Dinarisches Gebirge

Dinarisches Gebirge

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Dinariden
Topographie und Relief der Dinariden

Topographie und Relief der Dinariden

Höchster Gipfel Maja Jezerce (2.692 m)
Lage Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Albanien, Kosovo
Dinariden (Europa)
Dinariden
Koordinaten 45° N, 17° O4516.52692Koordinaten: 45° N, 17° O
Typ Faltengebirge
Alter des Gesteins Alpidische Phase (100–50 mya)
Fläche 200.000 km²

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Das Dinarische Gebirge (auch als Dinarische Alpen oder Dinariden bezeichnet) ist ein jungalpidisches Faltengebirge in Südosteuropa auf der Balkanhalbinsel .

Das Dinarische Gebirge schließt sich an die Julischen Alpen in Nordostitalien und Slowenien an und verläuft über die Balkanhalbinsel, Süd-Kroatien, Bosnien-Herzegowina Südwest-Serbien und Montenegro bis zum Drin in Nordalbanien. Südlich an die Dinariden anschließend erstrecken sich die Albanische Alpen, sowie die Hochgebirge des Šar-Planina-Pindos-Systems.

Die Dinariden teilen sich in die abrupt und steil aufragenden Äußeren Dinariden an der ostadriatischen Küste, sowie die Hochgebirgszüge der Inneren Dinariden, die sich sukzessiv zur pannonischen Niederung abdachen. Die höchsten Gipfel sind der Maja Jezerce im Prokletije in Nordalbanien mit 2.694 m sowie der Bobotov Kuk im Durmitor in Montenegro mit 2.522 m.

Inhaltsverzeichnis

Wortherkunft

Benannt sind sie nach dem Gebirgszug Dinara im Mittelabschnitt in Südkroatien und Bosnien.

Gliederung des Dinarischen Orogens

Die Dinariden bilden das ausgedehnteste und unwegsamste Gebirge der Balkanhalbinsel. Das dinarische Orogen erstreckt sich als keilförmiger, NNW–SSO streichende, meridional zwischen 46°–42° N liegender Block von 700 km Länge und 350 km Breite im westlichen Balkan. Im Norden grenzen die Dinariden an die Ostalpen an und werden in den Albaniden und Helleniden fortgeführt.

Die konventionelle Abgrenzung gegen die Alpen wird am Adelsberger Sattel gezogen. Aus geologischer Sicht gehören aber auch noch die Julischen Alpen ins dinarische Orogen, zählen aber aus klassischer Sichtweise zu den Alpen.

Strukturgeologisch gehören diese Systeme entweder zu den inneren oder den äußeren Dinariden.

Lage und Relief

Im Nordwesten, beim Krainer Schneeberg (Notranjski Snežnik) und Gorski Kotar (Risnjak 1535 m) ist das Gebirge relativ schmal (50 km) und hat Mittelgebirgscharakter. Von Norden nach Südosten gewinnt es an Mächtigkeit der Gebirgszüge, Breite und Höhe. Die Dinariden kulminieren im Durmitor und dem „Scharnier“ der Prokletije (Dinarische Alpen), und erreichen hier ihre größte Höhen- (2694 m; ohne Julische Alpen) und Breitenerstreckung (350 km). Hier sind die Dinariden als ausgeprägte Hochgebirgslandschaft mit zahlreichen Glazialspuren dem alpinen Relieftyp verwandt.

Die dem Gebirge vorgelagerte kroatische und montenegrinische Adriaküste ist durch überflutete Flusstäler als Canali-Küste mit den zahlreichen Inseln des Dalmatinischen Archipels ausgebildet, die insbesondere in der Bucht von Kotor durch starke neotektonische Aktivität als erdbebengefährdete Zone ausgewiesen ist. Die küstenparallelen kroatischen Inseln (Krk, Brač, Hvar etc.) sind dabei Teile des Orogens und durch die postpleistozäne Ingression des Mittelmeeres vom Festland getrennt worden.

