Burg Prunn

Burg Prunn
Burg Prunn von Westen gesehen

Die Burg Prunn steht auf einem steil abfallenden Kalkfelsen aus der Zeit des Jura etwa vier Kilometer südöstlich der niederbayerischen Stadt Riedenburg im Landkreis Kelheim.

Die Burganlage kann kostenpflichtig besichtigt werden. Von ihrem Burghof bietet sich ein guter Blick über das Altmühltal mit dem Main-Donau-Kanal.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Älteste erhaltene Abbildung der Burg Prunn; Ausschnitt aus einer Grenzkarte des Herzogtums Pfalz-Neuburg

Der älteste bekannte Besitzer war Wernherus de Prunne, der mitsamt seiner Burg 1037 erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1147 ging die Burg an die Herren von Laaber aus der Seitenlinien der Praiteneck, von denen zahlreiche Bautätigkeiten ausgingen. Auf sie geht die älteste heute erhaltenen Bausubstanz, bestehend aus Bergfried und Palas, zurück.[1]

1288 wurde die Burg an Herzog Ludwig II. von Bayern verkauft, der sie dem Verkäufer Wernherr von Praiteneck als Lehen zurückgab.

Die Erwähnung eines Hauses Fraunberger zu Prunn 1311 lässt darauf schließen, dass die Burg Prunn im frühen 14. Jahrhundert den Besitzer gewechselt hat. 1338 wurde die Anlage an die Familie Fraunberger vom Haag verkauft. Sie ließ das heute noch zu sehende „Gurrenwappen“ an der südlichen, zur Talseite zeigenden Fassade anbringen. Unter Hans VI. von Fraunberg erfolgte eine spätgotische Erweiterung der Anlage in der Zeit von 1426 bis 1476.[2] Als Wolf Fraunberger dem Löwlerbund beitrat, soll dies der bayerische Herzog Albrecht IV. zum Anlass genommen haben, die Burg im Dezember 1491 durch seine Truppen erstürmen zu lassen. Sollte die Erstürmung tatsächlich stattgefunden haben, muss sie ohne Beschädigung oder gar Schleifung der Burg vonstatten gegangen sein, denn Nachrichten über einen Wiederaufbau in der Nachfolgezeit sind nicht überliefert.

Im 15. Jahrhundert war Burg Prunn vorübergehend im Besitz des Geschlechts von Gumppenberg, kehrte jedoch in den Besitz der Fraunberger zurück. Mit dem Erlöschen des Hauses Fraunberg vom Haag zu Prunn fiel die Burg zurück an den bayerischen Herzog, der sie aber schon 1570 für 18.000 Gulden an Karl Köckh zu Mauerstetten und Bodenmais verkaufte.

1567 oder 1569[2] fand Wiguleus Hund, Humanist und Geschichtsschreiber Herzog Albrechts V. von Bayern, auf der Burg eine Handschrift des Nibelungenliedes, den sogenannten Prunner Codex, und schenkte sie 1575[3] seinem Arbeitgeber. Die Handschrift (BSB-Hss Cgm 31) befindet sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.

Aus der Zeit um 1600 stammt die erste erhaltene Abbildung der Burganlage. Ihre Südseite ist auf einer Grenzkarte der Herzogtums Pfalz-Neuburg zu sehen. Die Köckhs zu Mauerstetten erweiterten die Burg in der Zeit ab 1604 durch einen neuen schlossartigen Anbau, der den Palas mit dem Bergfried verband. Dabei wurde die romanische Ringmauer als östliche Außenmauer des neuen Gebäudes genutzt.

