Dem Himmel so fern

Dem Himmel so fern
Filmdaten
Deutscher Titel Dem Himmel so fern
Originaltitel Far from Heaven
Produktionsland Frankreich und USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2002
Länge 107 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Todd Haynes
Drehbuch Todd Haynes
Produktion Jody Patton und Christine Vachon
Musik Elmer Bernstein
Kamera Edward Lachman
Schnitt James Lyons
Besetzung

Dem Himmel so fern ist ein Spielfilm des US-amerikanischen Regisseurs Todd Haynes aus dem Jahr 2002. Das Melodram basiert auf einem Original-Drehbuch von Haynes und wurde u. a. von den Filmstudios John Wells Productions, Killer Films, Section Eight Ltd., TF1 International und USA Films produziert.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die USA im Herbst 1957: Frank und Cathy Whitaker sind das tonangebende Ehepaar in der Gesellschaft von Hartford, Connecticut. Frank arbeitet als Verkaufsleiter beim international agierenden Unternehmen Magnatech, einem Hersteller von Fernsehgeräten. Gemeinsam ist das attraktive Ehepaar in der Werbekampagne des Unternehmens eingesetzt worden und wird ehrfürchtig von seinem Freundeskreis als Mr. und Mrs. Magnatech betitelt. Das Familienidyll wird durch ein luxuriöses Zuhause mit schwarzen Dienstboten und zwei reizenden Kindern ergänzt.

Das perfekte Leben der Whitakers bekommt erste Risse, als Frank eines Tages nicht pünktlich nach der Arbeit zu Hause erscheint, um mit Cathy eine Abendgesellschaft zu besuchen. Cathy erhält einen Anruf vom hiesigen Polizeirevier, auf dem Frank festgehalten wird. Auf der Rückfahrt vom Polizeirevier weicht Frank Cathys Fragen aus und gibt vor, der Vorfall sei auf ein Missverständnis zurückzuführen. Cathy lässt die Sache auf sich beruhen. Schon am nächsten Morgen ist der Vorfall vergessen, und Cathy wird von Reportern der hiesigen Zeitung Weekly Gazette besucht, die eine Reportage über die Frau an der Seite des erfolgreichen Verkaufsleiters von Magnatech veröffentlichen will. Während des Interviews kommt es zu einem Zwischenfall, als ein unbekannter schwarzer Mann sich Zutritt zum Grundstück der Whitakers verschafft. Cathy ist verwirrt und ängstlich, trotzdem tritt die Ehefrau und Mutter aus dem Haus und stellt den Mann zur Rede, der sich als Raymond Deagan vorstellt, der Sohn des mittlerweile verstorbenen Gärtners der Whitakers. Cathy ist peinlich berührt von dem Vorfall und entschuldigt sich für ihr Benehmen, doch die Begebenheit findet Erwähnung in dem Zeitungsartikel, in dem berichtet wird, dass Mrs. Whitaker besonders zuvorkommend gegenüber „Negern“ sei.

Auch in der Firma von Cathys Mann läuft nicht alles in geordneten Bahnen. Eine wichtige Präsentation wird vorverlegt, was Frank in Zeitdruck bringt. Unter großer psychischen Spannung stehend, beginnt er bereits früh am Tag, Alkohol zu trinken und besucht, nachdem er rastlos durch die Stadt gelaufen ist, eine Kinovorstellung. Dort folgt er zwei Männern in eine Hinterhofbar, einem Treffpunkt homosexueller Männer. Derweil freundet sich Cathy immer mehr mit Raymond Deagon an, der die Arbeit seines Vaters als Gärtner der Whitakers fortsetzt. Der verwitwete Vater einer Tochter führt ein Pflanzengeschäft in einem Vorort, wie Cathy bei einer Unterhaltung erfährt.

