 497 Millionen Franken bestellen konnte. Die Auslieferung dieser Triebzüge begann 1999. Damals war der Prototyp noch im Besitz der Hersteller und wurde für Versuchs- und Instruktionsfahrten eingesetzt. Heute existieren 44 Zuggarnituren dieser Serie.
Im Zuge der im Juni 2000 gegründeten TEE Rail Alliance hatte die SBB zugesagt, die Züge für Kupplung und Mehrfachtraktionsbetrieb mit den ICE T und ICE TD umzurüsten.[1] Diese Zusage wurde später zurückgezogen.[2] Am 29. Mai 2001 beschloss der SBB-Verwaltungsrat die Beschaffung 10 weiterer Züge, die ab Ende 2004 eingesetzt werden sollten. Darüber hinaus bestand bis Ende Oktober 2001 eine Option auf zehn weitere Züge. Das Auftragsvolumen belief sich auf ca. 220 (ohne Option) bzw. etwa 420 Millionen Franken (mit Option).[3]
Gegenüber herkömmlichem Rollmaterial liegt der Vorteil der Neigezüge in der Fahrzeitreduktion auf kurvigen Strecken. Auf Grund des dichten Verkehrs zwischen Winterthur und Lenzburg fahren die RABDe 500 dort mit herkömmlicher Geschwindigkeit. Auf den anderen Routen fahren die Züge mit ungefähr um 10 bis 20 % erhöhter Geschwindigkeit.
Ein Nachteil ist der im Vergleich zu Vorgängermodellen wie dem Einheitswagen IV schlechtere Fahrkomfort. Das Platzangebot ist vor allem für grosse Personen erheblich eingeschränkt, einerseits durch das durch die Neigetechnik prinzipbedingte kleinere Querschnittsprofil, andererseits durch eine deutliche Verdichtung der Sitzreihen in Fahrtrichtung. Damit einher geht eine Reduzierung des Stauraums für Gepäck. Ebenfalls schlechtere Leistungen sind bei der Laufruhe zu verzeichnen, die Wagen zeigen deutlich stärkere Schlingerbewegungen als die Vorgängergeneration, und die in der Höhe annähernd halbierten Fenster vermitteln nicht mehr den offenen, grosszügigen Ausblick wie zuvor.
Technisches
Der Neigeantrieb wird elektrisch bewerkstelligt. Das erste Drehgestell ist mit Kreisel und Beschleunigungssensoren ausgerüstet. Die ermittelten Daten werden automatisch in einen optimalen Neigewinkel umgerechnet, der bis zu 8 Grad betragen kann. Die Neigung wird auch an die Stromabnehmer übermittelt, die sich entgegengesetzt neigen müssen. Der Triebzug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und ist damit für die Neubaustrecken im Rahmen des Projektes Bahn 2000 geeignet. Auch das Zugsicherungssystem ETCS Level 2, das für die Maximalgeschwindigkeit auf der Neubaustrecke benötigt wird, ist vorhanden: Während die 1. Serie nachgerüstet wurde, ist das System bei der 2. Serie ab Werk vorhanden.
Die siebenteiligen Triebzüge verfügen über automatische BSI-Kupplungen und bilden als Doppelkomposition einen knapp 380 m langen Zug. Die meisten ICN werden auf diese Weise geführt. Im Bedarfsfall, meist für Unterhaltsarbeiten kann der Triebzug mittels halbautomatischer Kupplungen in zwei autonome Halbzüge getrennt werden – die Traktionsausrüstung eines Halbzugs bildet jeweils eine Einheit, während der A-Wagen in der Mitte des Zugs keine traktionsrelevanten Elemente enthält. An den Zugenden sind je zwei Wagen mit je zwei Drehstrom-Asynchronmotoren bestückt, die Wagen Nr. 2 und 6 nehmen zudem auch die GTO-Stromrichter des jeweiligen Halbzugs auf. Der „dritte“ Wagen (in einem Halbzug der AD, im anderen Halbzug der WRA) enthält den Transformator des Halbzugs und ist unschwer am Stromabnehmer zu erkennen. Die Traktionsausrüstung entspricht – bis auf die wassergekühlten GTO-Stromrichter – weitgehend derjenigen der Lok 2000, auch wenn sie in diesem Fall über drei Wagen verteilt ist. Als Besonderheit ist der Stützbremsbetrieb zu erwähnen, welcher bei fehlender Primärspannung durch leichtes generatorisches Bremsen die Hilfsbetriebe und die Neigetechnik mit Leistung versorgt.
