Thundern

Thundern
Dänemark Tønder
Wappen fehlt
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Tønder (Dänemark)
DEC
Tønder
Tønder
Basisdaten
Staat: Dänemark
Verwaltungsbezirk: Syddanmark
Kommune (seit 2007): Tønder
Koordinaten: 54° 57′ N, 8° 52′ O54.9427777777788.86388888888897Koordinaten: 54° 57′ N, 8° 52′ O
Einwohner: 7.787 (2009[1])
Postleitzahl: 6270
Partnerstädte: Finnland Närpiö

Island Akranes
Norwegen Bamble
Schweden Västervik

Marktplatz
Marktplatz

Tønder (deutsch Tondern, südjütisch: Tynne, friesisch: Tuner) ist eine Kleinstadt in der Region Syddanmark. Die Stadt liegt an der Vidå (deutsch: Wiedau) in der Nähe der deutsch-dänischen Grenze. Die Stadt hieß vor 1800 Thundern (= umzäunter Strand), im 13. Jahrhundert Tunder, Tundær[2]. Die Tønder Kommune ist seit der 2007 in Kraft getretenen Gebietsreform 1.278 km² groß und hat rund 40.000 Einwohner (davor etwa 12.500).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In der Innenstadt
Fußgängerzone
Rathaus (2007)
Traditionelle Klöppelarbeit aus Tønder (Tønderknipling)

Tønder gehört zu den ältesten Städten auf der Landbrücke zwischen Nord- und Ostsee. Schon 1017 war es in Flensburg als Hafenort bekannt. Im Jahr 1227 waren die Dominikaner und 1238 die Franziskanermönche nach Tønder gekommen und hatten Klöster gegründet. 1243 erhielt die Stadt lübsches Stadtrecht und ist damit heute Dänemarks älteste Rechtstadt. Es war im Mittelalter einer der wenigen Hafenplätze der schleswigschen Westküste. Davon zeugt noch heute das Schiff im Stadtwappen. Wegen der niedrigen Lage wurde die Stadt immer wieder von Sturmfluten heimgesucht, unter anderem 1532 und 1593. Im Jahr 1615 reichte das Wasser bis an die Fenster des Schlosses, 1634 stand es drei Fuß hoch in der Kirche. Es gab in Tønder zahlreiche Brandkatastrophen. Im 16. und 17. Jahrhundert wütete die Pest fünf Mal in der Stadt.

Von großer Bedeutung war bis ins 20. Jahrhundert hinein der Viehhandel, da die Stadt am westlichen Ochsenweg lag. Das am Rand der Handelsstadt gelegene Schloss entwickelte sich zum Verwaltungszentrum eines großen Amtes. Bei der Landesteilung von 1544 wurde Johann der Ältere Landesherr, nach dessen Tod 1581 der Herzog von Gottorf, bis die Teilung 1713/21 aufgehoben wurde.

Durch Landgewinnungen an der Westküste verlor die Stadt ihren Zugang zum Meer und damit einen erheblichen Teil ihrer wirtschaftlichen Bedeutung. Im 17. Jahrhundert blühte das Spitzenklöppeln als wichtiger Wirtschaftszweig auf. 1788 wurde die Stadt Standort des ersten Lehrerseminars im Lande.

Im 19. Jahrhundert geriet die Stadt in den Sog des deutsch-dänischen Konflikts. Die Bürgerschaft war mehrheitlich deutsch gesinnt und schloss sich im Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848–1851) der schleswig-holsteinischen Seite an. Nach Wiederherstellung des Gesamtstaates unter der dänischen Krone behielt Tønder seine administrativen Funktionen. Die Sprachreskripte, welche die dänische Sprache trotz offizieller Gleichberechtigung gegenüber der deutschen bevorzugten, heizten den Konflikt weiter an.

