Zagórzyca

Zagórzyca
Zagórzyca
Zagórzyca führt kein Wappen
Zagórzyca (Polen)
Zagórzyca
Zagórzyca
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Landkreis: Słupsk
Gmina: Damnica
Geographische Lage: 54° 29′ N, 17° 13′ O54.47944444444417.222222222222Koordinaten: 54° 28′ 46″ N, 17° 13′ 20″ O
Einwohner:

287

Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Mianowice/DK 6DamnicaGłówczyce/DW 213
Schienenweg: Bahnstrecke: Stargard in Pommern - Danzig
Bahnstation: Damnica
Nächster int. Flughafen: Danzig

Zagórzyca (deutsch Sageritz, kaschubisch Zôgòrzëcô) ist ein Dorf im Nordwesten der polnischen Woiwodschaft Pommern rund 130 km westlich von Danzig und gehört zur Landgemeinde Damnica (Hebrondamnitz) im Powiat Słupski (Kreis Stolp).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Zagórzyca liegt östlich von Słupsk (Stolp) am Rande eines eiszeitlichen Talzuges, der von der Charstnica (Karstnitz-Bach) durchflossen wird. Das Flüsschen trennt das Dorf und seine Ackerflächen im Westen von der Ortschaft Zagórzyczki (Sageritzheide) im Osten.

Eine kurze Stichstraße führt aus dem Dorf zu einer Nebenstraße, die Mianowice (Mahnwitz) (an der polnischen Landesstraße 6, ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) mit Damnica (Hebrondamnitz) und darüber hinaus mit Główczyce (Glowitz, an der Woiwodschaftsstraße 213) verbindet.

Die nächste Bahnstation ist vier Kilometer entfernt: Damnica (Hebrondamnitz) an der PKP-Bahnstrecke Nr. 202 von Stargard in Pommern nach Danzig.

Ortsname

In einer Urkunde von 1485 erscheint Sageritz als Zaghertce, was die Bedeutung von „jenseits des Berges“ hat.

Geschichtliches

Seiner historischen Dorfform nach war Zagórzyca ursprünglich ein kleines Gassendorf. Östlich des heutigen Dorfes befand sich in alter Zeit ein Burgwall, wie er sich häufiger im Stolper Land findet. Die Entstehung der Burg ist nicht bekannt, doch blockierte sie bereits die Straße von Stolp (heute polnisch: Słupsk) in das Ordensgebiet Lauenburg (Pommern) (Lębork). Im Jahre 1401 verkauften Jarislaw, Lorenz und Bogislaus Kutzeke das Dorf Zu der Sawerze dem Herzog Bogislaw VII., nachdem die Burg bereits auf Veranlassung des Ordens geschleift war. Ein Plan zum Wiederaufbau unter Herzog Bogislaw VIII. wurde wieder aufgegeben.

Im Jahre 1556 gab Herzog Barnim IX. Sageritz an Bartholomäus Schwawe in Damnitz zum Lehen, das er gegen Ende des 16. Jahrhunderts wieder einzog.

Um 1784 hatte Sageritz ein Vorwerk, einen Prediger, einen Küster, sieben Bauern, zwei Kossäten, ein Predigerwitwenhaus und einen Predigercolonus bei insgesamt siebzehn Feuerstellen.

Nahe Sageritz fand am 18. März 1807 ein Gefecht statt, in dem Schillsche Reiter über Polen im Solde Napoleons siegten.

Im Jahre 1910 lebten in Sageritz 665 Einwohner. Ihre Zahl betrug 1933 noch 557 und sank bis 1939 auf 499. Der Ort war zuletzt ein großes Bauerndorf, mit - im Jahre 1939 - 70 landwirtschaftlichen Betrieben.

Vor 1945 gehörte Sageritz zum Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Die Gemeinde gehörte zum Amts- und Standesamtsbezirk Mahnwitz (heute polnisch: Mianowice), zum Gendarmeriebezirk Hebrondamnitz (Damnica) und zum Amtsgerichtsbereich Stolp. Sageritz zugeordnet waren die Ortschaften Heringsdorf (Słomczyno) und Sageritzheide (Zagórzyczki). Letzter Gemeindevorsteher war Reinhold Wenzlaff, zuletzt auch Bürgermeister.

Am 8. März 1945 gegen 15 Uhr wurde Sageritz von einer sowjetischen Panzergruppe besetzt. Zwei Flüchtlinge wurden getötet, mehrere Einschläge richteten Schaden an, einige Bewohner wurden verschleppt. Am 10. Mai 1945 bemächtigten sich Polen des Ortes, die Dorfbewohner wurden vertrieben. Ein Gedenkstein bei der Kirche erinnert an die Vorfahren des Ortes von 1484 bis 1948.

Gedenkstein in Sageritz

Das Dorf wurde mit dem Namen Zagórzyca polnisch und ist heute ein Ortsteil der Gmina Damnica im Powiat Słupski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Stolp). Hier sind jetzt nahezu dreihundert Einwohner registriert.

