St. Marien (Lemgo)

St. Marien (Lemgo)
St. Marien in Lemgo

Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Marien ist eine der fünf Innenstadtkirchen in Lemgo. Seit 1306 war sie die Klosterkirche von Dominikanerinnen. Noch heute besteht das Lippische Damenstift St. Marien in Lemgo, das unter der Aufsicht des Landesverbandes Lippe steht. Das Stift St. Marien wurde 1971 per Landesgesetz mit dem Stift Cappel bei Lippstadt vereinigt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Ab dem Jahre 1250 bildete sich im Süden der Stadt Lemgo eine selbständige Neustadt. Es war keine Frage, dass die Neustadt eine eigene Kirche brauchte. Der Baubeginn wird um das Jahr 1260 datiert. Der Legende nach soll die Kirche an der Stelle einer früheren Marienkapelle gebaut worden sein, die als erstes Bauwerk gegolten haben soll. Die Neustädter Kirche wird 1279 zum ersten Mal durch den Paderborner Bischof Otto von Rietberg urkundlich erwähnt.

Dominikanerinnenkloster

Am 8. September des Jahres 1306 – dem Tag Mariä Geburt – wurden die 40 Dominikanerinnen aus Lahde bei Minden in Lemgo feierlich empfangen. Ihre Sonderrechte wurden im Vertrag vom 15. März 1306 festgehalten; weder Gericht noch Stadträte durften sich in die Ordensangelegenheiten einmischen. Ferner erhielt das Kloster das Patronatsrecht über die Lemgoer Kirchen.

Durch die umfassende Bibliothek gewann die noch junge Stadt an Kultur und Bildung. Die Marienkirche – während der Umsiedlung der Nonnen noch unvollendet – war sowohl Kloster- als auch Bürgerkirche. Am 18. November 1320 konnte die Marienkirche eingeweiht werden.

Reformation und Neuzeit

Um 1528 wurde in der Lemgoer Marienkirche – gegen den Willen des amtierenden Grafen Simon V. und der Nonnen – der erste protestantische Gottesdienst gehalten. Von 1555 bis 1568 war Hermann Hamelmann Pastor an der Marienkirche.

Erst im Jahre 1575 wurde das bestehende Dominikanerinnenkloster in ein evangelisches Jungfrauenkloster umgewandelt, die klösterlichen Privilegien wurden zunehmend eingeschränkt. 1713 wurde die Gemeinschaft zu einem profanen Damenstift. Seit 1918 bis heute ist das Evangelische Stift St. Marien eine Einrichtung der Altenfürsorge.

Baugeschichte

Die Marienkirche zählt zu den schönsten frühgotischen Hallenkirchen Westfalens.

Spätromanik

Chorapsis von Nordost

Die zwischen 1260 und 1270 entstandene halbrunde Chorapsis war spätromanisch. Dies zeigen die Grundmauern, die 1949 und 1965 ausgegraben wurden. Ab 1270 wurde das Chorquadrat im schmucklosen Übergangsstil der Spätromanik und Frühgotik errichtet.

Zu Beginn gab es Schwierigkeiten mit dem Untergrund, da der Grundwasserspiegel sehr hoch und der Boden sehr sandig war. Der Kirchbau ruht auf mehreren 15 bis 20 cm dicken Holzpfählen, die an einigen Stellen in den Boden eingerammt wurden.

Frühgotik

Nachdem die Neustadt privilegiert war, kam es 1288 zu einer Intensivierung der Bauarbeiten.

Es wurde ein neuer Chorabschluss im Stil der Frühgotik errichtet, in der seltenen Form von fünf Seiten eines Zehnecks. Vermutlich wurde die Ostseite parallel zur Westseite errichtet, da – vermutlich aufgrund eines Messfehlers – die Achse nach Norden hin leicht verbogen ist. Dies machte sich bei den zu errichtenden Langhausjochen besonders bemerkbar.

Es wird vermutet, dass die Kirche von derselben Bauhütte errichtet wurde, die den Mindener und den Paderborner Dom geschaffen hat. Dies legen Steinmetzzeichen, Sockel- und Pfeilerprofile nahe.

