DRG-Baureihe 99.22

DRG-Baureihe 99.22
DRG-Baureihe 99.22
99 222 in Wernigerode
Nummerierung: 99 221–223
Anzahl: 3
Hersteller: BMAG, Berlin
Baujahr(e): 1930
Ausmusterung: ab 1945 (Kriegsverlust)
Bauart: 1'E1' h2t
Gattung: K 57.10
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Länge über Puffer: 11.636 mm
Höhe: 3650 mm
Breite: 2550 mm
Gesamtradstand: 8700 mm
Kleinster bef. Halbmesser: 50 m
Leermasse: 50,2 t
Dienstmasse: 65,8 t
Reibungsmasse: 50,5 t
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Indizierte Leistung: 650 bis 700 PSi
Anfahrzugkraft: 102,97 kN
Kuppelraddurchmesser: 1000 mm
Treibraddurchmesser: 1000 mm
Laufraddurchmesser: 550 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 500 mm
Kolbenhub: 500 mm
Kesselüberdruck: 14 bar
Anzahl der Heizrohre: 114
Anzahl der Rauchrohre: 32
Heizrohrlänge: 3500 mm
Rostfläche: 1,78 m²
Strahlungsheizfläche: 7,7 m²
Überhitzerfläche: 33,3 m²
Verdampfungsheizfläche: 95,9 m²
Wasservorrat: 8 m³
Brennstoffvorrat: 3 t Kohle
Lokbremse: saugluftgesteuerte Druckluftbremse *
Zugbremse: ursprünglich K-P m.Z. und Führerbremsventil Bauart Schleifer.
Hardy-Saugluftbremse mit Zusatzbremse. *
KE-P m.Z. **
Kupplungstyp: Janney-Kupplung, inzwischen Balancierhebelkupplung
Besonderheiten: * ab 1967
**ab 1985

Die Baureihe 99.22 war eine Baureihe schmalspuriger Einheitslokomotiven der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft für 1000 mm Spurweite.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Lokomotiven der Baureihe 99.22 sollten ältere preußische Lokomotiven insbesondere im Bereich der Reichsbahndirektion Erfurt, aber auch auf bayerischen, badischen und württembergischen Strecken ersetzen. Gebaut wurden letztlich aber nur drei Lokomotiven, die man auf der in Thüringen gelegenen Schmalspurbahn Eisfeld–Schönbrunn einsetzte. Die drei gebauten Maschinen der Baureihe erhielten die Reichsbahn-Betriebsnummern 99 221–99 223.

Die Loks 99 221 und 99 223 wurden 1944 während des Zweiten Weltkriegs nach Norwegen geschafft und kamen auf der eigentlich elektrisch betriebenen Thamshavnbanen zum Einsatz. Als nach dem Zweiten Weltkrieg der elektrische Betrieb auf der Strecke Thamshavn-Løkken Verk wieder in vollem Umfang aufgenommen werden konnte, waren die beiden Lokmomotiven überflüssig und wurden bis 1953 verschrottet.

Lok 99 222 hingegen blieb bis 1966 auf ihrer thüringischen Stammstrecke im Einsatz. Im Zuge der Stilllegung der Strecke gelangte sie in den Harz. Sie gehört heute zum betriebsfähigen Fahrzeugbestand der Harzer Schmalspurbahnen. Mit der Einführung der EDV-Nummern 1970 erhielt die Maschine die Betriebsnummer 99 7222, die sie auch heute offiziell trägt, da die HSB am DR-Nummernplan von 1970 festhält. Trotz Beschädigungen beim Zusammenstoß mit einer anderen Lok am 21. August 1994 bei dem Unfall im Thumkuhlental wurde die Lok wieder aufgearbeitet. Als die Lok kurze Zeit später wieder im Ausbesserungswerk Meiningen weilte, erhielt die Lok bei dieser Aufarbeitung den ursprünglichen Knorr-Oberflächenvorwärmer zurück.

Auf Basis des Einheitslokentwurfs wurden ab 1953 die Neubaulokomotiven der Baureihe 99.23 in Babelsberg gebaut. Gut sichtbare Unterschiede der Neubauloks im Vergleich zu den Einheitsloks sind die ganz verschließbaren Führerhaustüren und der geschweißte Blechrahmen.

Technische Merkmale und Leistungsvermögen

Die zu ihrer Zeit stärksten deutschen Schmalspurlokomotiven wurden wie die meisten Einheitslokomotiven mit einem Barrenrahmen ausgestattet (Wangenstärke: 60 mm).

Das aus fünf Kuppelradsätzen und je einem vor- bzw. nachlaufenden Laufradsatz gebildete Laufwerk ist mit Vierpunktabstützung ausgeführt, die Federungen der drei vorderen und der vier hinteren Radsätze wurden hierzu jeweils mit Ausgleichshebeln verbunden. Die Laufradsätze führte man als Bisselgestelle aus.

Eine Besonderheit während der Einsatzzeit auf der Strecke Eisfeld–Schönbrunn war die automatische Mittelpufferkupplung der Bauart Janney. Nach der Umsetzung zur Harzquerbahn wurde die 99 222 auf die dort übliche Balancierhebelkupplung umgerüstet. An den Ausschnitten in den Rahmenstirnblechen ist dieser Umbau noch deutlich zu erkennen.

Der genietete Kessel entsprach bis auf Veränderungen an der Rauchkammer und den Domen dem Kessel der normalspurigen Baureihe 81. Zur Kesselspeisung baute man eine Dampfstrahlpumpe sowie eine Kolbenspeisepumpe mit Abdampfvorwärmer Bauart Knorr (Oberflächenvorwärmer) an; 1973 erhielt die erhaltene Lok dann anstelle des Knorr-Vorwärmers einen Mischvorwärmer eingebaut. Dieser wurde im Jahr 1999 erneut gegen einen Oberflächenvorwärmer ausgetauscht.

Das Zweizylinder-Heißdampf-Triebwerk mit einfacher Dampfdehnung führte man mit Antrieb auf den dritten Kuppelradsatz aus. Die Heusinger-Steuerung erhielt im Interesse gleichguter Dampfverteilung bei Vorwärts- bzw. Rückwärtsfahrt Kuhnsche Schleifen. Die ursprünglich angebauten Eckventil-Druckausgleicher sind bei Lok 99 221 bereits 1950 gegen Druckausgleich-Kolbenschieber nach Bauart Trofimoff ausgetauscht worden.

Die Lokomotiven der Baureihe konnten in der Ebene eine Wagenzugmasse von rund 1.000 bis 1.100 t mit 40 km/h bewegen. Auf Steigungen von zehn Promille schafften sie mit gleicher Geschwindigkeit auch in Gleisbögen mit nur 60 m Radius noch 145 t, auf Steigungen von 25 Promille in Krümmungshalbmessern von ebenfalls 60 m immerhin 195 t mit noch 20 km/h.

Bildergalerie

Lokomotivliste

  • 99 221 letzter Einsatzort: Thamshavnbanen (Norwegen) – 1953 verschrottet
  • 99 222 im Einsatz bei der HSB
  • 99 223 letzter Einsatzort: Thamshavnbanen – 1947 verschrottet

Literatur

  • Manfred Weisbrod, Hans Wiergard, Hans Müller, Wolfgang Petznick: Dampflokomotiven 4, Baureihe 99. transpress, Berlin 1995, ISBN 3-344-70903-8, S. 49 ff., 244 f.

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