Minority Report

Minority Report
Filmdaten
Deutscher Titel Minority Report
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2002
Länge 145 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
JMK 14
Stab
Regie Steven Spielberg
Drehbuch Scott Frank,
Jon Cohen
Produktion Gerald R. Molen,
Bonnie Curtis,
Walter F. Parkes,
Jan de Bont
Musik John Williams
Kamera Janusz Kaminski
Schnitt Michael Kahn
Besetzung

Minority Report (2002) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Thriller des Regisseurs Steven Spielberg mit Tom Cruise in der Hauptrolle. Das Drehbuch basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte des amerikanischen Autors Philip K. Dick aus dem Jahr 1956.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Washington, D.C. im Jahre 2054: John Anderton arbeitet für die Abteilung Precrime der Washingtoner Polizei, die mittels Präkognition zukünftige Morde verhindern soll. Ermöglicht wird dies durch die drei sogenannten „Precogs“ Agatha, Arthur und Dashiell. Sie werden mit Medikamenten in einem Zustand zwischen Traum und Wachen gehalten, der für ihre hellseherischen Fähigkeiten besonders günstig ist. In ihren Visionen sehen sie die Morde der Zukunft voraus. Die Namen von Täter und Opfer werden in Holzkugeln graviert. Auch der Zeitpunkt der zukünftigen Morde ist bekannt. Weiterhin kann die Polizei die Bilder ihrer Visionen heranziehen, um die (zukünftigen) Täter zu ermitteln. Sie werden verhaftet und ohne Prozess in „Verwahrung“ gebracht, einen künstlich herbeigeführten Zustand ständiger Bewusstlosigkeit.

Precrime ist äußerst erfolgreich − es hat seit sechs Jahren keinen Mord mehr in Washington gegeben. Gründer von Precrime ist Lamar Burgess. Er hat den Ehrgeiz, Precrime mit Hilfe des Generalstaatsanwalts im ganzen Land einzuführen.

Anderton ist ein fähiger Polizist, doch seit dem Verlust seines Sohnes sechs Jahre zuvor und der darauf folgenden Trennung von seiner Frau ist er depressiv und nimmt regelmäßig Drogen. Das Auftauchen von Danny Witwer, einem Beauftragten des Justizministeriums, kann er ebenso wie Burgess nur als Bedrohung empfinden. Witwer hat den Auftrag, mögliche Fehler im System von Precrime ausfindig zu machen.

Nachdem Anderton mit Witwer entgegen den Regeln den „Tempel“, den Raum, in dem sich die drei Precogs aufhalten, aufgesucht hat, wird er überraschend von Agatha festgehalten. Sie weist ihn auf Bilder ihrer Erinnerung hin, die an der Decke des Raumes auf einem Bildschirm angezeigt werden. Es sind die Bilder einer Frau, die ertränkt wird. „Kannst du es sehen?“, fragt sie ihn.

Anderton beschäftigt sich hierauf mit dem Fall und findet beim Gefängniswärter heraus, dass das Opfer Anne Lively hieß, allerdings auch, dass eine Aufnahme der Vision von Agatha im Archiv fehlt. Der damals verhaftete und jetzt verwahrte Täter hatte sich fremde Augen einsetzen lassen, wodurch seine wahre Identität (die nur noch über Iris-Scanning ermittelt wird) unbekannt ist.

Einige Zeit später findet Anderton seinen eigenen Namen als den eines zukünftigen Täters. Die Tat soll in 36 Stunden stattfinden, das angebliche Opfer, einen gewissen Leo Crow, kennt er nicht. Er flieht aus dem Polizeigebäude, doch im Jahre 2054 hat er kaum Chancen, weit zu kommen: Überall an öffentlichen Orten sind Scanner installiert, die jeden Passanten durch Iris-Erkennung identifizieren. Seine einzige Chance nicht verhaftet zu werden, bevor er seine Unschuld beweisen kann, besteht darin, sich illegal neue Augen einsetzen zu lassen.

