Bodungen (Adelsgeschlecht)

Bodungen (Adelsgeschlecht)
Wappen derer von Bodungen

Bodungen ist der Name eines zum Thüringer Uradel gehörenden Geschlechts, das auch in Sachsen und Preußen sesshaft wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Hasenburg im Eichsfeld, auch Asenburg genannt, war im 11. Jahrhundert salisches Krongut. Spätestens im 12. Jahrhundert gab es im umliegenden Gebiet ein Geschlecht, das sich nach dieser Burg von Asseburg[1] nannte.[2] Nach der Zerstörung der Hasenburg im Jahr 1074 gehörte auch das nahe Großbodungen an der Bode den Grafen von Lohra, die ihre Güter durch Ministerialen verwalten ließen.[3]

Für ihren Ministerialdienst erhielten einige Mitglieder der Familie von Asseburg unter anderem das Dorf Großbodungen als Lehen, worauf sie sich noch im 12. Jahrhundert in dem Dorf niederließen und zum Ortsadelsgeschlecht derer von Bodungen wurden.[2] Unter diesem Namen werden sie 1186 mit Herward von Bodungen urkundlich[4] zuerst erwähnt,[5] während die sichere Stammreihe mit Burchard von Bodungen, urkundlich 1209, beginnt.[6] Herward saß als Lehnsmann der Grafen von Lohra auf der Wasserburg Großbodungen,[7][8] als deren Erbauer die Herren von Bodungen gelten. Spätestens 1417 gaben sie als Ministerialen der Mainzer Bischöfe die Burg und dazugehörige Lehen auf.[9]

Martinfeld gehörte seit 1518 durch Kauf zum Familienbesitz.[10] Ab 1611 bauten die von Bodungen den dortigen feudalen Hof zu einem Herrensitz im Stil der Renaissance, Schloss Martinfeld, um.[11] Der kurmainzische Kammerherr Carl Wilhelm von Bodungen ließ 1763 erste Umbau- und Restaurierungsarbeiten am Schloss durchführen. Eine Inschrift am Schlossportal kündet davon.[12]

Im „Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Westphalen“ von 1811 ist Anton von Bodungen (1761–1850), Herr auf Martinfeld, im Verzeichnis der im Jahr 1808 gewählten Mitglieder der Stände des Königreichs Westphalen mit dem Baronstitel aufgeführt; er war also im Freiherrenstand.[13]

Letzter Eigentümer des Ritterguts Martinfeld war Burchard von Bodungen (1900–1976), Sohn des Werner von Bodungen. Er lebte nach dem Zweiten Weltkrieg und folgender Enteignung im Zuge der Bodenreform im Jahre 1945 in Göttingen und war ab 1947 in der Zuckerrübenindustrie tätig.[14]

Der landgräflich hessen-kasselsche Hauptmann Franz von Bodungen hatte mit Martha Nieboth geb. Lattermann den natürlichen Sohn Friedrich Wilhelm (von) Bodungen (1789–1856), Bürgermeister von Hannoversch Münden, Initiator und Förderer der dortigen Handwerker- und Gewerbeschule, einer der ersten im Königreich Hannover.[15] Er war in erster Ehe[16] mit der verwitweten Lea Hirsch verheiratet, die aus erster Ehe mit dem aus der Jüdischen Gemeinde Witzenhausen stammenden Jakob Lazarus (Reifs) den Sohn Karl Friedrich Wilhelm Lazarus (1804–1863) in die Ehe brachte. Er wurde 1817 in Hannoversch Münden getauft, wobei Friedrich Wilhelm von Bodungen seinen Stiefsohn Karl Friedrich Wilhelm unter dem Namen von Bodungen adoptierte. Adoptivsohn Karl Friedrich Wilhelm von Bodungen studierte in Göttingen Medizin und stieg in St. Petersburg als Hofchirurg der Großfürstin Marija Nikolajewna und ihres Gatten Herzog Maximilian von Leuchtenberg zum kaiserlich russischen Hofrat auf.[17]

Eine von Bürgermeister Friedrich Wilhelm von Bodungens Nachkommenlinien erhielt am 6. Mai 1910 durch „Allerhöchste Kabinettsorder“ in Wiesbaden den preußischen Adelsstand (für die Witwe und Kinder des kaiserlich deutschen Forstmeisters Ferdinand (von) Bodungen), das Diplom wurde im Neuen Palais bei Potsdam am 5. Dezember 1910 ausgehändigt.[6] Diese Linie besaß das Vorwerk Eichwerder, das zum 1748 neu gegründeten Erbzinsgut Ferdinandstein im pommerschen Kreis Greifenhagen gehörte.[18] Der völkische Politiker Fritz von Bodungen (1879–1943) führte nach diesem Vorwerk den Namen von Bodungen-Eichwerder.[19]

Eugen Ferdinand von Bodungen (1857–1912) war nach Texas ausgewandert und heiratete dort 1878 Ida Burger (1859–1939), mit der er drei Söhne und vier Töchter hatte.[20]

Bodungen-Frederich

Der königlich preußische Generalleutnant a. D. Richard von Bodungen (1857–1926), dessen Ehefrau in erster Ehe in die Familie Frederich eingeheiratet hatte, adoptierte 1923 den Kaufmann Hanns Frederich (1879–1941), Doktor der Staatswissenschaften und Mitinhaber der Hofweinhandlung Frederich in Lüneburg, unter dem Namen von Bodungen-Frederich. Hanns von Bodungen-Frederich war seit 1907 mit Isabella Freiin von Stengel (1884–1973) verheiratet. Aus der Ehe stammten Ruth von Bodungen-Frederich (1908–1999), verheiratete von Dewitz, und Hanss-Egon von Bodungen-Frederich (1910–1950), der unverheiratet blieb.[21]

Wappen

In Silber ein oben mit einer goldenen Kugel und fünf schwarzen Hahnenfedern besteckter blauer Spitzhut. Auf dem Helm mit blau-silberner Decke ein Spitzhut wie im Schild.[6] Im Siebmacher von 1605 sind statt der Hahnenfedern drei (blau, silbern, blau) Straußenfedern dargestellt.

