Tachov

Tachov
Tachov
Wappen von Tachov
Tachov (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Plzeňský kraj
Bezirk: Tachov
Fläche: 4085 ha
Geographische Lage: 49° 48′ N, 12° 38′ O49.79694444444412.634722222222483Koordinaten: 49° 47′ 49″ N, 12° 38′ 5″ O
Höhe: 483 m n.m.
Einwohner: 12.418 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 347 01
Verkehr
Bahnanschluss: Domažlice–Tachov
Planá u Mariánských Lázní–Tachov
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 8
Verwaltung
Bürgermeister: Ladislav Macák (Stand: 2007)
Adresse: Rokycanova 1
347 01 Tachov
Gemeindenummer: 560715
Website: www.tachov-mesto.cz
Tachov - Marktplatz

Tachov (deutsch Tachau) im Westen Böhmens ist eine Stadt in Tschechien an der Mies (tschechisch Mže) in der westböhmischen Region Pilsen (Plzeňský kraj).

Sie ist Bezirksstadt des Bezirks Tachau (Okres Tachov).

Das ehemals Windisch-Graetz'sche Schloss beherbergt heute Teile der Stadtverwaltung. Die Stadt verfügt über ein umfangreiches Sportareal mit Hallenbad, Eisstadion, Fußball- und Tennisplätzen und ist an eine lokale Eisenbahnlinie sowie die in etwa zehn Kilometer Entfernung liegende Autobahn Richtung Prag angeschlossen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mittelalter

Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Tachov stammen aus dem frühen 12. Jahrhundert. Eine Siedlung an der Stelle des heutigen Tachov ist zum ersten Mal im Jahre 1115 belegt. Die ersten Siedlungen sind aber deutlich älteren Datums. In der Nähe stand wahrscheinlich auch eine kleine Burg, die 1126-1131 von Soběslav I. zu einer Königsburg umgebaut wurde. Diese Burg erweiterte Přemysl Ottokar II. um 1270 und legte bei ihr auch eine Stadt an, die zum ersten Mal 1285 erwähnt wird. Im 13. Jahrhundert entstanden unter seiner Herrschaft im Vorland des böhmischen Grenzwaldes die ersten Königsstädte.

Nach dem Tod Přemysl Ottokars I. wurde die Stadt von der Krone häufig verpfändet, erlebte aber auch in der wechselvollen Geschichte Böhmens Blütezeiten, etwa unter Karl IV. Die gotische Kirche aus dem Jahre 1329, die 1400 im neugotischen Stil umgebaut wurde, ist bis heute bewahrt.

1427 schlugen die Hussiten in der Schlacht bei Tachau ein Kreuzfahrerheer und eroberten auch die Stadt an der Goldenen Straße. Dabei brannte die Stadt in weiten Teilen. [2] Der Sieg sicherte den Hussiten lange Zeit die Macht über Böhmen. Von Tachau aus fanden hussitische Eroberungen in der benachbarten Oberpfalz und in Bayern statt. In der anschließenden wechselvollen Geschichte war Tachau wieder in königlichem Besitz; nach einer weiteren erfolgreichen Schlacht gegen ein Kreuzfahrerheer wird in geschichtlichen Quellen am Ende der Hussitenkriege im Jahre 1434 in Tachau wieder die Herrschaft des Heinrich von Metelsko erwähnt, der die Stadt offensichtlich von den Hussiten eingelöst hat. Bereits im Jahre 1421 verschrieb Kaiser Siegmund, König von Böhmen erstmals „dem Heinrich v. Metelsko die Burg Tachau um 1500 Schock Groschen“. Auf ihn folgte im 15. Jahrhundert über drei Generationen hinweg die Herrschaft der Herren von Guttenstein (tschechisch Gutštejn). In diese Zeit gehört auch die Errichtung des Tachauer Franziskanerklosters in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit dem Ziel, die Anhänger von Jan Hus (um 1369-1415) wieder zum katholischen Glauben zu bekehren.