Anderton sucht Iris Hineman auf, die „Erfinderin“ von Precrime. Diese berichtet ihm, dass sie weniger „Erfinderin“ ist, sondern nur die Fähigkeiten der drei existierenden Precogs zuerst erkannte. Sie war 10 Jahre vorher für die Pflege einer Reihe von Kindern (und auch Versuche an ihnen) zuständig. Alle waren mit schweren Gehirnveränderungen geboren als Folge einer damals neu aufgetauchten, verunreinigten Droge. Die meisten starben, bevor sie 12 Jahre alt wurden; nur drei überlebten bis heute. Diese Kinder litten regelmäßig unter schweren Alpträumen, und es stellte sich heraus, dass der Inhalt ihrer Alpträume Morde waren, die kurz darauf tatsächlich passierten. In der Folgezeit wurden die Fähigkeiten der Kinder in das darauf basierende Precrime-Programm übernommen, um künftige Morde zu verhindern.

Iris weist Anderton auf die Möglichkeit hin, dass es einen sog. „Minderheitsbericht“ (engl.: Minority Report) geben könnte, denn nicht immer sähen alle drei Precogs die gleiche Zukunft voraus. Doch dies wird, um die Glaubwürdigkeit des Verfahrens nicht zu gefährden, sogar den Ermittlern verschwiegen. Wenn es einen Minderheitsbericht gibt, dann jeweils von Agatha, der begabtesten der drei Precogs. Falls die Vision des von Anderton zu begehenden Mordes also nicht wahr sein sollte, dann muss er diesen Minderheitsbericht aus dem Gedächtnis von Agatha bekommen, um so seine Unschuld beweisen zu können.

Da aufgrund der permanenten öffentlichen Überwachung der Augen und der anlaufenden Suchaktion nach Anderton ein Eindringen in das Precrime-Gebäude für ihn unmöglich ist, lässt er sich von einem dubiosen Arzt neue Augen einsetzen. Er schafft es bei Precrime einzudringen, verschafft sich Zutritt zum Tempel mit einem seiner entnommenen Augen und entführt schließlich Agatha. Mit Hilfe ihrer präkognitiven Fähigkeiten gelingt es den beiden, der Polizei zu entkommen. Anderton lässt das Gedächtnis von Agatha bei einem Bekannten scannen, doch sie hatte keine andere Vision als die beiden anderen Precogs: Es gibt keinen Minderheitsbericht für den Fall Anderton – er wird Leo Crow töten.

Anderton sucht die Wohnung auf, in der Leo Crow wohnt, der Mann, den er laut Vorhersage ermorden soll – wobei ihm immer noch nicht klar ist, warum er das tun sollte. Auf dem Bett seines Zimmers findet er dann Bilder seines Sohnes; alles hat den Anschein, als sei Crow der Mann, der seinen Sohn entführt und ermordet hat. Es kommt zu der Situation, die die Precogs 36 Stunden zuvor vorhergesehen haben – er richtet die Waffe auf Crow in der Absicht ihn zu töten. Agatha, die bei ihm ist, wiederholt beschwörend immer wieder die Worte „Du hast die Wahl!“ Und tatsächlich hält Anderton inne und erklärt Crow stattdessen für verhaftet. So erfährt er, dass der angebliche Leo Crow ein Strafgefangener ist, der von einem Unbekannten dazu erpresst wurde, sich von Anderton töten zu lassen. Dafür wurde ihm versprochen, dass seine Familie finanziell unterstützt würde. Als Crow erkennt, dass die Situation einen anderen Verlauf nimmt als erwartet, ergreift er Andertons Waffe und tötet sich selbst. Anderton lässt seine Waffe zurück, die die Polizei später findet. Witwer erscheint der Mord allerdings etwas verdächtig, da er inszeniert wirkt.