Gebirgszüge und Gebirgsgruppen der Dinariden

Das dinarische Gebirgsystem wird strukturell in drei Subsysteme geteilt:

  • die adriatischen Faltengebirgsgürtel der dalmatinischen litoralen Dinariden mit steil aufragenden wasserarmen Küstenkarstgebrigen
    Velebit, Biokovo, Orjen, Lovćen und Rumija
  • die zentralen Hochdinariden der westmontenegrinisch-bosnisch-kroatischen Hochkarstzone sowie der bosnisch-westserbischen und nordmontenegrinischen Kalk- und Schieferzone mit
    Čvrsnica, Prenj, Bioč und Volujak, Durmitor, Sinjajevina, Bjelašnica und Prokletije
  • den innerbosnischen und serbischen Kalk- und Serpentingebirge der äußeren Dinariden

Geologie und Tektonik der Dinariden

Geologie und Tektonik der Südostdinariden in Montenegro
Glaziokarstlandschaft im litoralen Orjen-Gebirge in den Südostdinariden

Geologische Großeinheiten

Die Dinariden setzten sich aus vier hauptsächlichen geologischen Einheiten zusammen, deren Alter von der Küste (außen) ins Landesinnere (innen) zunimmt. Der Hauptteil der dinarischen Geosynklinale wird aber fast ausschließlich von karbonatischen und dolomitischen Sedimenten (devonisch bis neuzeitlich) gebildet.

Die Verbreitung der Karbonate und Position zu Nicht-Karbonaten variiert als Konsequenz unterschiedlicher Sedimentationsbedingungen, wie der unterschiedlichen geologischen Evolution individueller Teile der dinarischen Geosynklinale.

Den äußersten Rand bestimmem dabei die durch die starke neotektonische Aktivität (Erdbebenzone) stark gestörten relativ weichen und flachen kreidezeitlichen Kalksteine im adriatisch-ionischen Faltengürtel. In Montenegro und im angrenzenden Albanien tritt noch die Pindus-Cukali Zone mit stark schuppigen Kalken und Flysch-Sedimenten auf. Den schmalen, stark gefalteten und wenig mächtigen äußersten Einheiten sitzt die mächtige und flächenmäßig ausgedehnte einförmige Hochkarstdecke als die morphologisch prägende Struktur der gesamten Dinariden auf.

Die Mächtigkeit der kretazischen und jurassischen Kalke beträgt hier bis über 4 km. Die Verkarstung der äußerst reinen und harten Kalke reicht bis unter das Meeresniveau hinab und ist durch eine gut ausgebildete Karsthydrologie gekennzeichnet.

Außerhalb der Hochkarstzone, im Bereich der Durmitordecke, sind Werfener Schiefer als Schichtgesteine mit Kalken vergesellschaftet, das östliche Prokletije ist sogar großteils aus Schiefern aufgebaut. Zudem finden sich noch Sand- und Eruptivgesteine, die aber selten massig entwickelt sind. Neben paläozoische Schiefern, sind triasische Kalke nur linsenförmig, zumeist in den höchsten Partien vom Kom und Zentralprokletije, verbreitet.

Entstehung der Dinariden

Plattentektonische Abläufe

Das Dinarische Gebirge entstand ebenso wie die Alpen durch die Kollision der afrikanisch-arabischen und der eurasischen Platte im Oligozän, die sich bis heute fortsetzt. Durch die paläogeografische und strukturelle Einheit mit den Helleniden werden sie zu einem Orogen, dem dinarisch-hellenidischen Orogen zusammengefasst.

Das strukturelle System der Dinariden (serbo-kroat. Dinarsko gorje, Dinaridi) ist so Teil der perimediterranen alpinen- und damit auch ein Teilstück der jungalpidischen Eurasischen Gebirgssysteme, deren Kontinuität aufgrund vom Pliozän bis ins Quartär anhaltender neotektonischer Aktivität, als Generator der heutigen geologischen Strukturen, unterbrochen ist.

