- Aero L-60
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Aero L-60 Typ: Mehrzweckflugzeug Entwurfsland: Tschechoslowakei Hersteller: Aero Erstflug: 24. Dezember 1953 Stückzahl: 273 Die Aero L-60 „Brigadýr“ war ein leichtes Mehrzweckflugzeug aus der Tschechoslowakei. Es erschien Mitte der 1950er-Jahre und wurde in mehrere Staaten des Warschauer Pakts sowie nach Ägypten, Argentinien (als „El Langostero“), Kuba und andere exportiert.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Hauptsächlich fungierte es als Sprühflugzeug in der Land- und Forstwirtschaft. Die L-60 konnte jedoch auch als Schul-, Sanitäts-, Luftbild- und Reiseflugzeug eingesetzt werden. Vielfach fand sie auch als Schleppmaschine für Segelflugzeuge und Fallschirmspringer-Absetzflugzeug in Aeroklubs Verwendung.
Die ersten Entwürfe stammen von Ondřej Nemec und entstanden 1951, um einen Nachfolger der K-65 "Čáp", der tschechoslowakischen Ausführung der deutschen Fieseler Storch, zu entwickeln. Der Prototyp XL-60/01 (Kennung 010) flog erstmals 1953, noch ausgerüstet mit einem Argus As-10C-Motor mit 176 kW (240 PS) Startleistung. 1953 übernahm Zdenék Rublič die Entwicklungsarbeiten. Die zweite XL-60 (Kennung OK-JEA) mit dem in die Serienproduktion übernommenen M-208B-Triebwerk startete erstmals am 22. März 1955. Sie war mit einer Luftschraube V-411 sowie einem 300-kg-Behälter für Chemikalien ausgestattet und erhielt den Beinamen „Brigadýr“. Der dritte Prototyp (Kennung V-01) war eine militärische Ausführung mit einem 7,92-mm-MG 15 und Unterflügelaufhängungen für leichte Bomben.
Die L-60 war ein abgestrebter Schulterdecker in Ganzmetall-Schalenbauweise, einzig die Ruder des Leitwerks waren stoffbespannt. Die trapezförmige Tragfläche besaß Schlitzflügel und Spaltlandeklappen und war mit Streben sowohl mit dem Rumpf als auch mit dem starren Hauptfahrwerk verbunden. Im Winter konnten statt der Räder Schneekufen montiert werden.
Der Serienbau lief bis in die 1960er-Jahre und endete nach der 273. Maschine. Hauptabnehmer waren neben den oben genannten die ČSR Jugoslawien, Polen, Rumänien sowie die UdSSR. Die DDR setzte sie in der Landwirtschaft sowie bei der Gesellschaft für Sport und Technik ein. Die NVA verwendete sie nur kurzzeitig von 1960–1962.
Einsatz in der DDR
Die Wirtschaftsflugabteilung der Deutschen Lufthansa der DDR erhielt von März 1957 bis 1960 45 L-60. Sie wurden mit einem 400-kg-Chemikalienbehälter ausgestattet und für Agrarflüge eingesetzt, aber auch für Schulaufgaben (mit Doppelsteuerung), Verbindungsflüge und den Bannerschlepp. 1962 übergab die NVA nochmals 20 L-60 an den Agrarflug. 1963 wurden die Flugzeuge von der neu gegründeten Interflug-Betriebsabteilung Agrarflug übernommen. Sie blieben bis 1967 im Einsatz und wurden von da ab allmählich durch die Z-37 Čmelak ersetzt. Von den 65 im Agrarflug eingesetzten L-60 gingen 30 Maschinen durch Flugunfälle verloren.
Die NVA erhielt Anfang 1960 20 L-60 der Militärversion K-60 mit Funkkompass und KW-/UKW-Funkgeräten. Anfangs bei der Transportfliegerschule Dessau geflogen, wurden aus den K-60 zwei Staffeln des TAG-17 (Transportfliegerausbildungsgeschwader) gebildet und in Garz/Heringsdorf stationiert. Sie wurden zur Schulung und für Kurierflüge genutzt und schon 1962 an die Lufthansa abgegeben.
