- Saat-Leindotter
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Saat-Leindotter Systematik Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae) Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige (Rosopsida)Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales) Familie: Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) Gattung: Leindotter (Camelina) Art: Saat-Leindotter Wissenschaftlicher Name Camelina sativa (L.) Crantz Der Saat-Leindotter (Camelina sativa), auch einfach Leindotter oder Dotterlein genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Der Name „Leindotter“ stammt daher, dass andere Leindotter-Arten, wie etwa der Gezähnte Leindotter (Camelina alyssum), als „Unkraut“ bevorzugt in Lein-Äckern auftreten.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Der Saat-Leindotter ist eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 120 cm erreicht. Der Stängel verzweigt sich im oberen Drittel im spitzen Winkel mit aufrecht stehenden Seitentrieben. Die wechselständigen und spiralig am Stängel angeordneten Laubblätter sind lanzettlich. Die Wurzel ist dünn und spindelförmig.
Der Saat-Leindotter bildet von Mai bis Juli traubige Blütenstände. Auf 4 bis 8 mm langen Stielen sitzen zwittrige, vierzählige Blüten. Die vier Kronblätter sind meist hell- bis dunkelgelb. Durch eine besondere Anatomie der sechs Staubgefäße und der Narbe erfolgt beim Leindotter meist Selbstbefruchtung.
Acht bis 16 gelbliche bis rötliche, 1 bis 2 mm große, tonnenförmigen Samen entwickeln sich in jedem birnenförmigen, spitzen Schötchen, das beim Reifen nicht aufplatzt. Die Samen sind meist 1,7 bis 2,0 mm lang und haben ein Tausendkorngewicht (TKG) von 1 bis 1,5 g.
Verbreitung
Leindotter ist als Kultur- und Wildpflanze in Südostasien sowie in Süd- und Mitteleuropa beheimatet.
Nutzung
Anbau und Nutzungsgeschichte
Leindotter stellt eine sehr alte Nutzpflanze dar, deren Nutzungsgeschichte bis in die neolithische Zeit zurückgeht. Vor allem aus der Bronze- und der frühen Eisenzeit liegen zahlreiche Funde aus dem östlichen und südlichen Europa vor, die auf die Nutzung dieser Pflanze deuten. Bis etwa 500 nach Christus war der Anbau und die Nutzung in Reinkultur weitverbreitet, ging danach jedoch stark zurück und spielt heute nur noch in Osteuropa eine gewisse Rolle.
Wie beim Raps gibt es beim Leindotter sowohl Winter- als auch Sommerzuchtformen. Er wird wie Öllein extensiv bewirtschaftet. Die in Mitteleuropa übliche Sommerform wird im März bis April ausgesät und im Juli geerntet. Sie ist tolerant gegenüber Trockenheit und Frosteinbrüchen und ist in der Bodenwahl sehr anspruchslos. Sowohl auf Sand- wie auf stark kalkhaltigen Böden ist ein Anbau möglich, der Nährstoffbedarf liegt bei etwa 100 kg Stickstoff pro Hektar. Die Erträge liegen bei 20 bis 35 dt/ha (2,0 bis 3,5 t/ha).
Mit einer Vegetationsphase von nur 120 Tagen kann Leindotter auch als Zwischenfrucht verwendet werden. In den letzten Jahren wurden zudem Untersuchungen mit Leindotter in Mischkultur mit Getreide durchgeführt. Als extensive Kulturpflanze und durch seine Eignung zum Anbau in Artenmischungen ist Leindotter für den ökologischen Landbau interessant.
Verwendung
Zusammensetzung von Leindotteröl[1] Fettsäure Anteil in Prozent Linolensäure 40 Linolsäure 20 Eicosensäure 20 Andere Fettsäuren 20 Die Samen wurden traditionell vor allem im Ernährungsbereich genutzt. Sie dienten gemeinsam mit Leinsamen und Weizen als wichtige Zutaten für Brot und Getreidebrei. Die Stängel werden bis heute in geringen Mengen zur Papierproduktion verwendet.
