Wiehltal-Bahn

Wiehltal-Bahn
Wiehltalbahn
Kursbuchstrecke (DB): 240b, 240c, 240e, 240f,
240h, 240m, 240n
Streckennummer: 2680
Streckenlänge: 23,6 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
Aggertalbahn von Dieringhausen
Bahnhof, Station
0,0 Osberghausen
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
0,1 Aggertalbahn von Köln
0,8 Osberghausen Kohlmeyer (Anst)
Haltepunkt, Haltestelle
2,1 Weiershagen
2,5 Osberghausen Kind & Co (Anst)
Brücke über Wasserlauf (groß)
Wiehl
Haltepunkt, Haltestelle
3,9 Bielstein (Rheinland)
Brücke über Wasserlauf (groß)
Wiehl
Haltepunkt, Haltestelle
6,3 Alperbrück
Blockstelle, Awanst, Anst, etc.
6,5 Wiehl RWE (Anst)
Brücke über Wasserlauf (groß)
Wiehl
Bahnhof, Station
8,6 Wiehl
9,4 Wiehl Kotz & Söhne (Anst)
Bergische Patentachsenfabrik Wiehl
Bahnhof, Station
10,9 Oberwiehl
Haltepunkt, Haltestelle
12,7 Remperg-Mühlenau
Bahnhof, Station
15,9 Brüchermühle
nach Wildbergerhütte
Bahnhof, Station
18,0 Denklingen
Abzweig – in Gegenrichtung: nach rechts
Wissertalbahn nach Morsbach
Bahnhof, Station
20,8 Hermesdorf
22,7 Projahn (Anst)
23,6 Waldbröl

Die Wiehltalbahn ist eine 23,6 Kilometer lange eingleisige Nebenbahnstrecke in Nordrhein-Westfalen. Sie verläuft entlang der Wiehl von Osberghausen (an der Aggertalbahn) nach Waldbröl im Oberbergischen Kreis . In Hermesdorf zweigt die Wissertalbahn nach Morsbach ab, die früher bis nach Wissen führte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bahnhofsgebäude von Wiehl

Nachdem das oberbergische Land durch die Aggertalbahn erschlossen wurde, kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in der Region. Hiervon profitierte auch das Wiehltal, was zur Gründung mehrerer Steinbrüche führte. Diese forderten nun ebenfalls eine Bahnanbindung, um die langen Transportwege zu bereits vorhandenen Bahnstrecken einsparen zu können. Die Strecke wurde deshalb in erster Linie für den Transport von Grauwacke gebaut.

Die Wiehltalbahn wurde am 21. April 1897 bis Wiehl und am 15. Dezember 1906 bis Waldbröl eröffnet. 1908 folgte das Teilstück der Wissertalbahn nach Morsbach, das bereits mit der Stadt Wissen verbunden war. Drei weitere Bahnstrecken waren die Bahnstrecke Brüchermühle–Wildbergerhütte (Eröffnung 1910), die bis in die 1960er Jahre in Brüchermühle abzweigte, die Kleinbahn Bielstein–Waldbröl (1915), die bis 1957 (Personenverkehr) und 1966 (Restgüterverkehr) die Bahnhöfe Bielstein und Waldbröl auf einer eigenen, separaten Trasse verband, sowie die schmalspurige Bröltalbahn von Waldbröl nach Hennef (Sieg).

Durch die Wirtschaftsbetriebe kam es nun auch zu einem umfangreichen Pendlerbetrieb auf den Strecken. Allerdings kam es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Niedergang der Steinbruchindustrie. Zudem wurde durch die Individualisierung des Personenverkehrs durch das Auto auch der Personenverkehr auf den oberbergischen Strecken geringer. Bereits 1953 wurde die Bröltalbahn stillgelegt, 1960 die Stichstrecke nach Wildbergerhütte. Der Abschnitt Morsbach–Wissen der Wissertalbahn wurde nach Kriegszerstörungen gar nicht wieder aufgebaut. Auch auf der Wiehltalbahn endete der Personenverkehr bereits im Jahre 1965.

Bahnhofsgebäude von Oberwiehl im Jahr 2004

Der Güterverkehr lief noch bis zu seiner Einstellung am 5. Oktober 1994. Die offizielle Stilllegung der Strecke datiert vom 24. Dezember 1997.