Am 1. September 1492 gab es in Tachau ein großes Feuer, das die ganze Stadt innerhalb der Ringmauern erfasste und wo auch zum ersten Mal das Stadtarchiv mit allen wichtigen Unterlagen vernichtet wurde.[2]

frühe Neuzeit

Ab 1510 war die Stadt unter der Herrschaft des Königs, wurde aber immer wieder verpfändet. Dringender Geldbedarf führte schließlich zum Verkauf königlicher Grenzstädte wie Pfraumberg oder Tachau, so dass die Gemeinde und die Tachauer Stadtbürger zum Ende des 16. Jahrhunderts ihre Stadt für 30000 Schocke der Meißner Groschen als Pfand für die Dauer von 35 Jahren übernahmen und als freie und unabhängige Bürger verwalteten. In dieser Zeit gewann auch der Protestantismus in der Stadt zunehmend Anhänger.

Die Chronisten berichten in den folgenden Jahren von zahlreichen Katastrophen in der Stadt. Am 1. Mai 1536 wurden wiederholt weite Teile der Stadt von einem Brand erfasst. Im Jahre 1544 ereignete sich eine Heuschreckenplage. Am 5. Oktober 1558 gab es erneut eine Brandkatastrophe, die 130 Häuser samt Kirche und Schloss traf. Auch hier wurden die Briefsachen vernichtet, so dass es nur sehr wenige Dokumente aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg gibt. Der Brand am 21. April 1611 vernichtete 65 Häuser und forderte sieben Menschenleben.[2]

Dreißigjähriger Krieg

Nach der Beteiligung am Ständeaufstand zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs verlor Tachau alle Privilegien und wurde zu einer Provinzstadt. Wegen der Teilnahme an der Bewegung gegen die Habsburger wurde die Stadt 1623 mit allen Gütern an Baron Johann Philipp Husmann (in tschechischen Texten: Jan Filip Husman z Namédy) verkauft, der als neuer Erbherr auch die Gegenreformation durchführen musste, was nur mühsam gelang. Die Teilnahme am Ständeaufstand gegen die Habsburger hatte für die Stadt katastrophale wirtschaftliche Folgen. Die Bürger der Stadt mussten eine hohe Geldstrafe aufbringen. Erst 1625 kehrte die Bürgerschaft Tachaus zur katholischen Kirche zurück und erklärte der neuen Herrschaft formal ihre Untertänigkeit. Die barocke Mühle, die zur Zeit der Herrschaft Husmann im Jahre 1645 errichtet wurde, gehört heute zu den rekonstruierten Denkmälern der Stadt.

Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Stadt wiederholt von schwedischen Truppen angegriffen und geplündert. Nach einem Überfall im September 1647 blieb die Stadt bis zum Abschluss des Westfälischen Friedens am 24. Oktober 1648 besetzt. Auch Jahre später hatte sich die Stadt wirtschaftlich nicht erholt; das Steuerbuch von 1654 vermittelt eindrucksvoll die ärmlichen Verhältnisse in der Stadt, die damals noch aus 95 bewohnten Häusern bestand.

Österreichische Zeit

historische Stadtmauer

Die Töchter Husmanns verkauften 1664 einen Großteil der Herrschaft an Jan Anton Losy von Losinthal, dem 1654 der Titel eines Reichsgrafen verliehen worden war. Als neuer Herrschaftsbesitzer hatte er den schon von Husmann begonnenen Bau der Klosterkirche in Heiligen (tschechisch: Světce) zu finanzieren. Die alte Tachauer Burg wurde in eine Barockresidenz umgebaut. Ebenso wurden die Geldmittel für den aufwändigen Umbau des Tachauer Franziskanerklosters am Ende des 17. Jahrhunderts bereitgestellt.

Wertvolle Informationen über die Herrschaft Tachau enthält das Theresianische Kataster, das 1757 in Tachau 3954 Angehörige der Pfarrgemeinde ausweist, davon in der Stadt Tachau selbst 1263 Personen. Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) unter dem auch Tachau litt, wurde 1770 mit der Nummerierung der Häuser begonnen, wobei mehr als 400 Häuser gezählt wurden.

Die Herren Losy von Losinthal besaßen die Herrschaft Tachau über drei Generationen, bis die Familie 1781 ausstarb. Reichsgraf Joseph-Niklas zu Windisch-Graetz kaufte dann am 12. Mai 1781 die Herrschaft Tachau von der Witwe des letzten Nachkommens Adam Philipp Losy für 250.000 Goldstücke und eine jährliche Witwenrente. Tachau wurde Sitz der Familie Windisch-Graetz, u. a. mit den Gütern Kladruby, Steken und Mladejovice. Bereits 1574 hatte die Familie das Inkolat in Böhmen erhalten und wurde 1658 in den Grafenstand und 1804 in den Fürstenstand erhoben. Sohn Alfred I. zu Windisch-Graetz, Erbe von Tachau, schlug 1848 als österreichischer Feldmarschall den Aufstand in Prag und den Wiener Oktoberaufstand nieder.