Frank bringt der vorgezogene Präsentationstermin in große Bedrängnis, und er nutzt die Überstunden als Entschuldigung, später als üblich nach Hause zu kommen. Als er eines Abends erneut seine Frau telefonisch informiert, dass es später wird, möchte seine Ehefrau ihn überraschen, packt das Abendessen ein und fährt in seine Firma. Als sie die leeren Flure durchquert und sein Büro betritt, erwischt sie Frank in flagranti mit einem Mann. Cathy steht unter Schock und fährt sofort nach Hause, wohin ihr Frank wenig später nachfolgt und gesteht, dass er vor langer Zeit „Probleme“ hatte. Beide wissen nicht, was sie in dieser Situation tun sollen, doch Frank erklärt sich bereit, gemeinsam mit ihr einen Arzt aufzusuchen. Bei einem Experten in Hartford teilt ihm dieser in einem Einzelgespräch mit, die „Heilungsaussichten“ seien gering, und nur fünf bis dreißig Prozent würden zur Heterosexualität zurückkehren. Die Behandlung könne aus einer Gesprächstherapie, aber unter anderem, auf Wunsch, auch aus der Aversionstherapie inklusive Elektroschocks bestehen. Frank willigt in eine Behandlung ein, die aus zwei wöchentlichen psychologischen Sitzungen besteht. Als sich Frank und Cathy auf den Weg nach Hause machen, kommt es zum ersten Wutausbruch von Frank, der die Fragen seiner Frau nicht ertragen kann.

Frank besucht wöchentlich zweimal den Arzt, lässt aber Cathy über den Erfolg im Unklaren. Cathy stürzt sich in die Vorbereitungen zu einer wichtigen Party in ihrem Haus und besucht eine Kunstausstellung, die von ihrer Freundin Elinor ausgerichtet wurde. Auf der Ausstellung über Moderne Kunst begegnet Cathy Raymond und seiner Tochter Sarah. Beide verlieren sich bald in ein Gespräch über ein Bild des surrealistischen Malers Joan Miró, sehr zum Ärger von Elinor, die Cathy darauf aufmerksam machen muss, dass sie durch das angeregte Gespräch mit ihrem schwarzen Gärtner die Verachtung und den Spott der übrigen Besucher auf sich zieht. Die darauf folgende Abendgesellschaft bei den Whitakers entwickelt sich zum vollen Erfolg, doch Cathy wird von ihrem betrunkenen Mann im Verlauf des Abends vor den Gästen brüskiert. Als sie ihren Ehemann nach Ende der Party darauf anspricht, versucht er, sich Cathy sexuell zu nähern, was misslingt. Frank bricht in Tränen aus, während ihn seine Ehefrau zu beruhigen versucht. Cathy beteuert ihm, wie sehr sie ihn liebe, doch Frank schlägt ihr unabsichtlich ins Gesicht.

Cathy versucht die Rötung an der Stirn am nächsten Morgen mit einer neuen Frisur zu kaschieren, doch ihrer Freundin Elinor bleibt die Verletzung nicht unbemerkt. Cathy versucht sich herauszureden, während ihre Freundin von den ehelichen Problemen ahnt und ihr Unterstützung zusagt. Cathy bricht nach diesem sehr emotionalen Gespräch in einem Weinkrampf zusammen und wird von Raymond Deagen entdeckt, der versucht, sie auf einen Ausflug zu einer Baumschule zu überreden, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Cathy sagt nach kurzem Zögern zu, an dem Ausflug teilzunehmen, in dessen Verlauf Raymond erfährt, dass Cathys Ehemann für die Verletzung an ihrer Stirn verantwortlich ist. Gleichzeitig führt Raymond sie in ein Lokal aus, dass ausnahmslos von schwarzen Mitbürgern besucht wird. Hier stillt Raymond Cathys Neugierde, die erfahren wollte, wie es ist, „der einzige in einem Raum zu sein“. Beide kommen sich näher, und Cathy bittet Raymond um einen Tanz, den er ihr gewährt.

