- Förster & Borries
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- Regina Klöppel, Geschäftsführende Gesellschafterin
Mitarbeiter 28 (2010) Branche Druck- und Mediendienstleistungen Produkte Broschuren, Kataloge, Bücher, Prospekte, Flyer, Plakate, Mappen, Kalender, Geschäftsausstattungen Website www.foebo.de Förster & Borries ist ein sächsisches Familienunternehmen mit Sitz in Zwickau, Sachsen. Es würde 1881 durch Hermann Förster gegründet und wird heute in der vierten Generation geführt. Förster & Borries ist ein Druck- und Mediendienstleister mit hauseigenem Verlagsgeschäft.
Geschichte
1881-1887 - Gründerjahre
Der Begründer der Firma, Hermann Förster, wurde am 24. November 1847 in Gostitz (Oberschlesien) geboren. In den Jahren 1863 bis 1866 erlernte er in einer Buchdruckerei das Buchdrucker- und Schriftsetzerhandwerk. Seine Kenntnisse erweiterte er in Leipzig in führenden Betrieben wie Fischer & Wittig, Breitkopf & Härtel, Hermann Springer und Metzger & Wittig. Sein weiterer Weg führte ihn nach Süddeutschland. In Stuttgart vervollkommnet er sich bei Eduard Hallberger insbesondere im Illustrationsdruck. Die berufliche Laufbahn Hermann Försters setzte sich fort in den Leipziger Firmen F.A. Brockhaus und Pöschel & Trepte.
Der Wunsch zur Selbständigkeit veranlasste ihn, Leipzig wieder zu verlassen und im Februar 1875 in Liebau in Schlesien eine Druckerei zu kaufen. Aus bescheidenen Verhältnissen entwickelte sich unter seiner Hände Arbeit eine ansehnliche Provinzdruckerei. Seine Arbeiten erregten bereits auf der Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Breslau Aufsehen. Nach Größerem strebend verkaufte er die Liebauer Druckerei und zog 1881 mit seiner Familie nach Zwickau. Der Ruf des ausgezeichneten Fachmannes eilte ihm voraus. Zwickau, die Stadt der Steinkohle und der Industrie, schien ihm die geeigneten Voraussetzungen zur Verwirklichung seiner Pläne zu bieten.
Der Beginn in Zwickau ist zuerst auch recht bescheiden. Hermann Förster begründet am 10. November 1881 in der Zwickauer Münzgasse 6 -Hintergebäude- eine Buchdruckerei. Die Ausstattung besteht aus einer Augsburger Schnellpresse (Handantrieb), zwei Gallypressen (Tritthebel) und diversen Schriftregalen. Beschäftigt werden ein Akzidenzsetzer und ein Hilfsarbeiter, als Maschinenmeister fungiert der Inhaber. Die tadellosen Arbeiten machen die kleine Druckerei rasch bekannt, vor allem die Farbdrucke stechen hervor. Das junge Unternehmen schreibt sich zuerst eine breite Ausstattung der Zwickauer Geschäftswelt mit Drucksachen auf die Fahnen – mit Erfolg.
Bereits ein Jahr nach der Gründung tritt der Inhaber eines hiesigen Papierwarengeschäftes, Ernst Bär, in das Geschäft ein und man firmiert „Förster & Bär“. Das Grundstück Schulstraße 5 wird erworben, wo ein neues Gebäude für die Druckerei in dessen geräumigem Hof entsteht.
1888-1914 - Erfindergeist & Aufschwung
1888 scheidet Ernst Bär als Teilhaber aus, an seine Stelle tritt der Kaufmann Georg Borries. Als neuer Firmenname wird „Förster & Borries“ im Handelsregister eingetragen. Die Aufwärtsentwicklung des Betriebes macht weiterhin gute Fortschritte. Im eigenen Verlag wird das Adressbuch der Stadt Zwickau herausgegeben. Herrmann Förster lenkt die Produktion auf ein Spezialgebiet: Die Herstellung mustergültiger Vordrucke für die Kollegenschaft des Buchdruckergewerbes. Er ist damit sehr erfolgreich. Glückwunschkarten, Programme, Diplome, Wertpapiere und andere neutrale Formulare in hoher Qualität mehrfarbig ausgestattet mit Satz und Klischees sind den damals mit Farbendrucken noch wenig vertrauten Kollegen sehr willkommen. So ergibt sich in der Folgezeit ein umfangreiches Versandgeschäft über die Grenzen Deutschlands hinaus. Ein spezielles „Musterbuch für Druckereien“ erscheint.
Hermann Förster nimmt sich des 1891 im Deutschen Reich patentierten Dreifarbendrucks – dem Mehrfarbendruck von Farbplatten oder Farbsteinen, welche mittels um je mindestens 30 Grad gedrehter Liniensysteme hergestellt sind – an und feilt an dieser Technologie, deren hohen Gebrauchs- und ästhetischen Wert er gleich erkannte. Inspiriert wird er durch eine Beilage in den „Schweizer Grafischen Mitteilungen“, dem „gratulierenden Offiziersburschen“. Bereits ein Jahr später bringt er den Dreifarbendruck bei seinen Vordrucken zur Anwendung. Im eigenen Verlag erschien Hermann Hoffmanns „Systematische Farbenlehre“. Das Buch dient vornehmlich Buchdruckereien als Anleitung für das Mischen von Farben. Es ist das erste Werk in deutscher Sprache zur Farbnormung und besticht durch eine exzellente Verarbeitung im Hause Förster & Borries.
Auf der Weltausstellung in Chicago (USA), 1893 wird die Firma mit einer Staatsmedaille ausgezeichnet. Laut dem von F&B verlegten Zwickauer Adreßbuch verfügt der graphische Betrieb mittlerweile über 12 Schnellpressen und 24 Hilfsmaschinen bei einem Beschäftigtenstand von 73 Personen.
Dem Dreifarbendruck widmet die Firma größte Aufmerksamkeit und es gibt Versuche, dieses Verfahren bei Vordrucken zur Anwendung zu bringen. Die ersten Glückwunsch- und Neujahrskartenvordrucke mit Blumenvignetten werden im Dreifarbendruck hergestellt. Hermann Förster entwickelt die Technologie zielstrebig weiter.
