- Gotthardbahn-Gesellschaft
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Die Gotthardbahn-Gesellschaft (GB) wurde 1871 in Luzern als Aktiengesellschaft und internationaler Konzern gegründet, um die Gotthardbahn zu errichten und zu betreiben.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bau
Von 1872 bis 1882 stellte sie den ersten Ausbau der Gotthardbahn als durchgehende Nord-Süd-Verbindung fertig, betrieb die Bahn sowie deren weiteren Ausbau bis zur Übernahme des Bahnnetzes durch die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) im Jahr 1909.[2] Umgangssprachlich wurde die Aktiengesellschaft ebenfalls als „Gotthardbahn“ bezeichnet.
Die GB verlegte erst 1878 ihren Sitz von Zürich nach Luzern, wo ihre Verwaltung 1889 das Gotthardgebäude bezog. Luzern selbst wurde erst 1897 an die Gotthardbahn angeschlossen.
Vorgeschichte
Die Initiative zu einer grenzüberschreitenden Nord-Süd-Verbindung ging von dem wirtschaftsliberalen und verkehrstechnisch erschlossenen Kanton Zürich (Nordbahn: Zürich-Baden, später Nordostbahn:Zürich-Friedrichshafen, Zürich-Basel) aus um durch den Transitverkehr nach Italien den Handel weiter zu entwickeln und an sich zu ziehen. Einer Umgehung der Schweiz über den Brennerpass und die 1867 fertiggestellte Brennerbahn sollte entgegengewirkt werden. Dabei wurden um 1850 sowohl eine Überquerung als auch ein Durchstich der Alpen sowie verschiedene Streckenführungen (Gotthard, Lukmanier, Splügen und Simplon) in Erwägung gezogen, wobei anfänglich der Lukmanierstrecke der Vorzug gegeben wurde. Letztendlich setzte sich die direktere Verbindung des nordeuropäischen mit dem italienischen Bahnnetz durch die militärisch leichter zu verteidigende Zentralschweiz bei gleichzeitiger Erschließung des bis dahin weitgehend vom Rest der Schweiz verkehrsmäßig isolierten Kantons Tessin durch.[3]
Die politischen Entscheidungen und Verhandlungen zur Finanzierung der Gotthardbahn im Vorfeld der Gründung der Gotthardbahn-Gesellschaft sowie ihre Leitung in der Anfangszeit des Baus wurden wesentlich durch den ehemaligen Präsidenten des Regierungsrates des Kantons Zürich und späteren dreimaligen Präsidenten des Nationalrats Dr. Alfred Escher geprägt. Das erste schweizerische Gesetz über den Bau und Betrieb von Eisenbahnen vom 28. Juli 1852 schuf die Grundlage zum Gründung privatwirtschaftlicher anstelle staatlicher Eisenbahngesellschaften. Damit setzte sich die von ihm in der „nationalrätlichen Kommission zur Prüfung der schweizerischen Eisenbahnfrage“ vertretene Position durch, die er bis zu seinem Ableben immer wieder erfolgreich gegen die Fraktion der Staatsbahner verteidigte. 1853 übernahm er die Leitung der Zürich-Bodenseebahn, die er durch Fusion zur Nordostbahn erweiterte und Zürich an Basel und Friedrichshafen anband. Um die für den Eisenbahnbau benötigten großen Finanzmittel unabhängig von ausländischem Einfluss zu organisieren, gründete Escher mit Gleichgesinnten 1856 die Schweizer Kreditanstalt (SKA, heute Credit Suisse).[4] Ab den 1860er Jahren trieb er das Gotthardbahnprojekt voran. Obwohl der Kanton Zürich nicht direkt an der Bahnlinie lag, sah er durch die Anbindung über den Zug – Arth-Goldau–Zubringer die Interessen Zürichs und der Nordostbahn gewahrt und gestand der Gotthardbahn nationale Bedeutung zu. 1863 wurde er mit Gründung der „Vereinigung schweizerischer Kantone und Bahngesellschaften zur Anstrebung der Gotthardbahn“ deren Präsident.[5] Die Quellenlage ist hier nicht eindeutig. Auch der luzernische Regierungsrat, Mitglied des Komitees der Zürich-Zug-Luzern-Bahn und spätere Verwaltungsrat der schweizerischen Zentralbahn Joseph Zingg, der am 28. September 1863 in die Gotthardbahnvereinigung gewählt wurde, wird als deren Präsident bezeichnet.[6] In der Gotthardvereinigung vertraten zum Schluss eine Mehrheit von 15 Kantonen sowie die beiden Unternehmen der schweizerischen Central- und Nordostbahn geschlossen ihr Interesse an einer Nord-Südachse durch das Gotthardmassiv gegenüber alternativen Verbindungen.
Nachdem die Finanzierung des Gotthardprojekts fast ausschließlich durch staatliche Subventionen der Schweiz, ihrer Kantone, ab 1869 durch Italien, den norddeutschen Bund und in dessen Rechtsnachfolge ab 1871 das Deutsche Reich abgesichert worden war, wurde das Unternehmen der Gotthardbahn-Gesellschaft aus der Gotthardvereinigung heraus gegründet, die ihre Rechte an der Gotthardbahn der Gotthardbahn-Gesellschaft übertrug. Alfred Escher wurde ihr Präsident und Joseph Zingg ihr Vizepräsident.
Verstaatlichung
Am 26. Februar 1904 kündigte der Schweizer Bundesrat vertragsgemäß den Rückkauf der Konzessionen der Privatlinien vor deren Ablauf an und übernahm am 1. Mai 1909 die Eisenbahninfrastruktur der Gotthardbahn mit allen Betriebsmitteln, Rechten und Verpflichtungen. Die Aktionäre der Gotthardbahn-Gesellschaft wurden nach dem Vergleich vom 10. Juni 1911 mit 200.840.000 Sfr. entschädigt, wovon 117.090.000 Sfr. durch Übernahme der Anleiheschulden und 83,75 Millionen Sfr. in 4%igen Obligationen der schweizerischen Bundesbahnen abgegolten wurden.[7]
Damit war die Gotthardbahn-Gesellschaft aufgelöst.
Fahrzeuge
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Dietler, H.: Gotthardbahn in Röll, V. Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 5. Berlin, Wien 1914, p.355 on www.zeno.org/Roell-1912
- ↑ Dietler, H.: Gotthardbahn in Röll, V. Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 5. Berlin, Wien 1914, p.354-361 on www.zeno.org/Roell-1912
- ↑ Brugger, Max: Kapitel 5 Der Kanton Zürich und die Gotthardbahn p.165-172 in Zürcherische Eisenbahnpolitik [Dissertationsschrift juristische Fakultät der Universität Freiburg (Schweiz)] Zürich, Buchdruckerei W. Coradi-Maag, 1909
- ↑ Bürgi, M.: Escher, Alfred (vom Glas) in Historisches Lexikon der Schweiz
- ↑ Dietler, H.: Escher in Röll, V. Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 10. Berlin, Wien 1923, p.407 & 408 on www.zeno.org/Roell-1912
- ↑ Dietler, H.: Zingg in Röll, V. Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 10. Berlin, Wien 1923, p.477 on www.zeno.org/Roell-1912
- ↑ Dietler, H.: Gotthardbahn in Röll, V. Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 5. Berlin, Wien 1914, p.356 on www.zeno.org/Roell-1912
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