Auf ihn folgten in Tachau sein Sohn Alfred II. zu Windisch-Graetz (1819-1876), ebenfalls österreichischer General, sowie dessen Sohn Ludwig Alfred III. zu Windisch-Graetz (1851-1927), der von 1893 bis 1895 auch das Amt des österreichischen Ministerpräsidenten innehatte. Ein Großteil des Tachauer Großgrundbesitzes ging Anfang des 20. Jahrhunderts im Wege der männlichen Erbfolge an dessen Neffen Ludwig Aladar, aus dem ungarischen Zweig der Familie, das restliche Vermögen wurde auf seine Töchter aufgeteilt. 1945 erfolgte dann die staatliche Beschlagnahme aller Güter.

Schloss

In die Zeit der Herrschaft der Familie Windisch-Graetz fällt unter anderem der völlige Umbau des Tachauer Schlosses im klassizistischen Baustil, womit bereits 1787 begonnen wurde. Im nahegelegenen Stadtteil Heiligen (tschechisch: Světce) plante Alfred I. zu Windisch-Graetz anstelle der Klosterkirche ein großes Schloss, wobei diese Planung niemals zu Ende geführt wurde. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war anstelle der barocken Klosterkirche ein nur in den Ausmaßen beeindruckendes Bauwerk mit neuromanischer Fassade und Türmen entstanden. Nach dem Tod des Fürsten Alfred I. zu Windisch-Graetz führte sein Sohn die Arbeiten am Schloss nicht weiter fort, so dass das Gebäude in den nächsten Jahrzehnten zunehmend verfiel. Erhalten geblieben ist aber die benachbarte monumentale Reithalle. Die 1859 fertig gestellte zweitgrößte Reithalle Europas wurde inzwischen restauriert und dient heute als Aufführungsort der bayerisch-böhmischen Festspiele im Rahmen des Kultursommers Bärnau–Tachov auf tschechischer Seite.

Die wirtschaftliche Situation der Stadt Tachov im Egerland verbesserte sich besonders ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1850 wurden in verschiedenen Häusern am Tachauer Marktplatz staatliche Ämter eingerichtet, etwa das Justizamt oder das Bezirksamt, und 1895 wurde die Stadt nach der Eröffnung der Lokalbahn Plan–Tachau auch Bahnstation. Bereits ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich eine bescheidene Industrie.

Jahrhundertwende

Die Kreisstadt Tachau ist besonders in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zu einer Kleinstadt gewachsen. Etwa 400 neue Häuser wurden errichtet und im Jahre 1930 wurden 7075 Einwohner erreicht.

Die holzverarbeitende Industrie, die bis zum Jahre 1790 zurückverfolgt werden kann, gewann immer größere Bedeutung. In den Werkstätten wurden besonders Holzknöpfe gedrechselt. Bis zum Jahr 1929 entstanden in Tachau zwölf holzverarbeitende Betriebe, die neben der Produktion von Holzknöpfen auch Perlmutt verarbeiteten.

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Tachau dieser Industriezweig, der Knöpfe aus Perlmutt herstellte. Holz- und Perlmutt-Produkte aus dem Kreis Tachau, sowie seit den 1930er Jahren auch Erzeugnisse aus dem Kunststoff Galalith wurden an ein fast weltweites Kundennetz verkauft. Einige Ausstellungsstücke sind auch heute noch im Tachauer Heimatmuseum - im Gebäude des ehemaligen Franziskanerklosters - zu besichtigen.

ehem. Franziskanerkloster

Die Produktion von Knöpfen aus Holz und Perlmutt erfolgte aber nicht nur in den Tachauer Betrieben. Das sogenannte „Perlmuttern“ war ein verbreiteter Nebenerwerb in der gesamten Gegend rund um Tachau. Damals standen in vielen Häusern Drehbänke mit Fußantrieb. Firmen in Tachau und später auch in Galtenhof lieferten den Einwohnern Perlmutt, den diese zu Hause verarbeiteten. Diese Heimarbeit war anstrengend und wurde nur schlecht bezahlt. Ein Teil der Arbeiter drehte aus dem Perlmutt Knöpfe in verschiedener Größe, andere bohrten die Knopflöcher (das sogenannte Löcheln), zuletzt wurden die fertigen Knöpfe auf Karten genäht, die zum Verkauf bestimmt waren.

