- Niederwesterwald
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Der Niederwesterwald bezeichnet eine an der Montabaurer Höhe bis 545 m hohe und insgesamt gut 1300 km² umfassende Landschaft im Westen des Westerwaldes und im Norden von Rheinland-Pfalz sowie, zu kleineren Anteilen, im Süden Nordrhein-Westfalens. Naturräumlich stellt der Niederwesterwald die Haupteinheit 324 innerhalb der Haupteinheitengruppe Westerwald (32) dar. Er umfasst in seinem Süden auch die historische Kulturlandschaft Kannenbäckerland.
Der Nord(west)en des Niederwesterwaldes wird auch Vorderwesterwald genannt, da er von Köln und Bonn aus "vorne" im Westerwald liegt. Dessen Grenzen sind indes nur vage gefasst.
Eine weitere, recht geläufige Bezeichnung ist Unterwesterwald. Diese tritt recht häufig im Namen von Vereinen und Institutionen auf, wird jedoch nicht einheitlich verwendet und bezeichnet meistens das Gebiet des ehemaligen Unterwesterwaldkreises, welches nach Westen und Norden nicht den gesamten Niederwesterwald enthält und nach Osten bis in den (naturräumlichen) Oberwesterwald hinein ragt.
Inhaltsverzeichnis
Zur Namensgebung
Die Vorsilbe "Nieder" heißt mitnichten, dass die damit bezeichnete Landschaft als Ganzes flachgründiger wäre als der östlich benachbarte Oberwesterwald. Vielmehr bezieht sich die Bezeichnung auf die Grenzflüsse Lahn und Sieg sowie die inneren Flüsse Saynbach und Wied, die den Niederwesterwald an ihrem jeweiligen Unterlauf passieren.
Lage und Grenzen
Der Niederwesterwald reicht nach Südosten bis ans Limburger Becken unterhalb der Elbbach-Mündung in Limburg. Von dort aus begleitet ihn das Untere Lahntal der Lahn bis zu ihrer Mündung in Lahnstein südlich und in Richtung Nordwesten dann das Neuwieder Becken und das Untere Mittelrheintal des Rheins bis Bad Honnef südwestlich.
Speziell das Mündungsgebiet der Wied ab Melsbach wird, nach Südosten bis zum Saynbach-Unterlauf in Sayn verlängert, noch dem Neuwieder Becken zugerechnet. Auch die Linzer Terrasse, die unterhalb Bad Hönningens bis unmittelbar südlich Bad Honnefs den Niederwesterwald ab einer Höhe von etwa 200 m abdacht, wird dem Unteren Mittelrheingebiet zugerechnet.
Die Nordwestgrenze zu Siebengebirge und Pleiser Hügelland verläuft von Bad Honnef nach Nordwesten bis Stadt Blankenberg, von wo aus etwa 4 km nach Osten hin das Mittelsiegtal der Sieg berührt wird. Fortan ist das Tal des Eipbaches bachaufwärts bis Kircheib ungefähre Grenze zur sich östlich anschließenden Leuscheid.
Nunmehr schlängelt sich die Nordgrenze zur Leuscheid weiter in Richtung Osten, wobei sie ab Weyerbusch stets nah der Wasserscheide zwischen Weil und Sieg verläuft und Eichelhardt erreicht. Fortan zieht sich die Grenze zum Nisterbergland ziemlich genau längs der erwähnten Wasserscheide südostwärts bis Müschenbach unmittelbar nordwestlich Hachenburgs.
Ab westlich Hachenburgs stößt der Niederwesterwald östlich an Teile des Oberwesterwaldes. Die Ostgrenze erreicht in Wied den namensgebenden Fluss dieses Ortes, zieht sich über Mündersbach und Steinen, um in Maxsain den Saynbach zu erreichen, dem sie bis Selters folgt.