Weithin für Aufsehen sorgt der 1895 erstmals von Förster & Borries gefertigte „Führer für Pilzfreunde“ des Oberlehrers Edmund Michael aus Auerbach im Vogtland – ein weltweit erstes im Dreifarbenverfahren illustriertes Buch. Es war von einer Güte, die selbst in Fachkreisen Zweifel entstehen ließen, ob die exzellente Vielfarbigkeit und vollendete Naturtreue tatsächlich durch Übereinanderdruck von nur drei Farben erzielt wurde. Diese Druckleistung bringt die Anerkennung als eine führende Farbdruckerei. In der Folge wird das Pilzbuch in einer Vielzahl von verschiedenen Ausgaben im eigenen 1892 gegründeten Verlag bis 1945 herausgegeben.
1898 verlegt Förster & Borries „Die deutsche Bühne“, Zeitschrift für dramatische Kunst und Literatur, Organ der Allgemeinen Deutschen Bühnengesellschaft.
Im eigenen Verlag erscheint 1899 das medizinische Standardwerk „Technik und Diagnostik am Sektionstisch“ im Dreifarbendruck. Die Farbillustrationen, die Förster & Borries in zahlreichen Büchern der Fachwelt präsentiert finden große Anerkennung und werben zugleich neue bedeutsame Kunden.
E. A. Seemann, Verlagsbuchhandel in Leipzig, beauftragte - überzeugt von der Qualität der Dreifarbendrucke - die Firma Förster & Borries, diese Geschäftsverbindung wird über ein Jahrhundert bestehen! Am Anfang der Zusammenarbeit standen 25 Serien von zusammen 200 Gemäldereproduktionen. Die Ausführung im Buchdruck, erstmals auf „Kunstdruckpapier“, setzte neue Maßstäbe. Die Entwicklung dieses Papiers durch die Firma Papierfabrik Scheufelen war insbesondere von Förster & Borries als Verarbeiter angestoßen und vorangetrieben worden.
1902 scheidet der Teilhaber Georg Borries aus der Firma aus. Hermann Försters Sohn Adolf wird Teilhaber. Die zielstrebige Arbeit von Firmenleitung und Belegschaft erringt zunehmend Anerkennung auf internationalen Messen und Ausstellungen für präsentierte Drucksachen. Die Vielfalt der graphischen Produktion wird auf der Zwickauer Industrieausstellung gezeigt und mit der „Königlich Sächsischen Silbernen Staatsmedaille“ ausgezeichnet.
1909 druckt Förster & Borries „Unter der Sonne Oberägyptens“. Das Buch wird als „erstes Buch der Welt im Dreifarbendruck nach farbenphotographischen Naturaufnahmen“ gerühmt. Eine Sensation auch deshalb, weil die Farbfotografien noch mit einer Schlittenkamera hergestellt, d.h. die drei Teilfarben nacheinander aufgenommen wurden. Nur wenigen dürfte zu dieser Zeit Farbfotografie überhaupt bekannt gewesen sein.
Am 1. Februar 1913 begeht der Seniorchef das fünfzigste Jahr seiner Berufstätigkeit. An der Schaffung des Deutschen Buchdruck-Preistarifs, der ersten gültigen Berechnungsgrundlage des Gewerbes, hat er bedeutenden Anteil. Seine Verdienste um das Grafische Gewerbe würdigt der der Sächsische König mit der Verleihung des Kommerzienrattitels.
1915-1932 - Entwicklung zur Großdruckerei
1918 hat die Firma einen schmerzlichen Verlust hinzunehmen. Firmengründer Hermann Förster erliegt 71-jährig am 16. August als Teilnehmer einer Tagung des Deutschen Buchdrucker-Vereins in Dresden einem Herzschlag. Artur Förster, der zweite Sohn des Firmengründers, tritt als Teilhaber zusammen mit seinem Bruder Adolf das väterliche Erbe an. Buchdrucker Josef Förster, ein Vetter der Inhaber, wird in die Firma berufen und mit der Assistenz bei Betriebsleiter Paul Goebel betraut. Das Geschäftsfeld Kalenderherstellung, insbesondere Abreißkalender mit Tages- oder Wochenblock, wird weiter ausgebaut. Mit der neuen Einfarben-Offsetmaschine von Faber & Schleicher zieht 1921 das Zeitalter des Flachdruckes in den Betrieb ein. Die ständigen Anstrengungen, den Erzeugnissen den letzten Schliff zu geben und höchste Qualität zu liefern, bleiben nicht ohne Erfolg. Bedeutende Firmen vergeben ihre Aufträge an die Firma. Darunter sind auch die Schifffahrtsgesellschaften Hapag, Südamerikanische Dampfschifffahrtsgesellschaft und der Norddeutsche Lloyd sowie die Firmen Kodak, führende Maschinenfabriken, die I.G. Farben und viele andere mehr. F & B richtet in Hamburg eine Geschäftsstelle ein, um die Hochsee-Schifffahrtsgesellschaften am Ort zu betreuen. Der „vornehme Werbedruck“ wurde ausgebaut.
Der große Bedarf an Banknoten zur Inflationszeit bringt der Firma eine sprunghafte Produktionssteigerung. In drei Schichten werden im Auftrag von Reichsbank und Reichsdruckerei die Banknoten gedruckt.
Die folgenden Jahre der allgemeinen Wirtschaftsblüte der Weimarer Republik bringen der Firma fortdauernden Aufschwung. Dabei bleibt der harte Konkurrenzkampf nicht aus. Die Kundschaft stellt höchste Ansprüche. Qualität und Preis spielen eine ausschlaggebende Rolle. Nur ein technisch leistungsfähiger Betrieb kann mithalten. Viel wird in die Anschaffung neuer Schriften investiert. In den Maschinensälen kommen eine Anzahl Schnellpressen modernen Typs zum Einsatz. Ein modernes, den Dreifarbendruck symbolisierendes Signet wird als Warenzeichen eingetragen. Förster & Borries unterhält Geschäftsbeziehungen in ganz Europa und in Übersee.
In Berlin wird eine Geschäftsstelle eingerichtet, um neue Kunden zu werben. F & B erhält Aufträge z.B. von Kodak, Siemens, Telefunken und Lorenz AG. Auch in Bremen arbeitet ein F & B-Vertreter auf Provisionsbasis. Dadurch besserte sich die wirtschaftliche Lage.
Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern wird 1923 die Herstellung von Zigarettenschachteln samt den Zigaretten(werbe)bildern aufgenommen. Die „Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker“ urteilt in der Ausgabe vom 23. August 1932: „Das Geheimnis, wie man auf Mattpapier hervorragend Autotypien drucken kann, wird in überzeugender Weise durch die Firma Förster & Borries in Zwickau entschleiert, und zwar durch einen großen Katalog für die Horch-Werke im Querformat 35x24 Zentimeter. ... Die Arbeit verdient hohe Anerkennung und muß als ein Markstein in der Entwicklung des Autotypiedrucks gewertet werden.“
1933-1945 - Licht und Schatten im Dritten Reich
„Das Farbenmischbuch“ erscheint in enger Zusammenarbeit der Farbenfabrik Kast & Ehinger, Stuttgart. Das Werk diente der Standardisierung. Bis dahin hatte jede Farbenfabrik ein eigenes umfangreiches Sortiment mit einer Vielzahl von Nuancen. Mit den nun vorliegenden Gebrauchsempfehlungen war jeder Drucker in die Lage versetzt, mit Hilfe der abgebildeten 13 Grundfarben die gewünschte Nuance risikofrei zu erreichen. „Das Werk ist eine Musterleistung deutscher Arbeit, deutscher Forschung und deutscher Genauigkeit“, urteilt im Stile dieser Zeit das Reichswirtschaftsamt in seinen Mitteilungen Nr. 4 vom April 1935.
Das sich gut entwickelnde Geschäft mit Zigarettenverpackungen und –bildern für die Firma Reemtsma erfordert die Erweiterung der Produktionsräume. Mit der Absicht, aus der Enge im Innenstadt-Betrieb sowie dem bestehenden Mietverhältnis in der Seilerstraße herauszukommen, wird ein Grundstück von ca. 18.000 m² erworben. Hier soll ein kompletter Neubau entstehen, u.a. mit einem Bereich Tiefdruck; die Maschinenbestellungen sind bereits ausgelöst. Der beginnende Zweite Weltkrieg stoppt 1939 abrupt alle Neubaupläne. Das Gelände an der Industrierandstraße wird beschlagnahmt und dient fortan der Wehrmacht als Übungsgelände zur Panzerbekämpfung. Die Druckerei ist der kriegsbedingten Mangelwirtschaft ausgesetzt und den dauernden Einschränkungen bei Material und Energie unterworfen. Facharbeiter werden zum Kriegsdienst befohlen. Dennoch werden, wie namhafte Dankschreiben belegen, herausragende Druckerzeugnisse ausgeliefert. Im verordneten „totalen Krieg“ wird die 60-Stunden-Arbeitswoche eingeführt.
Der Seniorchef, Adolf Förster, muss 1944 einen schweren Verlust hinnehmen. Er verliert beide Söhne, Hermann und Friedrich Förster, im Krieg.
Am 17. April 1945 war der Zweite Weltkrieg in Zwickau mit dem Einmarsch der US-Truppen beendet. Die sowjetische Militärverwaltung löst am 1. Juli die US-amerikanische Besatzung in Sachsen ab. Auch Förster & Borries hat öffentliche Drucksachen wie Plakataushänge der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) zu fertigen. Wechselnde Restriktionen gibt es bei der Genehmigung von privaten bzw. gesellschaftlichen Drucksachen durch die Militärkommandantur in Zwickau. Einen weiteren Schicksalsschlag muss die Familie hinnehmen. Artur Förster wird am Reformationstag unter einem Vorwand in das Polizeipräsidium bestellt und von den Besatzern und ihren deutschen Helfern verschleppt. Sieben lange Jahre bleibt er inhaftiert, ohne dass die Familie seinen Haftort kennt oder ihn besuchen darf.
1946-1971 - Privatbetrieb in der Planwirtschaft
Wiederholt droht 1946 die Gefahr der Demontage des Betriebes, die schließlich abgewendet ist, weil die Druckerei Reparationsleistungen für die Sowjetunion erfüllen soll SMA-Verlag, dem F & B laut Befehl unterstellt ist, erhält der Betrieb größere Aufträge, insbesondere zur Herstellung von Schulbüchern und Kunstblättern. Die Großauflagen erfordern 3-Schichtarbeit sowie gewaltige Mengen an Material. In dem Zusammenhang werden die bislang im Zwickauer Raum verstreuten 13 kleineren Papierlager durch eine zentrale Papierlagerhalle in Holzbauweise auf dem Firmengelände an der Industrierandstraße, die samt zugehörigen Gleisanschluss auf Betreiben des sowjetischen Stadtkommandanten entsteht, abgelöst. Die Firma muss innerhalb sechs Wochen eine Großbuchbinderei einrichten und soll täglich 20.000 Bände fertigen. Die Belegschaft wächst mit großer Hilfskräftezahl von 468 Personen (Stand Mai 1946) bis auf 1300 Personen an. Die Forderungen des SMA-Verlages kann zunächst nicht erfüllt werden. Weder die technischen noch personellen Voraussetzungen schafft man in der kurzen Zeit und es fehlt an Erfahrung mit dem Betrieb einer industriellen Großbuchbinderei. Außerdem müssen eine große Zahl ungelerneter Kräfte unterwiesen werden. Es fehlt an Spezialmaschinen, was wiederum viel Handarbeit zur Folge hat. Auch die unregelmäßigen Lieferungen an verschiednen Materialen bremsen den Ausstoß. Firmenleitung und Betriebsrat verpflichten sich, den täglichen Ausstoß von 15.000 Bänden in Wochenschritten auf 18.400 und schließlich die geforderten 20.000 Exemplare zu steigern.
1947 muss Artur Förster seine Geschäftsanteile entschädigungslos abgeben, um das Familienerbe vor dem Zugriff der Besatzer zu schützen. Unter Zwang scheidet er – laut Handelsregistereintrag vom 24. Mai 1947 – als Gesellschafter aus. „Der Kaufmann Josef Förster, Zwickau, ist als persönlich haftender Gesellschafter in die Geschäfte eingetreten.“ Der Zwickauer Künstler Karl Heinz Schuster wendet sich an die Firma mit dem Anliegen, sein Kinderbuch „Beim Weihnachtsmann“ bei Förster & Borries drucken und herausgeben zu lassen. Trotz erheblicher Probleme bei der Beschaffung des Papiers wird das Buch gedruckt und erlangt seltene Beliebtheit bei Kindern und Erwachsenen.