Seit dem 16. November 1998 hat der Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn e. V. die Strecke gepachtet und betreibt sie in Zusammenarbeit mit der WB WiehltalBahn GmbH derzeit zu touristischen Zwecken und im Güterverkehr bis nach Remperg-Mühlenau (neuer Name der Haltestelle Remperg). Ab 2009 soll die Strecke bis nach Waldbröl für den Tourismus genutzt werden. Ziel des Vereins ist eine vollständige Reaktivierung und Eingliederung in das oberbergische ÖPNV-Netz.

Eine andere Nutzung fand im Jahr 2008 statt, als der Zug der Erinnerung vom 7. bis zum 8. März Station im Wiehler Bahnhof machte. Die vorschriftsmäßig geforderten Trassennutzungsgebühren wurden von der Wiehltalbahn als Spenden zurückgeführt[1].

Seit einigen Jahren wird um die Wiederaufnahme eines regelmäßigen Betriebs auf der Wiehltalbahn gestritten. Der Streit wurde durch diverse mehr oder minder sachliche Aktionen beider Seiten begleitet. So bezeichnete der damalige nordrhein-westfälische Verkehrsminister Oliver Wittke die Wiehltalbahn im Jahr 2006 als „Treppenwitz“,[2] und die Junge Union Wiehl fordert zu einem Boykott der Bahnlinie auf.[3] Aufgrund der regelrechten politischen Schlammschlacht hat die Wiehltalbahn mittlerweile deutschlandweit Beachtung erlangt, Artikel über die Bahn und den seit Ende 2008 offiziell beendeten Rechtsstreit fanden sich bereits u. a. in Die Welt, in der taz und in sämtlichen Eisenbahnzeitschriften.

Güterverkehr

Mittlerweile ist die Wiehltalbahn in das Deutschland und Österreich umfassende Ecco-Cargo-Netzwerk einiger Privatbahnen eingebunden. Seit März 2007 wird nach dem Orkan Kyrill in Oberwiehl werktäglich Holz verladen, welches dreimal wöchentlich Richtung Österreich abtransportiert wird.

Rechtsstreit um Stilllegung

Das Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen zielte darauf ab, die gesamte Strecke stilllegen und entwidmen zu lassen. Hierdurch sollten nach Abbau der Bahnanlagen in Waldbröl und Wiehl geplante Straßenbauprojekte verwirklicht werden können. Des Weiteren gibt es mehrere Industriebetriebe, die zur Erweiterung ihrer Betriebsgelände Flächen der Bahntrasse in Anspruch nehmen möchten.

Bei der Einweihung eines Kreisverkehrs in Wiehl im September 2006 erklärte der damalige Landesverkehrsminister Oliver Wittke: „Die weitere Aufrechterhaltung der Museumsbahnstrecke ist ein Hindernis für die weitere Entwicklung in der Stadt Wiehl.“ Dieser Auffassung wurde, insbesondere im Hinblick auf touristische Zwecke und den anlaufenden Güterverkehr, durch den Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn widersprochen.

Am 15. Dezember 2006 wurde das Streckennetz von der Deutschen Bahn offiziell an die Städte Waldbröl, Wiehl und die Gemeinden Morsbach und Reichshof verkauft. Unterstützt wurden die Gemeinden hierbei durch den Landesbetrieb Straßenbau NRW, der zinsfreie Darlehen gewährte. Die Käufer haben am selben Tag die Absicht bekundet, die Strecke endgültig stillzulegen und abzubauen. Die Gemeinde Waldbröl nahm dabei trotz Überschuldung einen von der Kommunalaufsicht nicht genehmigten Kredit auf.

Am 26. Januar 2007 hatte das Verwaltungsgericht Köln zugunsten der RSE Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH entschieden. Das Land NRW wurde verurteilt, eine längerfristige Betriebsgenehmigung zu erteilen, unabhängig vom Bestehen eines Pachtvertrags. Bisher wurde die Betriebsgenehmigung nur um jeweils einen Monat verlängert. Das Gericht betonte in seiner Urteilsbegründung, dass das öffentliche Recht (hier: Erteilung der Betriebsgenehmigung) höher anzusehen sei als das Zivilrecht (hier: ausgelaufener Pachtvertrag). Daraus ergab sich die paradoxe Situation, dass der Betrieb auf der Strecke trotz fehlenden Pachtvertrags erlaubt werden musste.