Der Gelbach-Oberlauf Aubach wird, unmittelbar nach der nördlichen Wasserscheide zwischen Lahn und Sayn, oberhalb Ötzingens passiert, seine Nebenflüsse Ahrbach bei Niederahr und Eisenbach bei Steinefrenz. Bei Dreikirchen wird schließlich der Elbbach-Nebenfluss Erbach gekreuzt und alsbald wieder das Limburger Becken erreicht. [1][2]
Naturräumliche Gliederung
Die Haupteinheit Niederwesterwald wurde Ende der 1950er Jahre durch Zusammenlegungen der vorläufigen Haupteinheiten Montabaurer Westerwald, Rheinwesterwald und Vorderwesterwälder Hochflächen eingeführt, wobei seither das Siebengebirge und das Pleiser Hügelland nicht mehr als Teil des naturräumlichen Westerwaldes geführt werden.[3][4][5]
Er gliedert sich wie folgt: [1][2][6]
- zu 32 Westerwald (Naturraum)
- 324 Niederwesterwald (1316 km²)
- (ehemalige Haupteinheit 324 - Montabaurer Westerwald)
- 324.0 Emsbach-Gelbach-Höhen
- 324.00 Horchheimer Höhe
- 324.01 Emsbachtal
- 324.02 Hochfläche von Welschneudorf
- 324.03 Gelbachtal
- 324.04 Eppenroder Hochfläche (Hochstein-Rücken )
- 324.1 Montabaurer Höhe
- 324.2 Montabaurer Senke
- 324.3 Kannenbäcker Hochfläche
- 324.0 Emsbach-Gelbach-Höhen
- (ehemalige Haupteinheit 325 - Rheinwesterwald)
- 324.4 Rhein-Wied-Rücken
- 324.5 Waldbreitbacher Wiedtal
- 324.6 Sayn-Wied-Hochfläche
- 324.60 Isenburger Sayntal
- 324.9 Rheinwesterwälder Vulkanrücken
- (Siebengebirge - nicht Teil des Nieder-WW)
- (ehemalige Haupteinheit 326 - Vorderwesterwälder Hochflächen)
- 324.7 Dierdorfer Senke
- 324.8 Asbach-Altenkirchener Hochflächen
- 324.80 Asbacher Hochfläche
- 324.81 Altenkirchener Hochfläche
- (Pleiser Hügelland - nicht Teil des Nieder-WW)
- (ehemalige Haupteinheit 324 - Montabaurer Westerwald)
- 324 Niederwesterwald (1316 km²)
Mit Vorderwesterwald werden in etwa die Einheiten 324.4-324.6 sowie 324.80 und 324.9 bezeichnet, mit Kannenbäckerland ungefähr die Einheiten 324.1-324.3 sowie der Südosten der Einheit 324.6 und der äußerste Süden von 324.7. Hierbei ist zu beachten, dass es sich bei der letztgenannten Landschaft um eine Kulturlandschaft handelt, die eher historischen denn naturräumlichen Grenzen gehorcht.
Zur irreführenden Verwendung der Begriffe Niederwesterwald und Montabaurer Westerwald durch das BfN vgl. die Fußnote[7].
Landschaft
Der südlichere Osten der Landschaft besteht aus dem Senkensystem von Montabaurer Senke (im Süden) und der sich nordwestlich anschließenden Dierdorfer Senke. Letztere geht nach Norden in die Altenkirchener Hochfläche über, die sich nach Westen in der Asbacher Hochfläche fortsetzt. Allen vier Landschaften ist gemein, dass sie in praktisch alle Richtungen an deutlich höherwellige Landschaften stoßen - mit Ausnahme der Asbacher Hochfläche nach Nurdwesten, wo sich Pleiser Hügelland und Mittelsiegtal anschließen. Dieser flachwelligere Teil des Niederwesterwaldes ist nur mäßig bewaldet und wird landwirtschaftlich sowohl durch Ackerbau als auch durch Grünland genutzt. In den Senken im Süden existieren auch einige größere Abbaustellen für Kies und Sand.
Dem gegenüber verfügt der Westen des Niederwesterwaldes über zwei ausgeprägte Höhenschwerpunkte, deren nordwestlicher sich in Form des bis 460 m hohen Siebengebirges zwar außerhalb des eigentlichen Westerwaldes befindet, jedoch setzt der Rheinwesterwälder Vulkanrücken mit seinen aufgesetzten Kuppen dessen Höhenzug mit etwas weniger Relief, jedoch immer noch Höhen bis 441 m, nach Südosten fort. Der sich nach Südosten anschließende, die Täler von Rhein und Wied deutlich voneinander trennende Rhein-Wied-Rücken ist bereits deutlich weniger vulkanisch geprägt und erreicht maximal noch 373 m.
Das in Nord-Süd-richtung verlaufende, windungsreiche Waldbreitbacher Wiedtal trennt als ausgeprägtes Kerbtal den Rhein-Wied-Rücken von der sich östlich anschließenden Sayn-Wied-Hochfläche. Die Talsohle ist hochwassergefährdet und wird von den Schwemmfächern der reichlich Schutt mitführenden Nebenbäche überragt. Die Sayn-Wied-hochfläche ähnelt im relief dem Rhein-Wied-Rücken, ist jedoch großflächiger und erreicht maximal 427 m.
Nach Südosten stößt die Hochfläche auf das teils steil, teils sanfter eingeböschte Isenburger Sayntal, südöstlich dessen sich die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sayntal 346 m erreichende Kannenbäcker Hochfläche anschließt, die nach Osten in den absoluten Höhenschwerpunkt des Niederwesterwaldes, die bis 546 m hohe Montabaurer Höhe übergeht.