Trotz intensiver Bemühungen der Familie und der Belegschaft kann die Entlassung von Artur Förster aus der Haft nicht erreicht werden. In einem Schauprozess vor einem DDR-Gericht wird er 1949 zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt und sein gesamter Privatbesitz enteignet. Am 2. November 1951 wird im Handelsregister eingetragen auf Grund des „Ersuchens des Ministeriums des Innern des Landes Sachsen – HA. Amt zum Schutze des Volkseigentums – vom 23. Oktober 1951“: „Die am 24.5.1947 unter lfde. Nr. 6 getätigte Eintragung: ‚Der Kaufmann Arthur Förster ist aus der Gesellschaft ausgeschieden’ wird gelöscht. Aufgrund des Feststellungsbescheides des Ministeriums des Innern des Landes Sachsen vom 22. Oktober 1951 wird der Kaufmann Arthur Förster als Gesellschafter gelöscht. Sein Anteil ist in das Eigentum des Volkes übergegangen. Die wirtschaftliche Lage der grafischen Branche wie auch der Firma verschlechtert sich 1951 schlagartig als die Reparationsaufträge der Regierung ausbleiben. Man ist gezwungen Kurzarbeit anzuordnen und Entlassungen vorzubereiten. Die Belegschaft wird von 800 auf 250 Personen reduziert. Intensive Bemühungen zur Auftragsbeschaffung sind nicht sehr erfolgreich. Fehlende Materialzuteilung sowie die drastische Einschränkung der Verlagstätigkeit durch Verweigerung von Druckgenehmigungen verschärfen die Lage. Staatliche Aufträge werden zuerst in volkseigene Betriebe vergeben, ehe Privatunternehmen beauftragt werden.
Artur Förster wird 1952 begnadigt und aus der Haft entlassen; weder Besitzstand noch Funktion erhält er zurück, bis zum Rentenalter „darf“ er in seinem Betrieb als Lohnschreiber tätig sein – schwer gezeichnet von sieben schlimmen Jahren in den Lagern Buchenwald und Mühlberg sowie im Zuchthaus Waldheim.
Die drastisch verschlechterte Auftragslage führt 1953 dazu, dass ein Konkursantrag gegen die Firma vorliegt. Das Konkursverfahren über das Vermögen wird am 10. Juni 1953 eröffnet, jedoch am 7. August 1953 wieder eingestellt. Bemerkenswert erscheint ein über zwei Jahrzehnte später abgegebener Kommentar der dann staatlichen Betriebsleitung zu den Vorgängen von 1953, wobei auch an den 17. Juni und seine Folgen zu denken ist: „Die Zeit für einen solchen Schritt (gemeint ist die Überführung des Betriebes in Volkseigentum) war noch nicht reif. Vater Staat griff hilfreich ein, so dass die ehemaligen Geschäftsinhaber ihre Tätigkeit wieder aufnehmen konnten.“
Am 10. Juli 1954 erfasst ein verheerendes Hochwasser in Westsachsen und dem Vogtland die Stadt Zwickau mit großer Gewalt. Auch der Betrieb Förster & Borries wird durch die Zwickauer Mulde überflutet. Die Belegschaft rettet in einem Großeinsatz Papier, Farben, Materialen, Maschinenersatzteile, halbfertige und fertige Drucksachen vor dem schnell steigenden Wasser aus dem Kellergeschoss. Die Beseitigung der Hochwasserfolgen erfordert hohen Einsatz der Belegschaft. Das Druckplattenlager des Verlages E.A. Seemann muss im Keller aus Schlamm und Schmutz geborgen werden. Alle Plattensätze werden gereinigt und neu gelagert. Dringende Druckaufträge werden in dieser Zeit im Werk II Seilerstraße produziert.
Am 23. August 1954 stirbt Adolf Förster, der Sohn des Firmengründers. Da sein Bruder Artur Förster, mit Berufsverbot belegt ist, führt Josef Förster das Familienerbe fort. Per Gesetz wird 1957 die 45-Stunden-Woche in allen Betrieben eingeführt. Dies ist auch Thema der Belegschaftsversammlung am 27. Juni 1957, wo Josef Förster für die Geschäftsleitung Stellung nimmt und u.a. die Rahmenbedingungen der staatlichen Planwirtschaft am Beispiel der Papierindustrie beschreibt: „ Wir können keine neuen Maschinen kaufen, keine besseren Materialien geben. 70- bis 90-jährige Papiermaschinen, verbunden mit nicht guten Rohmaterialien, können keine Weltniveau-Papiere erzeugen. Darum können wir nicht den Druckern in Buchdruck und Offset einwandfreie, hochglänzende und nicht stäubende Papiere zur Verfügung stellen. Wir müssen das nehmen, was uns zugeteilt wird. .... Wir werden uns weiter bemühen alles heranzuschaffen. Aber wo nichts ist, kann man nichts bekommen.“ Trotz schlechter Materialversorgung gelingen aber immer wieder gute und von der Kundschaft anerkannte Produkte.
Die Nachfolge des verstorbenen Inhabers Adolf Förster wird geregelt. Als Gesellschafter durch Erbfolge treten Gerhard Förster, der Sohn Artur Försters, und seine Ehefrau Liselotte sowie die Ehefrau Josef Försters, Margarete Förster ein. Die Inhaber spüren zunehmend die Auswirkungen der Planwirtschaft und die Bestrebungen des Staates, die Privatwirtschaft abzuschaffen. Neben der Verknappung von Material und Investitionsgütern schraubt der Staat die Einkommensteuern für die Gesellschafter in eine Höhe, die der stillen Enteignung gleich kommt. Investitionen aus Eigenmitteln können dadurch nicht getätigt werden. Staatliche Mittel gibt es nur im Tausch gegen Gesellschafteranteile.
1961 wird der Siebdruck versuchsweise eingeführt – mit dafür ausgerüsteten Maschinen aus der betriebseigenen Werkstatt.
Die Vereinigung Volkseigener Betriebe Polygraphische Industrie (VVB) löst zum 1. Januar 1965 die Deutsche Investitionsbank (DIB) als staatlicher Gesellschafter der Förster & Borries KG ab. Durch die repressive Wirtschaftspolitik gegen die mittelständischen Privatbetriebe in der DDR stagniert deren Entwicklung, so auch bei Förster & Borries. Die Staatspartei verstärkt ihren Machteinfluss auf die Firma. Parteihörige „Kader“ werden in leitende Positionen berufen. Den privaten Gesellschaftern werden weitere Geschäftsanteile im Gegenzug zu dringend erforderlichen Investitionen entzogen. So werden 1965 sechs der alten Stopzylindermaschinen „Sturmvogel“ im Buchdruck durch vier Schwingzylindermaschinen des Druckmaschinenwerkes Victoria Heidenau ersetzt. 1969 wird eine Zweitourenmaschine TZ100 des Leipziger Druckmaschinenwerkes montiert. Damit verbessert sich die maschinentechnische Grundlage im Buchdrucksektor.