Falschfarben-Satellitenbildkarte der Südostdinariden mit dem Prokletije in Montenegro und Nordalbanien

Geomorphologische Prozessabläufe

Verkarstung

Insbesondere die äußeren Dinariden sind durch seine starke Verkarstung gekennzeichnet, die in Kroatien (in den historischen Regionen Lika, und entlang der kroatischen Küstenregion), der Herzegowina in Bosnien und Montenegro besonders hervortritt. Durch die karsthydrologische Besonderheit quert daher auch nur ein Flusssystem den dinarischen Hochkarst, die Neretva. Die mächtige Hochkarstdecke der äußeren Dinariden wird aus über vier Kilometer mächtigen jurassischen und kretazischen Kalksteinen gebildet. Die damit verbundenen karstgeomorphologischen und karsthydrologischen Phänomene des Dinarischen Karstes machten das Gebirge zum klassischen Untersuchungsgebiet der Karstlandschaften und begründeten im späten 19. Jahrhundert die Entwicklung der Karstologie als wissenschaftliche Disziplin.

Im montenegrinisch-nordalbanische Raum ist das ausgeprägteste Hochgebirge der Balkanhalbinsel durch typisch alpine Formen geprägt.

Glazialprozesse
Maximale eiszeitliche Vergletscherung im Orjen

Die pleistozäne Vergletscherung war in den Dinariden in ganz Südeuropa am intensivsten. Zahlreiche Glazialseen der Hochdinariden sind neben den übersteilten Karen und Graten deren eindringlichste Zeugnisse.

Die quartäre Schneegrenze lag insbesondere in den Dinariden im Riß und Würm zirka 1000 m unterhalb der rezenten, die heute bei über 2900 m angenommen wird und damit deutlich oberhalb der höchsten Erhebung des Gebirges liegt. Alle bedeutenden Gebirgsgruppen waren während der Eiszeiten auch vergletschert gewesen.

Neben Kargletschern bildeten sich vereinzelt größere Talgletscher, die bei günstigen topographischen und klimatischen Gegebenheiten auch über 10 km Länge erreichten. Bedeutende Ausmaße hatten Gletscher der Dinariden insbesondere im Prenj, Durmitor, Prokletije und dem Orjen.

Ging Jovan Cvijic noch Anfang des 20 Jahrhunderts von einer massiven, die heutige Vergletscherung der Alpen deutlich übersteigenden Vereisung aus, zeigen neuere Untersuchungen zur Quartärgeschichte im Durmitor und Prokletije, das hier die maximalen Gletscherlängen 15 km betrugen.[1]

Eine besondere Anomalie der mediterranen Hochgebirgsvergletscherung in der Eiszeit ereignete sich aber in den südlichen Küstengebirgen der Dinariden. So fiel die Schneegrenze lagebegünstigt im Orjen im Pleistozän auf unter 1200 m und eine Fläche von bis zu 150 km² war zum glazialen Höchststand vom Eis bedeckt.[2]

Auch rezent sind in den Dinariden noch kleinere Gletscher ausgebildet, die sich in tiefen nordwest- und nordostseitigen Mulden unter mikroklimatischer Gunst auch unterhalb der klimatischen Schneegrenze bilden konnten.

So existiert im Durmitor der Debeli namet Kargletscher auf 1750 m Höhe,[3] sowie im Prokletije ein Gletscher im Tal Buni e Jezerce sowie zwei kleiener Kargletscher östlich der Maja Jezerce Spitze sowie ein Lawinenkesselgletscher oberhalb des Grbaja Tales in der Karanfil-Gebirgsgruppe.[1]

Diese kleinen Kargletscher sind nur 200-500 m lang, zeigen aber die typischen Akkumulationsformen einer Endmoräne und sind damit als aktive Gletscher von Firnflächen deutlich unterschieden.

