- Burg und Schloss Eschelbronn
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Burg und Schloss Eschelbronn Entstehungszeit: um 1200 Burgentyp: Niederungsburg, Ortslage Erhaltungszustand: Burgstall Ständische Stellung: Klerikale, Adlige Bauweise: Kalk- und Sandstein Ort: Eschelbronn Geographische Lage 49° 19′ 7,4″ N, 8° 52′ 11,3″ O49.3187221038328.8698100000939156Koordinaten: 49° 19′ 7,4″ N, 8° 52′ 11,3″ O Höhe: 156 m ü. NN Burg und Schloss Eschelbronn sind eine abgegangene Wasserburg und ein in direkter Nachbarschaft später errichtetes und dann abgegangenes Wasserschloss in Eschelbronn im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Anlage
Wasserburg Eschelbronn
Die Ausgrabungen durch das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg von 1971 bis 1975 vor der Errichtung der Schloßhalle waren die seinerzeit umfangreichsten Erforschungen in Baden-Württemberg. Dabei wurden Relikte aus mehreren Zeitabschnitten gefunden, die auf ständige Veränderungen der 800-jährigen Burg hinweisen. Ihre Geschichte und die des umliegenden Areals wird in mehrere Perioden eingeteilt.
Periode I
Bis 1220 bestand das Grundstück lediglich aus Weideland. Es wird angenommen dass die Schwarzbach näher an der Stelle vorbeifloss als dies heute der Fall ist.
Periode II
Nach 1220 befand sich an der Stelle ein umzäuntes Holzgebäude, welches in Pfosten- und Schwellbautechnik errichtet wurde. Besitzer des Gebäudes waren die Dynasten von Dürn. Sie erbten das Anwesen über eine Tochter des Grafen von Lauffen. Von Heinrich von Eschelbronn war 1251 die Rede. Er war durch die Erbtochter als Ministerialer berufen worden. Diese Periode endete gegen 1271.
Periode III
Aus der Zeit um 1300 wurden Kachelöfen und Fensterscheiben aus Flachglas gefunden. Demzufolge scheint es sich während dieser Zeit um einen Adelssitz im Hochmittelalter gehandelt zu haben. Das Gelände wurde aufgeschüttet und war somit komplett verändert worden. Um das Grundstück wurde ein Graben ausgehoben. Das Fundament bestand aus grobem, ungemörteltem Kalk- und Sandstein. Auf einem Steinsockel befand sich ein hölzerner Stabbau wozu Bäume im Winter 1270 gefällt wurden. Es existierte ein Holzturm mit mehreren Stockwerken. Die ersten beiden Etagen konnten durch die Ausgrabungen nachgewiesen werden. Auf ein drittes Stockwerk wurde unter anderem mittels überlieferter Darstellungen geschlossen. Die Gesamthöhe des Gebäudes belief sich auf etwa zehn bis zwölf Meter. Der Eingang befand sich in einer Höhe von 3,60 Metern auf der Nordseite.
Aus der Periode IIIb von 1300 bis 1321/24 stammte ein mit Ziegeln gedecktes Satteldach. Das Erdgeschoss wurde zum Wohnraum ausgebaut. Dort lag eine Kochstelle mit offenem Feuer und ein Kachelofen. 1322 zerstörte ein Brand das Anwesen.
Periode IV
1322/25 bis 1375 wurde eine aufwendigere Holzburg mit zwei Eingängen errichtet. Bewohner war laut dem Speyerer Lehnsbuch der Edelknecht Friedrich von Hettingen. Da dieser keine Nachkommen hatte, erbte der entfernte Verwandte Rüdiger von Hettingen das Anwesen. Dass dieser dort auch ansässig war, wurde durch den Fund eines persönlichen Siegelstockes nachgewiesen.
Periode V
In der Zeit von etwa 1375 bis 1420 wurde die Burg in eine Festung aus Stein unter Rüdigers Sohn Gerhard von Hettingen umgebaut. Aus der Holzburg wurde eine Wasserburg, zu der kurz darauf eine Zwingermauer entstand. Gerhard hatte keine Nachkommen. Die Burg verkaufte er 1418 für 1.600 Gulden an den Eschelbronner Ortsherren Albrecht d. Ä. von Venningen. Mit seiner wohlhabenden Frau Christine Eckbrecht von Dürkheim nahm dieser etwa 1418 bis 1421 größere Umbaumaßnahmen vor.
Periode VI
In der Zeit zwischen 1420 und 1451 fanden erneut größere Umbauarbeiten statt. Im Hauptgebäude wurde ein Keller eingebaut. Der nord-westliche Burgeingang wurde zugemauert und ein Eingang in der Mitte der westlichen Umfassungsmauer eingerichtet. Die aus Kalkstein bestehende Zwingermauer bekam einen quadratischen Torturm mit einer über einen Meter dicken Buntsandsteinmauer.
