- Fürstentum Minden
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Territorium im Heiligen Römischen Reich
Fürstentum Minden Wappen Karte Fürstentum Minden Anfang 18. Jahrhundert, zeitgenössische Karte Entstanden aus bis 1648: Hochstift Minden Heutige Region/en DE-NW Reichstag Reichsfürstenrat: 1 Virilstimme auf der weltlichen Bank Reichskreis niederrheinisch-westfälisch Hauptstädte/Residenzen Minden Dynastien Brandenburg-Preußen Konfession/Religionen römisch-katholisch Sprache/n Deutsch Aufgegangen in 1807: Königreich Westphalen Das Fürstentum Minden war ein weltliches Territorium des Heiligen Römischen Reiches. Es entstand 1648 in Nachfolge des Hochstifts Minden, gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis und war bis zum Ende seines Bestehens 1807 in brandenburgisch-preußischem Besitz. Ab 1719 wurde es gemeinsam mit der angrenzenden Grafschaft Ravensberg in der preußischen Verwaltungseinheit Minden-Ravensberg verwaltet.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Das Fürstentum lag größtenteils nördlich des Wiehengebirges im Mindener Land westlich der Weser. Kleinere Gebiete lagen östlich der Weser und in der Ravensberger Mulde südlich des Wiehengebirges. Im Juli 1806 grenzte das Fürstentum Minden neben der Grenze zu anderen preußischen Gebieten (u.a. die Grafschaft Ravensberg im Süden) an die Grafschaft Schaumburg-Lippe, sowie die Grafschaft Schaumburg (zu Kurfürstentum Hessen) und dessen Exklaven im Norden und das Fürstentum Lippe im Südosten.
Das Gebiet des ehemaligen Fürstentums Minden gehört heute zum Regierungsbezirk Detmold (Ostwestfalen-Lippe) im Bundesland Nordrhein-Westfalen und verteilt sich auf die Kreise Minden-Lübbecke und Herford. In Minden-Lübbecke lag das Gebiet der meisten heutigen Kommunen vollständig im Herrschaftsbereich des Fürstentums, von Preußisch Oldendorf nur die Stadtteile Hedem und Lashorst, von Bad Oeynhausen nur der nördlich der Werre gelegene Teil. Damit ist das Territorium zum Großteil kongruent mit dem heutigen Kreis Minden-Lübbecke. Im Kreis Herford lag das Gebiet der heutigen Kommunen Löhne, die heutigen Bünder Stadtteile Dünne und Spradow, der heutige Herforder Stadtteil Falkendiek, der heutige Vlothoer Stadtteil Uffeln und die nördlich der Werre gelegenen Gebiete der heutigen Gemeinde Kirchlengern dazu.
Geschichte
Das Fürstentum entstand 1648, als gemäß den Bestimmungen des Westfälischen Friedens das lutherische Hochstift Minden säkularisiert und unter die Herrschaft des Kurfürstentums Brandenburg gestellt wurde, um jenes für den Verlust Vorpommerns zu entschädigen, das an Schweden fiel. Die eingesetzte Regierung saß zunächst in Petershagen, ab 1650 vorübergehend und ab 1669 dauerhaft in Minden. Von hier aus wurden ab 1719 das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg durch eine Kriegs- und Domänenkammer zusammen verwaltet (Minden-Ravensberg).[1] Die Verwaltung der Ämter wurde in der Regel Pächtern übertragen, die für Einnahmen aus Abgaben, Akzisen, Zöllen u.a. zu sorgen hatten.[2]
1807 wurde das Territorium von Napoleon I. dem Königreich Westphalen zugeschlagen, was sein Ende der Gebietseinheit darstellte. Im Königreich Westphalen repräsentierte das ehemalige Fürstentum in etwa den Distrikt Minden im Departement der Weser. 1810 fiel der Teil links der Weser und nördlich der Werre unmittelbar an das Kaiserreich Frankreich (als Distrikt Minden im Departement der Oberen Ems). Der westlich der Weser gelegene Teil (ganz oder teilweise u.a. die Kantone Windheim und Hausberge) fielen an den Distrikt Rinteln und mit ihm an das weiterhin westfälische Departement der Leine. 1813/14 kam das Land wieder unter preußische Kontrolle - zunächst als Teil des Zivilgouvernements zwischen Weser und Rhein. Bei der Neugliederung des preußischen Staatsgebietes 1815 wurde das Fürstentum nicht wiederhergestellt, der Titel des Fürsten zu Minden blieb jedoch im Großen Titel der preußischen Herrscher erhalten. Das Gebiet wurde Teil des Regierungsbezirks Minden in der Provinz Westfalen und auf die Kreise Minden, Rahden, Bünde und Herford verteilt.
