Das Reich der Sonne

Das Reich der Sonne
Filmdaten
Deutscher Titel Das Reich der Sonne
Originaltitel Empire of the Sun
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch, Japanisch und Chinesisch
Erscheinungsjahr 1987
Länge 146 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Steven Spielberg
Drehbuch Tom Stoppard
Produktion Kathleen Kennedy,
Frank Marshall
und Steven Spielberg
Musik John Williams
Kamera Allen Daviau
Schnitt Michael Kahn
Besetzung

Das Reich der Sonne ist ein Spielfilm des US-amerikanischen Regisseurs Steven Spielberg aus dem Jahr 1987. Das Drama basiert auf dem gleichnamigen Roman des englischen Autors J. G. Ballard und wurde von den Filmstudios Amblin Entertainment und Warner Bros. produziert.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Shanghai, im Jahre 1941: Der 11-jährige Jim lebt zusammen mit seinen Eltern Mary und John Graham im britischen Viertel der chinesischen Hafenstadt, die zu den wichtigsten Marktplätzen Ostasiens zählt. Die Grahams sind reiche Briten, die ein Leben voll von Privilegien und Luxus genießen. Kontakt zur chinesischen Bevölkerung hat die dreiköpfige Familie nur, wenn sie in Limousinen durch die überfüllten Straßen Shanghais chauffiert wird, um u. a. an Geschäftsessen oder an einem Maskenball teilzunehmen.

Als sich Flugzeuge am Himmel über Shanghai mehren, ist Jim fasziniert von den japanischen „Zeros“, deren Piloten als äußerst tapfer gelten. Der Junge interessiert sich sehr für die Fliegerei und ist in der Lage, jeden Flugzeugtyp anhand seiner Silhouette am Himmel zu erkennen, doch für seine Eltern sind die japanischen Flugzeuge ein böses Omen, dass eine japanische Invasion bevorsteht. China befindet sich seit mehreren Jahren im so genannten Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg und als der Krieg Shanghai erreicht, gerät die wohlgeordnete und perfekte Welt von Jim aus den Fugen. Als die Grahams vor der Invasion der Japaner aus der Stadt fliehen wollen, wird Jim in der von Panik erfüllten Menschenmenge von seinen Eltern getrennt. Auf der Suche nach Essen in der besetzten Stadt macht der Junge bald die Bekanntschaft mit dem zynischen ehemaligen Schiffssteward Basie und seinem Kumpel Frank. Die beiden Amerikaner planen zuerst, Jim zu verkaufen, doch da der Junge so dünn ist, gibt es keine Abnehmer. Schließlich geraten alle drei in japanische Kriegsgefangenschaft und werden in einem Kriegsgefangenenlager interniert. Jim flüchtet sich in die Welt der Fliegerei, die ihn auch in seinen Träumen begleitet. Von seinen Eltern hat der Junge keine Nachricht und bald kann er sich noch nicht einmal mehr an ihre Gesichter erinnern.

Im Internierungslager wird Basie für Jim eine Art Ziehvater. Basie übernimmt zwar keine Verantwortung für den Jungen, bringt ihm aber vieles bei. Der verzogene Junge adliger Abstammung beginnt bald, sich in einen gerissenen Kleinunternehmer zu verwandeln. Schließlich müssen alle Gefangenen des Internierungslagers ins Landesinnere ziehen. Jim und eine befreundete Frau stellen sich in einem Lager mit westlichen Habseligkeiten tot, um fliehen zu können. Die Frau stirbt in der Nacht. Als Jim es bemerkt, blitzen plötzlich ein gleißendes Licht am Horizont und auch kurz ein paar Polarlichter am Himmel auf. Jim denkt, dass die Seele der Frau in den Himmel gegangen ist. Später erfährt er durch eine Radiosendung, dass er in Wirklichkeit Zeuge des Atombombenabwurfes über Nagasaki war.

Als der Krieg 1945 endet, trifft er seine Eltern wieder.

