Landkreis Greifenhagen

Landkreis Greifenhagen
Das Kreisgebiet 1905

Der Landkreis Greifenhagen war ein Landkreis in der preußischen Provinz Pommern und lag unmittelbar südlich der Provinzhauptstadt Stettin. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute überwiegend zum polnischen Powiat Gryfiński (Kreis Greifenhagen), kleinere Teile zum brandenburgischen Landkreis Uckermark und zum vorpommerschen Landkreis Vorpommern-Greifswald.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lage in Pommern

Der Landkreis in seiner Ausdehnung von 1939 hatte eine Flächengröße von 1.454 km². Das Kreisgebiet lag beiderseits der Oder südlich von Stettin. Der Süden war geprägt von den ertragreichen Ackerböden des Bahner Landes und im Nordosten bestimmten die Buchen- und Kiefernwälder der Buchheide die Landschaft. Westlich der Oder, im ehemaligen Randower Kreisgebiet liegt die fruchtbare Randower Hochfläche, begrenzt von den Sumpfgebieten des Randowgrabens. Bei Greifenhagen mündet der Fluss Thue in die Oder.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges gehörten zum Landkreis die vier Städte Greifenhagen (1939: 9.855 Einw.), Gartz (Oder) (4.158), Bahn (2.587) und Fiddichow (2.496) sowie 107 Landgemeinden. Die Einwohnerzahl des Landkreises betrug 1939 69.378. Mit 36 Prozent waren die meisten Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft tätig. Nennenswerte Industrie war nur in der Kreisstadt Greifenhagen ansässig.

Heute liegt das östliche Gebiet in der polnischen Woiwodschaft Westpommern, der westliche Teil gehört teils zu Brandenburg, teils zu Mecklenburg-Vorpommern.

Verkehr

Der Kreis Greifenhagen wurde 1846 von der Strecke Stettin - Stargard der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft nur am Nordrand gestreift >111.0<. Erst seit 1877 durchzog ihn entlang der Oder die Hauptlinie Stettin - Küstrin der Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn-Gesellschaft >122.0<.

Die östlich davon gelegenen Teile des Kreises wurden von den Kleinbahnstrecken der AG Greifenhagener Kreisbahnen erschlossen, an der der Kreis maßgeblich beteiligt war. Den Anfang machte 1895 die Verbindung von der Kreisstadt nach der Kleinstadt Bahn und weiter bis Wildenbruch im Süden >113.h<. Von ihr zweigte 1898 in Klein Schönfeld eine Linie nach der Nachbarkreisstadt Pyritz ab >113.h²<. Gleichzeitig erreichte eine Strecke von Finkenwalde bei Stettin die Gemeinde Neumark >113.i<. Von dort schloß man 1905 die Lücke nach Woltersdorf an der Pyritzer Linie >113.h³<.

Ferner war der Landkreis durch die Fernstraße von Stettin nach Landsberg (Reichsstraße 113), erschlossen. Dazu kam die Oder als wichtige Wasserstraße. An der nördlichen Kreisgrenze verlief ab 1936 die Reichsautobahn Berlin – Stettin.

(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).

Verwaltungsgeschichte

Das Gebiet des späteren Kreises Greifenhagen gehörte seit dem 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der pommerschen Herzöge. Als Grenzgebiet zu Brandenburg waren die südlichen Bereiche lange Zeit zwischen den beiden Herrschaftsgebieten Gegenstand von Grenzkriegen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam das Gebiet zu Schwedisch-Pommern, später mit dem Frieden von Stockholm von 1720 zu Preußen. Danach wurde der Greifenhagener Kreis gebildet.

Mit der Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 wurde der Kreis Greifenhagen in den Regierungsbezirk Stettin innerhalb der Provinz Pommern eingegliedert. Der Kreis umfasste meist ländliche Gebiete um die Städte Bahn, Fiddichow und Greifenhagen. Das Landratsamt war in Greifenhagen.

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Greifenhagen entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke bis auf einen aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Greifenhagen entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Kreisgebiet ab 1939

Am 15. Oktober 1939 wurden die Kreisgrenzen wie folgt verschoben:

  • Ausgliederung der Gemeinden Buchholz, Hökendorf, Mühlenbeck und Sydowsaue aus dem Landkreis Greifenhagen in den Stadtkreis Stettin.
  • Eingliederung der Städte Gartz a./Oder und Penkun und der Gemeinden Barnimslow, Blumberg, Casekow, Damitzow, Friedrichsthal i. Pom., Geesow, Glasow, Grünz, Hohenholz, Hohenreinkendorf, Hohenselchow, Jamikow, Kolbitzow, Krackow, Kummerow, Kunow, Ladenthin, Lenbehn, Luckow, Mescherin, Nadrensee, Pargow, Petershagen, Pinnow, Pomellen, Rosow, Schillersdorf, Schmellenthin, Schönfeld, Schöningen, Schönow, Sommersdorf, Storkow, Tantow, Wartin, Wollin und Woltersdorf aus dem Landkreis Randow in den Landkreis Greifenhagen.

Nach 1945 lag der größte Teil des Kreisgebiets östlich der Oder-Neiße-Linie und kam zu Polen. Die westlich der Oder-Neiße-Linie befindlichen Teile des Landkreises, nämlich Teile des ehemaligen Landkreises Randow um die Städte Gartz und Penkun, kamen als Landkreis Randow zunächst zur SBZ und 1949 zur DDR. Der Landkreis Randow wurde bei der vorläufigen DDR-Kreisreform 1950 auf den Landkreis Angermünde, den Landkreis Pasewalk und den Landkreis Prenzlau aufgeteilt.

Kommunalverfassung

Die Landkreis Greifenhagen gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Bahn, Fiddichow und Greifenhagen, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke.

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden führten jetzt die Bezeichnung Stadt.

Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden.

Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Ortsnamen

Das anlautende C wurde 1910 in den folgenden Ortsnamen ersetzt:

  • Carolinenhorst: Karolinenhorst,
  • Cladow: Kladow,
  • Colbatz: Kolbatz,
  • Colow: Kolow,
  • Cranzfelde: Kranzfelde,
  • Cunow: Kunow.

Politik

In Hinterpommern, insbesondere in den von der Landwirtschaft geprägten Gebieten waren die Menschen konservativ eingestellt. Trotz der Nähe zur Großstadt Stettin machte der Landkreis Greifenhagen keine Ausnahme. Das beweist das Ergebnis der letzten Reichstagswahl 1933, als allerdings schon unter dem Eindruck der verstärkten Nazipropaganda die linken Parteien SPD und KPD zusammen nur 22 Prozent (deutschlandweit 31 %) der Wählerstimmen erhielten. Insgesamt sah das Wahlergebnis vom März 1933 im Landkreis folgendermaßen aus:

Wahlergebnisse vom März 1933

Literatur

  • Landbuch des Herogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Bearbeitet von Heinrich Berghaus. Zweiten Teils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, online.

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