Erst einige Tage später wird Cathy von ihrer Freundin Elinor darüber aufgeklärt, dass Gerüchte in Hartford die Runde gemacht haben. Cathy wurde beobachtet, als sie mit Raymond aus seinem Transporter stieg, doch sie beruhigt Elinor und tut die Vorwürfe als lächerlich ab. Auch Frank sind die Gerüchte zu Ohren gekommen, und es kommt zwischen dem Ehepaar zu einem heftigen Streit, in dessen Verlauf sich Cathy bereit erklärt, Raymond zu kündigen. Gleichzeitig erfährt sie, dass ihr Ehemann für einen Monat beurlaubt wurde, und das in der geschäftigsten Zeit des Jahres. Beide entscheiden sich dafür, einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen; zuvor trifft sich Cathy mit Raymond, um ihm auf Wiedersehen zu sagen. Als sich Cathy am Ende des Gesprächs von Raymond abwendet, versucht er sie im Stadtzentrum von Hartford am Weggehen zu hindern, was von Passanten sofort als tätlicher Angriff eines Schwarzen auf eine weiße Frau gewertet wird.

Frank und Cathy fliegen zu Silvester 1958 gemeinsam nach Miami, um auszuspannen und ihrer Ehe neue Impulse zu geben. Doch die Reise hat den gegenteiligen Effekt, und Frank macht im Hotel die Bekanntschaft eines Mannes, der dieselben Gefühle für Männer empfindet wie Frank. Gleichzeitig werden Cathy und Frank auf die Missstände in den USA zwischen Schwarzen und Weißen aufmerksam gemacht, die nicht nur in Hartford an der Tagesordnung sind. Als ein kleiner schwarzer Junge den Swimmingpool des Hotels betritt und kurze Zeit später von seinem Vater, einem Kellner, wieder herausgeholt wird, leert sich in kürzester Zeit das Schwimmbecken – kein Weißer möchte in dem Wasser baden, mit dem ein schwarzer Junge in Berührung gekommen ist. In Hartford kommt es derweil zu einem folgenschweren Zwischenfall. Raymonds Tochter wird auf dem Nachhauseweg von der Schule von drei weißen Mitschülern verfolgt und mit Steinen beworfen, von denen einer sie am Kopf verletzt.

Eines Abends kommt Frank früher als üblich von der Arbeit nach Hause, da er an einer wichtigen Sitzung nicht teilgenommen hat, und bricht mit einem Weinkrampf vor Cathy und seinen Kindern zusammen. Er gesteht seiner Frau, er habe sich in einen Mann verliebt, der mit ihm zusammenleben wolle. Er habe in seinem Leben nie ein derartig starkes Gefühl für einem Menschen empfunden. Cathy hört sich dies wie versteinert und verletzt an und nimmt Franks Entscheidung, die Scheidung einzureichen zu wollen, vorweg, ehe er sie selber äußern kann. Cathy bricht ihr Schweigen gegenüber ihrer Freundin Elinor und berichtet ihr von Franks Homosexualität und der schwierigen finanziellen Lage, in der sie sich gerade befinden. Gleichzeitig sinnt sie den Treffen mit Raymond Deagan nach, wovon sie auch ihrer Freundin berichtet, die sich dadurch bestätigt sieht, dass die Gerüchte über Cathy doch keine Erfindung waren. Elinor, die sich zuvor immer als „beste Freundin“ bezeichnet hatte, wendet sich daraufhin, wie zuvor auch alle anderen in der Stadt, von Cathy ab.