Die VVB Polygraphische Industrie Leipzig wird 1970 aufgelöst und als neuer staatlicher Gesellschafter der Volkseigene Betrieb (VEB) Druckwerke Reichenbach bestimmt. Dazu lautet ein später gegebener Kommentar: „Aufgrund der privaten kapitalistischen Einlagen im Betrieb konnte er nicht zum damaligen Zeitpunkt von der Zentrag (Vereinigung der SED-eigenen Betriebe) übernommen werden.“ Dessen ungeachtet wird die „Bilanzierung“ für die Förster & Borries KG in der Hauptplanposition Bücher und Broschüren bereits von der Zentrag vorgenommen.
Im September 1971 beginnt Roland Förster, der älteste Sohn der Gesellschafter Gerhard und Liselotte Förster, seine Lehre als Buchdrucker bei Obermeister Joachim Zierold und Maschinenmeister Herbert Reuter. Die Gesellschafter allen voran Josef Förster sehen in ihm den Nachfolger für eine spätere Firmenleitung ohne zu ahnen, was sich ein halbes Jahr später ereignen wird.
1972-1989 - Graphische Werke Zwickau
Im 91. Jahr der Unternehmensgründung werden im März 1972 die Nachfahren Hermann Försters gänzlich aus der Firma gedrängt. Die über Jahre hinweg schleichende Enteignung endete mit der Zwangsverstaatlichung. Der renommierte Betrieb Förster & Borries wird umgewandelt zum VEB Graphische Werke Zwickau mit 257 Beschäftigten. Josef Förster beendet hoch betagt sein Lebenswerk und geht in den Ruhestand. Horst Adler, vorher Technischer Leiter, wird zum Betriebsdirektor berufen.
Der Betrieb gehört ab 1973 zur Zentrag, der SED-Wirtschaftsorganisation für Druckereien, Verlage und weitere Betriebe. Damit hat sich die Staatspartei der DDR die vormalige Firma Förster & Borries vollständig angeeignet. Die Entschädigung der ehemaligen Gesellschafter hat nur symbolischen Charakter. Ihnen werden die Anteile zu einem Spottpreis vergütet. Das Kapital fließt auf unverzinste Sperrkonten, von denen nur ein kleiner jährlicher Betrag entnommen werden darf. In den 70er Jahren rationalisiert Obermeister Joachim Zierold den Buchdruck weitgehend. Einzelne Arbeitschritte der Druckformenvorbereitung sowie des Auflagendruckes teilt er in Abschnitte ein und lässt diese von spezialisierten Mitarbeitern ausführen. Man geht von der Handzurichtung zur Quellfolienzurichtung über. Druckplatten werden auf Bleiunterlagen geklebt. Die Formen werden außerhalb der Maschinen geschlossen. Dadurch erzielt der Betrieb einen höheren Durchsatz bei gleichzeitige Qualitätssteigerung und Senkung der Maschinenstillstände. Es entstehen Druckprodukte von bemerkenswerter Ausstattung und international vergleichbarer Qualität.
Die vom Staat verfolgte Wirtschaftsstrategie der Kombinatsbildung führt 1979 zum Zusammenschluss der Graphischen Werke Zwickau mit der Volksdruckerei Zwickau sowie weiteren Druckereien der Region zum Betrieb Grafische Werke Zwickau. Zum Direktor wird Achim Schwartz, Druckwerke Reichenbach, berufen. Der Betrieb produziert weiterhin hochwertige Drucksachen im Offset- und Buchdruck. Der Qualitätsgedanke von Förster & Borries lebt in Teilen der Belegschaft fort. Namhafte Verlage wie Edition Leipzig, E.A. Seemann Leipzig, Verlag der Kunst Dresden, Hinstorff Verlag Rostock, Henschel Verlag Berlin wie auch Verlage aus der Sowjetunion wie der Aurora Verlag Leningrad platzieren ihre Aufträge in Zwickau. Werbeproduktion findet nur in sehr bescheidenem Maß statt. Ein Beispiel dafür ist der jahrelang produzierte Kalender für die Fluggesellschaft Interflug. Neben Buchdruckmaschinen der Marke „Victoria 820 und 1040“ und „Victoria Front“ (Druckmaschinenwerk Heidenau) wird auf 2- und 4-Farben-Bogenoffsetdruckmaschinen aus Radebeul der Marke „Planeta“ im Großformat produziert. Im Werk II wird der Buchdruck aufgelöst. Die Buchbinderei ist nur in der Lage, kleine Auflagen selbst herzustellen. Die buchbinderische Weiterverarbeitung großer Auflagen erfolgt meist in Leipzig.
1980 werden die ersten computergestützten Fotosatzmaschinen von Linotype und Trommelscanner von Dr. Ing. Hell angeschafft. Dabei bedient sich die Staatspartei ihrer Devisenreserven. Trotzdem bleiben die Produktionsverfahren z.B. in der Filmbelichtung- und Entwicklung als Druckvorlagen hinter dem Weltstandard zurück. In einem Neubau in der Crimmitschauer Straße 43 finden der Bogenoffsetdruck und eine Großbuchbinderei Platz. Neue 2-, 4- und 5-Farboffsetdruckmaschinen werden aufgestellt und in Betrieb genommen.
Die Vorteile des Bogenoffsetdruckes werden deutlich. Verbesserungen bei Material (Aluminiumdruckplatte, Film) und Offsetdruckmaschinen sowie im Verfahren selbst führen letztlich dazu, dass in vielen Druckereien der Buchdruck eingestellt wird. So auch 1982 in den Grafischen Werken Zwickau. Die Vorteile des Offsetdruckes sind schon in der Druckvorstufe sichtbar. Als Druckformen dienen nicht mehr geätzte Kupfer- oder Zinkplatten, sondern fototechnische Filme. Als Druckplatten setzen sich beschichtete Aluminiumplatten gegen Trimetallplatten (Stahl-Kupfer-Chrom) durch. Im Gebäude Peter-Breuer-Straße befinden sich bis Ende der Achtziger Jahre nur noch Fotosatz- und Reproabteilung sowie der Offsetandruck. Außerdem muss der zu große Verwaltungsapparat untergebracht werden.
