Belte und Sunde

Belte und Sunde
Belte und Sunde Dänemarks und der südlichen Ostsee.
An Brücken (orange), Tunneln (dunkelblau), Dämmen (dunkelgrün) sind nur die längsten dargestellt.

Als Sund wird im Ostseeraum und in Norwegen eine enge Meeresstraße oder deren engster Teil bezeichnet. Viele dieser Sunde sind nach der Insel benannt, die sie vom Festland oder einer größeren Nachbarinsel trennen. Meerengen namens Belt gibt es nur in Dänemark oder an dessen Grenze.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Das Wort Sund lässt sich zum einen von „(ab-)sondern“ herleiten. Das Verb „sondre“ bzw. „sondra“ gibt es in allen skandinavischen Sprachen. Im Schwedischen gibt es auch „sönder“ = „zerbrochen“. Damit wäre ein „Sund“ eine Landtrennung oder ein Bruchspalt. Zur Wortfamilie gehören auch der Sünder/Sunder als Bezeichnung zur Bauholzgewinnung reservierter Waldstücke in Niedersachsen, sowie die Sünde, die demnach auf die getrennte, zerbrochene Gottesbeziehung hindeutet.

Eine andere Erklärung verweist auf das altnordische Verb „sund“, das unter anderem „schwimmen“ bedeutet. Demnach wäre ein Sund eine durchschwimmbare Meerenge.

Jedenfalls sind alle „Sunde“ an Europas Küsten Meeresstraßen. In Nordamerika, Schottland und Neuseeland heißen einige fjordartige Meeresbuchten „Sound“, was von der europäischen Bedeutung abweicht.

Dänemark und südliche Ostsee

Schloss Kronborg am Øresund, gesehen von der Fähre HelsingørHelsingborg

Mit der stehenden Redewendung „Belte und Sund“ sind die drei Meeresstraßen gemeint, die das Binnenmeer Ostsee mit dem Kattegat, also einer Bucht des Weltmeeres verbinden:

Es gibt jedoch weitere Belte und zahlreichere weitere Sunde.

Die Belte bilden ein Y-förmiges System von Meeresstraßen zwischen der dänischen Insel Seeland (Sjælland) und der aus Jütland (Jylland) und Schleswig-Holstein bestehenden Kimbrischen Halbinsel.

Wo es einen Sund und einen Belt parallel zueinander gibt, bezeichnet „Sund“ die engere Meeresstraße, „Belt“ die breitere:

  • Alsen (Als) zwischen
    • Alsensund (Brücke in Sonderburg/Sønderborg) und
    • Alsenbelt (südlicher Teil des Kleinen Belt). In Dänemark zählt dieser als Teil des Lillebælt (Kleinen Belt).
  • Fehmarn zwischen
Svendborg Sund, Blick von Svendborg nach Tåsinge

Alle aufgeführten Sunde werden heutzutage von Seebrücken (Öresund östliche Teilstrecke Brücke, westliche Teilstrecke Tunnel) überquert, außer dem auf Brücken zu umfahrenden Grønsund.

  • Die nördliche Fortsetzung des Großen Belt zwischen der im Kattegat liegenden Insel Samsø und der sjællandischen Halbinsel Røsnæs (sowie dem nördlich benachbarten Sejerø) wird Samsø Bælt genannt.

In Dänemark gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Sunde:

  • den Masnedsund zwischen der im Storstrøm(men) gelegenen Insel Masnedø und Seeland,
  • Agersø Sund (zwischen Agersø und Seeland) und Omø Sund zwischen Omø und Agersø)
  • den Alrø Sund zwischen den Inseln Alrø und Hjarnø im Horsens Fjord
  • den Grønsund zwischen Falster einerseits und Bogø und Møn andererseits
  • mehrere Engstellen des Limfjords: Aggersund, Feggesund, Oddesund, Vilsund (Aussprache nicht [fɪlzunt] sondern [vilsunˀ]), Salling Sund und Nees Sund.

Sunde in Norwegen

Der Aldersund im norwegischen Helgeland trennt die Insel Aldra (links) vom Festland.

An der norwegischen Fjordküste gibt es außer „typischen“ Fjorden, also Meeresbuchten mit nur einer Einfahrt, auch „Fjorde“, die teilweise oder ganz von Inseln begrenzt sind. Dort heißen die engeren Durchfahrten oftmals Sund. An einzelnen Stellen sind die hinteren Enden zweier trichterförmiger „Fjorde“ durch einen „Sund“ verbunden. So ist die stückweise Lofoten, stückweise Vesterålen zugerechnete Insel Hinnøy durch den Vestfjord und Vågsfjord verbindenden Tjeldsund vom Festland getrennt, durch Raftsund, Sortlandsund, Risøysund und Toppsund von ihren Nachbarinseln.

Der Karmsund im norwegischen Rogaland spielte in der Wikingerzeit eine wichtige Rolle in der Beherrschung des Handels entlang der Küste und war schließlich bedeutsam für die Reichseinigung durch Harald Schönhaar. Am Karmsund finden sich eine Reihe archäologischer Fundstellen, die Bedeutung des Ortes für die norwegische Geschichte aufzeigen.

Während Sund als Meerenge in Norwegischen sächlich ist, also Sundet, gibt es die grammatisch männliche Form als Seenname. So heißt der Quellsee der Glomma Aursunden.

„Belt“ im Deutschlandlied

Blaeu-Karte, 17. Jh., Kieler Bucht als „De Belt“
Deutscher Bund 1815–1866 (rote Grenze)

Der Begriff Belt wird auch in der ersten Strophe des Deutschlandliedes verwandt. Das Lied wurde 1841 gedichtet. Damals gehörte das Herzogtum Schleswig noch nicht zu Deutschland, sondern seit der Staatenbildung zeitweise als Lehen, zeitweise direkt zu Dänemark. Holstein gehörte zwar zum Deutschen Bund und hatte vorher zum Heiligen Römischen Reich gehört, unterstand aber ebenfalls Dänemark, seit der Römische Kaiser Friedrich III. es dem König von Dänemark zu Lehen gegeben hatte. Da Holstein ganz und Schleswig teilweise deutschsprachig war, wurde Schleswig-Holstein von einer deutschen Bewegung beansprucht. Im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 wurde Schleswig-Holstein vom Deutschen Bund erobert, zunächst zwei Jahre lang von Preußen und Österreich gemeinsam verwaltet, mit der Auflösung des Deutschen Bundes dann 1866 Preußen als Provinz eingegliedert. Erst seit der Abtretung Nordschleswigs an Dänemark 1920 entspricht die deutsch-dänische Grenze etwa der Sprachgrenze.

Siehe auch

Quellen

  • Detailkarten:
    • Deutschland: u. a. Topografische Karten 1:100.000
    • Dänemark: u. a. Generalkarte 1:200.000
    • Norwegen: Capellen 1:325.000
  • Duden, Bd. 7: Etymologie, Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache

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