Pro Triebzug kommen fünf verschiedene Wagentypen zum Einsatz: Vier Zweitklasswagen, zwei davon als Triebsteuerwagen, ein Erstklasswagen, ein Halbspeisewagen mit Erstklassabteilen und ein Erstklasswagen mit einem Dienst- sowie einem Gepäckabteil. Vor dem generellen Rauchverbot waren jeweils ein Zweite- und ein Erste-Klasse-Wagen für Raucher freigegeben. Während in der Zweiten Klasse ausschliesslich Grossraumwagen vorhanden sind, gibt es in der Ersten Klasse auch Abteile – dies wurde nötig, da unter den Stromabnehmern die Deckenhöhe nicht ausreichend war. Der SBB-Tradition folgend sind die Sitze in den Grossraumwagen hauptsächlich in Vierergruppen angeordnet, daneben gibt es auch einige Reihen in Flugzeugbestuhlung. Insgesamt gibt es 125 Sitze in der ersten und deren 326 in der zweiten Klasse.
Strecken
Die RABDe 500 verkehren auf folgenden Strecken:
- St. Gallen–Zürich HB – Biel/Bienne – Lausanne/Genf
- Basel SBB – Delsberg – Biel/Bienne – Neuenburg – Lausanne/Genf
- Basel SBB – Luzern/Zürich HB – Bellinzona – Lugano – Chiasso
- Basel SBB/Zürich HB – Sargans – Chur
Namensgebung der Triebzüge
Jeder Triebzug besitzt einen eigenen Namen.
1. Serie
Triebzug Name ICN 500 000 Le Corbusier ICN 500 001 Jean Piaget ICN 500 002 Annemarie Schwarzenbach ICN 500 003 Madame de Staël ICN 500 004 Mani Matter ICN 500 005 Johann Heinrich Pestalozzi ICN 500 006 Johanna Spyri ICN 500 007 Albert Einstein ICN 500 008 Vincenzo Vela ICN 500 009 Friedrich Dürrenmatt ICN 500 010 Robert Walser ICN 500 011 Blaise Cendrars ICN 500 012 Jean Rudolf von Salis ICN 500 013 Denis de Rougemont ICN 500 014 Max Frisch ICN 500 015 Jean-Jacques Rousseau ICN 500 016 Alice Rivaz ICN 500 017 Willi Ritschard ICN 500 018 Adolf Wölfli ICN 500 019 Friedrich Glauser ICN 500 020 Jeanne Hersch ICN 500 021 Jeremias Gotthelf ICN 500 022 Expo.02 * ICN 500 023 Charles Ferdinand Ramuz ICN 500 022 „Expo.02“ ist Carl Spitteler und Hermann Hesse gewidmet.
2. Serie
Triebzug Name ICN 500 024 Ernest von Stockalper ICN 500 025 Xavier Stockmar ICN 500 026 Alfred Escher ICN 500 027 Henry Dunant ICN 500 028 Francesco Borromini ICN 500 029 Eduard Spelterini ICN 500 030 Louis Chevrolet ICN 500 031 Louis Favre ICN 500 032 Henri Dufaux ICN 500 033 Gallus Jakob Baumgartner ICN 500 034 Gustav Wenk ICN 500 035 Niklaus Riggenbach ICN 500 036 Minister Kern ICN 500 037 Grock ICN 500 038 Arthur Honegger ICN 500 039 Auguste Piccard ICN 500 040 Graf Zeppelin ICN 500 041 William Barbey ICN 500 042 Steivan Brunies ICN 500 043 Harald Szeemann Reservierungspflichtige Fahrradmitnahme
In jeder RABDe 500-Einheit können sechs Fahrräder transportiert werden, hierzu stehen in beiden Endwagen (zwischen der ersten Einstiegstür und dem Führerstand) jeweils drei Hängehaken zur Verfügung. Bei einer Doppeltraktion können somit insgesamt 12 Velos je Zug transportiert werden. Damit haben die ICN-Züge jedoch im Gegensatz zu konventionellen SBB-Zuggarnituren nur eine vergleichsweise geringe Mitnahmekapazität für Fahrräder. Deshalb galt bereits während der Expo.02 (15. Mai bis 20. Oktober 2002) ein totales Fahrradverbot in ICN-Zügen. Um auch in den Folgejahren Kapazitätsengpässe zu vermeiden, führte die SBB zum 1. April 2003 eine generelle Reservierungspflicht für den Veloselbstverlad in ICN-Zügen ein.