In der Folge beschäftigt sich Witwer auch mit dem Mordfall der ertränkten Frau und entdeckt Ungereimtheiten. Es gibt zwei sehr ähnliche Aufzeichnungen des Mordes, die darauf hinweisen, dass die Precogs nicht nur einen, sondern zwei verschiedene, nahezu identische Morde gesehen haben. Die Bilder der zweiten Tat wurden als „Echo“ bewertet, als spätere Wiederholung desselben Ereignisses, und deshalb nicht beachtet. Er weist darauf hin, dass jemand so einen wirklichen Mord begehen kann, wenn er nur einen sehr ähnlichen Mord vorher fingiert, der von den Precogs registriert und von Precrime vereitelt wird, um den tatsächlichen Mord dann praktisch straffrei zu begehen. Als er dies Burgess darlegt, erschießt dieser Witwer mit Andertons Waffe, die seit der Untersuchung auf seinem Schreibtisch lag. Da Agatha sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Tempel befindet und die beiden anderen Precogs allein nicht fähig genug sind, muss er nicht befürchten, von Precrime verhaftet zu werden.

Anderton flieht zu seiner ehemaligen Frau Lara, die Kontakt zu Burgess aufnimmt. Dieser schickt die Polizei zu Andertons Versteck, der verhaftet und in Verwahrung gebracht wird. Seine Frau findet durch einen Versprecher von Burgess heraus, dass dieser in die Sache verwickelt sein muss und befreit ihren Mann. Anderton gelingt es mit Hilfe einer neuen Vision von Agatha, Burgess den Mord vor einem großen Publikum nachzuweisen: Burgess hatte Agathas Mutter ermordet, weil sie, nachdem sie ihre Drogensucht überwunden hatte, ihre Tochter zurückhaben wollte. Dies hätte jedoch das Projekt Precrime gefährdet. Darum engagierte er jemanden, um sie zu töten. Nachdem die Precogs den Mord erwartungsgemäß vorhergesehen und Precrime ihn verhindert hat, beging er unter den exakt gleichen Umständen kurze Zeit später selbst den Mord. Die Bilder dieses Mordes wurden von den Ermittlern dann als Echo der bereits verhinderten Tat betrachtet und folglich nicht gemeldet.

Burgess und Anderton begegnen sich im Anschluss auf dem Dach des Gebäudes. Burgess ist bewaffnet, und die Precogs erkennen, dass er Anderton ermorden wird. Die von den Precogs daraufhin produzierte Holzkugel ist jedoch rot: Dies zeigt an, dass die Tat ungeplant ist und möglicherweise nicht genügend Zeit bleibt, sie zu verhindern. Tatsächlich erreichen die Precrime-Polizisten das Dach zu spät. Kurz bevor sie eintreffen, begeht Burgess, der die Ausweglosigkeit seiner Situation erkannt hat, Selbstmord.

Das Projekt Precrime ist damit gescheitert, denn Burgess hat den vorhergesehenen Mord nicht verübt. Dies zeigt, dass die Precogs zwar jeden Mord vorhersehen können, gleichzeitig aber auch Visionen von Situationen haben, in denen ein Mord zwar wahrscheinlich ist, aber nicht stattfindet (false positives). Einige der wegen zukünftiger Morde verhafteten Personen hätten diese Morde wohl nie ausgeführt. Daraufhin stellt die Regierung das Projekt ein und befreit alle Verwahrten. Anderton versöhnt sich mit seiner Frau, die wieder schwanger wird. Agatha, Arthur und Dashiell werden ebenfalls freigelassen und leben fortan in einer Hütte fernab jeglicher Zivilisation, wo sie von ihren alptraumhaften Visionen unbehelligt bleiben.

Hintergrund

  • Bei der Vorbereitung des Films engagierte Steven Spielberg eine Gruppe von Zukunftsforschern, die eine Reihe von Zukunftsszenarien für das Jahr 2054 ausarbeiteten (unter anderem Douglas Coupland und Dale Herigstad). Die im Film dargestellten Requisiten können daher als Trendprognosen für die zukünftigen Entwicklungen in der Informationstechnik, dem Automobilbau, der Stadtplanung oder der Robotik interpretiert werden.
  • Als Anspielung auf nicht vollendete Werke erklingt als Filmmusik die Symphonie Nr. 7, h-Moll von Franz Schubert, bekannt als „Unvollendete“. Sie ist z. B. in den Szenen zu hören, in denen Anderton die mittels Gestik, Hand- und Armbewegungen bedienbare Visualisierungsschnittstelle der Precog-Visionen verwendet.
  • Drehbuchautor Scott Frank benannte die drei Pre-Cogs, Agatha, Arthur und Dashiell, nach berühmten Krimiautoren: Agatha Christie, Arthur Conan Doyle und Dashiell Hammett.[1]
  • Bei einem Produktionsbudget von 102 Millionen Dollar spielte der Film weltweit 358 Millionen Dollar ein.
  • Im Film wird der Bleach-Bypass-Effekt angewendet.

