Territorialabtei Wettingen-Mehrerau

Territorialabtei Wettingen-Mehrerau
Territorialabtei Wettingen-Mehrerau
Abtei Mehrerau – Blick vom Gebhardsberg
Abtei Mehrerau – Blick vom Gebhardsberg
Lage OsterreichÖsterreich Österreich
Koordinaten: 47° 30′ N, 9° 43′ O47.5036888888899.720575Koordinaten: 47° 30′ 13″ N, 9° 43′ 14″ O
zisterziensisch seit 1090
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1806
Jahr der Wiederbesiedlung 1854
Kongregation Mehrerauer Kongregation
Territorialabtei Wettingen-Mehrerau
Basisdaten
Staat Österreich
Kirchenprovinz Immediat
Abt Anselm van der Linde OCist[1]
Emeritierter Abt Kassian Lauterer OCist
Fläche 1 km²
Einwohner 397 (31.12.2007 / AP 2009)
Katholiken 370 (31.12.2007 / AP 2009)
Anteil 93,2 %
Ordenspriester 27 (31.12.2007 / AP 2009)
Katholiken je Priester 14
Ordensbrüder 39 (31.12.2007 / AP 2009)
Ordensschwestern 35 (31.12.2007 / AP 2009)
Ritus Zisterzienserritus und Römischer Ritus
Liturgiesprache Deutsch und Latein
Kathedrale Abteikirche Wettingen
Website www.mehrerau.at

Die Territorialabtei Wettingen-Mehrerau (lat.: Abbatia territorialis Beatae Mariae Virginis de Maris Stella et de Augia Majore) ist ein Zisterzienserkloster mit Sitz bei Bregenz (Vorarlberg). Aufgrund der Sonderstellung von Wettingen-Mehrerau als Territorialabtei ist ihr Abt Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz.

Der Abt trägt den Titel Abt von Wettingen und Prior von Mehrerau; er steht der Zisterzienserkongregation von Mehrerau als Praeses natus vor.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wappen
Sanatorium erbaut 1923 von Clemens Holzmeister

Ursprünglich wurde das Kloster von Graf Ulrich X. von Bregenz in Andelsbuch im Bregenzerwald an Stelle einer Einsiedelei gegründet. 1083 wurden Benediktiner aus dem Kloster Petershausen (Konstanz) dort angesiedelt. 1090 erfolgte der Umzug ans Seeufer bei Bregenz und am 27. Oktober 1097 erfolgte durch Bischof Gebhard III. von Konstanz die Grundsteinlegung der neuen St. Petrus und St. Paulus geweihten Kirche. 1125 war der Kirchenbau im Kloster „St. Peter in der Au“ abgeschlossen und die Kirche wurde geweiht. 1806 erfolgte die Säkularisation durch die bayrische Regierung.[2] Im Zuge des Investiturstreites in Schwaben bzw. im Bodenseegebiet wurde die Mehrerau 1245 in den Kämpfen zwischen Papsttum und Kaisertum von den Anhängern Kaiser Friedrichs II. ausgeplündert und niedergebrannt. Die Auflösung der Abtei ging mit besonderer Rücksichtslosigkeit vor sich: Viele Gebäude wurden vollständig abgerissen und die Bibliothek in alle Winde zerstreut.

Während der Appenzellerkriege (1401–1429) wurde die Mehrerau hingegen nicht in große Mitleidenschaft gezogen und auch während des Schwedenkrieges, der die Stadt Bregenz 1647 aufs schwerste heimsuchte, wurden die Konventgebäude zwar geplündert, aber nicht beschädigt.[3]

Unter Abt Gebhard Raminger (1582–1616) wurde das ganze Klostergebäude renoviert und der prächtige Bibliothekssaal erbaut. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts konnte das Kloster durch Schenkungen der Montforter Grafen (Nachfolger der Grafen von Bregenz) seinen Besitz vergrößern und anstelle der früheren romanischen Basilika von 1740 bis 1743 durch den Vorarlberger Barockbaumeister Franz Anton Beer einen Klosterkirchenneubau errichten lassen.

1805 kam Bregenz zum Königreich Bayern und das Kloster wurde aufgehoben. Das Kloster wurde geplündert, die prachtvolle barocke Kirche zerstört und die Konventgebäude als Fabrik und Kaserne adaptiert.

Erst nach 1850 wurde das Kloster wieder besiedelt und mit Genehmigung von Kaiser Franz Joseph wurde es zur Zuflucht der Zisterzienser des Klosters Wettingen im Kanton Aargau in der Schweiz, das 1841 geschlossen worden war. Am 18. Oktober 1854 wurde die Abtei unter dem Namen „Wettingen-Mehrerau“ eröffnet.

Im 19. Jahrhundert fiel Mehrerau eine Schlüsselrolle beim Wiedererstarken des Zisterzienserordens zu. Wettingen war zunächst Mitglied der Schweizerischen, dann der Österreichischen Kongregation. 1888 lösten sich Wettingen und die Abtei Marienstatt von der Österreichischen Kongregation und bildeten gemeinsam mit den Schweizer Frauenklöstern, die Wettingen-Mehrerau unterstellt waren, die Mehrerauer Kongregation. Von ihr gingen Neugründungen in Sittich (Slowenien) und Mogila (Polen) aus.

1919 kaufte das Kloster die Wallfahrtskirche Birnau und das nahe gelegene Schloss Maurach und betreibt sie bis heute als Priorat. In Mehrerau betreibt das Kloster ein Sanatorium, das als Belegspital betrieben wird, und das Collegium Bernardi, ein Gymnasium mit Internat. Das Kloster ist auch im Bereich der Holz- und Landwirtschaft tätig, so durch einen Klostergutshof, eine Klostergärtnerei, eine Zimmerei sowie eine Tischlerei. Rund um das Kloster Mehrerau ist seit 2009 dem Streuobst ein Obstlehrpfad gewidmet. Auf dem Rundweg werden an 20 Stationen die Streuobstsorten des Unteren Rheintals vorgestellt.[4]

Im Zuge der Diskussion über sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche kamen auch Berichte über zurückliegende Missbrauchsfälle aus den 1950er und -60er Jahren in der Abtei auf. So berichtete der Spiegel Anfang 2010 über häufige Kindesmisshandlungen und Kindesmissbrauch in der Klosterschule Mehrerau. Abt Anselm van der Linde trat für Aufklärung und Hilfe für die Opfer ein.[5]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Artikel: Anselm van der Linde ist neuer Abt von Wettingen-Mehrerau vom 18. Februar 2009 auf ORDEN online abgerufen am 18. Februar 2009
  2. "Die bewegte Geschichte der Mehrerau", OTS-Presseaussendung, 18. Februar 2009
  3. Geschichte des Benediktinerklosters Mehrerau bis zur Übernahme der Zisterzienser (Karl Heinz Burmeister)
  4. Urlaubsideen rund um den Apfel. Lehrpfad, Museen und Feste. In: Bodensee Ferienzeitung. Ausgabe 2/2009. Südkurier GmbH Medienhaus, Konstanz 2009, S. 6.
  5. http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,680400,00.html

Weblinks


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