Weitere Instandsetzungsarbeiten folgten 1631 im Stil der Renaissance, wobei weniger auf Authentizität als auf Wohnlichkeit Wert gelegt wurde. Von diesen Arbeiten, die vor allem im Inneren vorgenommen wurden, zeugt eine Inschrift sowie das Allianzwappen Christoph von Köckhs zu Prunn und seiner Frau Maria am gotischen Wohnbau.[4] Burg Prunn nahm zu dieser Zeit immer mehr Schlosscharakter an. Heute findet sich deshalb oft auch der Name Schloss Prunn, obwohl die Anlage wegen der mittelalterlichen Entstehung und der ursprünglichen Bausubstanz eindeutig eine Burg ist.

Der Dreißigjährige Krieg setzte dem finanziellen Wohlstand der Köckhschen Familie ein Ende, und so ging die verschuldete Hofmark 1646 in den Besitz des Feldmarschalleutnants Georg von Truckmiller über, der die beschädigten Gebäude reparieren ließ.

Burg Prunn auf einem Kupferstich von Michael Wening um 1700

Bereits 1672 fand ein erneuter Besitzerwechsel statt: Die Jesuiten aus Ingolstadt kauften „Schloss und Hofmark“. Der Orden führte weitere Umgestaltungen und Erweiterungen am Baubestand durch. Nach Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde Burg Prunn den Johannitern überlassen. Deren Kommende wurde jedoch 1822 aufgelöst, womit die Burg ein weiteres Mal zurück an die Krone Bayerns fiel.

1827 setzte sich König Ludwig I. von Bayern in der Epoche der Romantik für den Erhalt der Burganlage als historisches Denkmal ein. Er ließ Sicherungsarbeiten und Ende des 19. Jahrhunderts weitere Instandsetzungsmaßnahmen durchführen. Trotzdem verwahrloste die Anlage zusehends.

1919 fand ein Pfadfindertreffen statt, das durch das sogenannte „Prunner Gelöbnis“ der Neupfadfinder prägend für die gesamte Pfadfinderbewegung in Deutschland sein sollte.

1946 kam die Burg in den Besitz der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Sie ließ 1950/51 Restaurierungsarbeiten durchführen, in deren Zuge spätgotische Merkmale wiederhergestellt und zahlreiche Bauelemente aus der Zeit des 19. Jahrhunderts entfernt wurden. Dabei wurden vereinzelte Putzspuren mit nachgeahmten Mauerfugen entdeckt.

Beschreibung

Burg Prunn von Nordosten

Die Burg steht auf einem Felsplateau, das an der Nordseite durch einen 20 Meter breiten und 9 Meter tiefen Halsgraben von Berg getrennt ist. Jenseits davon lag früher eine Vorburg. Als Schutz vor Angriffen von der überhöhten Bergseite steht im Norden der Anlage der romanische Bergfried aus dem 13. Jahrhundert. Er erhebt sich auf einem quadratischen Grundriss mit einer Kantenlänge von sechs Metern und ist 31 Meter hoch. Seine Geschosse werden durch ein mit Schindeln gedecktes Zeltdach abgeschlossen, das dem Turm erst später hinzugefügt wurde und den einstigen Zinnenkranz ersetzte. Die Buckelquadermauern aus Kalkstein weisen im unteren Bereich eine Stärke von drei Metern auf und verjüngen sich nach oben auf eine Dicke von 2,5 Metern. Auf der Westseite ist im zweiten Geschoss noch der ehemalige Hocheingang des Bergfrieds zu erkennen.

Die Anordnung der übrigen Bauten der Burg ist durch den Grundriss des schmalen Felsplateaus vorgegeben und daher sehr unregelmäßig. Westlich des Bergfrieds schließt sich ein Torbau mit einer Wachstube im Erdgeschoss und einer Kemenate sowie der sogenannten Frauenküche im Obergeschoss an. Östlich des Bergfrieds steht ein kleiner Bau mit der sogenannten Trinkstube im Obergeschoss. Ebenso wie der Torbau besitzt er ein kleines Erkertürmchen an der Ecke mit Fenster- und Türgewänden aus Grünsandstein und eine geschweiften Haube als Dach.