Nach dem Krieg 1864 gehörte die Stadt bis 1920 zu Preußen bzw. ab 1871 zum Deutschen Reich. Sie war Sitz eines Landkreises, geriet aber wirtschaftlich mehr und mehr ins Abseits. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Tønder Stützpunkt für Militärluftschiffe und Zeppeline. Seit 1868 war es mit der Hauptbahn HamburgFredericia über eine Nebenbahn nach Tinglev verbunden. 1887 wurde es Knotenpunkt an der Marschbahn von Hamburg zur dänischen Grenze und nach Esbjerg und wurde über die bald darauf errichtete Nebenbahn nach Højer Sluse Umsteigeort für Reisende nach Sylt.

Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Tønder wegen der En-Bloc-Regel für die I. Zone bei der Volksabstimmung an Dänemark, obwohl 77 Prozent der Stimmberechtigten für einen Verbleib beim Deutschen Reich stimmten (Details im Artikel Nordschleswig). Auch in den Folgejahren hatten die deutschen Parteien die Mehrheit im Stadtrat. Bis 1945 war die Stadt zweisprachig beschildert. Kurz nach der Etablierung der dänischen Verwaltung wurde Tønder Standort einer Garnison.

Nach Ende der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg schwand die politische Bedeutung des deutschen Bevölkerungsteils erheblich. Die Grenzlage behinderte die Entwicklung der Stadt. Dennoch siedelten sich einige Unternehmen an. Auch die Bedeutung des Tourismus nahm zu. Trotz der Verbesserung des grenzüberschreitenden Verkehrs wurde die Lage Tønders gegen Ende des 20. Jahrhunderts zusehends schwieriger. 1989 schloss das Lehrerseminar seine Pforten, 2002 auch die Kaserne und im Folgejahr das Krankenhaus, das jedoch inzwischen als Privatklinik wieder ausgebaut wird.

Gebietsreformen

1970 wurden die Umlandgemeinden Møgeltønder, Abild, Hostrup und das Landkirchspiel Tønder eingemeindet.

Seit 2007 ist Tønder administratives Zentrum der Kommune Tønder Kommune, die den westlichen Teil Nordschleswigs enthält und über 40.000 Einwohner zählt. Die Großkommune entstand aus der Fusion der Kommunen Tønder, Højer, Bredebro, Skærbæk, Nørre-Rangstrup und Løgumkloster.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Christkirche zu Tønder
  • Altstadt mit zahlreichen gut erhaltenen Patrizierhäusern vor allem aus dem 17. und 18. Jahrhundert
  • Christkirche, spätgotisch, erbaut 1592, zahlreiche Epitaphien
  • Museum, sowohl stadtgeschichtliche Sammlung als auch ein bedeutendes Kunstmuseum
  • Wasserturm, zum Museum gehörig, Ausstellung für Stuhl-Design (Wegner)
  • Zeppelinmuseum, an der Luftschiffbasis des Ersten Weltkriegs
  • Klöppelmuseum, in der Westerstraße (Fußgängerzone)
  • Kaakmann auf dem Marktplatz (Kaakmann wurde früher in dieser Gegend der städtische Büttel genannt und Kaak war der Schandpfahl)
Wasserturm

Ein kultureller Höhepunkt der Stadt ist das alljährlich am letzten Wochenende im August stattfindende internationale Folk-Festival - das Tønder Festival. Es ist das größte Festival dieser Art in Europa.

Eine weitere Attraktion ist die Möglichkeit der Eheschließung, die mit weniger Formalia als in Deutschland auch mit ausländischen Partnern möglich ist, aber EU-weit anerkannt werden muss. Ende des 19. Jahrhunderts hielt die Stadt den Weltrekord der meisten Gaststätten pro Einwohner.

Tønder hat ein Gymnasium mit einer dänisch-deutschen Europaklasse, die deutsche Ludwig-Andresen-Schule, einen deutschen Kindergarten, eine Kommunalbücherei und eine deutsche Bibliothek. Für den deutschen Teil der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde arbeitet ein deutscher Pastor.

