Detailhandelskette

Detailhandelskette

Unter Einzelhandel (in der Schweiz und in den Niederlanden: Detailhandel) wird eine Form von Handelsunternehmen oder auch die Handelsaktivität verstanden, die darauf gerichtet ist, Waren an Endkunden (Endverbraucher) bzw. Endanwender zu verkaufen. Im Gegensatz dazu richtet sich der Großhandel an Wiederverkäufer und sog. Großverbraucher (Kantinen, Mensen u.ä.). Als Abgrenzungskriterium gilt nicht die verkaufte Warenmenge, sondern der jeweilige Kundenkreis.

Inhaltsverzeichnis

Erscheinungsformen

Der Einzelhandel ist äußerst vielfältig gegliedert, u.a. im Hinblick auf

  • Branchen
  • Flächenintensität bzw. Betriebsformen vor allem im Lebensmittel-Bereich
    • Automaten-Verkauf: Warenvertrieb über Automaten, die wenig Fläche (ab 1 m²) beanspruchen. Diese Vertriebsform wird häufig mit ihrer englischen Entsprechung als „Vending“ bezeichnet.
    • Shop-Zonen: Laden-Bereiche in Tankstellen, Raststätten oder anderen Orten mit Publikumsverkehr, in denen Waren dem Endverbraucher angeboten werden. Diese Zonen sind in der Regel unter 100 m² groß.
    • Lebensmittel-Bedienungsgeschäft: Auf Lebensmittel in Bedienung spezialisierter Einzelhandelsbetrieb mit weniger als 200 m² Verkaufsfläche. Zu dieser Kategorie zählt auch der altbekannte „Tante-Emma-Laden“ und der Kiosk.
    • Lebensmittel SB-Geschäft: Auf Lebensmittel in Selbstbedienung spezialisierter Einzelhandelsbetrieb mit weniger als 200 m² Verkaufsfläche. Dazu gehört auch der in den USA, Großbritannien und Japan sehr erfolgreiche Convenience Shop, von dem zukünftig auch in Deutschland eine größere Rolle erwartet wird.
    • Lebensmittel SB-Markt: Lebensmittelgeschäft mit 200 m² bis 400 m² Verkaufsfläche, das ein eingeschränktes Sortiment an Frischwaren sowie kleinere Non-Food-Sortimente in Selbstbedienung umfasst.
    • Supermarkt: Lebensmittelgeschäft in Selbstbedienung mit einer Verkaufsfläche von 400 und < 1.500 m². Neben Frischwaren bietet es umfangreichere Non-Food-Sortimente an. SB-Geschäfte und Supermärkte führen 7.000 bis 11.000 Artikel.
    • Verbrauchermarkt: Auf Selbstbedienung gründendes Einzelhandelsgeschäft mit Verkaufsflächen zwischen 1.500 m² und < 5.000 m², überwiegendem Lebensmittelangebot und einem Anteil von häufig über 25 % an Non-Food-Artikeln.
  • Sortimentsbreite
  • Sonderfall Direktvertrieb:
    • Der Direktvertrieb stellt eine Sonderform des Vertriebs an den Endverbraucher dar. Die Funktion des Einzelhandels wird dabei durch den Hersteller selber übernommen. Innerhalb des Direktvertriebs gibt es eine Vielzahl von Handelsformen, wie E-Commerce, Haustür-Vertrieb, Factory-Outlet, Ab-Hof-Verkauf für landwirtschaftliche Erzeugnisse etc.

Volkswirtschaftliche Funktion

In volkswirtschaftlicher Hinsicht ist der Einzelhandel ein Marktmittler zwischen Hersteller und Verbraucher. Man spricht somit auch vom Handel als Intermediär. Wichtig ist hierbei besonders seine Sortimentsfunktion, also die Vorauswahl, die er aus einem Gesamtangebot zu Waren einer Gattung trifft. Hierdurch erleichtert er dem Verbraucher den Marktüberblick. Die Sortimentsgestaltung richtet sich vor allem nach den (vermuteten) Bedürfnissen des angestrebten Kundenkreises.

Einzelhandelsumsatz in der Bundesrepublik Deutschland 1986–1990

  • 1986: 531,3 Mrd. DM
  • 1987: 563,1 Mrd. DM
  • 1988: 594,6 Mrd. DM
  • 1989: 623,0 Mrd. DM
  • 1990: 689,2 Mrd. DM

Trends

Gelegentlich führt der Wettbewerb zwischen Anbietern um die Gunst der Nachfrager zu einer Verdrängung nicht konkurrenzfähiger Mitbewerber (Verdrängungswettbewerb). Dadurch kann eine Konzentration auf wenige Anbieter, die eine marktbeherrschende Stellung einnehmen, eintreten (Oligopol). Ein Sonderfall des Oligopols, das Duopol, ist dank der deutschen Beteiligung an Airbus häufig in den Medien präsent. Im Extremfall kommt es auf der Anbieterseite dazu, dass nur ein Anbieter verbleibt, der somit die Preise diktieren kann (Monopol). Folge einer solchen Entwicklung ist in der Regel ein höheres Preisniveau, das den Endverbraucher belastet, den marktbeherrschenden Anbietern aber höhere Gewinne beschert. Im Einzelhandel können beispielsweise Filialunternehmen mit einzelnen Filialen Quasi-Monopolstellungen erwerben, die jedoch wegen der Konkurrenz durch andere Betriebsformen und überregional tätige Wettbewerber (Versandhandel, Online-Handel) praktisch nicht die monopolistische Preisstellung erlaubt, wie sie von der Monopoltheorie unterstellt wird.