Die von 300 m ü. NN auf über 450 m ü. NN ansteigenden Emsbach-Gelbach-Höhen schließen das Gebiet nach Süden ab. Diese Hochflächen werden durch vereinzelte Rücken und Erhebungen gegliedert. Der Emsbach und der Gelbach entwässern dieses Gebiet nach Süden und zerschneiden die Landschaft mit ihren breitsohligen Kastentälern fiederförmig.
Der Großteil des westlicheren Niederwesterwaldes ist bewaldet; die vergleichsweise ebenen Abschnitte der Hochflächen sowie die breiteren Sohlen der Bachtäler unterliegen der landwirtschaftlichen Nutzung. Kleinere Gebietsanteile, so das Wiedtal, werden außerdem touristisch genutzt.
Naturparks
Der überwiegende Teil der westlich der A 3 gelegenen Landschaftsteile ist in Naturparks eingegliedert.
Der kleine, zu Nordrhein-Westfalen gehörige Nordwestteil der Landschaft liegt komplett im Naturpark Siebengebirge. Der sich südöstlich anschließende Naturpark Rhein-Westerwald umfasst in der Hauptsache den rheinland-pfälzischen Großteil der Rheinwesterwälder Vulkankuppen, den Rhein-Wied-Rücken, das Waldbreitbacher Wiedtal und die Sayn-Wied-Hochfläche. Der südlich der A 48 und der A 3 gelegene Teil von Kannenbäcker Hochfläche, Montabaurer Höhe und Montabaurer Senke sowie die Emsbach-Gelbach-Höhen gehören dem gegenüber zum Naturpark Nassau. [1]
Naturschutzgebiete
Der nordrhein-westfälische Norden des Rheinwesterwälder Vulkanrückens liegt komplett im Naturschutzgebiet Siebengebirge. Östlich davon befinden sich die kleineren Naturschutzgebiete Basaltsteinbruch Hühnerberg, Basaltsteinbruch Eudenberg und Segelfluggelaende Eudenbach im Westen der Asbacher Hochfläche. An dessen nördlicher Nahtstelle zu Pleiser Hügelland und Mittelsiegtal liegt das NSG Ahrenbachtal und Adscheider Tal.
In der Dierdorfer Senke befinden sich die kleinen Naturschutzgebiete Irrlichtsweiher und Holzbachtal sowie, an der östlichen Nahtstelle zum Dreifelder Weiherland, das NSG Schimmelsbachtal.
Im äußersten Norden der Sayn-Wied-hochfläche liegt das kleine NSG Bertenauer Kopf und Telegraphenhuegel, unmittelbar südöstlich des Rhein-Wied-Rückens das ebenfalls kleine NSG Auf der Hardt.
Im Nordwesten der Kannenbäcker Hochfläche liegt das kleine NSG Tongrube Huettwohl, im Norden der Hochfläche von Welschneudorf das kleine NSG Stelzenbachwiesen.
In der Montabaurer Senke liegen das Naturschutzgebiet Malberg und, unmittelbar südlich Montabaurs, das kleine NSG Spießweiher. [1]
Das Waldbreitbacher Wiedtal ist aufgrund seiner Einzigartigkeit in der Landschaftsrahmenplanung als besonders bedeutsam eingestuft und als Vorbehaltsgebiet für den Schutz des Landschaftsbildes im Regionalen Raumordnungsplan vorgeschlagen.