Nach 1945 siedelte sich die Perlmuttindustrie im bayrischen Bärnau, etwa 15 Kilometer westlich, an. Die Stadt Bärnau wird bis heute als Knopfstadt Bärnau bezeichnet; hier befindet sich auch das Deutsche Knopfmuseum.

Von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung von Tachau war im Jahr 1897 die Errichtung einer Tabakfabrik. 1939 wurden jährlich neun Millionen Zigarren und 450 Millionen Zigaretten erzeugt und etwa 400 Menschen fanden Arbeit.

Tschechoslowakische Zeit

Folge des I. Weltkriegs war 1918 der Zerfall der österreich-ungarischen Monarchie und die Gründung der ersten tschechischen Republik. Die anschließende Bodenreform wirkte sich auch auf den Großgrundbesitz der Familie Windisch-Graetz in Tachau aus.

In zweisprachig abgefassten, amtlichen Zählbögen wurde die Tachauer Bevölkerung am 16. Februar 1921 erstmals wieder erfasst. Bis zum Beginn der 1930er Jahre wurden in Tachau 6825 Einwohner gezählt, davon 6251 Deutsche, 448 Tschechen und 126 mit anderer Nationalität.

Die Multinationalität in der neu gegründeten, jetzt tschechisch dominierten Republik hat das Zusammenleben zwischen Tschechen und Deutschen in den folgenden Jahren auch im Sudetenland mit seiner ganz überwiegend deutschen Bevölkerung entscheidend geprägt. Persönlichkeiten, wie etwa Ludwig Czech, der langjährige Vorsitzende der deutschen Sozialdemokraten (DSAP), bemühten sich zwar maßgeblich um eine integrative Politik und eine konstruktive Mitarbeit in der jungen tschechoslowakischen Republik, die sich letztlich aber nur in begrenztem Maße entwickelte. Die Gründe sind bis heute stark umstritten. Entscheidenden Einfluss hatte aber nicht zuletzt die Weltwirtschaftskrise zu Beginn der 1930er Jahre, von der die deutschen Gebiete besonders betroffen waren. Von einer Million Arbeitslosen waren zwei Drittel Deutsche.

Poststempel 1940

Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es auch in Tachau zahlreiche Anhänger dieser Ideologie, was sich nicht zuletzt in den Wahlergebnissen widerspiegelte. Am 12. Juni 1938 erhielt in Tachau die Sudetendeutsche Partei unter der Führerschaft des späteren Reichsstatthalters und Gauleiters Henleins 3.694 Stimmen, die deutschen Sozialdemokraten kamen noch auf 425, die Kommunisten auf 58 Stimmen. Heftige Auseinandersetzungen gipfelten in Schießereien mit zwei Toten auf dem Tachauer Marktplatz. Nach dem Münchener Abkommen marschierten am 10. Oktober 1938 deutsche Truppen in Tachau ein; Angehörige der NSDAP übernahmen danach die entscheidenden Positionen in der Stadtverwaltung, so wie im gesamten Reichsgau Sudetenland und die Stadt wurde Sitzgemeinde des deutschen Landkreises Tachau.

In der Nacht des 10. November 1938 brannte die Tachauer Synagoge und die Feuerwehr wurde gehindert, den Brand zu löschen. Am 2. Dezember 1938 erging die „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden in den sudetendeutschen Gebieten“ (vgl. Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden). Wenige Wochen später, am 27. Dezember 1938 wurden auch hier die Nürnberger Gesetze eingeführt. Nach einer Veröffentlichung in einem Forschungsprojekt der Ruhr-Universität Bochum aus dem Jahre 2002 wurden bei der Volkszählung des Deutschen Reiches im Reichsgau Sudetenland am 17. Mai 1939 nur noch 2300 Personen jüdischen Glaubens ermittelt, von ursprünglich etwa 27.000 Juden im Jahre 1930. Vielen politisch Verfolgten und Juden gelang die Flucht; ins westliche Ausland flüchteten schätzungsweise 30.000 Personen aus den Sudetengebieten, aus Tachau allein 250 Juden nach Amerika und England, aber eine große Zahl von Menschen kam ums Leben. Der Platz der Synagoge in der ehemaligen Judengasse ist bis heute unbebaut geblieben. Auch der jüdische Friedhof der Stadt, sowie weitere in Dlouhý Újezd (Langendörflas) und Nové Sedliště (Neu-Zedlisch) sind Hinweise auf die ehemaligen jüdischen Gemeinden in Tachov und seiner Umgebung.