Fluvialprozesse

Aufgrund des Niederschlagsreichtums sind die Dinariden insbesondere in den zentralen Teilen ein wasserreiches Gebirge. Die bedeutendsten Flüsse sind von Norden nach Süden: Kupa, Una, Sana, Vrbas, Bosna und Drina, die alle über die Save ins Schwarze Meer entwässern. Zur Adria fließen nur vier Flusssysteme: Krka, Cetina, Neretva und Morača. Für alle dinarischen Flüsse sind Schluchten, Klammen und Canyons prägend. Darunter sind zum Beispiel die tiefste und längste Schlucht Europas, die Tara Schlucht sowie die in einer Schluchtstrecke angelegten bekannten Plitvicer Seen.

Neben den normalen fluvialen Relieftypen sind noch Karstflüsse ausgeprägt. Diese als Ponornica bezeichneten Sickerflüsse sind durch stark schüttende Karstquellen (zum Beispiel die Buna Quelle in der Herzegowina) und karsthydrologische Versickerung in Schlucklöchern (Ponor) gekennzeichnet. Die bekanntesten Sickerflüsse sind zum einen die Reka in Slowenien, die Gacka in Kroatien, sowie die Trebišnjica in Bosnien.

Klima der Dinariden

Hochgebirgslandschat Nordalbaniens im Prokletije

Die Dinariden teilen sich klimaökologisch in zwei Varianten, den mediterran beeinflussten Küstengebirgen und den kontinental beeinflussten zentralen Ketten. Vom regionalen geographischen Aspekt (als regionaler tellurischer Wirkung) sind die Adria, und die NW-SO streichenden hohen Gebirgsketten wirksame Komponenten für die mesoskalige Luft-Zirkulation. Durch die Barriere der littoralen Dinariden als effektiver Klimascheide zwischen dem mediterranen Küstensaum und dem gemäßigt kontinentalen inländischen Bereichen, wird eine wirksame ökologische Zweiteilung geschaffen, doch ist die pluviometrische Verteilung mit mediterranen Winterregen küstenparallel noch 90–130 km weit ins Landesinnere messbar. Eine mikroklimatische Differenzierung erfolgt noch durch Beckenlandschaften und das stark gekammerte Relief. Insbesondere sind hygrische und ventilatorische Bedingungen dadurch modifiziert und winterliche Kaltluftseen bilden sich in den zahlreichen Poljen und größeren Becken.

Besondere Bedingungen herrschen wegen des direkten mediterranen Einflusses in in den südöstlichen litoralen Dinariden. Hier ist der Untertyp eines speziellen submediterran-oromediterran-perhumid-südadriatischen Variante auf einen engen litoralen Bereich vom – Velebit, Orjen, Lovćen und Rumija beschränkt. Grundsätzlich ist bei dieser Variante des (oro)mediterranen Klimas die sehr hohe jährliche Niederschlagsmenge, die zwischen 4500 bis 6500 mm/m²a liegt und damit zu den höchsten Niederschlagssummen in Europa führt (meteorologische Station Crkvice in Montenegro).

Klimadiagramm der meteorologischen Station Crkvice, dem regenreichsten Ort in Europa
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Crkvice auf 940 m Höhe
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 4,9 5,5 8,1 12,0 16,8 20,5 23,8 23,9 20,3 16,0 10,4 6,5 Ø 14,1
Min. Temperatur (°C) -3,2 -2,6 -0,3 3,4 7,3 10,1 12,4 12,2 9,6 5,7 2,0 -1,5 Ø 4,6
Niederschlag (mm) 584 474 507 386 204 134 74 142 56 499 720 642 Σ 4.422
T
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4,9
-3,2
5,5
-2,6
8,1
-0,3
12,0
3,4
16,8
7,3
20,5
10,1
23,8
12,4
23,9
12,2
20,3
9,6
16,0
5,7
10,4
2,0
6,5
-1,5
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
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584 474 507 386 204 134 74 142 56 499 720 642
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez


Quelle: Quelle: Klima von Crkvice (1960–1991)[4]

Da Niederschläge auch im Sommer nicht selten sind, bleibt die Trockenperiode, die für das mediterrane Klima charakteristisch ist, hier aus und wird von einer Halbtrockenzeit geprägt. Die mittleren Jahrestemperaturen variieren zwischen 5 bis 7 °C, und die mittleren Januartemperaturen liegen um -2 °C. Nur die höchsten Teile der küstenländischen Dinariden sind durch eine kurze Frostperiode (1 bis 3 Monate) gekennzeichnet.

Klimazonale Höhenstufen der Dinariden

Ökologisch gehören die Dinariden zur nord-mediterranen Übergangszone mit unterer mediterraner und oberer alpiner Höhenzonierung.[5]

Die Waldgrenze wird in den dinarischen, mediterranen Gebirgen im Süden von trockenresistenten Nadelbäumen gebildet; diese typischen oromediterranen Trockenwälder der Waldgrenze werden von der endemischen xero-basophilen Schlangenhaut-Kiefer, sowie der mesophilen Mazedonischen Kiefer gebildet.

Als beispielhaft der eu-mediterranen Höhenstufung der Dinariden gilt der Orjen.[6]

Höhenstufe Höhengürtel Höhenlage Beschreibung
eumediterran Tieflage 0–400 Hartlaubvegetation mit Steineiche und Ölbaum. An humiden Stellen Lorbeer-Oleander-Strauchformation.
supramediterran Mittellage 400–1100 halbimmergrüner Eichenwald mit Mazedonischer Eiche (Quercus trojana) und Orientalische Hainbuche (Carpinus orientalis). Darüber Zerreichen- und Balkaneichenwälder (Quercus frainetto). An feuchten und schattigen Lagen Kastanien-Flaumeichenwälder, sowie wärmeliebende Hopfenbuchen- und Flaumeichenwälder. Als Pionierarten wachsen Weißtanne und Baumhasel auf trockenen und sonnigen Blockhalden.
oromediterran 1100–1450 Wärmeliebender Kalkbuchenwald mit Tanne. An Felspartien trockenheitsliebende Schlangenhaut-Kiefer- und Dinarische Karst-Blockhalden-Tannenwälder zum Teil mit Krim-Pfingstrose.
altimediterran Hochlage 1450–1700 An der Waldgrenze Rotbuche, Schlangenhaut-Kiefer- und Griechischer Ahorn. Die mediterrane alpine Stufe – altimediterran – wird von trockenen Wacholderheiden sowie mit vielen endemischen Arten (zum Beispiel Iris orjenii, Viola chelmea) bestandenen Sesleria robusta-Rasengesellschaften geprägt. Auf grobblockigen Geröllen und Felsen Strauchgesellschaften mit chasmophytischen Kalkfelsspalten-Arten (zum Beispiel Bergbohnenkraut, Asplenium trichomanes, Amphoricarpos neumayerii).
kryomediterran 1700–1900 Eine echte kalt mediterrane klimazonale Stufe ist im höchsten Gebirge der dinarischen Küste nicht entwickelt. Durch hohe Winterniederschläge und stürmische Bora-Gipfelwinde entwickeln sich, unter ausgedehnten Schneelagen Schneetälchen-Gesellschaften mit griechisch-anatolischen, irano-turanischen und armeno-tibetischen Xerophyten. Zu Letzteren gehören die Halbwüsten-Schneetälchen mit vorherrschenden Zwiebelmonokotylen, die an felsige Böden, trockene Sommer und orkanartige Bora- und Scirocco Winde angepasst sind.