Die Samen enthalten 28 bis 42 Prozent Öl mit einem sehr hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Das Öl wird durch Schneckenpressen aus den reifen Samen gewonnen und hat eine, nach dem Absetzen der dunklen Farbpartikel, gelbe Farbe. Es ähnelt in Farbe und Geschmack dem Rapsöl. Für die Ernährung ist das Öl vor allem aufgrund des hohen Anteils an α-Linolensäure wertvoll, während der Anteil an Erucasäure unter 4 Prozent liegt. Im südösterreichischen Raum wird das Öl (Sprachgebrauch: „Dotteröl“) häufig als wirksames Hausmittel genutzt. Oral eingenommen soll es die Immunabwehr stärken, eingerieben fördert es die Wundheilung und soll arthrotische Beschwerden lindern.
Auch in der pharmazeutischen und technischen Industrie ist Leindotteröl interessant. Aufgrund seiner schnell trocknenden Eigenschaften ist es für die Herstellung von Lacken, Farben und Firnis (zusammen mit Leinöl) sowie bei der Herstellung von ölbasierten Polymeren nutzbar. In der pharmazeutischen Industrie und im Bereich der Kosmetikherstellung (Kosmetische Öle, Cremes, Lotionen, Seife) wird wie bei der Ernährung vor allem der hohe α-Linolensäureanteil geschätzt. Dieser Anteil soll durch weitere Züchtungen noch erhöht werden. Auch bei der Herstellung von Lampenölen kann Leindotteröl verwendet werden.
Leindotteröl ist zudem als Pflanzenöl-Kraftstoff einsetzbar und hat bei niedrigeren Temperaturen bessere Eigenschaften im Startverhalten als etwa Rapsöl. Die Nutzung ist allerdings nicht etabliert und entsprechende Aussagen sind nicht empirisch zu stützen. In Form von Plantanol DX 52 wird Leindotteröl auch als Additiv in Dieselkraftstoff verwendet. In einem aktuellen Forschungsprojekt der Universität Rostock werden derzeit die Eigenschaften einer 30:70-Mischung aus kaltgepresstem Leindotter- und Rapsöl beim Einsatz als Treibstoff für moderne Schlepper getestet.
Wie Rapskuchen kann auch der Presskuchen des Leindotters nach der Auspressung des Öles genutzt werden. Er ist aktuell nicht als Futtermittel zugelassen, weil in den vergangenen Jahren regelmäßige Kontaminierungen in importiertem Presskuchen festgestellt wurden. Eine Neubewertung und Zulassung wird jedoch in Kürze erwartet. Die Presskuchen enthalten einen Restölanteil zwischen 8,5 und 16,5 Prozent, wobei die Zusammensetzung des Öles dem extrahierten Pflanzenöl entspricht. Senfölglykoside (Glucosinolate), Phytinsäure, Tannine und Sinapin als ungünstige Verbindungen für die Tierernährung wurden in ihren Anteilen untersucht. Der Anteil an Glucosinolaten liegt sehr niedrig. Er entspricht dem von 00-Raps und ist dementsprechend unbedenklich für die Verfütterung. Der Sipanin- und der Tanningehalt ist niedriger als der in Rapskuchen, während der Anteil an Phytinsäure und dessen Abbauprodukt Inositolpentaphosphat etwas höher liegt. Methionin-, Cystin- und Threoningehalte sind vergleichbar mit Soja-Eiweiß.
Varietäten
- Eigentlicher Saat-Leindotter (Camelina sativa var. sativa)
- Behaarter Leindotter (Camelina sativa var. zingeri)
Belege
- ↑ nach Pude & Wenig 2006
Literatur
- Petra Becker: Leindotter - Eigenschaften und Potenziale einer alten Kulturpflanze. Pflanzenöl 3/2008; Seiten 20-21.
- Ralf Pude, Barbara Wenig: Pflanzen für die Industrie. Pflanzen, Rohstoffe, Produkte. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V., Gülzow 2005; Seite 11. (PDF-Download)
Weblinks
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