Entstehungsgeschichte

Das Reich der Sonne basiert auf dem gleichnamigen semi-autobiographischen Roman des englischen Schriftstellers J. G. Ballard. Ballard wurde 1930 im chinesischen Shanghai geboren und erlebte als 11-jähriger den japanischen Angriff auf China mit. Er wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in einem japanischen Zivilgefangenenlager interniert und kehrte 1946 mit seiner Familie nach England zurück. Fast vierzig Jahre später schrieb Ballard über diesen Lebensabschnitt seinen Roman, der 1984 veröffentlicht und von dem britischen Dramatiker Tom Stoppard für die Leinwand adaptiert wurde. Als Regisseur konnte der US-Amerikaner Steven Spielberg verpflichtet werden, der das Drama mit seiner 1982 gegründeten Filmfirma Amblin Entertainment koproduzierte.

Die Dreharbeiten begannen am 1. März 1987. Gedreht wurde überwiegend in den Elstree-Studios in Hertfordshire, England, sowie in den englischen Städten Knutsford (Cheshire) und Sunningdale (Berkshire). Die Außenaufnahmen entstanden u. a. im spanischen Trebujena und an Original-Schauplätzen in Shanghai. Damit ist Das Reich der Sonne die erste Hollywood-Produktion, die eine Drehgenehmigung für China erhielt.

Rezeption

Mit Das Reich der Sonne nahm sich Steven Spielberg nach Die Farbe Lila (1985) erneut eines ernsten Themas an. Der Film feierte am 9. Dezember 1987 seine Premiere in den US-amerikanischen Kinos und wurde von den meisten Kritikern gelobt. Negative Stimmen bemängelten jedoch, dass Spielbergs Film mit zu vielen Offenbarungen und Gefängnislager-Klischees arbeiten würde. Der Film war auch Spielbergs am wenigsten erfolgreiches Werk, da die 38 Mio. US-Dollar teure Produktion mit einem Einspielergebnis von nur 22 Mio. US-Dollar zum Misserfolg an den nordamerikanischen Kinokassen avancierte. Ein Grund für den geringen Umsatz war der Umstand, dass zur gleichen Zeit Bernardo Bertoluccis höher eingeschätztes Drama Der letzte Kaiser in den US-amerikanischen Kinos startete, der ebenfalls in China spielt.

Das Reich der Sonne, der am 10. März 1988 in Deutschland startete, war das Karriere-Sprungbrett für den Schauspieler Christian Bale, der mit 13 Jahren unter Spielberg sein Kinodebüt feierte und dem mit fortschreitendem Alter ohne Mühe der Wechsel vom Kinderstar ins Charakterfach gelang.

Kritiken

  • „Von einer narrativen Sichtweise aus gesehen ist der Film immer interessant. Spielberg ist ein guter Geschichtenerzähler mit einer guten Fabel zum Erzählen. Aber es läuft nie wirklich auf etwas hinaus.“ (Roger Ebert in der Chicago Sun-Times vom 11. Dezember 1987) [1]
  • „Aufwendiges und mitreißendes Monumentalgemälde des Krieges im fernen Osten, meisterlich und perfekt inszeniert.“ (VideoWoche)
  • „Könnte Steven Spielberg bitte folgende Dinge in seinem nächsten Film vermeiden: Jungen auf Fahrrädern, Wiedergeburt, einen erleuchteten Himmel wie am 4. Juli und einen weiteren zehn- bis zwölfjährigen der sich in einer Erwachsenenwelt abmüht?“ (Desson Howe in der Washington Post vom 11. Dezember 1987) [2]