1990-1999 - Neubeginn in der Marktwirtschaftwirtschaft
Die gesellschaftliche Wende in der DDR weckte neue Hoffnung auf freie Entfaltung der Wirtschaft durch unternehmerisches Handeln. Nach dem von der neuen Volkskammer verabschiedeten Gesetz zur Reprivatisierung der 1972 zwangsverstaatlichten Unternehmen beantragt die Familie Förster die Rückübertragung des Betriebes. Auch die völlige Rehabilitierung Artur Försters wird erreicht. Nach über mehrere Monate reichenden Verhandlungen, die Roland Förster mit dem Direktor Achim Schwartz führte, ist es soweit: Der Betriebsteil Peter-Breuer-Straße nebst Grundstück und das Grundstück Industrierandstraße 23 werden an die Eigentümer zurückgegeben. Kein Anspruch besteht allerdings auf die Produktionsstätten mit Druck- und Buchbindereitechnik. So beschränkt sich der Geschäftsgegenstand zunächst auf das Herstellen von Druckvorlagen und Dienstleistungen der Druckvorstufe. Am 1. August nimmt die Firma Förster & Borries Satz-Repro-GmbH ihre Tätigkeit auf. Als Gesellschafter werden die Geschwister Roland und Reinhard Förster sowie Regina Klöppel und die Erben von Josef Förster, Ursula Reinhardt und Christa Schumann im Handelsregister eingetragen. Das Unternehmen leiten Roland Förster und Michael Heinzel. Peter Hampel übernimmt leitende Aufgaben im Betrieb.
„Die junge und zugleich alte Firma hat viel vor“, resümierte die „Freie Presse: Schwerpunktaufgaben in diesen Tagen: Das Lernen der Marktwirtschaft.“ Und der „Zwickauer Anzeiger“ schreibt: „Die Devise, Qualität als oberstes Gebot zu sehen und den Kunden hundertprozentig zufriedenzustellen, hat man auch ins neue Produktionsprofil übernommen. ... Dieses Ziel ist nicht einfach. Ist doch der ‚Bildbandmarkt’ zum einen überschwemmt, der Preiskrieg durch Angebote aus Fernost ebenso markant wie in anderen Zweigen und das Verlagssystem der Ex-DDR zusammengebrochen.“ Die „Frankenpost/Sachsenpost“ schreibt: „Geschäftsführer Roland Förster weiß um den großen Druck der Konkurrenz, vertraut aber auf die Erfahrungen des Fachpersonals und das gemeinsam ausgearbeitete Unternehmenskonzept. Auch wenn die wirtschaftliche Lage gegenwärtig schwierig ist, ist er optimistisch und voller Zuversicht, die vor dem Unternehmen stehenden Aufgaben zu bewältigen.“
Als vordringlichste Aufgabe muss die im Haus Peter-Breuer-Straße über alle vier Stockwerke verteilte Produktion konzentriert und geordnet werden. Dabei stellt man fest, dass die meisten Produktionsanlagen hoffnungslos veraltet und den Anforderungen des Wettbewerbes nicht gewachsen sind. Ein Investitionsplan ist aufzustellen und es müssen Gespräche mit Kreditinstituten aufgenommen werden – ein schwieriges Unterfangen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen bei renommierten Bankhäusern hat man Erfolg mit den alten Bankbeziehungen zur Kreditbank Zwickau in Gestalt der Nachfolgerin Dresdner Bank AG - eine Geschäftsbeziehung, die bis heute besteht. Die Geschäftsführung holt sich außerdem beratende Hilfe bei einer der ersten Unternehmensberatungen in Zwickau, der Firma TreuTeam GmbH, um die schwierige Aufbauphase zu bewältigen. Investitionen in neue Satz- und Scannertechnik werden getätigt, eine Offset-Andruckmaschine im Format 70 x 100 cm wird angeschafft. Räume werden renoviert und nicht benötigte Etagen vermietet. Die Kundenstruktur ändert sich jedoch schnell. Die alten Verlagskunden in Leipzig, Dresden und Berlin überleben zum großen Teil die Währungsumstellung nicht. Der Export von Druckerzeugnissen nach Osteuropa bricht zusammen. Es müssen neue Kunden gewonnen werden. Vor allem die entstehende Werbebranche in der Region und der Mittelstand in der Wirtschaft sollen die neuen Partner werden. Ein Vertrieb mit Vertretern wird aufgebaut. Um die Kundschaft über die Leistungspalette zu informieren, nimmt Förster & Borries als Aussteller auf der ersten Industrie- und Gewerbeschau nach der Wende in Zwickau teil.
Die Beschränkung auf die Druckvorlagenherstellung erscheint jedoch nicht zukunftssicher, erwarten doch die Kunden das komplette Druckererzeugnis von Förster & Borries. Es kommt der Zufall den Inhabern zu Hilfe. Gemeinsam mit Armand Prinz, Inhaber einer Druckerei in Rheinland-Pfalz, wird die Gründung eines Druckereibetriebes vorbereitet. Schnell ist man sich über die vertraglichen Bedingungen einig. Nahezu zeitgleich zum 110jährigen Firmenjubiläum von Förster & Borries wird COLOR-DRUCK ZWICKAU GmbH & Co. KG gegründet. Peter Hampel wird zum Geschäftsführer berufen. Erste Ausrüstungen sind eine 4-Farb-Boggenoffsetmaschine GTOV und 1-Farb-Boggenoffsetmaschine SORM der Heidelberger Druckmaschinen AG, aufgestellt in der ehemaligen Betriebsküche Peter-Breuer-Straße, sowie einige Weiterverarbeitungsmaschinen.
Der Künstler Karl Heinz Schuster, besucht Förster & Borries. Im Archiv findet man die alten Originale, von denen schon 1946 reproduziert wurde. Die Neuauflage des beliebten Kinderbuches „Beim Weihnachtsmann“ wird gemeinsam geplant und organisiert. Auch die Fortsetzung des Buches mit dem Titel „Der Zwergensommer“ soll gedruckt werden, was ein Jahr später geschieht. Damit beginnt Förster & Borries wieder mit einem kleinen Verlagsprogramm.