Als Cathy von ihrer schwarzen Haushälterin Cybill erfährt, dass es sich bei dem Mädchen, das vor Wochen von Weißen angegriffen und verletzt wurde, um Sarah handelt, Raymond Deagans Tochter, fährt sie sofort zu ihm, um sich nach Sarahs Gesundheitszustand zu erkundigen. Für Raymond und seine Tochter ist das Leben in Hartford unerträglich geworden, wie Cathy erfahren muss. Die Jungen, die seine Tochter mit Steinen bewarfen, kamen ohne Strafe davon. Stattdessen werden nun regelmäßig die Fenster von Raymonds Haus von anderen schwarzen Mitbürgern, die um die Gerüchte von Cathy und ihm wissen, mit Steinen demoliert. Das Pflanzengeschäft seines Vaters hat Raymond aus Mangel an Aufträgen aufgeben müssen und sich entschlossen, zu Verwandten nach Baltimore zu ziehen. Cathy hofft darauf, mit Raymond zusammen einen Neuanfang in Baltimore zu beginnen, wo sie niemand kennt, doch Raymond zerstört ihre Hoffnungen. Er möchte nicht mehr in andere Welten eintauchen und nun das tun, was für seine Tochter Sarah das richtige ist. Raymond und Cathy sagen sich im Hinterhof seines Hauses Lebewohl, um sich zwei Wochen später am Bahnhof von Hartford erneut zu treffen. Cathy erreicht den Bahnsteig gerade, als der Zug abfährt. Ohne ein Wort des Abschieds sagen sich die beiden durch ihre Blicke endgültig Lebewohl, während der Zug mit Raymond und Sarah Hartford verlässt.

Entstehungsgeschichte

Dem Himmel so fern basiert auf einem Original-Drehbuch des Regisseurs Todd Haynes, der sich bei der Umsetzung seiner Idee u. a. von Filmen der Hollywood-Veteranen John M. Stahl und Douglas Sirk (siehe Was der Himmel erlaubt) inspirieren ließ. Wie auch in den Filmen von Stahl und Sirk, spielt Todd Haynes Film in einen typischen Vorort der USA, in dem eine wohlhabende gutbürgerliche Familie ein scheinbar idyllisches und sorgloses Leben führt. Haynes drehte den Film in satten Technicolorfarben und scharte unter anderem Szenenbildner Mark Friedberg (Der Eissturm), Kameramann Edward Lachman (Erin Brockovich) und Kostümbildnerin Sandy Powell (Shakespeare in Love) um sich, um den Stil des Hollywoods der 1950er Jahre wiederzubeleben. Dabei hatte Mark Friedberg dafür Sorge zu tragen, ein Set zu entwerfen, das wie eine Studioproduktion aus dieser Periode wirken sollte. So wurde das Haus der Whitakers komplett nachgebaut. Kameramann Edward Lachman kreierte den Look der 1950er Jahre, indem er dieselbe Art von Beleuchtungsequipment (Glühlampen), Beleuchtungstechnik und Linsenfilter verwendete, wie sie in den 1950er Jahren für ein Melodram verwendet worden wären.

Bei der Wahl der Hauptdarstellerin verließ sich Haynes auf die US-amerikanische Charakterdarstellerin Julianne Moore, mit der er bereits 1995 in dem Drama Safe zusammengearbeitet hatte. Moore, die während der Dreharbeiten schwanger war, wollte das klassische Ideal der 1950er Jahre vertreten und wählte deshalb eine blonde Perücke, obwohl Haynes ursprünglich nicht auf ihre natürliche Haarfarbe rot verzichten wollte. Die männliche Hauptrolle des homosexuellen Familienvaters besetzte Haynes mit Dennis Quaid, der in der Vergangenheit stets mannhafte Charaktere verkörpert hatte. Für die Rolle des Raymond Deagen wurde der US-Amerikaner Dennis Haysbert ausgewählt, der eine ähnliche Rolle bereits 1992 an der Seite von Michelle Pfeiffer in Love Field – Liebe ohne Grenzen bekleidet hatte. Während der Dreharbeiten gehörte Haysbert gleichzeitig zum Schauspielensemble der TV-Serie 24, die zur gleichen Zeit in Los Angeles gedreht wurde, was ein permanentes Pendeln zwischen West- und Ostküste für den Schauspieler unumgänglich machte.