Im Februar 2007 eskalierte der Streit um die Stilllegung der Wiehltalbahn. In der Presse wurde berichtet, der Bürgermeister von Wiehl, Werner Becker-Blonigen, sowie der 1. Beigeordnete der Stadt hätten anonyme Drohanrufe erhalten.[4] Davon distanzierte sich der Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn umgehend.[5]

Obwohl das Verkehrsministerium in oben genanntem Urteil rechtskräftig zur Erteilung einer Betriebsgenehmigung verurteilt worden war, weigerte es sich zunächst, diese tatsächlich zu erteilen. Die Klägerin (RSE Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH) musste deswegen erneut vor Gericht ziehen und die Betriebsgenehmigung einklagen, die am 28. Februar 2007 vom Verwaltungsgericht Köln durch einstweilige Anordnung ausgesprochen wurde. Am 7. Juli 2008 wies das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster den Revisionsantrag des Landes NRW gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Köln ab. Damit wurde das Urteil vom 26. Januar 2007 rechtskräftig.[6]

Nachdem zwei Wochen zuvor bereits für den Abschnitt Osberghausen–Waldbröl durch das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium eine Betriebsgenehmigung für die nächsten 50 Jahre erteilt worden war, folgte am 2. September 2008 die Betriebsgenehmigung für den Abschnitt Hermesdorf–Morsbach der Wissertalbahn, wo sich der Streit mit der Aufstellung eines nicht genormten Prellbocks durch den Bauhof der Gemeinde Morsbach fortsetzte.

Als die Betriebsgenehmigung vorlag, wurde durch die Gemeinde Reichshof eine Eisenbahnbrücke bei Denklingen aus Sicherheitsgründen gesperrt. Als Begründung wurde durch die Gemeinde angeführt, dass ein Gutachten des Landesbetriebes für Straßenbau einen Brückenwartungsweg aus Holz am Rande der Stahlbrücke als baufällig einstufte. Fußgänger, welche verbotenerweise die Brücke nutzen, könnten dabei zu Schaden kommen. Der Förderkreis hat angekündigt, sich im Bedarfsfall über diese Sperrung hinwegzusetzen, da die Gemeinde angeblich kein Recht zur Sperrung hatte. Hierfür bestehe allerdings zunächst kein Bedarf, da dieser Streckenabschnitt derzeit nicht befahren wird. Das Gutachten eines unabhängigen Gutachters, welches im Auftrag der Wiehltalbahn im Rahmen der üblichen turnusmäßigen Bauwerkskontrolle erstellt wurde, bescheinigt der Brücke zwar Mängel, aber keine Baufälligkeit.

Die Gemeinde Waldbröl hat mittlerweile vom ursprünglich geplanten Straßenkreisverkehr, der auf der Bahnstrecke errichtet werden sollte, Abstand genommen, da aufgrund der oben genannten Gerichtsurteile derzeit keine Einstellung des Bahnbetriebes in Sicht sei. Derzeit wird wieder eine Tunnellösung angestrebt.

Die Gemeinde Wiehl beharrte jedoch weiterhin auf dem Abriss der Bahnstrecke und hatte deswegen Anfang Mai 2007 einen Antrag auf Freistellung von Bahnbetriebszwecken gem. § 23 AEG bei der Bezirksregierung Köln gestellt.[7]

Im November 2008 wurde vom Verwaltungsgericht in Köln entschieden, dass die Entwidmung aufgrund des bestehenden Betriebes nicht rechtens war. Zudem empfahl das Gericht den klagenden Kommunen, zu überdenken, weitere Klagen zu erheben, da ein anderer Ausgang von Verfahren aufgrund der eindeutigen Rechtslage nicht zu erwarten sei und diese Klagen mit Steuergeldern bezahlt würden.

Nach Ansicht der Wiehltalbahner bestand damit eine vor allem von den Güterverkehrskunden lange erhoffte Rechtssicherheit, die Investitionen und langfristige Planungen ermögliche. Wichtig war der Bahn auch, dass diese Verfahren von Anfang an mit diesem Ausgang zu erwarten waren, wurde doch bereits vor dem Kauf der Strecke durch die Kommunen ein Rechtsgutachten vorgelegt, welches diesen Ausgang prognostizierte.