1992 - die Investitionen bringen erste Erfolge: Neue Kunden kommen in die renovierten Räume, speziell Werbedrucksachen aus Zwickau werden (wieder) bekannt. Mit Hans-Joachim Schubert, Studienrat und Medienstellenleiter aus Zwickau, und Norbert Peschke, damals Redakteur bei einer Tageszeitung, entsteht 1992 eine Reihe Heimatkunde-Arbeitshefte für Grundschulen in Sachsen als weiteres Verlagsprojekt. Die Lohnarbeit wird ein Jahr später vom Auftraggeber Sachsenpost erworben für die meisten Landkreise Sachsen und zwei Kreise in Thüringen im eigenen Verlag herausgegeben. Bis heute werden die Unterrichtsmittel ständig verbessert herausgegeben. 1993 entsteht im Verlag das Nachschlagewerk „Chronik der Stadt Zwickau“.
Die technische Entwicklung in der Druckbranche stellt die Firma vor neue, anspruchsvolle Aufgaben. Nicht mit Großrechner sondern mit Personalcomputern entstehen Seiten als digitale Daten, die auf Film belichtet werden und als Kopiervorlagen für Offsetdruckplatten dienen. Die Produktion in dem mehrstöckigen Altbau stößt mittlerweile an technische und organisatorische Grenzen. Die Effektivität lässt zu wünschen übrig. Die Gesellschafter planen daher 1993 einen Neubau auf dem Firmengelände Industrierandstraße. Damit werden, wenn auch in bescheidenerem Umfang, die Pläne der Vorväter in die Tat umgesetzt.
Das neue Firmendomizil in der Industrierandstraße 23 wird nach einjähriger Planungs- und Bauzeit im März 1994 bezogen. Das gesamt Equipment zieht um und wird bei dieser Gelegenheit weiter modernisiert. Mit einer großen Feier wird der Neubau eingeweiht. In der Satzherstellung setzt man auf Computertechnik der Marke Apple Macintosh. Neben dem Offsetandruck werden Andrucke (Proofs) mittels eines Analogproofgerätes hergestellt und vertrieben. Die manuelle Retusche von Filmen weicht der elektronischen Bildverarbeitung fast völlig.
Bei COLOR-DRUCK werden gleichzeitig Investitionen für den Vierfarbdruck im Format 50 x 70 cm und der dazu notwendigen Weiterverarbeitungstechnik von Rückstichbroschuren geplant. Eine Bogenoffsetdruckmaschine Heidelberger Speedmaster 74-4 und eine Broschurenstrecke von Theissen & Bonitz sowie eine moderne Schneidelinie werden angeschafft.
Die Euphorie der ersten Jahre nach der Wiedervereinigung macht 1995 einer gewissen Ernüchterung Platz. Erstmals seit der Reprivatisierung geht die Auftragslage zurück. Die Preise für Dienstleistungen und Produkte der Druckvorstufe geben nach. Veränderungen in der Kundenstruktur erfordern stärkere Orientierung auf Neukunden. Rationalisierungen im Produktionsablauf werden nötig und neue Geschäftsfelder müssen erschlossen werden. 1995 investiert die Firma in ein Komplettsystem bestehend aus Flachbettscanner, Filmbelichtungsgerät im Format 50 x 70 cm sowie einer Spezialsoftware zur Text-Bild-Montage der Firma Linotype AG. Die Ganzseitenmontage setzt sich unter dem Begriff „Desktop-Publishing“ immer mehr durch. Die Dienstleistung Filmbelichtung für Druckereien, Verlage und Werbeagenturen verspricht Umsatzzuwachs. 1997 wird die digitale Bogenmontage und Belichtung ganzer Druckbögen (Computer-to-Film) bei Förster & Borries eingeführt. Die Software dazu liefert die Heidelberger Druckmaschinen AG. Das Firmenlogo wird 1996 als Handelsmarke neu angemeldet und beim Deutschen Patentamt eingetragen.
Im Jahr 1998 stellt Förster & Borries erstmals Bilddatenbestände mittels digitaler Fotografie her. Ein Fotostudio wird eingerichtet und eigene Mitarbeiter werden geschult.
Der technische Fortschritt im Druckgewerbe zwingt zu ständiger Innovation des Produktionsprozesses. Auf Fachmessen werden 1998 erstmals ausgereifte digitale Belichtungssysteme für Offsetdruckplatten von mehreren Herstellern gezeigt. Der Fachbegriff Computer-to-Plate (CtP) macht die Runde. Schrittweise finden diese Neuerungen auch bei Druckereikunden von Förster & Borries Anwendung. Damit sinkt der Bedarf an belichteten Filmen ständig. Immer öfter sind nur die Datenbestände das Finalprodukt, mit denen die direkte Druckplattenbelichtung erfolgt. Um diesem Prozess Rechnung zu tragen, entscheiden sich die Gesellschafter im Herbst 1999 zur Investition einer CtP-Anlage. Mit dieser Entscheidung stellt Förster & Borries die Weichen zu wirtschaftlichem Erfolg in den nächsten Jahren. Es werden Großkunden für die Lieferung von Druckplatten akquiriert, darunter Sebald Sachsendruck (heute schlott gruppe) in Plauen sowie Westermann Druck Zwickau GmbH. Auch zum E. A. Seemann Verlag unterhält die Firma regen Geschäftskontakt. Neben dem Scannen und Andrucken der Bildvorlagen produziert man auch die Druckplatten. Zahlreiche Kunstbildbände entstehen so bei Förster & Borries im Auftrag des Leipziger Verlages.
2000-2009 - Etabliert in der Marktwirtschaftwirtschaft
Die Verlagstätigkeit findet im Jahr 2000 mit der Produktion und Herausgabe von zwei Büchern eine Fortsetzung. Das Werk „Der Steinkohlenbergbau im Zwickauer Revier“ produziert Förster & Borries in Zusammenarbeit mit dem Steinkohlenbergbauverein Zwickau. Der Bildband „Bauwerke in Zwickau“ entsteht. Darin werden die Baustile am Beispiel bedeutender Bauwerke der Stadt erklärt und abgebildet. Beide Bücher finden große Anerkennung und werden erfolgreich verkauft.