Wettbewerbsvorteile versucht der Einzelhandel zum Beispiel durch Preissenkung bei den Waren zu erlangen, durch die Organisation einer für den Kunden sicheren, komfortablen, sauberen und störungsfreien Verkaufsstätte, durch Kreditgewährung oder durch zusätzliche Dienstleistungs- und Unterhaltungsangebote. Das moderne Handelsmanagement verfügt im Übrigen über ein reichhaltiges Instrumentarium psychotaktisch und -strategisch angelegten Handelsmarketings.

Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass die Endverbraucher einerseits „preisaggressive“ Discounter und andererseits solche Einzelhandelsbetriebe verstärkt bevorzugen, die durch Unterhaltung, Erlebnisse und besonderes Ambiente einen Zusatznutzen ermöglichen, z.B. Urban Entertainment Center. Dieser Trend wird als Polarisierung des Einzelhandels bzw. als „Verlust der Mitte“ beschrieben.

Wal-Mart zufolge legen amerikanische Agrarprodukte im Schnitt auf ihrem Weg vom Feld zum Einzelhandel 2.400 Kilometer zurück.[1]

Diese und weitere Tendenzen können problematische Auswirkungen in städtebaulicher, beschäftigungspolitischer und raumordnerischer Hinsicht haben:

a) Durch die Verlagerung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben aus den gewachsenen und geplanten Zentren in Randgebiete, die als Einzelhandelsstandorte in der Regel geringere betriebswirtschaftliche Kosten verursachen, droht eine Verödung der Zentren.

b) Durch die immer weiter voranschreitende Marktdurchdringung einzelner Branchen durch Filialbetriebe und Einzelhandelsketten mit ihrer weitgehend einheitlichen baulichen Gestaltung werden die Einkaufsstraßen der Zentren immer austauschbarer und verlieren an Individualität.

c) Die Beschäftigung in Einzelhandel ist seit Jahren stark rückläufig, da in grossflächigen Betriebstypen weniger Personal pro m² Verkaufsfläche benötigt wird. Diese Entwicklung betrifft vor allem Frauen, die im Einzelhandel im Vergleich zu anderen Branchen überdurchschnittlich beschäftigt werden. Die geschlechtsspezifische Benachteiligung von Frauen im Einzelhandel bekommt damit eine zusätzliche Dimension.

Städtebauliche und raumordnerische Steuerung in Deutschland

Seit den 1960er Jahren und verstärkt seit den 1970er Jahren gibt es in Deutschland Bemühungen im Bereich des Baurechts und des Raumordnungsrechts, die städtebaulich und raumordnerisch problematischen Auswirkungen zu unterbinden oder abzudämpfen. Die Grundzüge der rechtlichen Regelungen und Empfehlungen haben die meisten Bundesländer in so genannten Einzelhandelserlassen erläutert.

Viele Gemeinden und Regionen bemühen sich auf der Grundlage des Baurechts und des Raumordnungsrechts darum, in so genannten Einzelhandelskonzepten festzulegen, nach welchen Gesichtspunkten welche Einzelhandelsbetriebe an welchen Standorten geplant und angesiedelt werden sollen.

Die vielfältigen Bemühungen der städtebaulichen und raumordnerischen Steuerung des Einzelhandels in Deutschland sind vielerorts nicht sehr erfolgreich gewesen.

Verbände

Der deutsche Einzelhandel wird zur Zeit noch von zwei bundesweit agierenden Verbänden vertreten:

  1. HDE – Hauptverband des deutschen Einzelhandels
  2. BAG – Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels e.V.

Beide Verbände wollten im Herbst 2006 zu einem einzigen Verband mit Sitz in Berlin fusionieren.

Der österreichische Einzelhandel wird vertreten vom

  1. Verband österreichischer Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels

Literaturauswahl

  • Bruno Tietz: Die Zukunft im Handel, Deutscher Fachverlag, Frankfurt 1994
  • Lothar Müller-Hagedorn: Der Handel, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 1998
  • Jungwirth Georg: Geschäftstreue im Einzelhandel. Determinanten – Erklärungsansätze – Messkonzepte, Deutscher Universitätsverlag, 1997
  • Foscht Thomas, Jungwirth Georg, Schnedlitz Peter: Zukunftsperspektiven für das Handelsmanagement, Deutscher Fachverlag, 2000
  • Zentes, Joachim (2006): Handbuch Handel: Strategien – Perspektiven – Internationaler Wettbewerb. Gabler, Wiesbaden, ISBN 3-409-14298-3
  • Klaus Barth: Betriebswirtschaftslehre des Handels, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2007
  • Hans-Otto Schenk: Psychologie im Handel, 2. Aufl., München/Wien 2007, ISBN 978-3-486-58379-3

Siehe auch

Quellen

  1. Einkauf vor Ort, Süddeuscthe zeitung, 2. Juli 2008, S. 23

Weblinks


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