Großlellenfeld

Großlellenfeld
Großlellenfeld
Markt Arberg
Koordinaten: 49° 7′ N, 10° 38′ O49.11407777777810.632047222222460Koordinaten: 49° 6′ 51″ N, 10° 37′ 55″ O
Höhe: 460–489 m
Einwohner: 537 (2010)
Eingemeindung: 1. Apr. 1971
Eingemeindet nach: Lellenfeld
Postleitzahl: 91722
Vorwahl: 09822

Großlellenfeld ist ein Pfarrdorf des Marktes Arberg im mittelfränkischen Landkreis Ansbach. Mit 537 Einwohnern ist er der größte Ortsteil des Marktes.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Das Zentrum von Großlellenfeld liegt rund 3,6 Kilometer südöstlich des Zentrums von Arberg.

Geschichte

Lellenfeld war ein früher Siedlungsraum des Römischen Reiches: In den Jahren 1892/93 wurde durch Wilhelm Kohl, Streckenkommissar der Reichs-Limes-Kommission, die sogenannte „Teufelsmauer“, ein 34 Kilometer langer Limesabschnitt des Raetischen Limes (ORL-Strecke 14) von Mönchsroth bis Lellenfeld archäologisch untersucht. 1893 gelang es Heinrich Eidam, seit 1892 Streckenkommissar für den Abschnitt von Kleinlellenfeld bis zur Rezat, im Wald bei Kleinlellenfeld die Bauabfolge der römischen Limeseinrichtungen nachweisen.[1]

Die erste Erwähnung des Ortes stammte aus dem Jahr 1070 als Gundekar II. (1019–1075), Bischof von Eichstätt (1057–1075), eine Pfarrkirche in Lellenfeld weihte. Im Jahr 1294 tritt der Ortsadelige Konrad von Lellenfeld in das Kloster Auhausen ein. Sitz der Herren von Lellenfeld war eine Wasserburg, deren genaue Lage unbekannt ist. Der alte Ortsname von Großlellenfeld war Niederlellenfeld.

15 Bischöfe verleihen 1337 einen umfassenden Ablass in die Wallfahrtskirche. Im Jahr 1524 wurde eine Ehehaft, einer Art Gemeindeordnung, erlassen. Ein Jahr später, 1525, beteiligten sich 18 Besitzer von Anwesen am Fränkischen Bauernaufstand. Nach einem Grenzvertrag von 1537 zwischen dem Bistum Eichstätt und den Markgrafen ist nur der Ortsbereich Großlellenfelds als Enklave Eichstätter Territorium, seine Flur dagegen markgräflich.

Im Jahr 1615 wurden in Großlellenfeld 52 Anwesen genannt. Die Grundherren waren das Hochstift Eichstätt (25 Anwesen), das Schlossgut Eybburg (sieben Anwesen), das Markgraftum Ansbach (13 Anwesen, davon ein Anwesen des ehemaligen Klosters Heilsbronn), die Reichalmosenpflege Dinkelsbühl (drei Anwesen), Leonrodisches Schlossgut Dennenlohe (vier Anwesen). Ein Weiler (Schweinbühl) und zwei Höfe (Kaltenhof und Hagenhof) in der Flur sind bereits aufgelassen und liegen öde. Zum Vergleich: 2002 hat Großlellenfeld 172 Anwesen.

1628 wurde Anna Golder als Hexe angeklagt und gefoltert und starb auf dem Scheiterhaufen. Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) führte in Lellenfeld zwischen 1632 und 1648 zu Zerstörungen und Not. Pfarrer Kraft musste sich wochenlang in den Wäldern versteckt halten. Die Pfarrei wurde abwechselnd auch von Arberg und Cronheim aus betreut.

Die Markgräfin Friederike Luise von Ansbach (1714–1784), Schwester Friedrich des Großen (1712–1786), besuchte 1730 die Pfarrei. Großlellenfeld war ein bischöflich-eichstädtische Dorf im Oberamt Ahrberg-Ohrenbau.

Am 1. April 1971 schloss sich die bis dahin selbstständige Gemeinde Großlellenfeld mit der Gemeinde Kleinlellenfeld zur Gemeinde Lellenfeld im Landkreis Dinkelsbühl zusammen.[2] Der Landkreis Dinkelsbühl wurde am 1. Juli 1972 im Zuge der Gebietsreform in Bayern in den Landkreis Ansbach eingegliedert. 1978 wurde die Gemeinde Lellenfeld in die Marktgemeinde Arberg eingemeindet.