Im Zweiten Weltkrieg waren aus Tachau weit mehr als 500 Kriegstote und Vermisste zu beklagen. Die Stadt erlebte im II. Weltkrieg auch Todesmärsche von Gefangenen in das nahegelegene Konzentrationslager Flossenbürg. In der nächsten Umgebung der Stadt befindet sich heute als Gedenkstätte der Grabhügel für die 232 Opfer des Todesmarsches im Zweiten Weltkrieg.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Tachau von der amerikanischen Luftwaffe angegriffen, wobei die Zerstörung der Waffenfabrikation in der ehemaligen Tabakfabrik im Vordergrund stand. Während des Krieges wurde hier für die Rüstung produziert. Am 14. Februar 1945 erfolgte ein schwerer Fliegerangriff, der 57 Todesopfer forderte. In den folgenden Tagen gab es weitere Tieffliegerangriffe, die weiteren 12 Menschen das Leben kosteten. Tachau wurde am 2. Mai 1945 gegen 17 Uhr 30 durch Amerikaner besetzt. Bereits seit dem 29. April wurde die Stadt beschossen in der sich noch 10 bis 15 Soldaten aufhielten. Der Beschuss der Stadt dauerte noch bis zum 5. Mai des Jahres, allerdings von deutscher Seite aus.[3]

Eine bedeutende Folge des Weltkriegs war die zwangsweise Aussiedlung der deutschböhmischen Bevölkerung aus Tachau aufgrund internationaler Konventionen. Aufgrund der Beneš-Dekrete wurde offiziell der Anteil der deutschböhmischen Bevölkerung, der sich nicht gegen die Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nationalsozialisten ausgesprochen hatte, enteignet und ausgesiedelt. In 20 registrierten Transporten wurden von März bis Oktober 1946 aus dem Tachauer Raum mehr als 23.500 Männer, Frauen und Kinder aus ihren Heimatorten vertrieben und zwangsweise in die alliierten Besatzungszonen Deutschlands ausgesiedelt. Bei vielen blieb die Tachauer Tabakfabrik als Internierungs- und Aussiedlungslager im Jahre 1946 in Erinnerung. Die Stadt Weiden in der Oberpfalz übernahm 1956 die Partnerschaft über die vertriebenen Deutschböhmen des Heimatkreises Tachau. In Weiden gibt es im Kulturzentrum auch ein Tachauer Heimatmuseum.

Marktplatz

Bei den ersten Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1946 siegte die Kommunistische Partei im Kreisgebiet Tachov deutlich. Die Neubesiedelung der Städte und Gemeinden im Kreisgebiet begann im Jahre 1947. Die ersten Einwanderer aus der Ukraine und Rumänien siedelten sich ab dem Jahre 1947 an. Im Jahre 1948 begann die Kollektivierung der Landwirtschaft und die Bewirtschaftung durch landwirtschaftliche Einheitsgenossenschaften. Im Laufe der Jahre entstanden auch neue Produktionsbetriebe.

1960 wurde Tachov Verwaltungszentrum des ehemaligen Landkreises Tachov. Zu den bedeutendsten Baudenkmälern im Zentrum der Stadt (heute zur Denkmalschutzzone erklärt) gehören u. a. die gotische Kirche Mariä Himmelfahrt, die restaurierte Mühle aus der Zeit der Herrschaft Husmann oder Teile der Stadtmauer aus dem 13./14. Jahrhundert. Das ehemals Windisch-Graetz'sche Schloss ist heute u. a. Sitz von Teilen der Stadtverwaltung. Es verfiel zunächst nach dem Krieg, so dass 1968 sogar der Abriss beschlossen wurde. Nachdem dieser Beschluss aufgehoben worden war, begann bereits ein Jahr später die Restaurierung des Gebäudes. Außerhalb der innerstädtischen Denkmalschutzzone liegt das ehemalige Franziskanerkloster (heute Kreismuseum) sowie ein Denkmal, das an die siegreiche Hussitenschlacht im Jahr 1427 erinnert. 1971 begann der Bau der Trinkwassertalsperre Lučina westlich der Stadt im Bereich der Ortschaft Lučina. Die Stadt verfügt heute über ein umfangreiches Sportareal mit Hallenbad, Eisstadion, Fußball- und Tennisplätzen und ist an eine lokale Eisenbahnlinie sowie die in etwa zehn Kilometer Entfernung liegende Autobahn Richtung Prag angeschlossen.