Biogeographie der Dinariden

Die Vegetation ist insbesondere im Velebit-Massiv und in den Südost-Dinariden in Montenegro am reichsten. Auch die submediterrane Mazedonische Eiche Quercus trojana tritt in der Niederung um den Skutarisee auf
Buchenwald in den Nordwestdinariden im Velebit

Die Vegetation großer Ökosysteme (phytogeographische Territorien oder Vegetationsgürtel) ist ökologisch, chorologisch, floristisch-entwicklungsgeschichtlich sehr einheitlich. Durch Relief und den Beziehungen, die sich aus der Lage, insbesondere zu den Meeren ergeben, erfolgt innerhalb dieser Horione eine aus den klimatischen Faktoren und den Aspekten des Naturraumes differenzierte Teilung . Die Balkanhalbinsel ist Teil des holarktischen Florenreiches. Sie ist weiter in eine mediterrane, sowie zirkumboreale Region zu ordnen. Beck-Mannagetta (1901) und Adamovic (1907) teilten die westliche sowie östliche, zentrale Balkanhalbinsel in zwei Phytohorione, illyrisch und moesisch (nach den röm. Provinzen Illyria und Moesia). Als Subhorione der mitteleuropäischen Florenregion, ist Illyrien mit basophilen, Moesien mit azidophilen Typen verbunden.

Die reich gegliederte Küste Kroatiens gehört zur adriatischen Provinz der mediterranen Florenregion.

Die Genese der balkanischen Flora vollzog sich während tertiärer, glazialer und postglazialer Phasen. Rezent sind keine alten mesozoischen Vertreter vorhanden (wie zum Beispiel in den Floren Ostasiens oder Argentiniens). Der Basisbestand insbesondere der Waldflora ist dennoch seit der Kreide bekannt (zum Beispiel Quercus, Fagus, Castanea, Alnus, Salix). Die thermophilere tertiäre Flora war an tropischen Elementen reicher als heute, wo nur eine kleine Zahl reliktischer Arten (Adiantum capillusveneris), Gattungen (Dioscorea) und Familien (Gesneraceae) überlebt hat. Außertropische tertiäre Formen sind dagegen reichlich vertreten (zum Beispiel Platanus, Aesculus, Scopolia, Sibiraea, Thelygonum, Picea omorika, Pinus peuce, Forsythia europaea, Syringa vulgaris). Durch die isolierte Stellung, die nächsten Verwandten sind zumeist in Ostasien oder dem vorderen Orient zu finden und die heterogene phytogeographische Genese, sind alle paläoendemischen Tertiärrelikte ökologisch und horologisch sehr differenzierte Vertreter unterschiedlicher Vegetations-geographischer Einheiten. Seit dem Tertiär erfolgte die Evolution der mediterranen Gebirgsflora, dies unabhängig arktoalpiner Einflüsse.

Die Grenze zwischen den florenhistorisch determinierten alpinen- und oromediterranen Systemen stimmt außerdem mit den Gebieten der stärksten pleistozänen Vereisung der Gebirge überein. Die südliche Grenze der arktoalpinen Gemeinschaften ist zugleich auch die nördliche Grenze der Hochgebirgspflanzen südlicher Herkunft.

Die vergleichsweise höhere Artenvielfalt der Dinariden zu Alpen und Pyrenäen, durch größere petrographische Heterogenität als Pyrenäen und gegen die Alpen die Einbettung zwischen Florenprovinzen macht die komplexen Dinariden zu einem auffälligen Endemitenzentrum mit hohem Artenpotential.