Einwohnerentwicklung von Großlellenfeld

Jahr Einwohnerzahlen
1910 420[3]
1933 415[4]
1939 398[4]
1987 429[5]
2010 537

Religionen

Großlellenfeld gehört der katholischen Pfarrei St. Blasius in Arberg an.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Die Pfarrkirche Beatae Mariae Virgines (Mariä Heimsuchung) ist eine ehemalige Wehr- und Wallfahrtskirche. Um 1300 wurde eine gotische Vorkirche mit älterer Friedhofsbefestigung, einem Befestigungsring 13./14. Jahrhundert mit Torhaus (zweigeschossiger Quaderbau mit Torhaus), erbaut. Johann III. von Eych (1404–1464), Fürstbischof des Hochstifts Eichstätt (1445–1464), förderte die Marienwallfahrt in Großlellenfeld und ließ hier zwischen 1446 und etwa 1500[A 1] eine spätgotischen Hallenkirche innerhalb der erweiterten Friedhofsbefestigung neu bauen. Im Jahr 1610 erhielt der gotische Kirchturm nach Blitzschlag ein Kuppeldach. Zur neugotischen Ausstattung der Kirche von 1881/82 kommen eine barocke Kanzel von 1743 (wurde 1806 aus dem Kloster Rebdorf angekauft) und eine Bittnerorgel von 1856 (wurde aus der Frauenkirche Nürnberg angekauft) hinzu. Zur Ausstattung gehört ein Kreuz mit Bronzekruzifix aus Ende 19. Jahrhunderts.[6]
  • Auf der Gemarkung gibt es zwei Kappelen, eine an der Straße nach Kemmathen (Massivbau mit Satteldach, 1760) und eine zweite unterhalb der Südwestecke des Friedhofs (Massivbau mit Satteldach, 18. Jahrhundert).[6]
  • In den Jahren 1663/64 wurde in Lellenfeld ein neuer Pfarrhofe und eine neue Schule gebaut. Es folgt ein weitere Schulneubau 1794 und 1843 durch die Gemeinde. Das Gebäude wurde 1884 erweitert.
  • Ein gemauerter Feldaltar vom Anfang des 19. Jahrhundert beinhaltet in einer Nische ein Gemälde der Krönung Mariae.[6]
  • Rund 500 Meter südwestlich der Pfarrkirche befindet sich ein spätmittelalterliches Sandsteinkreuz und rund drei Kilometer nordwestlich des Ortes, links an der neuen Straße Richtung Bechhofen, steht auf einem Sockel eines ehemaligen Steinkreuzes ein neueres Holzkreuz.[6]
  • Des Weiteren fanden sich 2050 Meter ostsüdöstlich der Kirche auf einer Länge von 325 Meter Spuren des römischen Limes. Das archäologische Geländedenkmal ist als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes und ein gesetzlich geschütztes Bodendenkmal im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes (BayDSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig, Zufallsfunde sind den Denkmalbehörden anzuzeigen.[6]

Naturdenkmäler

Das Großlellenfelder Moor ist ein 10,8 Hektar großes Naturschutzgebiet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bildung

In Großlellenfeld befinden sich eine Grundschule sowie ein Kindergarten.

Verkehr

Die Kreisstraße AN 60/WUG 25 führt zur Staatsstraße 2221 bzw. nach Cronheim zur Staatsstraße 2219. Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Oberhambach und Kleinlellenfeld.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Orts

  • Raimund Veit (1785–1857), Pionier der Landwirtschaftswissenschaft in Bayern

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Anmerkungen

  1. Nach Anderen Angaben wurde der Bau 1468 beendet.

Einzelnachweise

  1. (mst): Historisches Erbe präsentieren: Limes-Stele in Kleinlellenfeld aufgestellt. In: Altmühl-Bote vom 29. September 2004
  2. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 448
  3. http://www.ulischubert.de/geografie/gem1900/gem1900.htm?mittelfranken/dinkelsbuehl.htm
  4. a b http://geschichte-on-demand.de/bay_dinkelsbuehl.html
  5. http://gov.genealogy.net/ShowObjectSimple.do?id=GROELD_W8821
  6. a b c d e Hans Wolfram Lübbeke, Otto Braasch: Mittelfranken: Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler. Band 5 von Denkmäler in Bayern, hrsg. von Michael Petzet, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1986, ISBN 3-486-52396-1. S. 217



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