- Landkreis Stolp
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Der Landkreis Stolp ist ein ehemaliger Landkreis in Pommern und bestand als preußisch-deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1816 und 1945. Er umfasste am 1. Januar 1945 193 Gemeinden rund um die Stadt Stolp.
Inhaltsverzeichnis
Verwaltungsgeschichte
Königreich Preußen
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress bestand 1816 der Kreis Stolp im Regierungsbezirk Cöslin (seit den 1920er Jahren: Köslin) in der preußischen Provinz Pommern.
Dieser umfasste meist ländliche Gebiete um die Stadt Stolp.
Das Landratsamt war in Stolp.
Norddeutscher Bund / Deutsches Reich
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis Stolp zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.
Zum 10. August 1876 fanden folgende Veränderungen der Kreisgrenzen statt:
- Eingliederung der Landgemeinden Cunsow, Quakenburg und Scharsow und der Gutsbezirke Cunsow (teilweise), Quakenburg und Scharsow aus dem Kreis Rummelsburg in den Kreis Stolp,
- Eingliederung der Landgemeinden Dünnow, Lindow, Muddel und Saleske und der Gutsbezirke Dünnow, Lindow, Muddel und Saleske aus dem Kreis Schlawe in den Kreis Stolp,
- Eingliederung der Landgemeinden Görshagen, Marsow, Schlackow und Vietzke und der Gutsbezirke Görshagen, Marsow, Schlackow und Vietzke aus dem Kreis Stolp in den Kreis Schlawe.
Am 1. April 1898 verließ die Stadtgemeinde Stolp den Kreisverband und bildete seitdem einen eigenen Stadtkreis. Die Bezeichnung des Kreises Stolp änderte sich dadurch in Landkreis.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Stolp entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet von der Roten Armee erobert und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann die Ansiedlung von Polen, die überwiegend aus Gebieten östlich der Curzon-Linie stammten. In den darauffolgenden Monaten und Jahren wurde die deutsche Zivilbevölkerung, soweit sie nicht bereits vor der heranrückenden Roten Armee geflohen war, vertrieben.
Kommunalverfassung
Die Kreis Stolp gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinde Stolp, in Landgemeinden und – bis zu deren vollständiger Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Amtsbezirke
Bis 1945 war der Landkreis Stolp in 54 Amtsbezirke unterteilt, in die jeweils eine oder mehrere Gemeinden integriert waren:
- Arnshagen (heute polnisch: Charnowo)
- Bandsechow (Będziechowo)
- Bewersdorf (Bobrowniki)
- Bornzin (Borzęcino)
- Budow (Budowo)
- Dünnow (Duninowo)
- Gambin (Gąbino)
- Gatz (Gać)
- Giesebitz (Izbica)
- Glowitz (Główczyce)
- Groß Brüskow (Bruskowo Wielkie)
- Groß Dübsow (Dobieszewo)
- Großendorf (Wielka Wieś)
- Groß Garde (Gardna Wielka)
- Groß Machmin (Machowino)
- Groß Nossin (Nożyno)
- Groß Silkow (Żelki)
- Groß Strellin (Strzelino)
- Grumbkow (Grąbkowo)
- Hebrondamnitz (Damnica)
- Hohenlinde (bis 1937: Bochowke) (Bochówko)
- Klein Gluschen (Głuszynko)
- Kose (Kozy)
- Krampe (Krępa Słupska)
- Kunsow (Kończewo)
- Langeböse (Pogorzelice)
- Loitz (Łysomice)