  • Die illyrische Provinz besitzt vier endemische Gattungen: Petteria, Halacsya, Haberlea, Jankaea. Endemiten sind: Picea omorika (Serbien, Bosnien), Pinus peuce (Gebirge zwischen 41°-43° N), Saxifraga ferdinandi-coburgii, Petteria ramentacea (Dalmatien, Herzegowina, Montenegro, Nord Albanien), Oxytropis prenja, Acer heldreichii, Forsythia europaea (Nord Albanien, Kosovo), Moltkia petrea, Wulfenia baldaccii (Montenegro, Nord Albanien), Ramonda serbica, Amphoricarpos neumayeri (Orjen), Cicerbita pancicii, Lilium jankae, Dioscorea balcanica (Montenegro, Nord Albanien).
  • Reliktarten der illyrisch-balkanischen Provinz sind: Ostrya carpinifolia, Juglans regia, Syringa vulgaris, Corylus colurna, Aesculus hippocastanum etc. Reliktische Pflanzengesellschaften finden sich zumeist in Schluchten, die der Flora als Refugium dienten: Eisernes Tor (Donau), Neretva, Drina, Tara, Cijevna, Morača, Vikos Aoos, Radika etc. sind die bekanntesten.

Bevölkerung

Die Streusiedlungen im Hochkarst nutzen kleinere Einebnungen für die Landwirtschaft. Die Hütten heißen hier Koliba.

Die Dinariden sind insgesamt spärlich besiedelt. Nur wo bessere Verkehrswege und größere Einebnungen existieren, gibt es auch kleinere Städte. Die größeren hier ansässigen Volksgruppen sind Albaner, Bosniaken, Kroaten, Montenegriner, Serben und Slowenen. Fernweidewirtschaft ist insbesondere in Montenegro und der Herzegowina, Transhumanz in den küstenländischen Gebirgen (Orjen), Almwirtschaft in Bosnien entwickelt. Der Hausbau ist in den waldreichen zentralen Dinariden zumeist aus Holz mit steilen Dachfirsten, im Hochkarst wird Kalkstein benützt.

Literatur

  • K. V. Petković: Neue Erkenntnisse über den Bau der Dinariden. Vortrag, gehalten in der Geologischen Gesellschaft, Wien 1. März 1957. In: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt 101, 1958, 1, ISSN 0016-7800, S. 1–24, online (PDF; 2,58 MB) acc. 2. August 2010.
  • Josip Ridjanović: Neue Beobachtungen über die Eiszeitwirkungen im Orjen-Gebirge (Jugoslawien). Geographisches Institut der Universität, Würzburg 1967, (Würzburger Geographische Arbeiten 20, ISSN 0510-9833).
  • Lubomir von Sawicki: Die eiszeitliche Vergletscherung des Orjen in Süddalmatien. In: Zeitschrift für Gletscherkunde 5, 1911, ZDB-ID 243658-9, S. 339–355.

Weblinks

 Commons: Dinarisches Gebirge (Dinarische Alpen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Milovan Milivojevića, Ljubomir Menkovića, Jelena Ćalić: Pleistocene glacial relief of the central part of Mt. Prokletije (Albanian Alps). In: Quaternary International. 190, Nr. 1, 1. November 2008, S. 112–122 (Quaternary Stratigraphy and Evolution of the Alpine Region and the Mediterranean area in the European and Global Framework, Webdokument, sciencedirect.com).
  2. Miroslav Marković; Geologisches Instituz (Hrsg.): Geomorphological evolution and neotectonics of Orjen. Dissertation, Belgrad 1973.
  3. Philip. D. Hughes (Hrsg.): Recent behaviour of the Debeli Namet glacier, Durmitor, Montenegro. In: Earth Surface Processes and Landforms. 32, Nr. 10, S. 1593–1602 (abstract, interscience.wiley.com).
  4. Seite des Hydrometeorologischen Instituts Montenegro
  5. Ivo Horvat, Vjekoslav Glavač, Heinz Ellenberg: Vegetation Südosteuropas. 1974
  6. Oleg S. Grebenscikov: The Vegetation of the Kotor Bay Seabord (Montenegro, Yugoslavia) and some compartive studies with the Caucasian seaboard of the Black Sea. Bjull Mskovsk. Obsc. Isp. Prir., Otd. Biol. 65, Moskau 1960, S. 99-108

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