Berge
Zu den wichtigsten Erhebungen des Niederwesterwaldes gehören (Koordinaten von Bergen ohne Artikel in Klammern):
- Alarmstange (545 m) - Montabaurer Höhe
- Köppel (540 m, Aussichtsturm) - Montabaurer Höhe
- Dielkopf (am Südwestgipfel 480 m) - westliche bis zentrale Hochfläche von Welschneudorf (50.3757° N, 7.78626° O50.37577.78626)
- Kemmenauer Höhe (459 m, Aussichtsturm) - südwestliche Hochfläche von Welschneudorf (50.3477° N, 7.7437° O50.34777.7437)
- Höchst (443 m) - zentrale Eppenroder Hochfläche (50.3761° N, 7.9062° O50.37617.9062)
- Asberg (441 m) - nördlicher Rheinwesterwälder Vulkanrücken
- Dernbacher Kopf (427 m) - zentrale Sayn-Wied-Hochfläche (50.5365° N, 7.5769° O50.53657.5769)
- Düstemich (Meerberg; 422 m, ehemals 447 m) - zentraler Rheinwesterwälder Vulkanrücken (50.6072° N, 7.2975° O50.60727.2975)
- Malberg (422 m, NSG) - nördliche Montabaurer Senke
- Hölzberg (391 m) - nördliche Montabaurer Höhe (50.4761° N, 7.7224° O50.47617.7224)
- Hummelsberg (389 m, ehemals 445 m) - zentraler Rheinwesterwälder Vulkanrücken
- Nörrberg (389 m) - nordöstliche Horchheimer Höhe (50.3714° N, 7.7126° O50.37147.7126)
- Eisenkauten (386 m) - südöstliche Hochfläche von Welschneudorf (50.3283° N, 7.8185° O50.32837.8185)
- Römerich (386 m) - südlicher Rheinwesterwälder Vulkanrücken (50.5646° N, 7.34336° O50.56467.34336)
- NN (373 m) - zentraler bis südlicher Rhein-Wied-Rücken (50.4915° N, 7.39762° O50.49157.39762)
- Himmerich (371 m) - nördlicher Rheinwesterwälder Vulkanrücken, NRW
- Eisenköppel (362 m) - nördliche Horchheimer Höhe (50.3868° N, 7.6994° O50.38687.6994)
- Leyberg (359 m) - nördlicher Rheinwesterwälder Vulkanrücken, NRW
- Mahlberg (359 m) - zentraler bis östlicher Rhein-Wied-Rücken (50.5321° N, 7.3877° O50.53217.3877)
- Horchheimer Höhe (357 m) - südwestliche Horchheimer Höhe (50.3331° N, 7.6326° O50.33317.6326)
- Bertenauer Kopf (352 m, NSG) - nordwestliche Sayn-Wied-Hochfläche, am Waldbreitbacher Wiedtal (50.6136° N, 7.4398° O50.61367.4398)
- Dachsberg (351 m) - östliche Asbacher Hochfläche (50.6501° N, 7.3438° O50.65017.3438)
- Pfahlenberg (346 m) - nördliche Kannenbäcker Hochfläche (am Isenburger Sayntal) (50.4785° N, 7.6245° O50.47857.6245)
- Am Holzstoß (333 m) - südöstlicher Rhein-Wied-Rücken, am Waldbreitbacher Wiedtal (50.4891° N, 7.44437° O50.48917.44437)
- Herzberg (325 m) - Altenkirchener Hochfläche, unmittelbar südlich der Wied (50.6753° N, 7.7016° O50.67537.7016)
- Roßbacher Häubchen (313 m) - nordwestliche Sayn-Wied-Hochfläche am Waldbreitbacher Wiedtal (50.5785° N, 7.4254° O50.57857.4254)
- Iserkopf (313 m) - südliche Sayn-Wied-Hochfläche, am Isenburger Sayntal (50.4778° N, 7.5789° O50.47787.5789)
- Harmorgenberg (298 m) - äußerster Süden der Sayn-Wied-Hochfläche an Isenburger Sayntal und Neuwieder Becken (50.4574° N, 7.5705° O50.45747.5705)
Weblinks
- BfN-Landschaftssteckbriefe[7]
- 324.0-1, 324.3-6, 324.9 - irreführenderweise mit "Montabaurer Westerwald" betitelt
- 324.2, 324.7-8 - irreführenderweise mit "Niederwesterwald" betitelt
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Kartendienste des BfN
- ↑ a b Kartendienste Rheinland-Pfalz mit Karten von Natur-/Landschaftsräumen (→ Landschaftserleben → Landschaften in Rheinland-Pfalz)
- ↑ E. Meynen und J. Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands, 4. Lieferung (Remagen 1957), S.501 ff (Wilhelm Hartnack) - Bundesanstalt für Landeskunde und Raumordnung
- ↑ Karte Naturräumliche Gliederung Deutschlands 1:1.000.000 der Bundesanstalt für Länderkunde 1954
- ↑ Karte Naturräumliche Gliederung Deutschlands 1:1.000.000 der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumordnung 1960
- ↑ Landschaften in Rheinland-Pfalz: Westerwald (324.x sind Teile des Niederwesterwaldes)
- ↑ a b Das BfN benutzt die Begrifflichkeiten Niederwesterwald und Montabaurer Westerwald z.T. höchst irreführend und nicht einmal einheitlich! Innerhalb seiner Kartendienste bezeichnet es im Dienst "Schutzgebiete" die komplette Haupteinheit Niederwesterwald (nach Meynen et al) mit "Montabaurer Westerwald". Im Kartendienst "Landschaften" und in seinen Landschaftssteckbriefen wiederum fasst es den Westen unter "Montabaurer Westerwald" zusammen und bezeichnet den flachwelligeren Osten der Landschaft als "Niederwesterwald".
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