Kritik

Lexikon des Internationalen Films: „Der Film ist vieles in einem und keines ganz: deterministische Gesellschaftsvision, individuelles Schuld-und-Sühne-Drama und effektvolle Fluchtgeschichte. Technisch brillant und fesselnd im Konzept, wenn auch sicher nicht für jeden Zuschauer überzeugend.“

Auszeichnungen

Richard Hymns und Gary Rydstrom wurden im Jahr 2003 für den Tonschnitt für den Filmpreis Oscar nominiert.

Der Film gewann 2003 den Saturn Award in vier Kategorien: Beste Regie (Steven Spielberg), Bester Science-Fiction-Film, Beste weibliche Nebenrolle (Samantha Morton) und Bestes Drehbuch (Scott Frank und Jon Cohen). Er erhielt außerdem sieben Nominierungen für den Saturn Award, darunter die Nominierungen für Tom Cruise und Max von Sydow.

Realitätsbezug

Die britische Homicide Prevention Unit (HPU), eine 2004 (also nach der Entstehung des Films) gegründete Abteilung des Metropolitan Police Service, versucht mithilfe von Persönlichkeitsprofilen potenzielle Gewalttäter zu finden. Seit 2006 wird geplant, so als potentielle Gewalttäter eingestufte Personen auch unter Umständen präventiv zu verhaften. Bei Nachrichtenmeldungen zu diesem Thema wurde wiederholt auf diesen Film verwiesen.[2][3][4] In Washington DC gibt es seit August 2010 ein ähnliches Projekt, um Wiederholungstäter zu prognostizieren.[5]

Literatur

  • Philip K. Dick: Minority Report. Millennium, London 2003, ISBN 1-85798-947-3
  • Philip K. Dick: Minority Report. Stories. Heyne, München 2003, ISBN 3-453-21749-7
  • Philipp Stückrath: “What keeps us safe also keeps us free”: State Control vs. Personal Liberty in Steven Spielberg’s Minority Report and the Present-Day United States In: Georgi, Sonja and Loock, Kathleen (eds.): Of Body Snatchers and Cyberpunks, Universitätsverlag Göttingen, 2011 ISBN 978-3-941875-91-3 open access verfügbar
  • Stefanie Schwarz: “Can you see?”: The Importance of Vision and the Eye Motif in Steven Spielberg’s Minority Report In: Georgi, Sonja and Loock, Kathleen (eds.): Of Body Snatchers and Cyberpunks, Universitätsverlag Göttingen, 2011 ISBN 978-3-941875-91-3 open access verfügbar

Weblinks

Einzelnachweise

  1. TV Movie 3/2008, S. 55.
  2. Florian Rötzer: Datenbank mit potenziellen Gewalttätern. In: Telepolis. Heise Zeitschriften Verlag GmbH & Co KG, 27. November 2008, abgerufen am 3. Februar 2008.
  3. Florian Rötzer: Scotland Yard will künftige Mörder durch Persönlichkeitsprofile identifizieren. In: heise online. Heise Zeitschriften Verlag GmbH & Co KG, 27. November 2006, abgerufen am 3. Februar 2008.
  4. Lucy Bannerman: Police target dangerous suspects before they can offend. In: Times Online. Times Newspapers Ltd., 27. November 2006, abgerufen am 3. Februar 2008 (englisch).
  5. Eric Bland: Software Predicts Criminal Behavior. In: abc News, 22. August 2010, abgerufen am 25. August 2010.

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