- Lossin (Łosino)
- Lübzow (Lubuczewo)
- Lüllemin (Lulemino)
- Lupow (Łupawa)
- Mahnwitz (Mianowice)
- Mickrow (Mikorowo)
- Mützenow (Możdżanowo)
- Ramnitz (bis 1937: Wendisch Karstnitz) (Karznica)
- Rathsdamnitz (Dębnica Kaszubska)
- Reitz (Redzikowo)
- Ritzow (Ryczewo, Stadtteil von Słupsk)
- Rumbske (Rumsko)
- Saleske (Zaleskie)
- Schmolzin (Smołdzino)
- Schurow (Skórowo)
- Schwarz Damerkow (Czarna Dąbrowka)
- Sorchow (Żoruchowo)
- Starnitz (Starnice)
- Stojentin (Stowięcino)
- Stolpmünde (Ustka)
- Virchenzin (Wierzchocino)
- Weitenhagen (Wytowno)
- Wintershagen (Grabno)
- Wobesde (Objazda)
- Wundichow (Unichowo)
- Zezenow (Cecenowo)
Ortsnamen
Durch Erlass des Oberpräsidenten in Stettin vom 29. Dezember 1937 fanden im Kreis Stolp Änderungen von Ortsnamen statt. Das waren, da meist „nicht deutsch genug“, lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen (mit heutigen polnischen Namen):
Gemeinden:
- Bochowke: Hohenlinde (Pom.), polnisch: Bochówko
- Deutsch Buckow: Bukau (Pom.), Bukówka
- Deutsch Karstnitz: Karstnitz, Karżniczka
- Deutsch Plassow: Plassow, Płaszewko
- Niemietzke: Puttkamerhof, Podkomorzyce
- Sagerke: Brackenberg, Zagórki
- Viatrow: Steinfurt, Wiatrowo
- Wendisch Buckow: Buchenstein, Bukowa
- Wendisch Karstnitz: Ramnitz, Karznica
- Wendisch Plassow: Plassenberg, Płaszewo
- Wendisch Silkow: Schwerinshöhe, Żelkowo
- Wottnogge: Mühlental (Pom.)., Otnoga
Gemeindeteile/Wohnplätze:
- Amerika (Gemeinde Giesebitz): Heidenhof, Ameryka
- Boyrk (Gm. Schorin): Unterberg, Zagorne
- Buckower Mühle (Gm. Wendisch Buckow): Buchmühle
- Chims (Gm. Holzkathen): Schims
- Czapock (Gm. Holzkathen): Schabbock
- Dambee (Gm. Schmolsin): Eichweide
- Dambee (Gm. Wottnogge): Eichen, Dąbie
- Gesorke (Gm. Lojow): Kleinwasser, Jeziorka
- Groond (Gm. Gambin): Grund
- Jaggork (Gm. Klein Machmin): Jagen, Gogorki
- Kamillowe (Gm. Quackenburg): Keudellshof, Komiłowo
- Kolischen oder Stregonke (Gm. Selesen): Bismarckstein
- Koloschnitz (Gm. Groß Podel): Riesenhof
- Kutusow (Gm. Kose): Priemfelde, Kotuszewo
- Lesnie (Gm. Groß Dübsow): Berghof, Leśnia
- Mockree (Gm. Groß Podel): Husarenberg, Mokre
- Monbijou (Gm. Poganitz): Bandemersruh, Będziemierki
- Muskowski (Gm. Klein Gansen): Friedrichshöhe, Muskowo
- Niemietzkermühle: Puttkamermühle
- Nimzewe (Gm. Muttrin): Roden, Niemczewo
- Novienne (Gm. Groß Runow): Runow-Forsthof
- Paris oder Paschnik (Gm. Giesebitz): Weidenhof
- Piaschke (Gm. Groß Gansen): Paschke, Piaszki
- Poddamp (Gm. Klein Machmin): Waldhof, Gogorki
- Saviat (Gm. Wottnogge): Seeblick, Zawiaty
- Schottofske oder Schottowske (Gm. Groß Nossin): Schottow, Skotawsko
- Sotocken, Forsthaus (Gm. Nippoglense): Forsthaus Krahmerwald, Zatoki
- Swantee (Gm. Lessaken): Schwansee, Święte
- Vangerske (Gm. Groß Runow): Wiesenberg, Węgierskie
- Wocholz (Gm. Muttrin): Waldesruh, Ochodza
- Wussowske (Gm. Groß Nossin): Waldliebe, Osowskie
- Zerowe (Gm. Klein Gansen): Südhof, Sierówko
- Zerowe (Gm. Nippoglense): Stolpenau, Sierowo
Landräte
- Friedrich Bogislaw von Puttkamer (1771-1805) (1806?)