Nach Reformversuchen während des sog. Prager Frühlings im Jahre 1968 brachte erst die Samtene Revolution im Jahre 1989 eine deutliche Veränderung im politischen System der Tschechischen Republik und beendete die langjährige kommunistische Regierungszeit. Diese grundlegende Änderung kennzeichnet auch die heutige wirtschaftliche Entwicklung der Region Tachov im Mittelpunkt Europas und nahe der deutschen Grenze. Im östlich gelegenen Industriebereich der Stadt haben sich Betriebe für Elektroteile, Maschinenbau, Kunststoff- oder Holzverarbeitung angesiedelt.

Restaurierte Häuser am Markt

Unter dem Schlagwort Geschichte & Kultur (er)leben in Bayern und Böhmen finden inzwischen die bayerisch-böhmischen Festspiele an der Goldenen Straße statt. Aufführungsorte sind auf deutscher Seite die Stadt Bärnau, auf tschechischer Seite die Reithalle in Světce (Tachov). Eine zweisprachige Premiere der Geschichte des braven Soldaten Schwejk nach dem Roman von Jaroslav Hašek stand 2006 auf dem Programm.

Die Einwohnerzahl von Tachov stieg von 4072 im Jahr 1948 auf 8061 im Jahr 1968 und hat heute knapp 13.000 erreicht.

Sehenswürdigkeiten

  • Stadtbefestigung mit gut erhaltener Stadtmauer und Türmen aus dem frühen 14. Jahrhundert
  • Tachauer Schloss
  • Standort des 1616 zerstörten Dominikanerkloster Tachov
  • Franziskanerkloster Tachov - heute Kreismuseum
  • Erzdekanatskirche aus dem 15. Jahrhundert
  • Kirche St. Wenzeslaus
  • Reithalle sowie Ruinen des ehem. Paulanerklosters und Schlosses im Stadtteil Světce

Ortsteile

Zur Stadt Tachov gehören die Ortschaften Bíletín (Büleding), Malý Rapotín (Kleingropitzreith), Mýto (Mauthdorf), Oldřichov (Ullersreith), Světce (Heiligen), Velký Rapotín (Großgropitzreith) und Vítkov (Wittingreith).

Söhne und Töchter der Stadt

  • Johann Teufel (erste Hälfte 15. Jahrhundert), erster lutherischer Prediger der Gegend
  • Franz Joseph Dollhopf (um 1655-1743), Magister der Philosophie, Tenorist und Organist in Prag
  • Elias Dollhopf (1703-1773), böhmischer Maler
  • Franz Rumpler (1848-1922), Maler und Professor an der Akademie für bildende Künste in Wien
  • Reinhold Dollhopf (1875-1963), Architekt
  • Peter Kurzeck (*1943), deutscher Schriftsteller

Literatur

  • Zdeněk Procházka: Tachov město, Historicko-turistický průvodce. 1997. ISBN 80-901877-4-9
  • Arbeitskreis Tachauer Heimatbuch (Hrsg.): Tachau. Geschichte einer Stadt in Böhmen in Wort und Bild. 1994
  • Josef Schmutzer: Tachau, eine deutsche Stadt in Böhmen. Eine Dokumentation. Weiden 1970
  • Franz Schuster: Tachau - Pfraumberger Heimat, Weiden 1962
  • 600-Jahr-Feier Tachau, 1329-1929, Tachau 1929

Weblinks

 Commons: Tachov – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. a b c Franz Schuster: Tachau - Pfraumberger Heimat, Weiden 1962, Seite 59
  3. Franz Schuster: Tachau - Pfraumberger Heimat, Weiden 1962, Seiten 63-64

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