Die steigende Produktion mit Einführung der digitalen Druckplattenbelichtung erfordert den weiteren Ausbau der Infrastruktur. Ein neuer Arbeitsplatz für digitale Bogenmontage wird eingerichtet. Alte Scannertechnik wird stillgelegt und ein Trommelscanner in vertikaler Bauform gekauft. Förster & Borries bietet damit seinen Kunden die Herstellung hochwertiger Bilddigitalisierungen an, was vor allem von Verlagen genutzt wird. Auch bei COLOR-DRUCK geht man neue Wege. Das Druckformat 72 x 102 cm in Gestalt einer Offsetdruckmaschine Heidelberger Speedmaster CD 102-4 wird eingeführt. Die bisher umfangreichste Investition eröffnet beiden Firmen völlig neue Möglichkeiten der Kundengewinnung. Gleichzeitig werden neue Anlagen für die Weiterverarbeitung der Druckbögen im neuen Großformat angeschafft. Dabei erweist sich die Zusammenarbeit mit dem Hersteller von Druckvorstufen-, Druck- und Weiterverarbeitungstechnik, der Heidelberger Druckmaschinen AG, für alle Beteiligten als wertvoll und erfolgreich.
In den folgenden Jahren steigen die Anforderungen an Produktionsausstoß und Qualität weiter an. Die Geschäftsleitung reagiert mit der Anschaffung eines zweiten Druckplattenbelichtungssystems sowie Software für die Optimierung des Arbeitsprozesses. Dabei fungiert Förster & Borries als Beta-Testfirma für Software der Heidelberger Druckmaschinen AG. Der Übergang zum Datenformat PDF als Standard beschäftigt die Fachleute.
Ende 2005 entschließt sich die Geschäftsleitung zur Investition einer der modernsten CtP-Anlagen, dem „Suprasetter“ aus dem Hause Heidelberger Druckmaschinen AG. Die Produktionsstrecke ist mit einem automatischen Ladegerät und einer direkten Übergabe der belichteten Druckplatten an die Entwicklungsmaschine ausgestattet. Dadurch ist das Belichten ohne ständigen Eingriff eines Bedieners möglich. Förster & Borries ist mit 19 Beschäftigten und Technik auf neuestem Stand im Jubiläumsjahr gut aufgestellt und gerüstet für zukünftige Aufgaben und die weitere Entwicklung des Traditionsunternehmens.
Anfang 2006 beschließen die Gesellschafter von COLOR-DRUCK Zwickau auf Grund der aktuellen Marktlage und wegen steigender Nachfrage nach veredelten Drucksachen die bisher größte Maschineninvestition der Firmengeschichte. Angeschafft werden soll eine Druckmaschine aus dem Hause Heidelberger vom Typ Speedmaster CD 102-5+L mit 5 Farbwerken und einem Dispersionslackwerk.
Im September 2006 feiern die Inhaber gemeinsam mit der Belegschaft, vielen Kunden, Lieferanten und Freunden 125 Jahre Förster & Borries und 15 Jahre COLOR-DRUCK Zwickau. Ein großes Fest mit Workshops und geführten Rundgängen findet bei herrlichem Spätsommerwetter am 29. September statt. Stolz präsentieren Gesellschafter und Mitarbeiter von COLOR-DRUCK anlässlich des Jubiläums die neue Druckmaschine, wohl wissend, dass über viele Jahre die notwendigen Aufträge akquiriert werden müssen. Die neue Technik ermöglicht die Herstellung innovativer Druckprodukte mit umweltfreundlichem Dispersionslack. Die Stammkundschaft aber auch neue Kunden sind begeistert von der Präzision und Qualität der Werbedruckpro- dukte und erteilen zunehmend Aufträge mit Lackveredelung.
Das Verlagsgeschäft erhält einen neuen Impuls, weil das Programm der Heimatkundehefte erneuert werden muss. Zusammen mit Studienrat a.D. Hans-Joachim Schubert werden schrittweise die Verlagsprodukte überarbeitet und auf die sich neu gebildete Kreisstruktur in Sachsen angepasst. Das Design und die Layoutgestaltung erfolgt im eigenen Haus.
Die sich schon im Jahr 2008 abzeichnende weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise wirkt sich auch auf das Haus Förster & Borries und COLOR-DRUCK aus. Nachfragerückgang und fallende Marktpreise bei Akzidenzdrucksachen erschweren den Inhabern, die geplanten Zielvorgaben in Umsatz und Ertrag zu erreichen. Gemeinsam mit der Belegschaft macht man sich Gedanken, wie die Unternehmen strategisch neu ausgerichtet werden können. Nach intensiven Gesprächen mit Beratern entschließen sich die Inhaber zu einem strategischen Schritt: Die beiden Firmen Förster & Borries und COLOR-DRUCK Zwickau werden zum Januar 2010 zusammengeführt. Der Kreis schließt sich nach 18 Jahren. Unter dem Traditionsnamen Förster & Borries GmbH & Co. KG agiert das Familienunternehmen in Zukunft am Markt und bietet die gesamte Dienstleistungspalette eines vollstufigen Druckereibetriebes und Mediendienstleisters an. Die Belegschaft wird davon am 14. Oktober 2009 in Kenntnis gesetzt. Als Verstärkung des Teams und in Vorbereitung der Unternehmensnachfolge beschließt die Familie Roland Förster, den ältesten Sohn Thomas nach mehrjähriger nationaler und internationaler Berufspraxis in die Firma zu holen. Auf ihn setzen die Inhaber Regina Klöppel und Roland Förster große Hoffnungen, den Anforderungen der Zukunft begegnen zu können und als modernes Druckerei- und Medienunternehmen am Markt zu bestehen.
2010-heute - Unternehmenszusammenlegung mit COLOR-DRUCK und 130-jähriges Firmenjubiläum
Zum Jahreswechsel 2009/2010 werden die beiden Unternehmen COLOR-DRUCK Zwickau GmbH & Co. KG und Förster & Borries GmbH zur Förster & Borries GmbH & Co. KG zusammengelegt. Mit einer Open-House-Informationsveranstaltung im Januar werden Kunden, Lieferanten und Freunde des Unternehmens über die Zukunft informiert. Ebenfalls 2010 wird eine neue Zusammentrag-Heft-Maschine zur verbesserten Herstellumng von Broschuren erworben.
Im mittlerweile 130. Jahr der Unternehmensgründung steht die Unternehmensleitung weiterhin vor rückläufigen Zahlen der Akzidenzdruckbranche, denen man nur mit innovativen Produkten und dem bekannten Service- und Dienstleistungsangebot von Förster & Borries entgegenwirken kann.
Weblinks
- http://www.foebo.de/ Internetauftritt der Förster & Borries GmbH & Co. KG
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