Kirche

Pfarrkirche

In einer Urkunde aus dem Jahre 1492 wurde bereits eine Kirche in Sageritz („ecclesia ville Sagertze“) genannt. Das jetzige Gotteshaus entstand 1844, ein Findlingsmauerwerk mit hohen Spitzbogenfenstern und seit 1903 mit einem schlanken Vierkantturm.

Kirche von Sageritz

Die Kirche beherbergte vor 1945 zahlreiche wertvolle Ausstattungsgegenstände. Das zuvor evangelische Gotteshaus wurde 1945 zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Es erhielt eine neue Weihe und den Namen Kościół Świętego Józefa (Kirche des Hl. Josef, Josefskirche),

Kirchspiel/Pfarrei

Sageritz bzw. Zagórzyca ist ein altes Kirchdorf. Im Jahre 1485 wird Herzogin Sophie als Kirchenpatronin genannt.

Das evangelische Kirchspiel Sageritz hatte 1940 sechs eingepfarrte Ortschaften: Alt Damerow (heute polnisch: Stąra Dabrowa), Deutsch Karstnitz (1938-45 Karstnitz, polnisch: Karżniczka), Ludwigslust (Sąborze), Mahnwitz (Mianowice), Neu Damerow (Nowa Dąbrowa) und Papritzfelde (Paprzyce). Das Kirchspiel Sageritz lag im Kirchenkreis Stolp-Altstadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union.

Nach 1945 errichtete in Zagórzyca die katholische Kirche eine Pfarrei, die dem Dekanat Główczyce (Glowitz) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen unterstellt wurde. In die Pfarrei sind eingegliedert: Bięcino (Benzin), Budy (Jagdhaus), Damnica (Hebrondamnitz), Dębniczka (Damnitzow), Domaradz (Dumröse), Karżniczka (Deutsch Karstnitz, 1938-45 Karstnitz), Mianowice (Mahnwitz), Paprzyce (Papritzfelde), Stara Dąbrowa (Alt Damerow), Wielogłowy (Vilgelow) und Zagórzyczki (Sageritzheide).

In Zagórzyca lebende evangelische Kirchenglieder gehören jetzt zur Kreuzkirchengemeinde in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Pfarrer

Folgende Pastoren wirkten in Sageritz: [1]

a) in vorreformatorischer Zeit amtierten gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Pfarrer Andreas Clementis und Gottfried Beneke in Sageritz.

b) bis 1945:

  • Johann Driese, seit 1561-1590
  • Michael Grote (des vorigen Adjunktus)
  • Peter Vanselow, 1613-1645 (†)
  • Daniel Veehawer, 1653
  • Martin Mischius, ab 1662
  • Michael Müller (verwaltet zugleich das Schloßpredigeramt zu Stolp)
  • Michael Geerß, bis 1725 (†1726)
  • Christian Benschow, 1725-1739
  • Johann Christian Hahn, 1739-1764
  • Christoph Friedrich Calsow, 1764-1783
  • Johann Benjamin Friedrich Platz, 1783-1809
  • Johann Heinrich Völker, 1809-1820
  • Johann Gottlieb Janasch, 1820-1832 (†)
  • Gottlieb Karl Eduard Hill, 1834-1865 (†1895)
  • Cyrenius Friedrich Theodor Balfanz, 1865-1886 (†1892)
  • Paul Kühn, 1886-1922
  • Carl Wilhelm Harnitz, 1923-1934
  • Walter Borchardt, 1934-1941

Pfarrer Borchardt ist 1941 in Russland gefallen. Von 1943 bis 1945 betreute die Vikarin Annemarie Winter die Gemeinde, die dann selber nach Russland verschleppt wurde und dort umgekommen ist. In Sibirien soll sie als „Engel“ für die Gefangenen tätig gewesen sein.

Schule

Sageritz hatte bis 1945 eine dreistufige Volksschule. Im Jahre 1932 unterrichteten hier zwei Lehrer in drei Klassen 118 Schulkinder. Auch ein Teil der Kinder aus Vilgelow (heute polnisch: Wielgołowy) besuchte in Sageritz die Schule. Die Namen der letzten Lehrer sind Schledermann, Gaul und Raddatz.

Persönlichkeit des Ortes

  • Theodor Paeth (* 8. September 1917 in Sageritz), deutscher Architekt und Politiker (DNVP) († 1940)

Verweise

Literatur

  • Karl-Heinz Pagel, Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit, Lübeck, 1989
  • Ernst Müller, Die Evangelischen Geistlichen in Pommern von der Reformation bis zur Gegenwart, Teil 2, Stettin, 1912
  • Hans Glaeser-Swantow, Das Evangelische Pommern, Teil 2, Stettin, 1940

Weblinks

Fußnoten

  1. Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns - von der Reformation bis zur Gegenwart; 2. Teil: Der Regierungsbezirk Köslin, die reformierten Gemeinden Pommerns, die Generalsuperintendenten; Stettin 1912, Verlag von Leon Sauniers Buchhandlung, S. 509/510; [1]

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