Gliederung
Das Fürstentum Minden bestand zuletzt aus fünf Amtsbezirken und zwei amtsfreie Immediatstädte. Die Amtsbezirke orientierten sich dabei an den fünf Landesburgen. Jedes der Ämter bis auf das Amt Schlüsselburg war unterteilt in Vogteibezirke oder einzelne Orte. Jeder Vogteibezirk umfasste mehrere Kirchspiele mit ihren Bauernschaften. Zuletzt gliederte sich das Fürstentum wie folgt:
Ämter Landesburg Vogteien amtsfrei keine Stadt Minden, Stadt Lübbecke Amt Hausberge Schalksburg Vogtei Übernstieg, Vogtei Berg und Bruch, Vogtei Gohfeld, Vogtei Landwehr, (zzgl. Flecken Hausberge) Amt Petershagen Schloss Petershagen Vogtei Hofmeister, Vogtei Börde, Vogtei Windheim Amt Rahden Burg Rahden Vogtei Stemwederberg, Vogtei Rahden Amt Reineberg Reineburg bei Lübbecke Vogtei Levern, Vogtei Gehlenbeck, Vogtei Alswede, Vogtei Quernheim, Vogtei Schnathorst, Vogtei Blasheim Amt Schlüsselburg Burg Schlüsselburg - In steuerlicher Sicht war das Gebiet ab etwa 1734 - im Zuge der Bildung Minden-Ravensbergs - in zwei jeweils mehrere Ämter umfassende landrätliche Aufsichtsbezirke eingeteilt, die von jeweils einem Landrat an der Spitze beaufsichtigt wurden. Diese lösten die Vogteien in ihrer Bedeutung, jedoch nicht formal ab und die Drosten wurden zu reinen Ehrenämtern. Im Fürstbistum Minden war ein Landrat (gegen Ende des 18. Jahrhunderts) zuständig für die Ämter Hausberge, Reineberg (mit Ausschluss der Vogtei Levern), Schlüsselburg sowie die Vogtei Windheim (aus dem Amt Petershagen), der andere Landrat für die Ämter Rahden und Petershagen (ohne die Vogtei Windheim) und die Vogtei Levern.[3] Einer der bekanntesten Landräte war Ludwig von Vincke, später Oberpräsident der Provinz Westfalen.
Fürsten
Fürsten zu Minden nach 1648 waren in Nachfolge der Mindener Fürstbischöfe die Oberhäupter des Hauses Hohenzollern gleichzeitig Kurfürsten von Brandenburg und preußische Könige:
- 1648-1688 Friedrich Wilhelm
- 1688-1713 Friedrich III.; ab 1701 als Friedrich I. König in Preußen
- 1713-1740 Friedrich Wilhelm I.
- 1740-1786 Friedrich II.
- 1786-1797 Friedrich Wilhelm II.
- 1797-1807 Friedrich Wilhelm III.
Auch nach dem Ende des Fürstentums führten die Könige von Preußen den Titel Fürst zu Minden, zuletzt Kaiser Wilhelm II. bis 1918.
Wappen
Das Wappen des Fürstentums zeigte die gekreuzten und ihre Barte abwendenden Schlüssel des Heiligen Petrus auf rotem Grund. Petrus war Patron des Bistums und des Mindener Domes. Das Wappen war vor 1648 Wappen des Hochstifts Minden und gelangte nach 1648 in das große preußische Wappen. Bis heute ist es im Wappen vieler Kommunen der Region vertreten, z. B. im Wappen der Stadt Minden. Auch die mittlerweile aufgelösten Kreise Minden und Lübbecke führten die Schlüssel im Wappen. Auch das Wappen des Nachfolgekreises Minden Lübbecke greift dieses alte Symbol wieder auf.
Literatur
- Hans Nordsiek: Das preußische Fürstentum Minden zur Zeit Friedrichs des Großen, Sonderdruck, Kommunalarchiv, Minden 1986, ISBN 3-930222-33-7, und in: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins, Jahrgang 58 (1986), S. 11-102.
- Hans Nordsiek: Vom Fürstbistum zum Fürstentum Minden. Verfassungsrechtliche, politische und konfessionelle Veränderungen von 1550 bis 1650. In: Westfälische Zeitschrift. Bd. 140, 1990, S. 253–273.
- Wilfried Reininghaus: Territorialarchive von Minden, Ravensberg, Tecklenburg, Lingen und Herford, Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, Reihe A, Inventare staatlicher Archive, Das Staatsarchiv Münster und seine Bestände Bd. 5, Münster 2000. ISBN 3-932892-12-7 (Online-Version)
- Bernd-Wilhelm Linnemeier: Jüdisches Leben im Alten Reich. Stadt und Fürstentum Minden in der Frühen Neuzeit. Studien zur Regionalgeschichte 15, Bielefeld 2002. ISBN 3-89534-360-9
Einzelnachweise
- ↑ Georg Galle: Kammer und Kommissariat. Die Entwicklung der Kammer- und Kommissariatsverwaltung in Minden-Ravensberg zur Zeit Friedrich Wilhelm I. Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins, Jahrgang 61 (1989), S. 45-69.
- ↑ Bernd-Wilhelm Linnemeier: Die landesherrliche Domänenwirtschaft und die Amtshäuser des Fürstentums Minden. Untersuchungen zu ihrer Struktur und äußeren Beschaffenheit in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins, Jahrgang 64 (1992), S. 49-80.
- ↑ ArchiveNRW: Minden-Ravensberg, Landräte
Weblinks
- Vom Fürstentum Minden zum Kreis Minden-Lübbecke (PDF-Datei; 966 kB)
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