Die GST der DDR beschaffte sich 1960 13 L-60 und setzte sie als Absetzflugzeug für Fallschirmspringer ein. Dazu wurden den Flugzeugen die Sitze und die rechte Einstiegsluke entfernt. Sie wurden jedoch relativ schnell durch die An-2 in dieser Funktion ersetzt, weil es beim Sprung wegen des niedrig angesetzten Höhenleitwerks und eines sich vorzeitig öffnenden Schirms in den Jahren 1966 und 1968 zu zwei schweren Unfällen kam.[1] Eine weitere Aufgabe war der Segelflugschlepp.
In den Jahren 1973/74 wurden die letzten der 78 L-60 der DDR außer Dienst gestellt.
Versionen
Bezeichnung Merkmale XL-60/01, 02, 03 Zivile und militärische Prototypen mit verschiedenen Motoren (siehe Text). L-60A Militärische Serienversion, die aus dem dritten Prototypen (Erstflug: 28. Juli 1955) entwickelt wurde. Sie war mit einem beweglichen, nach hinten schießenden 7,92-mm-MG 15 und Außenlaststationen unter den Tragflächen für die Mitnahme zweier 125-kg-Bomben ausgerüstet, außerdem mit Kameraausrüstung und Scheinwerfer unter dem linken Flügel. Sie wurde von 1958–1968 in der tschechoslowakischen Armee als Kurier- und Verbindungsflugzeug unter der Bezeichnung K-60 eingesetzt. L-60B Mit einem 350- oder 400-Liter-Tank zum Versprühen von Insektiziden und Pflanzenschutzmitteln ausgestattete Landwirtschaftsversion. Es gab drei Haupt-und sieben Untervarianten mit verschiedenen Sprühgeräten. Die Passagiersitze entfielen. L-60C Ausführung für den Sportflug mit bis zu vier Mann Besatzung. Sie konnte in kürzester Zeit zum Krankentransport umgerüstet werden. Durch Aushängen der rechten Tür konnte die C als Fallschirmspringerabsetzflugzeug genutzt werden. L-60D Schleppflugzeug für bis zu zwei Segelflugzeuge. Im Hinterteil der Kabine befand sich eine Winde für das 60-Meter-Schleppseil. L-60E Version zur Krankenbeförderung mit zwei übereinander angebrachten Tragen und einem Notsitz für den medizinischen Betreuer. L-60F Militärisches Verbindungsflugzeug wie die L-60C, jedoch ohne deren Umrüstmöglichkeit zum Sanitätsflugzeug. Einige F flogen als VIP-Transporter mit komfortablerer Innenausstattung, Kabinenheizung und Nachtflugausrüstung. L-60S Version mit leistungsstärkerem Sternmotor Iwtschenko AI-14R. Ab 1960 bauten Bulgarien und Ungarn solchermaßen ihre L-60 um, später zog die ČSSR nach. L-160 / L-260 /
L-360Projektentwürfe mit anderen Motoren, teilweise veränderten Rümpfen, Kabinen, Leitwerken usw. Keines wurde realisiert, 1958 erfolgte der endgültige Abbruch. Technische Daten
Kenngröße Daten Hersteller Aero Baujahr(e) 1955–60er Länge 8,80 m Flügelspannweite 13,96 m Höhe 2,72 m Flügelfläche 24,30 m² Flächenbelastung 58,5 kg/m² Antrieb ein luftgekühlter 6-Zylinder-Boxermotor Praga Doris M-208B Startleistung 162 kW (220 PS) Höchstgeschwindigkeit 193 km/h Reisegeschwindigkeit 175 km/h Landegeschwindigkeit 75 km/h Steiggeschwindigkeit 4,4 m/s Steigzeit auf 1.000 m 4,3 min Dienstgipfelhöhe 4.500 m Reichweite 720 km Leergewicht 968 kg Startgewicht 1.420 kg Besatzung / Passagiere 1 / 2–3 Einsatzländer
- Ägypten
- Argentinien
- Bulgarien
- Ceylon
- Deutsche Demokratische Republik
- Deutschland
- Jugoslawien
- Kuba
- Österreich
- Polen
- Rumänien
- Schweiz
- UdSSR
- Syrien
- Tschechoslowakei
- Ungarn
- Vereinigte Staaten
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Luftsport in der DDR Teil 2 in Flieger Revue Extra 11, 2005, S. 13
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Lizenzbauten: C-3 | C-103 | Aero MB-200
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