Dem Himmel so fern, der Mitte Oktober 2001 in Produktion ging, ist gleichzeitig der vierte Spielfilm, den Independentfilm-Produzentin Christine Vachon und Regisseur Todd Haynes gemeinsam produzierten. Als ausführender Produzent war u. a. Steven Soderbergh an dem Projekt beteiligt. Der Filme wurde entgegen dem Ort der Handlung in und um New Jersey gedreht. Die Studioszenen entstanden u. a. im Bayonne's Military Ocean Terminal. Weitere Dreharbeiten fanden in Bloomfield (New Jersey) und in Manhattan statt. Die vier verschiedenen Straßen, die im Film Hartford darstellen, befinden sich in vier verschiedenen Städten, so dass oft, wenn ein Schauspieler um eine Straßenecke bog, er in einer anderen Stadt wieder auftauchte. Die Szenen in Miami fanden in einem alten Beach Club, dem Rockaway, statt. Die Kunstwerke, die im so genannten Hartford Cultural Center hängen, wurden von der Filmcrew, inspiriert von berühmten Künstlern, als Drucke reproduziert.

Rezeption

Dem Himmel so fern feierte seine Premiere am 1. September 2002 auf den Filmfestspielen von Venedig. Das Drama über gesellschaftliche Vorurteile der 1950er Jahre und im Besonderen über Homosexualität und Rassismus, wurde von der Kritik gefeiert und als Wiederbelebung des US-amerikanischen Melodrams angesehen, eines zum damaligen Zeitpunkt längst vergessenen Genres. Zugleich gilt Dem Himmel so fern als Hommage an das Werk von Douglas Sirk und vor allem seine beiden Werke Was der Himmel erlaubt (All That Heaven Allows, 1955) und Solange es Menschen gibt (Imitation of Life, 1959), die einen ähnlichen Plot aufweisen. Dem Himmel so fern, der am 8. November 2002 in limitierten Kinos in den USA startete, spielte bei geschätzten Produktionskosten von 13,5 Mio. US-Dollar bis zum 16. April 2003 einen Brutto-Gewinn von 15,8 Mio. US-Dollar ein. Ebenfalls avancierte er zur erfolgreichsten Independent-Produktion des Kinojahres 2002. Der Film ist konsequent im Retrostil gedreht und kopiert, sowohl in Bildsprache, als auch in der Farbgestaltung, mit Technicolor und Weichzeichner, die Filme der 50er Jahre.

In Deutschland kam der Film fast fünf Monate nach US-Start, am 13. März 2003, in die Kinos und erhielt, wie schon in den USA, hervorragende Kritiken.