Diese Regelung gilt jedoch nur in der Fahrradsaison (im Einführungsjahr 2003 vom 1. April bis zum 31. Oktober, seit 2004 jeweils vom 21. März bis 31. Oktober eines Kalenderjahres). Ausserhalb dieses Zeitraums dürfen Velos auch im ICN ohne Reservierung transportiert werden. Diese Regelung stellte damals eine Besonderheit dar, denn ansonsten konnten bis dahin in allen anderen Zügen der Schweiz (sofern der Fahrradtransport prinzipiell angeboten wurde) Fahrräder ohne Stellplatzreservierung mitgenommen werden. Die Reservation für Fahrräder im ICN ist dabei nicht im Preis der Fahrradkarte enthalten: Es muss zusätzlich ein Reservierungsentgelt von fünf Schweizer Franken entrichtet werden; diese Gebühr entspricht der Gebühr einer normalen Sitzplatzreservierung. Die Reservation kann bis spätestens 15 Minuten vor Abfahrt des gewünschten ICN-Zuges vorgenommen werden.
Trotz massiver Proteste der Fahrgäste (insbesondere in der Anfangszeit) gilt diese Regelung bis heute. Wird ein Fahrgast mit Fahrrad ohne Reservierungsbeleg in einem ICN-Zug angetroffen, wird eine Strafgebühr in Höhe von 15 Schweizer Franken (Reservierungsentgelt plus Gebühr für Ticket im Zug) erhoben. Ausnahme: Verkehrt eine RABDe-500-Garnitur als Interregio (IR) oder RegioExpress (RE) gilt die Reservierungspflicht für Velos nicht. Mittlerweile betrifft diese Reservierungsregelung jedoch nicht mehr exklusiv nur die ICN-Züge, denn der im Juni 2007 eingeführte Veloselbstverlad im TGV unterliegt ebenfalls einer Reservierungspflicht, sogar wenn der betreffende TGV nur im Schweizer Binnenverkehr benutzt wird).
Besonderheiten
- Am 29. Juli 2001 kam es beim Zug RABDe 500 019 zu einer Entgleisung in Zürich-Oerlikon auf der Strecke St. Gallen – Genf. Im Raum Räterschen vor Winterthur war die Befestigung der Drehmomentstütze des Achsengetriebes am hinteren Drehgestell abgebrochen. Dadurch wurde die Kardanwelle demoliert, was kurz vor dem Bahnhof Zürich Oerlikon zur Entgleisung führte. Bei dieser Entgleisung waren keine ernsthaft Verletzten zu beklagen. Nach einem weiteren gleichartigen, jedoch frühzeitig entdeckten Fall wurde die gesamte ICN-Flotte stillgelegt, bis sämtliche Schraubverbindungen der Drehgestelle kontrolliert waren.
- Im Bahnhof Genf kam es am 23. Mai 2002 zu einem Brand im Speisewagen des Zugs 500 004, verursacht durch einen Kurzschluss. Der Schaden war so gross, dass der Speisewagen komplett neu aufgebaut werden musste.
- Die RABDe 500 tragen Namen von prominenten Schweizer Persönlichkeiten (wie zum Beispiel Le Corbusier, Friedrich Dürrenmatt, Mani Matter oder Annemarie Schwarzenbach), von denen in den Grossraumabteilen oberhalb der Fenster Zitate angebracht sind.
- Vereinzelt werden auch Züge der Zuggattungen Interregio (IR) und RegioExpress (RE) mit RABDe 500 gefahren.
- Die RABDe 500 besitzen keine ausländische Zulassung; als einziger nicht auf Schweizer Boden gelegener Bahnhof wird Konstanz angefahren.
- Im Vorspann der Sitcom The Big Bang Theory erscheint ein ICN.
Siehe auch
Literatur
- Christian König, Daniel Forrer: Der SBB-Neigezug ICN zwei Jahre nach der Bestellung. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 10, 1998, ISSN 1421-2811, S. 422–431
- Die ICN-Krise. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 10/2001, ISSN 1421-2811, S. 448–451.
Weblinks
Commons: SBB RABDe 500 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- SBB RABDe 500 ICN von Bruno Lämmli
- – Liste der Namen von den Schweizer RABDe 500
- – SBB-Kurzporträts der Namensgeber
- ICN auf hochgeschwindigkeitszuege.com
Einzelnachweise
- ↑ TEE Rail Alliance: Allianz im internationalen Personenverkehr. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/2000, ISSN 1421-2811, S. 316 f.
- ↑ Neigezüge für TEE-Allianz ausgeschrieben. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 3/2001, ISSN 1421-2811, S. 132.
- ↑ Meldung SBB bestellen weitere Intercity-Neigezüge. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8-9/2001, ISSN 1421-2811, S. 353.
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