Langhaus

Langhaus

Zwischen 1308 und 1320 soll das Langhaus fertiggestellt worden sein. Das mächtige Satteldach scheint nicht ursprünglich zu sein, vielmehr sind, wie an St. Nicolai, hier Quersatteldächer anzunehmen – vermutlich mit einem Dachreiter, worauf die Bemerkung in einer Kirchenrechnung vom Jahre 1664 hinweist:

„Den 12. Nov. ein klein Törnichen auf der Kirche gestanden […] auf Befehl des Kaspelß [Kirchspiels] abbrechen lassen“.[1]

Der Bau eines Turmes, der sich über dem westlichen Mittelschiffjoch erheben sollte, musste eingestellt werden, weil durch den nachgiebigen Baugrund Einsturzgefahr drohte. Sein Stumpf samt einem Treppenrest ist noch auf dem Dachboden zu sehen.

Ostturm

Erweiterter Chorraum

In der Zeit zwischen 1350 und 1375 entstand der Ostturm in der Ecke zwischen den Außenmauern von Chorquadrat und dem ersten Joch des nördlichen Seitenschiffes. Im Erdgeschoss des Turmes befindet sich die Sakristei, eine hochgotischer Raum mit vier Gewölbefenstern und einem zentralen Bündelpfeiler. Als Pendant zum Turm wurde das südliche Seitenschiff um ein Joch verlängert, so dass sich das Chorquadrat nach Süden hin erweitert.

Notgedrungene Veränderungen

Holzempore

Aufgrund bedrohlicher Neigung der Außenmauern mussten die Giebel über den Seitenschiffen und die Quersatteldächer abgebrochen werden. Anstelle dessen wurde das genannte (Längs-)Satteldach errichtet.

Durch mehrmaliges Aufschütten des Bodens in den Jahren 1582 und zuletzt 1820 erhöhte sich dieser um bis zu 1,40 m. Dies führte nicht zu einer erhofften Stabilisierung des Gotteshauses, jedoch zu einer Veränderung der Raumwirkung: Die ausgewogenen Höhen- und Breitenverhältnisse wichen einem breit gelagerten Raum.

Die 1686 begonnene steinerne Westempore wurde abgebrochen und eine niedrigere, weit ins Mittelschiff hineinreichende Holzempore („Prieche“) gebaut, die bis 1885 bestand.

Reparatur und Rekonstruktion

Im Jahre 1858 wurde die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen und unter Leitung von Baurat Ferdinand Ludwig August Merckel wiederhergestellt. Neben der Festigung des Dachstuhls mit Zement wurde der Dachstuhl neu errichtet und das Dach niedrig gelegt. Auch der Außenputz wurde 1863 entfernt, so dass das Bruchsteinmauerwerk seitdem sichtbar ist. Zwischen 1860 und 1867 erhielten die Fenster ihre farbige Verglasung.

Doch nur 100 Jahre später musste eine Generalrestaurierung (1964–67) erfolgen, da das Gebäude einzustürzen drohte. Hierbei wurde der Fußboden auf das ursprüngliche Niveau abgesenkt (1800 m3 Auffüllung) und eine 40 cm dicke Betonplatte eingefügt. Die Turm- und Außenwände wurden zusätzlich mit Stahlbeton befestigt und mit der Bodenplatte verbunden.

Die Sanierung erbrachte eine Rekonstruktion der abgebrochenen steinernen Westempore. Die Renaissance-Empore von 1600 und ein Teil der barocken Stiftsempore von 1686 stehen seitdem im Nordschiff.

Der Turmhelm, der 1660 nach einem schweren Wirbelsturm mit Schindeln gedeckt war, ist seit 1950 kupfergedeckt; sein leuchtendes Grün hebt sich vom markanten roten Satteldach ab. Mittels Stahlträgern wurde der Turm 1982/83 im Mauerwerk befestigt und neu verputzt. Ebenso wurden die Gewölbemalereien im Nordschiff gesichert und der gesamte Innenraum mit einem neuen Anstrich versehen. Seit den jüngsten Baumaßnahmen soll die Kirche so stabil wie noch nie zuvor in den 700 Jahren ihres Bestehens sein.

Architektur

Allgemeines

Die Marienkirche ist aus Bruch- und hartem Sandstein errichtet. Die dreischiffige Hallenkirche zu vier Jochen schließt im Osten mit einem Chorquadrat und 5/10-Chorabschluss. Dem Turm auf quadratischen Grundriss im Nordosten entspricht das ebenfalls nachträglich angebaute Chorjoch im Südosten.