Kritiken

  • Los Angeles Times: „… was Julianne Moore mit ihrer Rolle macht, ist mit dem Maßstab, den wir an große Schauspielerei anlegen, kaum mehr zu messen …“
  • Blickpunkt:Film: „Großartig besetzt, traumwandlerisch sicher inszeniert und in allen technischen Belangen makellos gehandhabt …“
  • film-dienst: „Ein meisterhaftes doppelbödiges Melodram, das vor allem die Position der Frau in einer von Vorurteilen und Repressionen beherrschten Gesellschaft hinterfragt. Äußerliche Bildschönheit und inhaltliche Konfrontationslust gehen eine ideale Symbiose ein. Gleichzeitig ist der Film eine Hommage auf die Arbeiten von Douglas Sirk. Sehenswert!“
  • epd Film: „Er erzählt von einem Gestern, das unbewohnbar war, und er tut es mit viel Stil und viel Gefühl. Ein eleganter Film, ein sorgfältiger Film. Aber auch ein konservierender Film, in dem die Emotionen ein paar Grad zu kalt bleiben (…) Fast scheint es, als habe Haynes mit der gleichen Verbissenheit die fünfziger Jahre (…) nachempfunden, die dieses Jahrzehnt ideologisch geprägt haben.“ [1]
  • Rhein-Zeitung: „Wie einst bei Douglas Sirk steht auch bei Haynes die Frau als Hoffnungsträgerin im Zentrum. Julianne Moore verleiht der Cathy facettenreich Gestalt, zeigt deren Wandel vom naiven Hausmuttchen zur verhalten zeitkritischen Persönlichkeit mitreißend.“
  • die tageszeitung: „Dem Himmel so fern ist kein, period piece‘ in dem Sinne, dass eine vergangene Zeit rekonstruiert würde. Vielmehr rekonstruiert der Film – ähnlich wie François Ozons „8 Femmes“ – die Filme jener Zeit, mithin die Fiktionen, die sich diese Zeit von sich selbst machte. Es sind dies die Melodramen der 50er-Jahre mit ihrer abundanten Farbigkeit, ihrem Suburbia-Setting, ihren indirekten Kameraeinstellungen und ihren Konflikten, die weniger die der einzelnen Figuren sind, sondern solche, die persönliches Leid und gesellschaftliche Kondition zu Knoten verschränken. Die zentrale Figur in diesen Filmen ist die Frau, die ihr Verlangen opfert. In Dem Himmel so fern heißt diese Frau Cathy Whitaker und wird von Julianne Moore gespielt. Man mag kaum glauben, dass Moore die Pornoqueen in „Boogie Nights“ gab, so überzeugend hat sie sich hier in die weiße Mittelschichtshausfrau der 50er Jahre verwandelt – und auch in Schauspielerinnen wie Lana Turner oder Jane Wyman, die vor 50 Jahren solche Figuren verkörperten. Man mag außerdem kaum glauben, wie sicher Haynes das Sublime des Melodrams in seinen Film treibt, wie er dessen perfekte Künstlichkeit, dessen Überschuss an Inszenierung adaptiert und zugleich so wenig braucht, um etwas zu zeigen. Ein Blickwechsel, das Muster einer Tapete oder ein Schweigen im entscheidenden Augenblick reichen.“
  • Die Zeit: „Während sich der Betrachter über Julianne Moores kühn karierte Badeanzüge und die schnittigen Hüte ihres Mannes belustigt, schaut eine ganze Epoche des amerikanischen Kinos von der Leinwand zurück, um verwundert festzustellen, dass sich seit den Fünfzigern weniger verändert hat, als die Zeichen der Mode und der Ausstattung glauben machen. Dem Himmel so fern ist eine filmische Elegie über Gefühle, die im wahrsten Sinne des Wortes nicht ins Bild passen, über Begehren und Sehnsüchte, die im Keim erstickt werden, weil es für die, die sie empfinden, keinen gemeinsamen Ort gibt.“
  • Neue Zürcher Zeitung: „Haynes gelingt es wie damals Sirk, eine verstörende emotionale Erfahrung in eine überzeitliche Fabel zu übertragen.“

Anmerkungen

  • Ursprünglich hatte das Haus der Whitakers im Kolonialstil errichtet werden sollen, doch Todd Haynes verwarf die Idee, da ihm die Architektur als zu „eingeengt“ vorkam, und verschaffte dem Haus ein moderneres Flair.
  • Patricia Clarkson, die ihre Haare für die Rolle der Elinor in Brünett färbte, trug ein bis zwei Originalstücke aus den 1950er Jahren, der Rest wurde von Kostümdesignerin Sandy Powell gestellt. Zudem trug Clarkson falsche Wimpern und Augenbrauen im Stile der Fünfziger, sowie einen Lippenstift namens Cherrie in the Snow, der tatsächlich während der 1950er existierte und heute noch von der Firma Revlon für Make-Up-Spezialisten produziert wird.
  • Julianne Moore sagte, in Anlehnung an ihre Rolle der Vorzeigehausfrau Cathy Whitaker, dass ihr das Gesicht am Ende eines Drehtages vor Lächeln immer weh getan habe.
  • Weitere ursprüngliche Namensvorschläge für den Film waren This Splendid Life (dt.: Dieses prächtige Leben), Circles In The Sun (Kreise in der Sonne), The Surface Of Things (Die Oberfläche der Dinge) und Fall From Splendor (Niedergang der Pracht).
  • Dennis Quaid gab vor Drehbeginn an, ihm sei etwas mulmig zumute, einen anderen Mann zu küssen. Tatsächlich aber spielte Quaid die Liebesszenen so aggressiv, dass Regisseur Todd Haynes einschreiten und den Dreh abbrechen musste. Haynes entgegnete, Quaid habe seinen Filmpartner wie ein wildes Tier angefallen, während eigentlich eine romantische Szene mit einem traditionellen Hollywood-Kuss vorgesehen war. Die Szene musste mehrere Male gedreht werden, bis Dennis Quaid sich entspannte.
  • Neben Douglas Sirks Werken Was der Himmel erlaubt und Solange es Menschen gibt fühlte sich Todd Haynes auch von Max Ophüls' Film Schweigegeld für Liebesbriefe (The Reckless Moment, 1949) inspiriert, in dem eine Mutter (gespielt von Joan Bennett) den toten Liebhaber ihrer Tochter verschwinden lässt und sich später mit einem Erpresser (Martin Donnelly) auseinandersetzen muss, der sich im Verlauf der Handlung in sie verliebt. Der Film basiert auf Elisabeth Sanxay Holdings Roman The Blank Wall, der 2001 ebenfalls als Independentproduktion unter dem Titel The Deep End – Trügerische Stille verfilmt wurde.