Periode VII
Von 1451 bis etwa 1550 wurden der Hof und teilweise auch die Innenräume mit Kalkstein bepflastert. Albrecht d. J. von Venningen erbte die Wasserburg 1455 von seinem Vater Albrecht d. Ä. und schloss die vom Vater begonnenen Umbauarbeiten ab. Sein Sohn und dessen Frau Margarete (geborene Ramstein) verkauften als letzte dort residierende niederadelige Herrschaftsfamilie die Burg und das Dorf an den mehrfachen Grundbesitzer Graf Ludwig von Bayern, Herr zu Scharfeneck, und zogen 1485 nach Wimpfen. Daraufhin verwahrloste das Anwesen. Der bayrische Graf verkaufte die Anlage 1521 an den pfälzischen Marschall Joachim von Seckendorf, der 1526 auch den Ort erwarb. Von Seckendorf lebte nicht in Eschelbronn, sondern ließ den Besitz von Bastian Jäger genannt Pfeil verwalten, welcher in Dokumenten von 1548 und 1551 erwähnt wird.
Joachim von Seckendorfs Sohn Christoph verstarb 1571. Er hinterließ keine männlichen Nachkommen, woraufhin der Besitz unter den Herren von Eltz-Bliescastell und den Landschad von Steinach aufgeteilt wurde. Diese lebten selbst zeitweise als zwei Parteien in der Burg.
1619 rebellierten die Dorfbewohner und verweigerten die Ausbesserungsarbeit an dem den Burghof umgrenzenden Zaun und die Pflege des Gartens. Ab 1676 begann die Burg zunehmend zu verfallen.
Periode IX
Die Zeit nach 1676 ist besonders von einem Erbstreit geprägt, nachdem Jakob Friedrich von Eltz ohne Nachkommen verstorben war. Die ihm verwandte Familie Capler von Oedheim stritt dabei mit der Familie von der Fels um das Lehen, welches nach einer Entscheidung des Reichskammergerichts in Wetzlar von 1688 an die Familie von der Fels überging. Diese bauten die Burg als einfache Wohnanlage aus, nutzten sie jedoch nicht selber. Diese letzte Periode endete 1760. Aus einem weiteren Erbstreit ging die Wasserburg an Eberhard Dietrich Capler von Oedheim, genannt Bautz über. Dieser verkaufte sie an Carl Philipp von Venningen, der sie gleich darauf abtragen ließ um einen Gutshof zu errichten.[1]
An der Stelle der Burg bilden die ehemaligen Grundmauern heute lediglich ein ummauertes Wasserbecken, das auf Grund der Ausgrabungen etwas tiefer gelegt wurde.
Wasserschloss Eschelbronn
Das sogenannte Schloss entstand südwestlich der Wasserburg durch Karl Philipp von Venningen und stand an der noch heute danach benannten Schloßstraße. Entgegen der Bezeichnung handelte es sich dabei lediglich um einen einfachen Gutshof. Das Areal von über 15 Morgen beinhaltete zwei separate Hofhäuser, eine große Doppelscheune, Schweineställe, einen Kelter und einen See. Darüber hinaus gehörten zu dem Schlossgut etwa 150 Morgen Ackerland, 28 Morgen Wiesen, zwei Morgen Weinberge, drei Morgen Gärten und 42 Morgen Waldfläche. Es lag mehrere Jahrhunderte im Besitz des Geschlechts von Venningen und war Residenz des Dorfherrschers. Nachdem die Familie Venningen ihren Wohnsitz in das familieneigene Schloss in Eichtersheim verlegte wurde das Eschelbronner Anwesen über mehrere Generationen an die Familie Streib verpachtet. Für den Bau der Sport- und Kulturhalle kaufte die Gemeinde das stark renovierungsbedürftige Anwesen Ende der 1960er Jahre auf, um die Gebäude abzureißen und an gleicher Stelle die 1974 fertiggestellte Sport- und Kulturhalle (Schloßhalle) zu errichten.
Literatur
- Tilman Mittelstrass: Eschelbronn. Entstehung, Entwicklung und Ende eines Niederadelssitzes im Kraichgau, Theiss Verlag, 1996
- Friedrich Wilhelm Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters. Grundriss-Lexikon. Weidlich/Flechsig, Würzburg 1994, ISBN 3-8035-1372-3.
- Dietrich Lutz: Die ersten Ergebnisse der Ausgrabungen in der Wasserburg Eschelbronn. In: Kraichgau. Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung. Folge 4, 1974/75, ZDB-ID 127933-6, S. 111–123.
Einzelnachweise
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