Raumwirkung

Datei:Lemgo-Marien-Seitenschiff.jpg
Südliches Seitenschiff

Die fünf Chorfenster sind in ein dichtes System von Rund-Diensten eingespannt. Je drei dieser gebündelten Dienste stehen in den Ecken, der mittlere nimmt die Rippe auf, die beiden seitlichen die Schildgurte über den Fenstern. Das fünfkappige Rippengewölbe hat seinen Schlussstein genau im Scheitel des Chorbogens.

Die Stützen im Chorquadrat basieren auf einem wuchtigen Vierpass-Grundriss mit kleinen eingestellten Runddiensten. Die schweren, noch spätromanisch geprägten Formen der frühen Bauphase (ab 1270) lassen sich hier von den Langhauspfeilern (ab 1308) unterscheiden, bei denen die Masse stärker aufgelöst ist.

Die rekonstruierte steinerne Westempore eröffnet ihr Kreuzrippengwölbe zum Mittelschiff hin in einem mächtigen Segmentbogen, an den Schmalseiten in Spitzbögen. Darüber trennt eine geschlossene Mauer den Emporenraum von den Seitenschiffen.

Das Verhältnis der Seitenschiffe zum Mittelschiff entspricht ungefähr dem Goldenen Schnitt. Die so erzeugte Ausgewogenheit harmoniert völlig mit den Stützen im Langhaus, deren Stärke das Idealmaß hat: Sie wirken stabil und nicht plump. Senkrechte und Waagerechte stehen in vollkommen ausgewogenem Verhältnis zueinander, so dass sich ein harmonischer Gleichklang von Höhe und Weite ergibt. Der deutlich sichtbare Schiefstand einiger Pfeiler tut dem keinen Abbruch (am südöstlichen Freipfeiler beträgt die Auslenkung 28 cm).

Die Lemgoer Marienkirche entspricht dem Typ einer westfälischen Pfarrkirche und gehört zu den qualitätsvollsten Schöpfungen aus der Zeit der klassischen Gotik.

Maße

Breite des Mittelschiffes: 8,50–9,50 m
Breite der Seitenschiffe: 7,30 m
Pfeilerstärke: 1,80 m
Höhe der Gurtbögen: 13,00 m
Gesamtlänge (außen): 50,00 m
Turmhöhe (bis zur Spitze): 53,00 m

Ausstattung

Altäre

Sowohl der Liturgie- als auch der Choraltar sind von der originalen Steinplatte (um 1300) bedeckt. Letzterer trägt ein Kruzifix (um 1500?) und geschnitze Figuren Christi und der zwölf Apostel (um 1645) in moderner Aufstellung.

Kanzel

Kanzel (hinten: Fensterrosette)

Die Kanzel wurde in den Jahren 1643/44 vom Lemgoer Meister Hermann Voß aus Lindenholz geschnitzt und von Berent Lalleken und Jobst Tappe 1646 farbig gefasst. Am Korb die vier Evangelisten und Christus als Schmerzensmann. Auf dem Schalldeckel fünf Engel mit Marterwerkzeugen, in der Mitte Moses mit den Gesetzestafeln.

Schwenkbar neben der Kanzel ist am Pfeiler ein Leuchterengel befestigt, den Friedrich Schwartze 1635 geschnitzt hat. Die zierliche Figur steht in spannungsreichem Kontrast. Das faltenreiche, bewegte Gewand verstärkt mit seinem asymmetrischen Verlauf die verhaltene Dynamik der Erscheinung.

Orgeln

Datei:Schwalbennestorgel.jpg
Schwalbennest-Orgel

Die Schwalbennestorgel in an der Ostwand des Nordschiffes ist eine kostbare Rarität. Sie zählt zu den wenigen Orgeln der Renaissance, deren Gehäuse weitgehend erhalten ist. Sie ist außerdem eines der seltenen Instrumente mit Springladen, die vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammen.[2] Das Instrument weist drei hohe Pfeifentürme auf, die von geschnitzten Gebälken bekrönt und durch Obelisken und Ranken verziert sind. Der hohe künstlerische Wert der Orgel, die dem Klangideal der deutschen Spätrenaissance entspricht, findet seinen Ausdruck in den Internationalen Lemgoer Orgeltagen.