Auszeichnungen

Dem Himmel so fern war der erfolgreichste Independentfilm des Kinojahres 2002 und einer der am häufigsten ausgezeichneten Filme. Todd Haynes Drama wurde mit über 70 Filmpreisen honoriert und für dreißig weitere nomininiert. Neben Independentfilmpreisen wie dem Independent Spirit Award und dem Chlotrudis Award wurde der Film von den Kritikervereinigungen von Chicago, Seattle und New York City, sowie mit dem Golden Satellite Award als bester Film des Jahres ausgezeichnet. Ferner war der Film im Jahr 2003 für vier Oscars und Golden Globes nominiert, darunter Julianne Moore, die bei der Academy Award-Verleihung als beste Hauptdarstellerin für Dem Himmel so fern und als beste Nebendarstellerin für Stephen Daldrys The Hours die Ehre zuteil wurde eine der seltenen Doppel-Nominierungen zu erhalten. Die Rolle der 1950er Jahre Hausfrau Cathy Whitaker stellte den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere dar und sie wurde u. a. 2002 bei den Filmfestspielen von Vendig und von der National Board of Review ausgezeichnet. Nebendarsteller Dennis Quaid erhielt als homosexueller Ehemann eine Nominierung für den Golden Globe, Patricia Clarkson ebenfalls den Preis der National Board of Review. Dennis Haysberts Leistung wurde mit dem Satellite Award als bester Nebendarsteller belohnt.

Oscar 2003

Nominiert in den Kategorien

  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)
  • Bestes Original-Drehbuch
  • Beste Kamera
  • Beste Filmmusik

Golden Globe 2003

Nominiert in den Kategorien

  • Beste Hauptdarstellerin – Drama (Julianne Moore)
  • Bester Nebendarsteller (Dennis Quaid)
  • Bestes Drehbuch
  • Beste Filmmusik

Weitere

American Society of Cinematographers 2003

  • nominiert in der Kategorie beste Kamera

Black Reel Awards 2004

  • Bester Nebendarsteller (Dennis Haysbert)

Bodil 2004

  • nominiert in der Kategorie Bester amerikanischer Film

Broadcast Film Critics Association Awards 2003

  • Beste Kamera
  • 2. Platz in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)

Camerimage 2002

  • Silberner Frosch

Chicago Film Critics Association Awards 2003

  • Bester Film
  • Beste Regie
  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)
  • Bester Nebendarsteller (Dennis Quaid)
  • Beste Filmmusik
  • Beste Kamera

Nominiert in den Kategorien

  • Beste Nebendarstellerin (Patricia Clarkson)
  • Bestes Drehbuch

Chlotrudis Awards 2003

  • Bester Film
  • Beste Nebendarstellerin (Patricia Clarkson)
  • Publikumspreis – Beste Hauptdarstellerin (Julianne More)