Der Innenhof der Burg mit seinem in den Fels gehauenen Ziehbrunnen ist im Westen von einer Mauer abgeschlossen, die früher beträchtlich höher war und erst im 19. Jahrhundert mehrfach abgetragen wurde. In der nordwestlichen Hofecke steht ein polygonaler Treppenturm aus dem frühen 17. Jahrhundert. Seine steinerne Wendeltreppe im Inneren bildet den Zugang zum Obergeschoss des Köckhschen Torbaus. In seinem Türsturz finden sich die Wappen der Familien von Köckh und von Lerchenfeld.

Grundrisse der Burganlage

An seiner südöstlichen Seite wird der Burghof vom ursprünglich romanischen Palas mit einem großen, gotischen Saal im Erdgeschoss begrenzt. In einem an der Außenwand vorspringenden, turmartigen Bau befindet sich eine weitere Wachstube, in der Fragmente von Fresken und Ochsenblut-Malereien an den Deckenbalken aus dem 14. Jahrhundert zu sehen sind. Im nördlichen Teil des Palas befindet sich die Prunner Burgkapelle, die der Orden der Jesuiten um 1700 im Stil des Rokokos neu gestalten ließ. Sie geht vermutlich auf einen romanischen Vorgänger an gleicher Stelle zurück.[5] Dieser wird im Gewölbe unter der heutigen Kapelle vermutet.[1] Die östliche Außenmauer des rechteckigen Raums wird durch die ehemalige Ringmauer gebildet. Dort steht – flankiert von zwei hohen Rundbogenfenstern – der Altar, dessen barocker Aufbau mit üppigem Schnitzwerk aus Akanthusornamenten verziert ist. Neben zwei geschnitzten Figuren, die den heiligen Jakobus und den heiligen Christophorus darstellen, weist die Predella des Altars sechs kleine Relieffiguren aus der Zeit um 1500 auf. Sie stammen vermutlich vom Altar der Vorgängerkapelle.[5] Der heutige Raum besitzt zudem eine stuckierte Flachdecke und eine Empore an der westlichen Schmalseite.

Sonstiges

An dem Felsen unterhalb der Burg darf geklettert werden. Hier existieren zwölf Routen im Felsen mit teilweise etwas anspruchsvoller Absicherung bis zum Schwierigkeitsgrad 9 (UIAA). Wegen Vogelbrut ist der Felsen jährlich vom 1. Februar bis 30. Juni befristet gesperrt.

Auf der Burg wurde im Jahr 1992 der Jugendfilm "TKKG - Drachenauge" gedreht. Im Film diente die Burg als Kulisse der Schreckensburg des Ritters Albrecht von Zehrenstein.

Literatur

  • Bayerisches Staatsministerium der Finanzen, Pressereferat (Hrsg.): Schlösserland Bayern. Staatliche Schlösser, Residenzen, Burgen und Festungen mit Karten des Bayerischen Landesvermessungsamts. Bayerisches Staatsministerium der Finanzen, München [1989], S. 90–91.
  • Luisa Hager: Burg Prunn. Amtlicher Führer. 8. Auflage. Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München 1996.
  • Uwe A. Oster: Burgen in Deutschland. Primus, Darmstadt 2006, ISBN 3-89678-561-3, S. 174−175.
  • Michael Weithmann: Burgen und Schlösser in Bayern. Ober- und Niederbayer, Oberpfalz und Schwaben. NP Verlag, St. Pölten [u. a.] 2003, ISBN 3-85326-175-2, S. 218–219.

Weblinks

 Commons: Burg Prunn – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b M. Weithmann: Burgen und Schlösser in Bayern, S. 218.
  2. a b M. Weithmann: Burgen und Schlösser in Bayern, S. 219.
  3. Vgl. L. Hager: Burg Prunn, S. 10–11.
  4. L. Hager: Burg Prunn, S. 12.
  5. a b Bayer. Staatsministerium d. Finanzen: Schlösserland Bayern, S. 91.
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