Die Orgel in ihrer jetzigen Gestalt ist unter Verwendung älterer Teile 1612/13 erbaut worden; der Orgelbauer war vermutlich Fritz Scherer aus Hamburg. Das Gehäuse geht auf die Gebrüder Slegel zurück, die zwischen 1586 und 1595 an der Orgel arbeiteten. Zwischen dem 17. und 19. Jahrhunderts erfolgten umfangreiche Reparaturen und Veränderungen. 1887 entstand auf der Westempore eine neue Orgel durch Ernst Klassmeyer, in die teilweise Pfeifenwerk der Schwalbennestorgel integriert wurde. Die anderen Register wurden ausgelagert und gingen später verloren. Nur die Prospektpfeifen blieben erhalten. Die farbige Fassung von Prospekt und Unterbau wurde 1912 abgebeizt. In den Jahren 1932/33 rekonstruierte Friedrich Klassmeier (Lemgo) unter Mitwirkung von Christhard Mahrenholz das Orgelwerk weitgehend in seiner ursprünglichen Form. Die Tafeln mit den Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurden angebracht. 1950/61 erneuerte und erweiterte Paul Ott das Instrument auf drei Manuale und 27 Register.

In den Jahren 2009/10 wurde die alte Scherer-Orgel durch Rowan West rekonstruiert und auch die historische mitteltönige Stimmung wieder angelegt.[3] Ausgangspunkt war der Zustand von 1613 mit zwei Manualen und 20 Registern. Seitdem verfügt die Schwalbennestorgel wieder über eine zweimanualige Anlage mit Ober-, Hauptwerk und Pedal. Vom Pfeifenwerk sind nur die Prospektpfeifen des Hauptwerks original. Die Rekonstruktion der fehlenden Teile orientierte sich vor allem an der Scherer-Orgel in Tangermünde und an niederländischen Instrumenten. Die Disposition lautet:[2]

I Hauptwerk CDEFGA–c3

1. Praestant 8′
2. Quintatien 8′
3. Gedackt 8′
4. Octave 4′
5. Hohlfloyte 4′
6. Mixtur II–IV
7. Scharff III–VI
8. Barpfeiff 8′
II Oberwerk CDEFGA–c3
9. Praestant 4′
10. Hohlpfeiff 8′
11. Nasatt 3′
12. Waltpfeiff 2′
13. Cimbell III
14. Trumpett 8′
15. Zinke (ab f) 8′
Pedalwerk CDEFGA–d1
16. Bordaunen Bass 16′
17. Gemshorenfloyt 1′
18. Bassunen Bass 16′
19. Trumpeten Bass 8′
20. Cornet Bass 2′

Nachdem die größere Hauptorgel von 1887 auf der Westempore bei den Bauarbeiten ab 1964 entfernt worden, errichtete Paul Ott 1974/75 an deren Stelle ein neues Werk. Diese Orgel verfügt über 45 Register auf vier Manualen und Pedal. Ihr Prospekt erhält durch Spanische Trompeten und einen Zimbelstern ein markantes Gesicht.

Glocken

Ostturm mit Uhrschlagglocken
Osterglocke
Glocken 1, 2 und 3 (Sonn- und Feiertagsgeläut)

Geschichte

Die Geschichte zu den Glocken der Lemgoer Marienkirche reicht bis ins Jahr 1568 zurück. In diesem Jahr goss der Glockengießer Hans Rabe eine Glocke mit folgender Inschrift: „Lavet den Heren wat levet up Erden, mit Lobgesange helle Tzimblen an Klockenklange“ (Psalm 150).

Aus älteren Quellen[4] geht hervor, dass im 17. Jahrhundert die Pott- und Glockengießerfamilie Kleimann in Lemgo ansässig war und im Jahre 1629 eine weitere Glocke für die Marienkirche gegossen haben soll. Sie wog 1.672 kg. Aufgrund eines Sprunges musste sie im Jahre 1835 von den Glockengießern Jacob Greve und H. Humpert (Brilon), unter Beibehaltung des Tones cis1 umgegossen werden. Ihre Inschrift lautete:

„Wenn dir mein Schall das Ohr berührt, so tu o Mensch wie sichs gebührt. Ich töne aber auch den Leichen, sowohl der Armen, wie der Reichen. Dann bilde dir dabei nur ein, daß einst die Reih’ an dir wird sein.“

1867 goss die Gütersloher Glockengießerei Lohmeyer die Rabe-Glocke zu zwei Glocken in den Schlagtönen e1 und g1 um, die am Reformationsfest 1867 geweiht und aufgezogen wurden. Die größere von ihnen hatte folgende Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“. Die kleinere Glocke trug diesen Spruch: „Heute, so ihr meine Stimme höret, so verstocket euer Herz nicht. Psalm 95“.