Dallas-Forth Worth Film Critics Association Awards 2003

  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)
  • Beste Kamera

Empire Awards 2004

  • nominiert in der Kategorie Beste Darstellerin (Julianne Moore)

Europäischer Filmpreis 2002

  • nominiert für den Prix Screen International als bester internationaler Film

Florida Film Critics Circle Awards 2003

  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)
  • Beste Kamera

Golden Satellite Awards 2003

  • Bester Film – Drama
  • Beste Regie
  • Bester Nebendarsteller – Drama (Dennis Haysbert)

Nominiert in den Kategorien

  • Beste Hauptdarstellerin – Drama (Julianne Moore)
  • Bester Nebendarsteller – Drama (Dennis Quaid)
  • Bestes Original-Drehbuch
  • Beste Kamera

Independent Spirit Awards 2003

  • Bester Film
  • Beste Regie
  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)
  • Bester Nebendarsteller (Dennis Quaid)
  • Beste Kamera

Kansas City Film Critics Circle Awards 2003

  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)

London Critics Circle Film Awards 2004

  • Beste Hauptdarstellerin des Jahres (Julianne Moore)

Los Angeles Film Critics Association Awards 2002

  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)
  • Beste Filmmusik
  • Beste Kamera

National Board of Review 2002

  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)

National Society of Film Critics Awards 2003

  • Beste Nebendarstellerin (Patricia Clarkson)

New York Film Critics Circle Awards 2002

  • Bester Film
  • Beste Regie
  • Bester Nebendarsteller (Dennis Quaid)
  • Beste Nebendarstellerin (Patricia Clarkson)
  • Beste Kamera

Online Film Critics Society Awards 2003

  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)
  • Bester Nebendarsteller (Dennis Quaid)
  • Bestes Original-Drehbuch
  • Beste Ausstattung
  • Beste Filmmusik
  • Beste Kamera
  • Beste Kostüme

Nominiert in den Kategorien

  • Bester Film
  • Beste Regie

San Francisco Film Critics Circle 2002

  • Beste Regie

Sant Jordi Awards 2004

  • Beste ausländische Darstellerin (Julianne Moore)

Satellite Awards 2003

  • Bester Film – Drama
  • Beste Regie
  • Bester Nebendarsteller – Drama (Dennis Haysbert)

Nominiert in den Kategorien

  • Beste Hauptdarstellerin – Drama (Julianne Moore)
  • Bester Nebendarsteller – Drama (Dennis Quaid)
  • Bestes Original-Drehbuch
  • Beste Kamera

Screen Actors Guild Awards 2003

Nominiert in den Kategorien

  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)
  • Bester Nebendarsteller (Dennis Quaid)

Seattle Film Critics Awards 2002

  • Bester Film
  • Beste Regie
  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)
  • Bestes Original-Drehbuch
  • Beste Filmmusik
  • Beste Kamera

Southeastern Film Critics Association Awards 2002

  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)
  • Bestes Original-Drehbuch

Toronto Film Critics Association Awards 2002

  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)

Vancouver Film Critics Circle 2003

  • Beste Hauptdarstellerin (Julianne Moore)

Filmfestspiele von Venedig 2002

World Soundtrack Awards 2003

  • nominiert in der Kategorie Soundtrack-Komponist des Jahres (Elmer Bernstein)

Writers Guild of America 2003

  • nominiert in der Kategorie bestes Original-Drehbuch

Literatur

  • Haynes, Todd: Far from Heaven; Safe; Superstar, the Karen Carpenter story: three screenplays. New York: Grove Press, 2003. – ISBN 0-8021-4027-0 (engl. Ausgabe)
  • Haynes, Todd: Todd Haynes: a magnificent obsession. Durham, NC: Duke University Press, 2004. – ISBN 0-8223-6629-0 (engl. Ausgabe)

Einzelverweise

  1. epd Film Nr. 3/2003, Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, Frankfurt a.M., S. 35-36

Weblinks


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