- Georg von Zitzewitz (1805-1818)
- Carl Christoph Ludwig von Kösteritz (1818-1824)
- NN. von Below (1824-1831) (?)
- Ludwig Friedrich von Gottberg (1831-1848)
- Hans von Gottberg (1853–1873)
- Bernhard Freiherr von Richthofen (1875-1885)
- Hans von Puttkamer (1886-1898)
- Kurt von Schmeling (1899-1905)
- Karl Graf Finck von Finckenstein (1906-1907)
- Walter Brüning (1907-1918)
- Walter von der Marwitz (1918-1919)
- NN. Kramer (1919-1921)
- Friedrich Wilhelm Dombois (1922-1937)
- Siegfried von Campe (1937–1938)
- Wolfgang Janzen (1938-1944)
- Hermann Weißenborn (1944-1945
Verkehr
Als erste Eisenbahn durchzog ab 1870 die Strecke Köslin–Stolp–Danzig der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft den Kreis von West nach Ost >111.0<. Von der Kreisstadt aus führte die Preußische Ostbahn ab 1878 Linien nach Stolpmünde an der Ostsee und auch nach Zollbrück >111.r+u<.
Den äußersten Südosten des Kreises durchzog ab 1902 die Strecke Lauenburg - Bütow der Preußische Staatsbahn >111.w<, und 1911 bekam Stolpmünde eine zweite Bahnlinie nach der benachbarten Kreisstadt Schlawe >111.p<.
Der Ausbau des Kleinbahnnetzes begann 1894 im Süden des Kreises mit der Linie Stolp–Rathsdamnitz, die von der Stolpethalbahn AG angelegt, 1895 bis Muttrin und schließlich 1906 bis Budow verlängert worden war >113.t<.
Der Norden und Nordosten des Kreises wurde zunächst von der Stolper Kreisbahn mit Schmalspurbahnen (750 mm) erschlossen. Die längste Strecke führte 1897 von Stolp über Gabel–Wendischsilkow bis Dargeröse und ab 1902 bis Zezenow weiter >113.s<. In Wendischsilkow, später Schwerinshöhe genannt, zweigte ein Ast nach Schmolsin ab >113.s²+s'<. Ab 1913 kam dann eine Verbindung von Gabel nach Stolpmünde mit einer Abzweigung von Kuhnhof nach Zietzen hinzu >113.s²+s³<. Diese neuen Strecken wurden in Normalspur angelegt, die vorhandenen Trassen im Lauf der folgenden Jahre umgespurt. Ende des Jahres 1929 übernahm die Stolpethalbahn AG alle Strecken der Kreisbahn und nannte sich seitdem Stolper Kreisbahnen AG., bis sie 1940 in den neu gegründeten Pommerschen Landesbahnen aufging.
Angeblich war der hinterpommersche Landkreis Stolp der größte in ganz Preußen. Immerhin besaß er um 1939 ein Schienennetz von über 230 Kilometern Länge, das zu mehr als der Hälfte zur Stolper Kreisbahnen AG gehörte, auf die der Kreis mit über 60 % des Kapitals maßgeblichen Einfluss ausüben konnte. Nach der Eingliederung der Strecken in die Pommerschen Landesbahnen ab 1. Januar 1940 war der Kreis neben dem Land Preußen und der Provinz Pommern an dieser Körperschaft mit fast zwei Millionen RM, d.h. mit knapp 10 Prozent des Stammkapitals beteiligt.
Die Stadt Stolp eröffnete 1912 ein Netz elektrischer Straßenbahnen in Meterspur, das vier Linien umfasste.
(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).
Literatur
- Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989 (Inhaltsangabe, Volltext online)
- Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie (F. Leonardi, Hrsg.), Band 3, Halle 1794, S. 887-908 (online)
- F. v. Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern. Nicolai, Berlin/Stettin 1827, S. 266-281 (online).
Weblinks
Kategorie:- Ehemaliger Landkreis in Pommern
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