Das Wappen der 1910 geadelten Linie ist das Stammwappen mit den Hahnenfedern, allerdings der Schild blau und der Hut (ohne goldenen Knopf) silbern, als Beizeichen in seinem Aufschlag mit einem naturfarbenen Eichenbruch besteckt.[6]

Bedeutende Vertreter

Einzelnachweise

  1. Nicht zu verwechseln mit den niedersächsischen von der Asseburg.
  2. a b Gerlinde Gräfin von Westphalen, Die Burg in Großbodungen, in: Burgen und Schlösser, 1998 (ISSN: 0007-6201)
  3. Elmar Golland, Eichsfeld. Burgen und Klöster, hgg. v. HVE Eichsfeld Touristik, Leinefelde-Worbis 2006, S. 30 (Digitalisat)
  4. Abgedruckt bei V. J. Stumpf, Acta Moguntina saec. XII, S. 103, Nr. 99.
  5. Noch nach Angabe des Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, 1. Jg. 1900, S. 96, mit Burchard von Bodungen, 1186–1209, der also damals noch als eine Person angesehen wurde, statt Herward 1186 und Burchard 1209.
  6. a b c d GHdA, Adelslexikon Band I, Band 53 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag Limburg/Lahn 1972, S. 462 f.
  7. Thomas Bienert: Mittelalterliche Burgen in Thüringen. Wartberg Verlag, 2000, S. 34 ISBN 3-86134-631-1.
  8. M. Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, 2001, S. 116 ISBN 3-910141-43-9.
  9. Gerlinde Gräfin von Westphalen, Die Burg in Großbodungen: Zur Geschichte eines Denkmals im Eichsfeld, 3. Auflage, Großbodungen 2006, ISBN 3-00-013062-4
  10. Katrin Wagenführ, Die Flurnamen um Martinfeld, Bernterode und Kalteneber (Wissenschaftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien), Jena 2005, S.17 (Digitalisat)
  11. Elmar Golland, Eichsfeld. Burgen und Klöster, hgg. v. HVE Eichsfeld Touristik, Leinefelde-Worbis 2006, S. 15 (Digitalisat)
  12. TLZ.de am 12. August 2011: Schloss Martinfeld ist 400 Jahre alt und attraktives Urlaubsziel (abgerufen am 5. Oktober 2011)
  13. Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Westphalen, Hannover 1811, S. 62 (Digitalisat)
  14. Wilhelm Joppich (Hrsg.): Blaubuch des Corps Hannovera. Band 2: 1900-2002 Göttingen 2002, Nr. 989: Burchard von Bodungen wurde Ehrenmitglied seines Corps.
  15. terminal.hann.muenden.de 2006, Bürgerinformationssystem: Umbenennung der "Hallenbadstraße" in "Bürgermeister-von-Bodungen-Straße" (abgerufen am 1. Oktober 2011)
  16. Die Häuser in Hann. Mündens Kernstadt und ihre Bewohner seit 1730 (abgerufen am 11. Oktober 2011)
  17. Erik Amburger, Erik-Amburger-Datenbank: Karl Friedrich Wilhelm von Bodungen (abgerufen am 10. Oktober 2011)
  18. Institut Deutsche Adelsforschung: Herrensitze des Adels im Deutschen Reich (abgerufen am 8. Oktober 2011)
  19. Institut Deutsche Adelsforschung: Pommerscher Adel in deutschen Dokumenten 1500-1945 (abgerufen am 8. Oktober 2011)
  20. www.fgs-project.com: TX Family Group Sheet for Eugene Ferdinand von BODUNGEN Family (abgerufen am 8. Oktober 2011)
  21. Institut Deutsche Adelsforschung: »Scheinadel« durch Annahmen an Kindesstatt. Betrachtungen zum adelsrechtlichen Phänomen der Adelsadoptionen 1919 bis 1933: VII. Folgen, Auswüchse und Mißbräuche der Adelsanahmen an Kindesstatt (abgerufen am 5. Oktober 2011)
  22. Ferdinand von Bodungen, Die Waldrechte in Elsaß-Lothringen, deren Entstehung, Regelung und Ablösung, Trübner Verlag Straßburg 1878; Ferdinand von Bodungen, Ueber Moorwirtschaft und Fehncolonien, Hannover 1861; Ferdinand von Bodungen, Die Aufforstung der öden Ebenen und Berge Deutschlands, Trübner Verlag Straßburg 1881; (Bibliographie)
  23. Institut Deutsche Adelsforschung: Kleines ABC zum deutschen Adel: Bodungen, Fritz v. (abgerufen am 5. Oktober 2011)
  24. Sämtliche Namen: Richard Lewin Wilhelm Karl Albert von Bodungen ([1])

Literatur

  • Rudolf von Bodungen, Familiengeschichte der uradeligen Familie von Bodungen, Band I, 94 Seiten, Selbstverlag 1995; Band I. 1. Teil, I. bis XIX. Generation, 541 Seiten, Selbstverlag 2000
  • Gerlinde Gräfin von Westphalen, Die Herren von Bodungen. Zur Geschichte einer alten eichsfeldischen Adelsfamilie, Eichsfeld-Jahrbuch 7 (1999), S. 222-236

Weblinks

 Commons: Bodungen (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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