Anmerkungen

  • „Suo Gan“, das Filmlied, ist ein Gutenachtlied, das in walisischer Sprache gesungen wird. Steven Spielberg wählte dieses Gesangsstück aus, nachdem er den walisischen Schauspieler Christian Bale für die Hauptrolle verpflichtet hatte. Interpretiert wurde das Musikstück von James Rainbird.
  • Bei den Flugzeugen, die die Maschinen der kaiserlichen japanischen Armee darstellen, handelte es sich um Maschinen vom Typ North American Aviation (NAA) T-6. Die T-6 war ein beliebtes Trainingsflugzeug für fortgeschrittene Piloten, das für die Aus- und Weiterbildung eingesetzt wurde. Die Flugzeuge wurden umlackiert, so dass sie den japanischen Zeros ähnlich sahen.
  • Ursprünglich wollte der Brite David Lean bei dem Projekt die Regie übernehmen.
  • Der Autor der Romanvorlage, J. G. Ballard, hat einen kurzen Cameo-Auftritt in der Eröffnungsszene als Partygast.
  • Ein Großteil der Szenen die im Internierungslager spielen, fielen im Schnittraum der Schere zum Opfer. So avancierten die ursprünglich größer angelegten Rollen von Miranda Richardson, Robert Stephens und Paul McGann zu Kurz-Auftritten.
  • In der chaotischen Straßenszene, in der Jim seine Eltern verliert, ist kurz ein Plakat des Films Vom Winde verweht (1939) zu sehen. Obwohl der Film tatsächlich im Jahre 1939 seine Premiere feierte, ist das eigentümliche Filmplakat erst bei seiner erneuten Veröffentlichung im Jahre 1967 kreiert worden.

Auszeichnungen

Das Reich der Sonne war 1988 bei der Oscar-Verleihung für sechs Academy Awards nominiert, wurde jedoch mit keinem der begehrten Filmpreise ausgezeichnet. Weitere Nominierungen gab es im gleichen Jahr bei der Golden-Globe-Verleihung, bei der Steven Spielbergs Werk als bester Spielfilm in der Kategorie Drama nominiert war, sowie für die Filmmusik des renommierten US-amerikanischen Filmkomponisten John Williams. 1989 wurde Das Reich der Sonne mit dem British Academy Film Award in den Kategorien Filmmusik, Kamera und Ton prämiert.

Ferner wurde Steven Spielberg mit dem Preis der National Board of Review geehrt und von der Directors Guild of America für die beste Regie nominiert. Hauptdarsteller Christian Bale wurde für seine Rolle als jugendlicher Kriegsflüchtling ebenfalls mit dem Preis der National Board of Review gewürdigt, die er in der eigens für ihn geschaffenen Sonderkategorie Best Juvenile Performance (dt.: Beste jugendliche Leistung) erhielt. Außerdem wurde Bale mit einem Young Artist Award ausgezeichnet.

Oscar 1988

Nominiert in den Kategorien

  • Beste Ausstattung
  • Beste Filmmusik
  • Beste Kamera
  • Beste Kostüme
  • Bester Schnitt
  • Bester Ton

British Academy Film Award 1989

  • Beste Filmmusik
  • Beste Kamera
  • Bester Ton

Nominiert in den Kategorien

  • Bestes adaptiertes Drehbuch
  • Beste Ausstattung
  • Beste Kostüme

Golden Globe 1988

Nominiert in den Kategorien

  • Bester Film - Drama
  • Beste Filmmusik

Weitere

American Society of Cinematographers 1988

  • Beste Kamera

Directors Guild of America 1988

  • nominiert für die beste Regie

Grammy 1989

  • nominiert in der Kategorie bestes Instrumental-Album für einen Kino- oder TV-Film

National Board of Review Awards 1987

  • Bester Film in englischer Sprache
  • Beste Regie
  • Beste jugendliche Leistung (Christian Bale)

Young Artist Awards 1989

  • Bester Familienfilm - Drama
  • Bester jugendlicher Darsteller in einem Kinofilm - Drama

Literatur

  • J. G. Ballard: Das Reich der Sonne. Roman (Originaltitel: Empire of the Sun). Deutsch von Juliane Gräbener und Marianne Menzel. Heyne, München 1992, 398 S., ISBN 3-453-06124-1
  • J. G. Ballard: Empire of the Sun, 2005 Simon & Schuster, ISBN 0-7432-6523-8 (engl. Ausgabe)
  • Tom Stoppard, J. G. Ballard: Empire of the Sun. A Screenplay, 1987 Hollywood Scripts (engl. Ausgabe)

Einzelnachweise

  1. Kritik von Roger Ebert
  2. Kritik von Desson Howe

Weblinks


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