Im Jahre 1917 mussten beide Glocken abgeliefert werden. Kurz darauf gelangte die große cis1-Glocke in den Stumpfen Turm von St. Johann, da dort eine Glocke[anm. 1] dem Krieg zum Opfer gefallen war. Die beiden abgelieferten Glocken wurden vernichtet.

Die beiden Uhrschlag-Glocken sind an der Ostseite des Turmhelms angebracht. Die unten hängende Stundenglocke diente ihrer Inschrift nach und aufgrund der Tatsache, dass ihr Schlagring unversehrt ist, von Anfang an als Uhrglocke. Die kleinere Viertelstundenglocke fungierte zeitweise als Läuteglocke. Aufgrund ihrer exponierten Aufhängung konnten beide Glocken die Weltkriege überdauern.

Im Jahre 1922 wurden als Ersatz für die drei abgegebenen Bronzeglocken drei wesentliche größere Glocken aus Gussstahl (als verminderter Dreiklang a0–c1–es1) vom Bochumer Verein gegossen und noch im gleichen Jahr in Betrieb genommen. Mit ihnen kam der Holzglockenstuhl in den Turm. Nach dem Geläut der reformierten Stadtkirche zu Bad Salzuflen ist dies das tontiefste in Lippe.

Läuteordnung

Die Läuteordnung gibt folgendes vor:

  • Sonntageinläuten (mit allen Innenstadtkirchen): Samstag, 18:00–18:10 Uhr, Glocken 3, 2 und 1
  • Zeichenläuten („Weckläuten“) zum Sonntagsgottesdienst: Sonntag, 09:00–09:05 Uhr, Glocke 3
  • Zusammenläuten zum Sonntagsgottesdienst: Sonntag, 09:50–10:00 Uhr, Glocken 3, 2 und 1
  • Zum Vaterunser im Sonntagsgottesdienst: Glocke 2 (7 Schläge)
  • Werktags zu den Betzeiten: 07:00, 12:00 und 18:00 Uhr, Glocke 1 (3×3 Schläge)
  • Taufen: Glocke 3
  • Trauungen: Glocken 3, 2 und 1

Datenübersicht

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer
 
Ø
(mm)[5]
Masse
(kg)
Schlagton
(HT-1/16)
Inschrift
(Übersetzung)
1 Weihnachtsglocke
(Gottvater)
1923 Bochumer Verein 1990 ~3300 a0 GELOBT SEI GOTT IM HÖCHSTEN THRON, DER UNS SCHENKT SEINEN EIN'GEN SOHN. GEOPFERT FÜR VATERLANDS WEHR 1917. ERNEUERT ZU GOTTES EHR 1922.
2 Osterglocke
(Gottsohn)
1670 ~1900 c1 HALT IM GEDÄCHTNIS JESUM CHRIST, DER VOM TOD ERSTANDEN IST. ZUM GEDÄCHTNIS UNSERER GEFALLENEN. [Bildnis: Kreuz]
3 Pfingstglocke
(Gottgeist)
1445 ~1200 es1 O HEIL'GER GEIST, DU TRÖSTER WERT, GIEB[!] DEIN'M VOLK EIN'RLEI SINN AUF ERD'.
I Stundenglocke 1519 Wolter Westerhues 740 ~250 h1 +3+ + o (L) maria (L) wilt (L) vns (L) vorwerven (2 L) eyne (L) salighe (L) vre (L) als (L) wir (L) sollen (L) sterven (2 L) anno (L) domini (L) m (L) ccccc (L) xix[.] (Worttrennung durch Lilien = L)
II Viertelstundenglocke 15. Jh. unbekannt[anm. 2] 540 ~a2 o rex gloriae christe veni cum pace (O Christus, König der Ehren, komm mit Frieden.)

Anmerkungen

  1. Diese Glocke wurde 1779 von der Gießerei Fricke gegossen.
  2. Ernst Wiesekopsieker vermutet den Lemgoer Glockengießer Kleimann. Claus Peter urteilt der Inschrift nach, dass diese Glocke nicht im lippischen, sondern im westfälischen Raum gegossen wurde.