Anfang 2009 wurde bekannt, dass die Kölner Bezirksregierung und die Kommunen nach dem Urteil gegen die Entwidmung nicht in die Berufung gehen werden. Somit könnten die Rechtsstreitigkeiten beendet sein.[8] Der Rechtsstreit wurde förmlich beendet und der Strecke eine gerichtliche Betriebsgenehmigung bis 2056 erteilt. Somit ist der gesamte Bestand der Strecke gesichert.[9]

Bedienungsangebot und Reaktivierung

Derzeit werden in der Sommersaison zweimal monatlich und zu besonderen Anlässen touristische Fahrten mit dem MAN-Schienenbus VT 1 und (bei Bedarf in Verbindung mit dem Steuerwagen VS 235, Baujahr 1959) von Dieringhausen bis Remperg angeboten. Seit 2004 werden in Zusammenarbeit mit dem Eisenbahnmuseum Dieringhausen auch Dampfzüge eingesetzt.

Mit der Beendigung des Rechtsstreits könnten Züge ab Frühjahr 2009 bis nach Waldbröl fahren. Zudem wird die restaurierte Lok Waldbröl, die bereits in ihrer historischen Einsatzzeit die Strecke befuhr, Personenzüge durch das Wiehltal fahren. Dies setzt voraus, dass die aktuellen Probleme des derzeit geschlossenen Eisenbahnmuseums gelöst werden.

Wann genau die Reaktivierung beginnen kann und wann Züge die Strecke ungehindert befahren können, steht zur Zeit noch nicht fest. Auf Antrag von SPD und Grünen entschied sich die Stadt Waldbröl dazu, die Wiehltalbahn in Zukunft nicht mehr zu blockieren. Man will sich hingegen ab sofort an der Förderung der Bahn beteiligen.[10]

Am Rosenmontag, dem 23. Februar 2009 wurde der Haltepunkt Remperg-Mühlenau in Betrieb genommen. Am Ostersonntag wird die Streckenerweiterung bis Remperg-Mühlenau dann offiziell in den Tourismus-Fahrplan aufgenommen.

Zur Zeit (16. März 2009) wird von der Wiehltalbahn und RSE der Bahnübergang in Osberghausen saniert, da der stetige Verkehr der B55 hier die Gleise nach Aussagen der Offiziellen besonders belastet. Danach sind Arbeiten an einer Brücke bei Denklingen geplant. Um die Brücke zu restaurieren und in Zukunft wieder für schwerere Züge als einen Schienenbus belastbar zu machen, wurde ein Spendenaufruf gestartet.

Nach Aussagen des Vorsitzenden der Wiehltalbahner, Gerhard Mansel, plant die Wiehltalbahn in Zukunft in Hinblick auf eine mögliche Reaktivierung des regelmäßigen Personenverkehrs, diverse neue Haltestellen zwischen Waldbröl und Hermesdorf, bei Denklingen und zwischen Osberghausen und Dieringhausen einzurichten. Der Bahnhof in Alperbrück soll näher an das neue Wohngebiet herangerückt werden. Dies soll vor allem dazu dienen, dass in Zukunft ein Umstieg zur RB 25 in Dieringhausen attraktiver würde.

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Zug der Erinnerung in Wiehl, März 2008
  2. Kommentar des Eisenbahnvereins und Presseartikel
  3. Spielzeugbahnen gehören in den Keller – nicht ins Wiehltal, Artikel auf der Website der Jungen Union Wiehl
  4. Berichterstattung bei Oberberg Aktuell vom 15. Februar 2007
  5. Stellungnahme des Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn zu den Drohanrufen
  6. Beschluss des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-Westfalen (PDF) vom 7. Juli 2008
  7. Bundesanzeiger
  8. Weichen werden neu gestellt, Kölner Stadt-Anzeiger vom 7. Januar 2009
  9. Rechtsstreit erledigt – Endlich freie Fahrt für Wiehltalbahn, Kölner Stadt-Anzeiger vom 19./20. Januar 2009
  10. Neuer Förderer für die Wiehltalbahn, Kölnische Rundschau vom 13. Februar 2009, abgerufen am 15. Februar 2009

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