Für weitere Sehenswürdigkeiten in der Kommune Tønder siehe die Artikel Abild, Hostrup, Møgeltønder und Ubjerg.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

An der Grenze südlich von Tønder endet die Bundesstraße B 5, die in Dänemark als Fernstraße A 11 weitergeführt wird. Weitere wichtige Fernstraßen sind die A 8 nach Sønderborg mit Anschluss nach Flensburg in Kruså sowie die Straßen nach Kolding und Aabenraa. Die Busverbindungen in Ost-West-Richtung sind ziemlich spärlich.

Die 1981 stillgelegte und 2001 wiedereröffnete Eisenbahnlinie nach Niebüll wird von der Nord-Ostsee-Bahn betrieben. Die Bahn in Richtung Ribe und Esbjerg wird nicht mehr von der DSB, sondern seit 2002 von der Arriva befahren. Die bereits 1868 eröffnete Querverbindung zur Ostbahn HamburgFredericia nach Tinglev wurde 1974 eingestellt und diente seither fast nur noch als Museumsbahn. Ab dem Bahnhof Tønder Øst ist die Strecke gesperrt. Von der Bahnstrecke Tønder–Højer Sluse, die bis zum Bau des Hindenburgdamms die Hauptverbindung vom Festland nach Sylt darstellte, sieht man heute nur noch Dämme.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Städtepartnerschaften

Literatur

  • Carsten Erich Carstens: Die Stadt Tondern. Eine historisch-statistische Monographie. Verlag von F. Dröhse, Tondern 1861
  • Ludwig Andresen: Geschichte der Stadt Tondern bis zum dreißigjährigen Krieg. Verlag Heimat und Erbe, Flensburg 1939
  • Ludwig Andresen: Beiträge zur neuen Geschichte der Stadt Tondern. Verlag Heimat und Erbe, Flensburg 1943
  • Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig: 750 Jahre Stadt Tondern 1243-1993. Verlag der HAG, Apenrade 1993, ISBN 87-87301-00-8
  • Britta Bargfeldt: Die deutsche Volksgruppe und der Nationalsozialismus - am Beispiel der Stadt Tondern in den dreißiger Jahren, in: Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig. Heft 78,S. 9-109. Verlag der HAG, Apenrade 2003, ISBN 87-87301-03-2
  • Hans Bock: Die Marschbahn von Altona nach Westerland. Boyens, Heide 1989, ISBN 3-8042-0458-9.
  • Hågen Kiil: Die Christkirche Tondern. Tønder Menighedsråd/Lokalhistorisk Arkiv, Tondern 1992
  • Günter Weitling: Deutsches Kirchenleben in Nordschleswig seit der Volksabstimmung 1920. Hg. vom Bund Deutscher Nordschleswiger und Archiv/Historische Forschungsstelle der deutschen Volksgruppe, Apenrade 2007, ISBN 978-87-991948-0-3
  • Claus Eskildsen: Tønder 1243-1943. Guldhorn, Tondern 1943
  • W.Christiansen / Ingolf Haase: Nystaden. Billeder fra det gamle Tønder. Forlaget Neffen, Tondern 1986, ISBN 87-88995-04-6
  • Henrik Becker-Christensen: Byen ved grænsen. Tønder 1920-1970. Institut for Grænseregionsforskning, Apenrade 1993, ISBN 87-87637-85-5 (dänisch)
  • Ingolf Haase, Tønder Menighedsråd: Kristkirken 1592-1992. Christo Salvatori Sacrum. Tondern 1992, ISBN 87-982957-8-3 (formal falsche ISBN) (dänisch)
  • Hans Christian Christensen, Magnus Lorentzen: Dengang i Tønder. Sorgenfri Tryk, Tondern 1997, ISBN 87-90476-03-8 (formal falsche ISBN) (dänisch)

Weblinks

Einzelnachweise

54.9427777777788.86388888888897Koordinaten: 54° 57′ N, 8° 52′ O


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