Einzelnachweise

  1. Karl Meier-Lemgo: Geschichte der Stadt Lemgo. 2. Auflage. Wagener, Lemgo 1962, S. 53.
  2. a b Hans-Werner Coordes: Orgelatlas Ostwestfalen-Lippe, Lemgo, St. Marien, gesehen 2. Dezember 2010.
  3. Kirchenmusik St. Marien Lemgo (gesehen 2. Dezember 2010).
  4. Karl Meier-Lemgo: Geschichte der Stadt Lemgo. 2. Auflage. Wagener, Lemgo 1962, S. 114.
  5. Theo Fehn: Der Glockenexperte. Bochumer Gußstahlglocken. Bd. 3, Badenia, Karlsruhe 1997.

Literatur

  • August Corvey: Lippisches Damenstift St. Marien. Altes Stift – neue Aufgaben. In: Heimatland Lippe 82, Nr. 10, Oktober 1989, ISSN 0017-9787, S. 359–363.
  • Andreas Duderstedt: Evangelisch-lutherische Kirche St. Marien zu Lemgo (Große Baudenkmäler, Heft 507, ZDB-ID 841730-1). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1996.
  • Enno Eilers: Die Kirche St. Marien in Lemgo. Festschrift zum 10. November 1912, dem Tage der Neueinweihung der Kirche nach der im Jahre 1912 erfolgten Renovation. Mai, Lemgo 1912.
  • Otto Gaul: Die alten Bauten des Klosters St. Marien in Lemgo. In: Erich Kittel (Hrsg.): Kloster und Stift St. Marien in Lemgo 1265–1965. Festschrift anläßlich des 700-jährigen Bestehens. Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe, Detmold 1965, S. 26–49 (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe 16, ISSN 0466-6224).
  • Otto Gaul: Die Marienkirche zu Lemgo. In: Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Marien zu Lemgo (Hrsg.): St. Marien zu Lemgo. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Marien, Lemgo 1967, S. 5–7.
  • Heinrich Gräfenstein (Hrsg.): Lemgo. Die alte Hansestadt. Eine Bildchronik. 2. Auflage. Buchhandlung Weege, Lemgo 1970.
  • Hans Hoppe: Lemgo. Anno dazumal. Bilder u. Erinnerungen aus alter Zeit. Wagener, Lemgo 1975, ISBN 3-921428-10-6.
  • Joachim Huppelsberg: Lemgoer Kirchen. Wagener, Lemgo 1977, ISBN 3-921428-18-1, S. 17–28 (Lippische Sehenswürdigkeiten 4).
  • Karl Meier-Lemgo (Hrsg.): Geschichte der Stadt Lemgo. 2. erweiterte und neugestaltete Auflage. Wagener, Lemgo 1962 (Lippische Städte und Dörfer 1 ZDB-ID 1185510-1, Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe 9).
  • Jutta Prieur, Jürgen Scheffler (Hrsg.): Wie Engel Gottes. 700 Jahre St. Marien Lemgo. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2006, ISBN 3-89534-656-X (Städtisches Museum Hexenbürgermeisterhaus – Lemgo Museumshefte 6, (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe 81).
  • Iris Herpers, Götz J. Pfeiffer: „vyf waslecht up dat hartestwych“. Der figürliche Geweihleuchter aus der Pfarrkirche St. Marien. In: Jutta Prieur, Jürgen Scheffler (Hrsg.): Wie Engel Gottes. 700 Jahre St. Marien Lemgo. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2006, ISBN 3-89534-656-X, S. 144–155 (Städtisches Museum Hexenbürgermeisterhaus – Lemgo Museumshefte 6, (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe 81).
  • Götz J. Pfeiffer: Das Kreuzannagelungs-Retabel der Lemgoer Dominikanerinnen. In: Jutta Prieur, Jürgen Scheffler (Hrsg.): Wie Engel Gottes. 700 Jahre St. Marien Lemgo. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2006, ISBN 3-89534-656-X, S. 156–171 (Städtisches Museum Hexenbürgermeisterhaus – Lemgo Museumshefte 6, (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe 81).
  • Diether Wildemann: Die Generalrestaurierung der ev.-luth. Marienkirche in Lemgo 1964 bis 1967. In: Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Marien zu Lemgo (Hrsg.): St. Marien zu Lemgo. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Marien, Lemgo 1967, S. 15–22.

Weblinks

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